Der Blockchainwelt Wochenrückblick 21. August 2022
Während die Überwachung der Kryptobranche in der EU durch eine neue Behörde steigen soll, treten Kryptowährungen nicht auf der Stelle. Ihre Entwicklung schreitet voran.
Privacy Coin Monero verbessert seine Technologie dank Hardfork v15. Tether macht Versprechen um seine Reserve wahr. Die Zeit für starke Veränderungen im Bereich der Stablecoins scheint erneut gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- EU ruft Anti-Geldwäschebehörde AMLA ins Leben, die auch für zunehmende Aufsicht der Kryptobranche verantwortlich ist
- Monero verbessert Technologie durch Hardfork v15
- Krypto-ETPs kommen zu Comdirect und Onvista
- Staatsanleihen nehmen in Tether-Reserve zu
- Krypto-Szene sucht Lösung für Stablecoin-Problem
- Kryptomarkt fällt nach langer Mäßigung teils stark
EU: Aufsicht der Kryptobranche nimmt zu
Veteranen der Krypto-Szene sind des Ausdrucks längst überdrüssig, doch die EU plant unter dem Vorwand der Geldwäschebekämpfung die Etablierung einer neuen Behörde mit dem generischen Namen „Anti-Geldwäschebehörde“, kurz AMLA.
Natürlich erklärt man auch hier wieder die Terrorismusbekämpfung zum Ziel. Staatliche Regulierung bleibt beim harten Kern der Krypto-Nutzer auch weiterhin ein rotes Tuch, doch die offiziell abgegebene Begründung für die Notwendigkeit einer solchen Behörde scheint ironisch.
Offizielle Aufgabe der AMLA ist es, von der EU erlassene Antigeldwäschegesetze generell durchzusetzen. Dazu gehören auch die berüchtigten EU-Verordnungen MiCA und TFR.
Soweit ist das Konzept zwar verständlich, doch durch die bislang fehlende Regulierung nahmen primär Krypto-Nutzer Schaden.
Bekannt sind die zahlreichen Betrugsmaschen, die von Exit Scams über Phishing bis zu Pyramidensystemen reichen. Durch MiCA könnte man mehrere Maschen eindämmen. Die EU wittert offenbar speziell bei potenzieller Geldwäsche eine Gefahr.
AMLA soll eine zusätzliche Kontrollinstanz für eine Aufgabe bilden, die bereits von den verschiedenen nationalen Behörden abgedeckt wird. In speziellen Fällen sei auch die Kryptobranche von ihrer Aufsicht betroffen. Der EU-Rat erklärt:
In seinem Standpunkt überträgt der Rat der Behörde [AMLA] zusätzliche Befugnisse zur direkten Beaufsichtigung bestimmter Arten von Kredit- und Finanzinstituten, einschließlich Anbietern von Krypto-Dienstleistungen, sofern diese als risikobehaftet gelten.
AMLA soll sicherstellen, dass die EU-weite Durchsetzung der Geldwäschegesetze nach offiziellen Vorgaben erfolgt und dabei konsistent und einheitlich abläuft.
Monero verbessert Technologie durch Hardfork v15
Die Entwicklung des Privacy Coins Monero schreitet weiter voran. Regulatoren könnten argumentieren, es handelt sich dabei um die exakte Gegenbewegung zur wachsenden Geldwäschebekämpfung.
Monero ist als Währung der Darknet Markets bekannt und dient dort hauptsächlich zum Erwerb von illegalen Drogen. Aufgrund einer stark verschlüsselten Blockchain gilt es bislang als unmöglich, die Geldflüsse innerhalb des Netzwerks nachzuvollziehen.
Damit die Privatsphäre der Monero-Nutzer geschützt bleibt, arbeiten die Entwickler an ständigen Verbesserungen. Dank Hardfork v15 gelang vor wenigen Tagen die Integration mehrerer Neuerungen.
Die Anzahl der Ringsignaturen des Protokolls wächst von elf auf 16. Im Klartext bedeutet das: Bei jeder echten Transaktion enthält die Blockchain auch 15 unechte Köder, die es für Betrachter unmöglich machen sollen, den waren Geldtransfer nachzuvollziehen.
Außerdem verringert man das Wachstum der Blockchain dank Bulletproofs+. So ist jede einzelne Transaktion fünf bis sieben Prozent kleiner als vor dem Upgrade. Auch weitere Funktionen sind nun implementiert.
Etwa View Tags, die eine schneller Synchronisierung der Wallet ermöglichen, die bei XMR wegen der starken Privatsphäre sonst ungewöhnlich lange dauert. Zusätzlich führt man Multisignatur-Adressen in die Testphase ein. So kann man eine kooperative Wallet mit mehreren Eignern führen.
Das Update v15, an dem 71 Personen arbeiteten, ist eher geringen Ausmaßes. Die nächste Aktualisierung verspricht die Umstellung auf das Protokoll Seraphis und dadurch große Veränderungen.
Monero gilt wegen seiner Vertraulichkeit bei Regulierungsbehörden oft als kritisch. Die Adoption seitens Unternehmen ist daher geringer als bei vergleichbar großen Projekten. Bei vielen Krypto-Dienstleistern ist eine Nutzung dank Swappern trotz fehlender nativer Unterstützung möglich.
Da es nicht möglich ist, die Herkunft der Gelder nachzuvollziehen, ist es leicht, Mittel aus illegalen Quellen in Form von Monero in Umlauf zu bringen.
Krypto-ETPs bei deutschen Banken Comdirect und Onvista
Die deutschen Banken Comdirect und Onvista verbreitern ihr Angebot und bringen nun auch Krypto-ETPs von Valour an die Kunden. Für Nutzer, die die stark regulierte und vertraute Umgebung der traditionellen Finanzwelt nicht verlassen wollen, besteht dadurch die Chance, an den Kursgewinnen von Kryptowährungen zu profitieren.
Für typische Krypto-Enthusiasten ist das Angebot von Valour wohl eher weniger interessant. Zu erwerben sind vorrangig überwiegend Smart Contract Plattformen wie der langjährige Ethereum-Konkurrent Cardano oder der jüngere Verkaufsschlager Solana.
Neben den angebotenen Kryptos, die alle recht stark zentralisiert sind, gibt es mit Valour Uniswap sogar eine Abbildung des Governance Token des größten DEX. Valour Uniswap bildet jedoch lediglich die Preisentwicklung des Originals ab.
Tether hält Versprechen: USDT-Reserve wird sicherer
Lange Zeit investierte Tether seine Gelder in risikoreiche Privatanleihen. Bei Nutzern konnte dieses Vorhaben nicht gut landen. Um die ohnehin stark angeschlagene Reputation am Markt zu verbessern, kündigte Tether an, die USDT-Reserve zu verbessern.
Überwiegende Investitionen in Staatsanleihen sollen diese sicherer machen. Tether erwirbt Anleihen des US-amerikanischen Staates, der mit aktuell 30,7 Billionen US-Dollar zwar stark verschuldet ist, bei der Rückzahlung von Krediten aber als verlässlich gilt.
Stablecoins: Drohen starke Veränderungen?
In der Welt der Stablecoins zeichnet sich aktuell die Chance zu starken Veränderungen ab. Am siebten Mai erlebte die Marktkapitalisierung des USDT ihren Höhepunkt mit über 83 Milliarden US-Dollar.
Seitdem büßte Tether stark ein und verlor Marktanteile hauptsächlich an USDC als Hauptkonkurrenten. Doch der USD Coin fällt nun ebenfalls in Ungnade. Grund sind US-Sanktionen gegen ETH-Mixer Tornado.Cash, über die Blockchainwelt bereits im letzten Wochenrückblick ausführlich berichtete.
USDC-Herausgeber Centre schreitet wie von US-Behörden verlangt ein und sperrt Token, die mit dem Smart Contract von Tornado.Cash in Berührung kamen. In der Kryptobranche sucht man nach einem geeigneten, zensurresistenten Ersatz.
Während verschiedene dApps zu Liquity (LUSD) wechseln, plant DAI einen generellen Verzicht auf Stablecoins und will stattdessen volatile Kryptowährungen als Werthinterlegung verwenden.
Wo steht der Kryptomarkt am 21. August 2022?
Seit Ende Juli setzte für mehrere Wochen zunehmende Entspannung am Kryptomarkt ein. Die vorherigen, starken Schwankungen stoppten größtenteils. Innerhalb der letzten Woche ging es für viele Kryptos erneut deutlich bergab.
Bitcoin fällt in sieben Tagen ganze 13 Prozent und zählt damit noch lang nicht zu den größten Verlierern. BTC hält sich aktuell bei einem Wert von rund 21.400 US-Dollar auf.
Im gleichen Zeitraum fällt Ethereum sogar um 19 Prozent. Verlierer der Woche sind Celsius (CEL) als Token des illiquiden gleichnamigen Lending-Riesen (-34 Prozent) und Lido DAO (LDO) als Token der Liquid-Staking-Plattform Lido (-32 Prozent).
Beide erlebten zuvor eine starke Rallye. Celsius war mit einem Short-Squeeze konfrontiert und LDO rückte ins Zentrum von Investitionen, da der Merge kurz bevorsteht. Weitere Verlierer schließen sich nahtlos an.
Wirkliche Gewinner gibt es unter den Top 100 der Kryptos derzeit nicht. EOS ist Spitzenreiter im 7-Tage-Trend mit einem sehr verhaltenen Wachstum von sieben Prozent.
Schuld an den Verlusten ist vermutlich die fortwährend hohe Inflation, die trotz steigender Leitzinsen weiterhin anhält. Investoren nehmen daher ihre Gelder aus risikoreichen Anlagen.