Der Blockchainwelt Wochenrückblick 24. April 2022
In der vorletzten Aprilwoche sind die Ereignisse der Krypto-Szene durchwachsen. Vor allem eine Entwicklung in Deutschland macht langfristige Hoffnung auf eine zunehmende Bedeutung von Kryptowährungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Commerzbank beantragt Krypto-Lizenz bei der BaFin – Vorhaben könnte deutsche Kryptobranche durch Nachahmer nachhaltig stärken
- DeFi-Protokoll Beanstalk verliert 181 Mio. US-Dollar durch Fehler in der Verwaltung, welche ein Angreifer ausnutzte
- Lugano will zur europ. Krypto-Hauptstadt werden und investiert mit Hilfe von Tether
- Bitcoin zeigt kaum Kursbewegungen, mehrere Top-100 Altcoins explodieren
Commerzbank beantragt Krypto-Lizenzen
Die Commerzbank gehört zu den größten deutschen Banken und möchte sich das Geschäft mit digitalen Wertanlagen nicht länger entgehen lassen. Deshalb stellt das Finanzinstitut nun einen Antrag an die Finanzbehörde BaFin.
Ziel des Antrags ist die Ausstellung einer Kryptoverwahrlizenz und augenscheinlich eine Erlaubnis zum Handel mit Kryptowährungen. Zwar sagt ein Sprecher, dass man die Befugnisse für Geschäfte mit institutionellen Anlegern benötige, jedoch könnte sich das künftig ändern.
Es besteht daher durchaus die Hoffnung, dass sich das Bankenhaus zu den anderen Krypto-Börsen in Deutschland gesellt. Mit 8,3 Millionen Kunden könnte ein solcher Schritt zu weitreichender Popularisierung von Kryptowährungen im Land beitragen.
Eine Kryptoverwahrlizenz berechtigt ein Unternehmen zur Verwahrung von Kryptowährungen. Laut Gesetz dürfen institutionelle Investoren ihre Kryptos oft nicht selbst verwahren.
Diese Maßnahme soll einem gesteigerten Schutz der einzelnen Teilhaber dienen. Verantwortlichen eines Investmentfonds oder ähnlichen Firmen ist es dann nicht möglich, mit den Geldern ihrer Anleger einfach zu verschwinden.
Die Commerzbank steht mit ihrem neu gewonnenen Interesse an Kryptowährungen nicht allein da. Sogar die Deutsche Bank äußert sich positiv über die digitalen Wertanlagen und stellt eine Involvierung in Aussicht.
International nimmt die Krypto-Adoption durch Banken gerade rasant zu. Eine größere Integration durch Banken könnte hierzulande dazu führen, dass die Massenadoption von Bitcoin und Co wächst und Deutschland seinen Titel als kryptofreundlichstes Land der Erde zurecht trägt.
Zwar nimmt Deutschland schon heute eine wichtige Rolle im technologischen Bereich der Branche ein, die tatsächliche Anwendung von Kryptowährungen ist aber überaus verkümmert.
Beanstalk Money verliert 181 Mio. US-Dollar durch Exploit
Die Plattform Beanstalk Money verliert umgerechnet 181 Millionen US-Dollar in Form ihres Ethereum-Token, nachdem eine unbekannte Person eine Schwachstelle im Verwaltungssystem des DeFi-Protokolls ausgenutzt hatte.
Der Unbekannte lieh Geld von den Plattformen Aave, SushiSwap und UniSwap. Diese Kredite wandelte er dann in Beanstalks eigenen Stablecoin BEAN um, der darüber hinaus auch als Governance Token dient.
So konnte er ganz allein eine Stimmenmehrheit erreichen und bestätigte einen Veränderungsvorschlag, den er zuvor selbst erschaffen hatte. Sein Vorschlag beinhaltete die Versendung jeglicher Liquidität, die hinter Beanstalk lag, an seine eigene Wallet Adresse.
Beanstalk verlor auf diese Weise ganze 181 Millionen US-Dollar. Der Angreifer erbeutete jedoch nur 76 Millionen US-Dollar, da Beanstalk im Moment des Angriffs jegliche Dienste abschaltete und Token, die sich noch im Smart Contract befanden, verbrannte.
Ein Blick auf den Discord Server des Dienstes beweist, dass Nutzer bereits im Vorfeld darauf aufmerksam machten, dass genau diese Art der Schwachstelle ausgenutzt werden könnte. Beanstalk sah eine Gefahr nicht als gegeben.
Beanstalk machte dem unbekannten Angreifer unterdessen das Angebot, er dürfe zehn Prozent seiner Beute behalten, sofern er 90 Prozent zurücksende. Neben seinen eigenen Adressen finanzierte er auch eine ukrainische Organisation, die im Rahmen des Krieges mit Russland um Spenden bat.
Die Ukrainer meldeten zuweilen, dass sie die gestohlenen Gelder wieder an Beanstalk geben werden. Blitzkredite können einen Nutzer in Windeseile mit einer enormen Menge an Geld ausstatten.
In diesem Fall lieh der Unbekannte Token im Wert von über einer Milliarde US-Dollar.
Angreifer versuchen, diese Möglichkeit zum Diebstahl weiterer Gelder zu verwenden. Die Sicherheit eines Protokolls gegenüber eines sogenannten Flash Loan Attack ist daher überaus wichtig.
Da der Angreifer keinen Fehler im System von Beanstalk hervorrief, sondern lediglich die Funktionen des Protokolls nutzte, um an das Geld zu gelangen, handelt es sich faktisch nicht um einen Hackerangriff, sondern um einen Exploit – die Nutzung einer Schwachstelle.
Lugano will zur europäischen Krypto-Hauptstadt aufsteigen
In Mitteleuropa tun sich zwei Schweizer Städte bereits als Krypto-Zentren hervor. Einerseits ist das Zug – eine Stadt in der Mitte der Schweiz, südlich von Zürich. Dort lassen sich allerlei Krypto-Unternehmen nieder. Grund dafür sind steuerliche und administrative Vorteile.
Unter den ansässigen Firmen finden sich bekannte Namen wie die Cardano Stiftung, die Ethereum Stiftung oder ShapeShift – eine DAO, die einen bekannten Swapper betreibt. In der Kryptobranche ist Zug auch unter seinem Spitznamen Crypto Valley (Krypto-Tal) bekannt.
Während Zug den Plan verfolgt, zum wichtigen Industriestandort aufzusteigen, möchte Lugano zu einer vollumfänglichen Krypto-Hauptstadt werden. Dazu gehört primär die Verwendung von Kryptowährungen.
Die Kleinstadt im italienischen Süden des Landes weitet daher Anreize für die Anwohner aus und bietet bei der Nutzung von Kryptowährungen Vergünstigungen. Außerdem lassen sich sämtliche Zahlungen an die Verwaltungsbehörden mit Kryptos begleichen.
Maßnahmen dieser Art sind immer noch äußerst selten. Neben Vorreiter El Salvador konnte man zuletzt ähnliche Entwicklungen auf den weit abgelegenen Inseln Madeira und Roatán beobachten.
Um das Projekt zu verwirklichen, geht Lugano sogar eine Partnerschaft mit dem umstrittenen Unternehmen Tether ein und führt mit ihnen den Plan B aus, der Kryptowährungen in Lugano allgegenwärtig machen soll. Tether stellt für das Projekt ganze 106 Millionen US-Dollar zur Verfügung.
Wo stehen Bitcoin und der Kryptomarkt?
Am 22. April fiel der Bitcoin erneut unter die 40.000 US-Dollar Marke. Viele Investoren hoffen, dass sich dort ein fester Widerstand bildet. Eine Bewegung unterhalb von 40.000 US-Dollar wird daher als besonders negatives Zeichen interpretiert. Aktuell liegt BTC mit ~39.800 US-Dollar knapp darunter, nachdem er am 21. April noch über 42.000 US-Dollar wert war.
Diese Bewegung markiert lediglich einen Wertverlust von ungefähr fünf Prozent. Als besonders kritisch lässt sie sich daher nicht sehen. Generell ist der Kurs des Bitcoin aktuell leicht negativ. Ein Großteil des Kryptomarktes schließt sich dieser Tendenz an.
Einzelne Kryptowährungen verzeichneten in der vergangenen Woche wieder starke Gewinne. Dazu gehören ApeCoin (+41 Prozent) und – genau wie letzte Woche – STEPN (+26 Prozent).
Tron legte einen Kurssprung von fast 20 Prozent hin, nachdem Gründer Justin Sun am 21. April erklärt hatte, dass die Blockchain mit USDD noch Anfang Mai einen nativen algorithmischen Stablecoin erhält.
Kava legte um 21,5 Prozent zu. Das Netzwerk ist mit Ethereum und Cosmos interoperabel.