Der Blockchainwelt Wochenrückblick 23. Oktober 2022
Während es in der Kryptobranche zu weiteren Verwerfungen kommt, betritt eine deutsche Neobank den Sektor. Mit Aptos startet ein Krypto-Projekt, das direkt den Sprung unter die Top Kryptowährungen schafft. Zuvor war es Teil des Facebook-Konzerns.
Das Wichtigste in Kürze
- Krypto-Bank Nuri stellt Geschäftsbetrieb ab Dezember ein
- N26 bietet Kunden künftig Bitcoin an
- Aptos (APT) startet fulminant in den Markt
- Flare Network nach langer Verspätung bald öffentlich
Nuri schließt nach tiefrotem Bärenmarkt
Viele Krypto-Unternehmen geraten 2022 in Schwierigkeiten. Die Betroffenen begründen ihre Insolvenz meist mit dem diesjährigen Bärenmarkt, der auch den Bitcoin um 72 Prozent von seinem Allzeithoch sinken ließ.
Sehr bekannte Firmen der Branche kämpfen noch immer mit Illiquidität oder wurden bereits liquidiert – darunter das Celsius Network oder der Hedgefonds Three Arrows Capital. Seit August ist bekannt, dass auch die deutsche Krypto-Bank Nuri in Mitleidenschaft geriet.
Die Insolvenz des Berliner Fintechs sollte aber kein Problem sein. Das Unternehmen reagierte mit mutigen Worten und kündigte eine sinnvolle Umstrukturierung an, um ein langfristiges Fortbestehen garantieren zu können.
Zuletzt macht Nuri aber öffentlich, dass diese Pläne ein ferner Traum bleiben. Ab dem 18. Dezember wird das Unternehmen seine Pforten endgültig schließen und den Betrieb einstellen. Zum Überleben hätte es einen Investor gebraucht, den man letztlich nicht finden konnte.
Dieser hätte laut Geschäftsführerin Kristina Walcker-Mayer ganze zehn Millionen Euro in das Unternehmen pumpen müssen, um einen Wandel in die Profitabilität zu vollziehen. In einer Pressemitteilung erklärt man den wirtschaftlichen Verfall ebenfalls mit dem Bärenmarkt.
Bis 2021 war Nuri unter dem Namen Bitwala bekannt. Kunden konnten ein Konto eröffnen, welches der Betrieb in Kooperation mit der Solaris Bank bereitstellte.
Von dort aus konnten Nutzer ihre Fiatwährungen verwalten, Bitcoin und Ethereum sowie klassische Finanzanlagen erwerben.
Außerdem war es möglich, Krypto bei dem Partner Celsius anzulegen. Nutzer, die dieses Angebot nutzten, müssen ihre Ansprüche dem US-Unternehmen gegenüber geltend machen.
Nuri bittet darum, verbleibende Gelder schnellstmöglich auszuzahlen.
N26 stellt Kryptowährungen bereit
Während sich das 2015 gegründete Nuri vom Markt verabschiedet, betritt ein neues Berliner Unternehmen den Kryptomarkt. Die 2013 gegründete Neobank N26 will sich künftig als Krypto-Börse betätigen.
Dafür geht das Unternehmen eine Partnerschaft mit der österreichischen Krypto-Handelsplattform Bitpanda ein. Demnach will man Kunden den Handel mit Bitcoin ermöglichen.
Zunächst wird die neue Funktion für österreichische Nutzer ausgerollt, denn als Unternehmen mit Sitz in Österreich verfügt Bitpanda dort bereits über die nötigen Lizenzen.
Nachfolgend will man das gleiche Angebot jedoch auch für Nutzer aus den verschiedensten weiteren Ländern bereitstellen.
Für Krypto-Enthusiasten ist N26s Krypto-Schnittstelle eher nicht das treffende Angebot. Laut offiziellen Angaben will die Neobank eben keine Auszahlungen von Kryptowährungen zulassen.
Entsprechend handelt es sich um eine abgeschlossene Handelsplattform, die es lediglich erlaubt, Bitcoin gegen Fiatwährungen hin und her zu tauschen.
Eine Nutzung des digitalen Zahlungsmittels ist also nicht wirklich möglich. Stattdessen bleibt nur eine Funktion als Geldanlage. N26 plant bisher auch nicht, Auszahlungen überhaupt eines Tages einzuführen.
Was zunächst wie eine halbgare Idee klingt, könnte für viele Menschen dennoch ein wertvoller erster Kontakt sein.
N26 stellt seine Dienste mehr als acht Millionen Kunden bereit. Ein großer Teil davon hat womöglich noch keine Erfahrungen mit den digitalen Anlagen gemacht.
Tatsächlich ist das Angebot jedoch auf Kundenmeinungen zurückzuführen. 40 Prozent der N26-Nutzer gaben in einer Umfrage an, mit Kryptowährungen zu handeln oder Interesse an der Option zu haben.
N26 ist spät dran. Der britische Konkurrent Revolut etablierte das Angebot von Kryptowährungen bereits vor wenigen Jahren. Anfangs waren Auszahlungen auch hier nicht möglich. Erst seit 2021 schaltete man die Option allmählich für sämtliche Kunden frei.
Ehemaliges Facebook-Projekt Aptos (APT) startet
Unter dem Namen Diem – zuvor Libra – plante der damalige Facebook-Konzern (nun Meta) ein Riesenprojekt.
Die Kryptowährung sollte auf einigen der größten Seiten im Internet Verwendung finden. Neben Facebook planten Firmen wie Uber, eBay, PayPal oder Visa die Adoption der Währung.
Eigentlich sollte das Projekt in der Schweiz registriert werden und durch verschiedene Fiatwährungen gedeckt sein. Schließlich wandelte man diese Idee ab und wollte Diem in einen US-Dollar-Stablecoin verwandeln.
Während die Schweizer Behörden kurz vor einer Zulassung standen, lehnten die US-Behörden die Veröffentlichung von Diem strikt ab.
Der US-amerikanische Staat sah sich durch die Marktmacht der teilnehmenden Unternehmen und die Ausgabe der Währung durch Facebook gefährdet. Der geplante Start 2021 platzte und Diem war tot.
Die Entwickler hinter Diem gaben ihr Projekt jedoch nicht auf. 2021 gründeten sie das Unternehmen Aptos Labs und entwickelten Diem unter dem Namen Aptos weiter, wie Blockchainwelt bereits im Februar berichtet.
Es handelt sich dabei um eine Smart Contract Plattform. Hohe technische Standards sollen eine Massenadoption ermöglichen.
Aptos ist ein neues, unabhängiges Projekt zur Erfüllung unserer Vision, die sicherste und produktionsfähigste Blockchain der Welt zu liefern.
Heißt es in der offiziellen Darstellung. Zunächst klingt das nicht nach einer sonderbaren Neuheit. Der Markt ist von ähnlichen Projekten bereits geflutet. Großes Vertrauen in das Entwicklerstudio besteht trotzdem.
Aptos (APT) startet am 19. Oktober und belegt mit einer Marktkapitalisierung von 1,7 Milliarden US-Dollar bereits den 42. Rang der Kryptos.
So lautet die Kritik der Aptos-Gegner
Aptos wird ganz offensichtlich von vielen Investoren begrüßt. Dennoch ist das Projekt weit davon entfernt, unumstritten zu sein.
Entwickler Paul Fidika engagierte sich als Programmierer und verließ Aptos, da es an Dezentralisierung mangele.
So seien die Validatoren des Netzwerks etwa handverlesen. Auch sonst kamen negative Aspekte zum Vorschein.
Aptos verzichtete zur Veröffentlichung auf die Bekanntgabe der Token-Ökonomie und rief deshalb starke Zweifel in der Szene hervor.
Nachdem das Unternehmen die Tokenomics nachgereicht hatte, bewahrheiteten sich die Befürchtungen der Kritiker.
Die Versorgung der Kryptowährung ist recht stark zentralisiert. 33,48 Prozent der Maximalversorgung gehen an Entwickler und Kapitalgeber, zu denen Krypto-Börsen wie Binance, Coinbase und FTX gehören.
Ein Verschluss-Mechanismus sorgt dafür, dass Entwickler und institutionelle Investoren ihren vollständigen Anteil bereits nach vier Jahren erhalten, private Investoren hingegen erst nach zehn Jahren.
Zudem versprach Aptos einen Durchsatz von 100.000 Transaktionen pro Sekunde. Bisher liegt dieser allerdings nur bei mickrigen fünf TPS. Laut Entwickler Mo Shaikh werde der Wert durch zunehmende Nutzung steigen.
Flare Network (FLR) startet mit anderthalb Jahren Verspätung
Unter dem Namen Flare Network (FLR) startet ein neues Projekt, welches Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains herstellen soll. Vor allem die Idee, Smart Contracts auf nativ inkompatible Netzwerke zu bringen, klingt sehr interessant.
Schon im Frühjahr 2021 sollte Flare starten, doch das Projekt verspätet sich. Vom 24. Oktober bis zum 4. November soll der Start nun endlich gelingen. Seit 14. Juli läuft das Mainnet bereits in privater Obhut.
Parallel zur Veröffentlichung erfolgt ein Airdrop, der sämtlichen XRP-Haltern zugutekommt, die am 12. Dezember 2020 um null Uhr koordinierter Weltzeit Token ihr Eigen nannten.
Der Airdrop erfolgt sukzessive über 25 bis 34 Monate und umfasst 15 Prozent der Maximalversorgung des FLR.
Wo steht der Kryptomarkt am 23. Oktober 2022?
Die meisten großen Kryptowährungen verzeichnen keine nennenswerten Bewegungen. Euphorie für den Huobi Token (HT) besteht immer noch.
Warum das so ist, erklärten wir bereits letzte Woche in unserem Blockchainwelt Wochenrückblick vom 16. Oktober. Aptos kann seit seinem Start außerdem um rund 18 Prozent zulegen.