ERC20 Token Standard einfach erklärt
Wer sich mit Kryptowährungen und ICOs beschäftigt, wird häufiger auf die Begriffe Token und ERC20 stoßen. Insbesondere im Zusammenhang mit Ethereum.
Doch was bedeuten diese Begriffe eigentlich genau und wofür braucht man sie? Der folgende Artikel soll Licht ins Dunkel bringen und mit eventuellen Missverständnissen aufräumen.
ERC20 & Token – Was bedeuten diese Begriffe?
Zunächst muss der Begriff Token näher erläutert werden. Ethereum basiert auf der Nutzung von Tokens, die Anwender kaufen, verkaufen oder handeln können.
Diese dürfen nicht verwechselt werden mit Ether, welches die natürliche Währung der Ethereum Blockchain ist. Token sind digitale Assets oder Dienstprogramme, die auf der Blockchain basieren.
Ihnen kann ein bestimmter Wert zugeschrieben werden. Diese Werte können ganz unterschiedlich sein, etwa Schuldscheine, Services oder sogar reale Objekte.
Damit sind sie also genau betrachtet keine Kryptowährung. Token sind Smart Contracts, die im Fall von ERC20, auf der Ethereum-Blockchain ausgeführt werden.
Der am weitesten verbreitete Token-Standard heißt ERC20. Ethereum gab 2015 erstmals technische Spezifikationen für einen Token auf ihrer Blockchain aus.
Dabei steht ERC für „Ethereum Request for Comments“. Die Zahl 20 steht für die eindeutige Identifikationsnummer, die diesem Standard einmal erteilt wurde, um ihn von anderen zu unterscheiden.
ERC20 ist also ein Standardprotokoll, der die Regeln und die Funktionsweise eines Tokens auf der Ethereum Blockchain vorgibt.
Welche Funktion hat ERC20 und wofür wird es eingesetzt?
ERC20 definiert eine Liste von Regeln für alle auf diesem Standard beruhenden Token. Dadurch können Entwickler leichter neue Token erstellen, ohne jedes Mal von vorn anfangen zu müssen.
Die vom Ethereum-Team festgelegten Regeln bieten dabei genug Freiraum, um Entwicklern die nötige Flexibilität in der Gestaltung des Tokens zu ermöglichen.
Der Token-Standard besteht aus insgesamt 6 Funktionen und 2 Ereignissen. Er wurde geschaffen, um die Interoperabilität zwischen Anwendungen, Austauschknoten und Schnittstellen zu ermöglichen.
Die Funktionen beschreiben, wie Token übertragen und wie auf tokenbezogene Daten zugegriffen werden kann. Die Ereignisse hingegen enthalten Formatierungsrichtlinien für Übertragungen und Genehmigungen.
Smart Contracts von Ethereum, einschließlich aller Token-Verträge, sind in der Programmiersprache Solidity geschrieben.
Die Vorteile des ERC20-Token-Systems im Überblick:
- Einheitliche und schnelle Transaktionen
- Effizientere Transaktionsbestätigungen
- Reduziert das Risiko des Vertragsbruchs
- Die in ERC20 implementierte Funktion hilft dem Web-Client, effizienter und schneller mit anderen Token und der Blockchain zu interagieren
Wer verwendet den ERC20? Unsere Tokenliste
Die Website Etherscan dokumentiert die Zahl der Ethereum Token, die auf dem ERC20-Standard basieren. Demzufolge gibt es aktuell insgesamt 698.714 ERC20 Token Contracts.
Einige der bekanntesten und größten Token nach Marktkapitalisierung sind:
Die Liste ist lang und wächst kontinuierlich. Der Token-Standard wurde hauptsächlich aufgrund des gestiegenen Interesses an ICOs eingeführt.
Denn der größte Vorteil liegt in der Interoperabilität mit anderen konformen Token und dezentralen Anwendungen auf Ethereum.
Dadurch können sie auf allen Plattformen gehandelt werden, die Ethereum-Standards unterstützen.
ERC20 Wallet – Die besten Lösungen
Wir können 5 Ethereum Wallets empfehlen, welche auch ERC20-Token unterstützen:
- Trust Wallet – Die App gibt es für Android und iOS
- Parity – Der Desktop Client für Mac OS, Windows und Linux
- Mist – Standard-Wallet von Ethereum
- Metamask – Sehr gute Web-Lösung für Ethereum und ERC20 Token
- Trezor – gute Hardware Wallet + MyEtherWallet
Gibt es andere ERC-Token-Standards?
Der ERC20-Standard hat auch die ein oder andere Schwachstelle. In einigen Situationen kann das System Schwierigkeiten bereiten.
Wenn etwa ein Token verwendet wird, um Ether an einen anderen Smart Contract zu senden, der inkompatibel ist, wird die Transaktion nicht abgelehnt, da die eingehende Transaktion nicht erkannt wird.
Die versendeten Ether liegen in der Schwebe und sind für den Benutzer im Grunde verloren. So gingen bis Ende 2017 Token im Wert von etwa 3,33 Millionen US-Dollar verloren.
Deswegen wurden neue Standards ausgearbeitet. Einer davon ist der ERC223 Token-Standard. Er löst das Problem, indem es inkompatible Transaktionen ablehnt.
Ein weiterer Standard ist der ERC721. Er unterscheidet sich vom ERC20, weil er nicht fungibel ist.
Das ermöglicht, Token oder Assets zu erzeugen, die einzigartig und nicht beliebig austauschbar sind. Dies ist zum Beispiel bei In-Game-Assets oder für Plattformen wie CryptoKitties, CryptoPunks oder Cryptopokemons wichtig.
Mittlerweile gibt es zudem den ERC1155 Token-Standard, der die Vorteile von ERC20 und ERC721 miteinander vereint.