Der Blockchainwelt Wochenrückblick 22. Mai 2022
Während der letzte Wochenrückblick noch vom Zusammenbruch des Terra-Ökosystems überschattete wurde, teilt Bitcoin-Avantgardist El Salvador in dieser Woche eine unerwartet positive Nachricht. Portugal legt einen neuen Kurs bei der Versteuerung von Kryptowährungen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Terra kann sich nach dem Crash nicht erholen
- eine Spaltung des Netzwerks soll Abhilfe schaffen
- die Abstimmung zur Spaltung läuft und gelingt vermutlich
- El Salvador veranstaltet eine Konferenz und wirbt bei 44 Staaten für den Bitcoin
- Portugal will wieder umfängliche Steuern auf Kryptowährungen erheben
Terra: Wie geht es nach dem Crash weiter?
Das Terra-Ökosystem konnte sich vom Zusammenbruch noch kein Stück erholen. Der TerraUSD (UST) wird für einen Wert von lediglich sechs Dollarcent gehandelt und das bereits zwei Wochen, nachdem das Debakel um die DeFi-Blockchain seinen Anfang genommen hatte.
LUNA konnte sich als Währung der Blockchain zwar deutlich von seinem neu aufgestellten Allzeittief entfernen, ist aber von der einstigen Popularität immer noch weit entfernt. Die große Nutzergemeinschaft hat das Projekt jedoch noch nicht vergessen.
Das belegt die Trend-Kategorie auf CoinMarketCap. Seit dem Zusammenbruch ist LUNA bisher jeden einzelnen Tag im Trend geblieben. Durch den Crash wuchs die Umlaufversorgung des Coins extrem, sodass eine Annäherung an altbekannte Preise nicht absehbar ist.
Terra plant Coin Burn
Um die inflationäre Versorgung wieder in einen normalen Rahmen zu bewegen, plante die Gemeinschaft hinter Terra die Verknappung von LUNA. Im Gemeinschaftsfonds befindliche UST wollte man verbrennen.
Durch einen Fehler bei der Ausführung, der durch einen falschen Programmcode verursacht wurde, scheiterte der Antrag auf den Coin Burn, obwohl dieser vorher erfolgreich die nötigen Stimmen einsammelte.
Ein neuer Vorschlag, Proposal 1747, soll nun zur Verbrennung von den besagten UST führen. Über eine Milliarde Token würden bei Erfolg vernichtet. Terra-Mitgründer Do Kwon unterstützt die Idee der Gemeinschaft, in privater Hand befindliche Token ins Nirwana zu senden.
Daten der Blockchain beweisen, dass fleißig LUNA an die Burn-Adresse gesendet werden. Bisher verbrannte man auf diesem Weg über 138 Millionen LUNA.
terra1sk06e3dyexuq4shw77y3dsv480xv42mq73anxu
There u go
— Do Kwon 🌕 (@stablekwon) May 21, 2022
Kann eine Wiedergeburt Terras glücken?
Damit sich Terra wieder von dem Crash erholen kann, schlug Do Kwon einen Wiederbelebungsplan vor. Dieser fordert die Abspaltung der bisherigen Blockchain.
Die neue Blockchain trägt den alten Namen Terra (LUNA), während die bisherige Blockchain wie bekannt fortgesetzt werden kann und dann den Namen Terra Classic (LUNC) trägt.
Die neue Version verzichtet auf die nativen algorithmischen Stablecoins und sorgt für eine neue Verteilung der LUNA. Dadurch will man dessen inflationären Zustand verbessern. Terra würde sich von den algorithmischen Stablecoins lossagen, die das Projekt überhaupt erst bekannt machten. Dem eigens initiierten Trend läuft man dann zuwider.
Der Fokus soll fortan auf der Errichtung von dApps liegen. Vorbild für den Vorgang ist Ethereum. Als 2016 ein Angriff auf den Investmentfonds The DAO gelang, befanden sich große Teile der Umlaufversorgung in der Hand eines Angreifers.
Man löste den zugrundeliegenden Fehler und führte eine Abspaltung an einem Punkt vor dem Angriff weiter, sodass der Hacker ohne Coins auf dem Mainnet hinterlassen wurde. Diese Entscheidung löste tiefgreifende Diskussionen aus. Ethereum Classic (ETC) entstand und wird bis heute weitergeführt.
Dass eine Wiederkehr von Terra durch die Hard Fork gelingt, ist zweifelhaft. Allein durch eine Spaltung und Neuverteilung der LUNA entsteht kein neuer Wert. Fraglich ist, ob das Projekt wieder das Vertrauen der Nutzer gewinnen kann.
Binance-Gründer CZ hält das für ausgeschlossen. Er beklagt sich über die Führung des Projekts. Demnach habe die LFG, welche für die Wertstabilität des TerraUSD verantwortlich ist, große Fehler gemacht, indem man Bitcoin-Reserven erst viel zu spät einsetzte. Binance selbst verlor ein Investment in Terra in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar.
Dass die Abspaltung nach dem Wunsch von Do Kwon stattfindet, ist noch nicht sicher. Weitere drei Tage lang besteht die Möglichkeit zur Abstimmung für LUNA-Staker und Validatoren. Aktuell zeichnet sich ein Erfolg des Vorschlags ab. Zuletzt stimmten einige mächtige Validatoren für eine Enthaltung.
Terraform Labs im Visier der Strafverfolgungsbehörden
Die Erfinder und Hauptentwickler von Terra organisieren sich im Unternehmen Terraform Labs (TFL). Diese Firma wird von den Terra-Gründern Do Kwon und Daniel Shin geführt. In Südkorea gerät das Unternehmen nun ins Visier der Strafverfolgungsbehörden, nachdem mehrere Investoren Strafanzeige gestellt hatten.
Behörden der Finanzaufsicht stellen derzeit Ermittlungen an. Do Kwon könnten außerdem Strafen durch fehlerhafte Steuerzahlungen in Höhe von 78 Millionen US-Dollar erreichen.
El Salvador richtet Bitcoin-Konferenz für Behörden aus
El Salvador ist das erste Land der Erde, das den Bitcoin zur offiziellen Währung erklärte. Präsident Nayib Bukele setzt sich wiederholt für eine steigende Bitcoin-Adoption ein. Befeuern will er diese offenbar auch durch eine jüngst ins Leben gerufene Konferenz.
Überraschend gab Bukele in der Nacht vom 15. Mai bekannt, dass bereits am 16. Mai eine Konferenz in El Salvador stattfinden wird, bei der ganze 44 Staaten vertreten sind. Unter den Teilnehmern sind vorwiegend Entwicklungsländer aus Afrika.
Mehrere lateinamerikanische und asiatische Staaten sind ebenfalls vertreten, jedoch kein nordamerikanisches oder europäisches Land. Anwesend waren Vertreter von 32 Zentralbanken und 12 Finanzbehörden.
Das Ereignis fand im Rahmen der Allianz für finanzielle Inklusion (AFI) statt, dauerte über mehrere Tage an und endete schließlich am Donnerstag am bekannten Bitcoin Beach.
Obwohl das Zusammentreffen offiziell nicht zum Austausch über den Bitcoin stattfand, machte der salvadorianische Präsident keinen Hehl aus seinen Intentionen. Auf Twitter teilte er wiederholt Inhalte, welche die Vertreter der Behörden im Umgang mit Bitcoin zeigten.
Central bankers looking cool…#Bitcoin makes u cool! pic.twitter.com/x8v6HCpXMb
— Nayib Bukele (@nayibbukele) May 19, 2022
Portugal ändert Kurs: Krypto-Steuern fallen doch an
Portugal wollte sich augenscheinlich über die vergangenen Jahre als Krypto-Paradies etablieren. Tatsächlich schien das Land bereits erste Früchte dieser Strategie zu ernten. Vermehrt ließen sich Krypto-Unternehmen und Enthusiasten in Portugal nieder.
Zuletzt gelang sogar ein legitimer Verkauf einer Immobilie gegen Bitcoin. Doch was so schön klingt, wurde mit einer Reihe restriktiver Maßnahmen begleitet, welche den Nutzen des Bitcoin letztlich zunichtemachen.
Seit dem 30. März dieses Jahres hat Portugal mit Fernando Medina einen neuen Finanzminister. Medina hält die aktuelle Steuerlage für „ungerecht“ und „ineffektiv“. Er möchte dafür sorgen, dass generell Steuern auf Kryptowährungen anfallen.
Wie genau die kommenden Steuern aussehen sollen, steht noch nicht fest. Bis es zur Umsetzung dieses Planes kommt, dürfte noch einige Zeit vergehen.
Einige Nutzer beklagen sich unterdessen über die Bezeichnung Portugals als Steuerparadies für Krypto-Investoren. Die bisherige Steuerfreiheit auf Kryptowährungen gilt nur, sofern der Handel mit ihnen weder Primär- noch Sekundäreinkommen ist.
Daher, so liest man vermehrt, handele es sich eher um eine Steuerfalle als um eine wirkliche Steuerfreiheit. Für professionelle Krypto-Trader bestand auch bisher eine Steuerpflicht.
Die Popularität der restriktiveren Sozialistischen Partei nahm in Portugal über die letzten Jahre zu, nachdem die Sozialdemokratische Partei zuvor die stärkste Partei gewesen war.
Wo steht der Kryptomarkt Mitte Mai 2022?
Der Kurs des Bitcoin erlebte seit dem letzten Wochenrückblick keine nennenswerten Veränderungen. Nach wie vor liegt der Bitcoin-Preis um die 30.000 US-Dollar. Wiederholt fiel der Kurs unter diesen Wert. Anfang der Woche gelang sogar kurzzeitig ein Sprung auf über 31.000 US-Dollar.
Eine merkliche Veränderung setzte beim Verhältnis zwischen Tether und dem USD Coin ein. Der Absturz des UST sorgte offenbar für die Entstehung nachhaltiger Angst, die Menschen massenhaft aus dem Ökosystem des USDT vertrieb. Viele Investoren wechselten zum Hauptkonkurrenten USDC.
Dieser steigerte dadurch seine Marktkapitalisierung und kann inzwischen direkt hinter Tether den vierten Rang der Kryptos einnehmen, nachdem er BNB überholt hatte.
Vielen Kryptos gelingen bereits große Kursgewinne. Allen voran mal wieder KNC als Token der Handelsplattform KyberSwap mit einem Plus von 60 Prozent in sieben Tagen. Die Smart Contract Plattform Zilliqa legt um 22 Prozent in einem Tag zu.
Der direkte Konkurrent Fantom wächst um mehr als 21 Prozent in sieben Tagen und dem Token KCS der Krypto-Börse KuCoin gelingt ein Plus von 23 Prozent im gleichen Zeitraum.