Ethereum Classic (ETC) – Übersicht, DAO, Hard Fork und News
Ethereum Classic (ETC) ist eine Kryptowährung, die am 17. Juni 2016 durch eine Hard Fork der Ethereum-Blockchain entstanden ist.
Der Hauptgrund für die Entstehung von Ethereum Classic besteht im Hack von „The DAO“, der ersten Dezentralen Autonomen Organisation auf Basis der Ethereum-Blockchain.
Hacker hatten es geschafft, durch eine Lücke im Programmcode, 50 Millionen US-Dollar zu stehlen. Seit diesem Ereignis koexistieren die beiden Kryptowährungen Ether
Der „The DAO“-Hack
Um zu verstehen, wie Ethereum Classic entstanden ist, ist es sinnvoll, die Architektur der ersten DAO auf Basis der Ethereum-Blockchain zu betrachten.
Im Grunde genommen bestand diese DAO aus einem Smart Contract. Ein Smart Contract ist ein digitaler Vertrag, in welchem die verhandelten, festgelegten Inhalte, bei Erfüllung der festgelegten Bedingungen, automatisch ausgeführt werden. Dieser Smart Contract diente als Venturekapitalfonds.
Ursprünglich sollte er zukünftige dApps (dezentrale Applikationen) auf Basis der Ethereum-Blockchain finanzieren.
Jeder der Teilhaber, somit auch Mitentscheider, der DAO werden wollte, könnte sich für einen bestimmten Betrag in Ether einkaufen. Zu Beginn des DAO-Token-Verkaufes wurden innerhalb von 28 Tagen 150 Millionen US-Dollar eingenommen.
Jeder der DAO-Token-Inhaber konnte ab diesem Zeitpunkt mitentscheiden, welche DApp auf Basis der Ethereum-Blockchain mitfinanziert werden sollte. Um eine Finanzierung aus „The DAO“ zu erhalten, mussten DApp-Entwickler 20 % der Stimmen aller DAO-Token-Inhaber erhalten.
Das Abstimmungssystem zur Finanzierung dezentraler Applikationen beinhaltete für diejenigen eine Hintertür, die mit den finanzierten DApps nicht einverstanden waren. Wie so oft in demokratischen Abstimmungsverfahren sind nicht immer alle Stimmberechtigten derselben Meinung.
Die Hintertür, welche bereits im Programmcode von Ethereum als „Split Function“ festgeschrieben war, erlaubte es DAO-Token-Inhabern ihre Tokens wieder abzustoßen und die für die Tokens investierten Ether wieder zurückzuerhalten oder eine eigene DAO gründen zu können.
Die „Split Function“ konnte von einem einzelnen Teilhaber, aber auch von mehreren Teilhabern gleichzeitig genutzt werden. Das machten sich die Hacker hinter der „The DAO“-Attacke zunutze.
Sie verwendeten eine rekursive Funktion, die die „Split Function“ verwendete. Normalerweise würden Teilhaber über die Nutzung der Split Function DAO-Tokens, welche sie gekauft haben, gegen die investierten Ether wieder umtauschen.
Die erstatteten Ether mussten ursprünglich 28 Tage in einer Wallet gehalten werden, bevor sie wieder aufgegeben werden konnten.
Im gleichen Zuge musste die Transaktion auf der Ethereum-Blockchain verzeichnet werden, damit eine neue DAO-Token-Summe innerhalb des Smart Contracts errechnet werden konnte.
Die rekursive Funktion nutzte die „Split Function“ derart, dass DAO-Tokens wieder in Ether getauscht wurden.
Bevor nun der gesamte Smart Contract aktualisiert werden konnte, also abschließend festgestellt werden konnte, wer wie viel Ether aus dem Smart Contract im Rücktausch gegen DAO-Tokens erhält, wurde der Programmcode sozusagen über die Rekursion „zurückgespult“.
Dann wurden weitere Umtauschanfragen gestellt. Das lief solange bis die Hacker 50 Millionen US-Dollar aus der DAO abgezogen hatten. Offensichtlich konnte die „Split Function“ derart genutzt werden, dass große Geldmengen in Ether aus dem Fonds gezogen werden konnten.
Die Hard Fork von Ethereum
Wird eine Blockchain gehackt, ist sie nicht mehr sicher. Das heißt vor allem, dass der Wert von Tokens, wie Ether, Bitcoin, NEM oder Stellar Lumens, welche gekauft werden, nicht mehr beschützt werden kann.
Im Extremfall hieße das, dass ein Bitcoin-Investor jederzeit seine Bitcoins und damit auch das investierte Geld verlieren könnte.
Ein entsprechendes Vertrauen in die Blockchain und die jeweiligen Tokens, als Werterzeugungs- und Wertaufbewahrungssystem, wäre in jedem Fall zunichtegemacht.
Genau an diesem Punkt befand sich auch Ethereum.
Nach dem Hack musste entschieden werden, was getan werden kann, um die Sicherheit der Blockchain wiederherzustellen. In einem Abstimmungsverfahren entschieden sich 90 % der Stimmberechtigten für eine Hard Fork von Ethereum. 10 % der Stimmberechtigten waren nicht damit einverstanden.
Eine Hard Fork tritt genau dann ein, wenn eine ursprüngliche Blockchain in zwei miteinander inkompatible Blockchains gespalten wird. Im Falle von Ethereum wurde die ursprüngliche Blockchain in die neue Blockchain (Ethereum) und die alte Blockchain (Ethereum Classic) gespalten.
Innerhalb des dezentralen Netzwerkes von Ethereum konnten einzelne Nodes dann selbst entscheiden, welches Update sie installieren. Die Mehrzahl der Nodes hat sich für die neue Blockchain entschieden.
Die ab Block 1.920.000 entstandene Blockchain bot DAO-Token-Inhabern einen Smart Contract, über welchen sie pro 100 DAO-Token jeweils einen Ether erhielten.
Alle restlichen Nodes entschieden sich für die alte Blockchain. Das ist der Punkt, ab dem Ethereum Classic ins Leben gerufen wurde.
Gründe, die für Ethereum Classic sprechen
Für die Entstehung von Ethereum Classic sprechen ein paar Argumente. Das erste und wichtigste Argument ist eine Art ideologisches, philosophisches Argument.
Die Verfechter von Ethereum Classic pochen auf die Unveränderbarkeit von Transaktionen innerhalb der Ethereum-Blockchain.
Dieser Grundsatz besagt in erster Linie, dass bereits getätigte Transaktionen nicht rückgängig gemacht werden können.
Prinzipiell beharren Ethereum Classic-Unterstützer auf der Position, dass das Transaktionssystem auf Basis der Ethereum-Blockchain in seiner Ursprünglichkeit bewahrt werden muss, weil sonst der Sinn des Transaktionssystem ad absurdum geführt werden würde.
Ausgehend von dem Gedanken, dass Transaktionssysteme, wie Bitcoin oder Ethereum, dafür geschaffen wurden, um menschliche Willkür auszuschließen, wäre es ein Widerspruch in sich, eine Hard Fork aufgrund eines Hacks, auch durch menschliche Willkür erzeugt, durchzuführen.
Damit wäre die Unveränderbarkeit von Transaktionen nicht mehr gegeben, weil das gesamte Transaktionssystem durch Hacks veränderbar wäre.
Eine Hard Fork innerhalb eines kryptischen, dezentralen, digitalen Transaktionssystems, was erschaffen wurde, um menschlicher Willkür und Korruption einen Riegel vorzuschieben, aufgrund eines Hacks durchzuführen, wäre eine Reaktion auf einen menschlichen, willkürlichen Akt.
Damit wäre die Unveränderbarkeit von Transaktionen, als Grundprinzip, nicht mehr gewährleistet. Das ist eine stark ideologische Grundhaltung, welche im „Crypto Decentralist Manifesto“ von den Entwicklern von Ethereum Classic ausführlicher beschrieben wird.
Ein weiterer Grund, der für Ethereum Classic spricht, ist die Erhöhung des investierten Kapitals. Ether-Inhaber erhielten nach der Hard Fork dieselbe Anzahl in Ethereum Classic, wie sie vorher in Ether besaßen.
Das heißt im Grunde, dass jeder Ether-Inhaber sein Eigenkapital vermehren konnte, ohne etwas dafür machen zu müssen.
Kurz nach der Hard Fork investierten einige große Investoren in die neu entstandene Kryptowährung Ethereum Classic.
Im Grunde bedeutet dies, dass der wirtschaftliche Vorteil, welcher aus der Hard Fork entstanden ist, auch ein Grund dafür sein könnte, weshalb sich einige Miner gegen die Hard Fork entschieden.
Gründe, die gegen Ethereum Classic sprechen
Die Ethereum Classic-Blockchain war nach der Hard Fork mit der Blockchain von Ethereum identisch. Nach der Hard Fork konnte die ETC-Blockchain jedoch nicht auf die Neuerungen der Ethereum-Blockchain zurückgreifen. Das heißt, dass die Ethereum-Roadmap nicht für ETC umgesetzt wurde.
Im Detail bedeutet dies, dass die ETC-Blockchain das Update vom Werterzeugungsmechanismus Proof-of-Work auf Proof-of-Stake nicht anwenden kann.
Auch die Einführung von zk-SNARKs, welche enorm wichtig für die Anonymität von Transaktionen sind, fand nicht statt. Ein weiterer Punkt besteht in der Masse an Nodes, die auf die neue Ethereum-Blockchain setzten.
Das bedeutet für die ETC-Blockchain ein Verlust an Netzwerkstärke. Hinzu kommt, dass die Erzeugung und der Support der ETC-Blockchain innerhalb der Ethereum-Community als Attacke auf das gesamte Ethereum-Netzwerk angesehen wurde.
Außerdem wird der neu entstandenen Kryptowährung nachgesagt, dass sich in ihr eine Menge Betrüger aufhalten.
Inwiefern letzteres zutrifft, kann nicht genau gesagt werden. Letztlich ist die neu entstandene Kryptowährung ein Produkt der Auseinandersetzung zwischen zwei Parteien.
Ethereum Classic Prognose: Zukünftige Entwicklung
Obwohl ETC von Ethereum vollständig abgeschottet und dementsprechend auf sich allein gestellt ist, planen die Entwickler von ETC, das ETCDEV Team, einige Neuerungen, um ETC konkurrenzfähig zu halten.
Im letzten Jahr entwickelte das Team, welches aus acht Entwicklern besteht, eine eigene Desktop-Wallet namens Emerald.
Weiterhin schafften es die Entwickler die Difficulty Bomb (Bitcoin Difficulty erklärt) zu pausieren.
Die Difficulty Bomb erfüllt innerhalb des Ethereum-Netzwerkes die Funktion, dass das Mining über den Proof-of-Work-Algorithmus langsam aber sicher stetig weniger Profit abwirft.
Platzt die Difficulty Bomb, kann über den Proof-of-Work-Algorithmus kein weiterer Hash-Block für die Ethereum-Blockchain erzeugt werden.
Vitalik Buterin und weitere Entwickler von Ethereum programmierten die Difficulty Bomb, um langfristig von einem Proof-of-Work-Algorithmus auf einen Proof-of-Stake-Algorithmus wechseln zu können.
Das hat den Vorteil, dass das Governance-Modell von Ethereum effizienter und kostengünstiger betrieben werden kann.
Eine weitere Entwicklung besteht in einer eigenen Ethereum Virtual Machine. Sie bildet das Herzstück der Ethereum-Blockchain und ermöglicht es Entwicklern und Nutzern in einer eigenen Programmiersprache DApps auf Basis der Blockchain zu programmieren. Den Vorteil der EVM sehen die Entwickler von ETC auch für die eigene Blockchain.
Für dieses Jahr wollen die Entwickler von ETC das Skalierungsproblem durch sogenannte Sidechains lösen. Sidechains sind im Grunde Blockchains, welche sich von der ursprünglichen Blockchain unterscheiden.
Sie können jedoch mit der ursprünglichen Blockchain von ETC derart gekoppelt werden, dass DApps und Smart Contracts auf ihnen aufgebaut werden können.
Außerdem wird es eventuell möglich werden, Transaktionen über die Sidechains durchzuführen.
Sollten zu viele Nutzer die Blockchain von ETC nutzen wollen, können die Entwickler der Kryptowährung auf Sidechains ausweichen, um die eigenen Kapazitäten zu erhöhen. ETC setzt primär auf das Internet of Things (IoT).
Für derartige DApps gibt es bereits Light Clients wie Emerald Vault, Emerald CLI und die Sputnik VM. Es zeigt sich, dass die Entwickler von ETC nicht untätig sind und eine Ethereum Classic Prognose positiv ausfällt.
Ethereum Classic: Fazit
Ethereum Classic ist eine Kryptowährung, die durch eine Hard Fork von Ethereum entstanden ist.
Die Entwickler der neu entstandenen Kryptowährung halten an dem Grundsatz der Unveränderbarkeit von Transaktionen fest, was bedeutet, dass sie die ursprüngliche Ethereum-Blockchain auf eine offene, transparente und freie weiterentwickeln wollen.
Auch wenn dieser Ansatz umstritten ist, kann es gut sein, dass ETC weiterhin Bestand haben wird.