Der Blockchainwelt Wochenrückblick 9. Oktober 2022
Die EU belegt Russland mit weiteren, fragwürdigen Krypto-Sanktionen. Mastercard entwirft ein System, das den Erwerb von Kryptowährungen seitens Nutzern überwacht und eine Prominente wird in den USA im Rahmen der Betrugsmasche EthereumMax verurteilt.
Das Wichtigste in Kürze
- EU weitet Krypto-Sanktionen gegen Russland aus
- Mastercard startet Überwachungssystem Crypto Secure
- Kim Kardashian zahlt Strafe nach Betrugsvorwürfen um EthereumMax
- Kundendaten von Krypto-Lender Celsius publik
Krypto-Sanktionen gegen Russland: ein Schuss in den Wind?
Seit April untersagte die EU Personen mit Sitz in Russland ein Vermögen in Krypto, das ein Limit von 10.000 Euro übersteigt. Auf diesem Weg wollte man vermeiden, dass Russen die auferlegten Wirtschaftssanktionen mithilfe neutraler Blockchains umgehen.
Bereits damals waren diese Maßnahmen zweifelhaft, da die Regelung nur innerhalb überwachter und zentralisierter Marktplätze möglich ist. Jegliche Geschäfte zwischen selbstverwalteten Krypto-Wallets sind davon hingegen nicht betroffen.
Im achten Sanktionspaket verschärft die EU diese Regelung. Demnach ist es Russen untersagt, „Krypto-Wallets, Konten [bei Dienstleistern der Branche] und Verwahrungsdienste“ zu nutzen.
Erneut betreffen diese Verbote nur Dienste, auf denen Kunden identifiziert werden und die Kontrolle über ihre Anlagen in fremde Hand geben.
Bereits Dienstleister aus der EU, welche die Identität ihrer Kunden nicht kennen, haben keine reale Möglichkeit, die Verbote umzusetzen.
Besonders der Zugang zu Krypto-Wallets lässt sich unmöglich einschränken. Dabei handelt es sich um frei erhältliche Software, die obendrein oft quelloffen ist. Deshalb ist eine Abspaltung ohnehin stets möglich, die dann wieder Zugang gewähren könnte.
Die EU plante bereits, anonyme Wallets zu verbieten. Da jede selbstverwaltete Wallet anonym ist und derartige Restriktionen nicht umsetzbar sind, verwarf man den Plan letztlich.
Dass die neuesten Krypto-Sanktionen gegen Russland den erhofften Erfolg erzielen, ist unrealistisch. Möglicherweise werden jedoch die Anlagen einiger russischer Krypto-Investoren beschlagnahmt.
Russland und der ebenfalls sanktionierte Iran sind offen dafür, internationalen Handel mit Kryptowährungen abzuwickeln.
Mastercard startet Überwachungsdienst Crypto Secure
Unter dem Namen Crypto Secure startet der Zahlungsdienstleister Mastercard einen Überwachungsdienst, der Geschäftspartnern aus der dienen soll.
Zur Umsetzung der Idee kooperiert man mit dem eigenen Tochterunternehmen CipherTrace, das seit 2021 zum Konzern gehört.
Geht es um Blockchain-Analyse, so ist CipherTrace einer der bekanntesten Namen der Branche.
Die künstliche Intelligenz der Firma soll es Geschäftskunden ermöglichen, jeden Erwerb von Bitcoin und Co. durch den Endverbraucher auszuwerten, der mit einer Mastercard erfolgt.
Crypto Secure soll durch Herausgeber von Zahlungskarten zum Einsatz kommen. Das System verrät diesen detailliert, wo welcher Endverbraucher Krypto mit seiner Karte erwerben möchte.
Den Geschäftskunden von Mastercard ist es dann möglich, Transaktionen zu bestätigen oder abzulehnen. Maßgebend hierfür soll ein Wertungssystem sein, welches die Transaktion bewertet.
Für die Besitzer der Zahlungskarten soll der Erwerb von Kryptowährungen so sogar „leichter und sicherer“ werden. Ob man dieses Ziel wirklich erreicht, ist zweifelhaft.
Mastercard erklärt schließlich auch, das Werkzeug entworfen zu haben, um seinen eigenen Partnern den Umgang mit Gesetzen zu erleichtern und deren Einhaltung zu garantieren.
Kim Kardashian für EthereumMax-Werbung verurteilt
Für eine Betrugsmasche mit dem Namen EthereumMax (EMAX) machten im Sommer 2021 verschiedene Prominente in den USA Werbung. Dazu gehören auch Floyd Mayweather Jr. und Kim Kardashian.
Das Projekt verwendet den Namen der zweitgrößten Kryptowährung und bezahlte Personen des öffentlichen Lebens für Werbung auf sozialen Netzwerken oder öffentlichen Ereignissen und konnte so unzählige Investoren zum Einstieg verleiten.
Zwischenzeitlich erreichte das Projekt ein Handelsvolumen in dreistelliger Millionenhöhe in nur 24 Stunden.
Auf Instagram warb auch Kim Kardashian für den ERC-20 Token. Da viele Nutzer Totalverluste verzeichneten, blieben Klagen nicht aus.
Seit Januar führten die Prominenten Rechtsstreitigkeiten mit der US-Aufsichtsbehörde SEC.
Zumindest im Fall von Kim Kardashian nimmt das nun ein Ende. Sie konnte mit einem US-Gericht eine Einigung erzielen und zahlt 1,26 Millionen US-Dollar Strafe.
Endgültig abgeschlossen ist der Fall damit noch nicht. Mayweather Jr. hält sich für unschuldig und lässt sich daher weiterhin vor Gericht verteidigen.
Celsius Network: Kundendaten werden öffentlich
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens des Celsius Network kommen jüngst Informationen über unzählige Kunden des Krypto-Lenders ans Licht. Aus einem Dokument gehen Klarnamen der Nutzer sowie deren bereitgestelltes Kapital hervor.
Außerdem ist zu erkennen, wann welcher Nutzer Geld ein- und ausgezahlt hat. Für viele Nutzer des Dienstes könnten diese finanziellen Informationen im schlimmsten Fall zu einem Sicherheitsrisiko werden.
Einmal mehr wird dadurch das Problem von KYC offenkundig.
Werden massiv sensible Daten gesammelt, drohen diese früher oder später an die Öffentlichkeit zu geraten. Wohnanschrift und Porträtaufnahme der Nutzer sind in dem 14.500-seitigen Dokument nicht enthalten.
Offenkundig wird dadurch auch, dass Celsius-Gründer Mashinsky seine Kunden absichtlich täuschte. Während er in der Öffentlichkeit eine Insolvenz für ausgeschlossen hielt und Kunden beruhigte, zahlte er sich selbst sein Vermögen in Höhe von zehn Millionen US-Dollar aus.
Auch weitere Personen nutzten im Vorfeld Interna. Etwa der Celsius-Partner Lark Davis. Krypto-Börse FTX erwähnt neulich, dass eine Übernahme von Celsius möglich sei. Der Krypto-Lender lehnte einen solchen Schritt bislang ab.
Wo steht der Kryptomarkt am 9. Oktober 2022?
Unter den Top-Kryptowährungen gibt es aktuell keine nennenswerte Bewegung. Bitcoin-Kurs hält sich bei rund 19.400 US-Dollar auf, Ethereum steht bei rund 1.300 US-Dollar. Gewinner der Woche ist Aufsteiger Casper (CSPR).
Casper legt seinen Fokus auf Adoption seitens Unternehmen. Es handelt sich um eine Smart Contract Plattform mit PoS-Mechanismus.
Die Kryptowährung gewann in den letzten sieben Tagen 18,4 Prozent und erreicht so die Top 100. Ethereum Name Service (ENS) und Maker (MKR) erlebten ein ähnliches Wachstum.