Der Blockchainwelt Wochenrückblick 31. Juli 2022

Trotz fortwährend steigender Leitzinsen gelingt dem Kryptomarkt ein ordentliches Wachstum. Ausgerechnet Coinbase als besonders gehorsame Krypto-Börse gerät zunehmend ins Visier der Strafbehörden. Cardano verschiebt den Vasil Hard Fork erneut und gewährt Ethereum so möglicherweise mehr Spielraum.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kryptomarkt wächst trotz weiterer Erhöhung des Leitzins
  • SEC und FBI ermitteln gegen Coinbase
  • Cardano verschiebt Vasil Hard Fork auf August

Kryptomarkt wächst während der Rezession

Die USA befinden sich in einer Rezession. In zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinkt das Bruttoinlandsprodukt. Auch in Deutschland setzt bereits eine Stagnation ein. Dennoch gelingt es dem Kryptomarkt zuletzt, ordentlich zu wachsen.

Die Marktkapitalisierung des kombinierten Kryptomarktes liegt seit dem 28. Juli wieder bei über einer Billion US-Dollar. Inzwischen stieg dessen Wert sogar um weitere 100 Milliarden. Natürlich sind das keine neuen Höchstwerte. Werte, die bereits existierten, werden nun langsam zurückerobert.

Seit dem Ende des letzten Bullenmarktes im November 2021 sanken die Marktpreise von Bitcoin und Co. beträchtlich. Zwei Erhöhungen des US-Leitzins durch die Fed im Frühjahr versetzten den Kryptos kräftige Schläge und die Kurse purzelten weiter.

Seit Juni ist damit nun in zwei aufeinander folgenden Monaten Schluss. Im Juni und am 27. Juli erhöhte die Fed den Leitzins um jeweils 0,75 Prozent. Trotz der Verkündungen gelang dem Kryptomarkt jedes Mal ein Wachstum.

Am 21. Juli folgte schließlich auch die EZB und hob den Leitzins im Euroraum um 0,50 Prozent. Zuvor versprach man, eine Erhöhung höchstens um den halben Betrag vorzunehmen. Auch dieses Ereignis verursachte keinen Schaden mehr.

Der Bitcoin-Kurs wuchs zeitweise auf über 24.000 US-Dollar, liegt inzwischen aber mit 23.650 US-Dollar knapp darunter.

Bitcoin 7-Tage-Trend 31. Juli 2022
BTC-Kurs der letzten sieben Tage

Das nächste Treffen des in den USA zuständigen Fed-Komitees, FOMC, beginnt am 20. September. Auch im November und Dezember trifft man zusammen. Ob und wie sehr der Leitzins steigt, entscheidet man bei jeder Veranstaltung gesondert.

Durch die Fed-Maßnahmen gerieten US-Dollar und Euro bereits in Parität. US-Konzerne erwarten dadurch zunehmende Absatzprobleme.

SEC ermittelt gegen Coinbase

2012 eröffnet, ist Coinbase unter den Krypto-Börsen mittlerweile ein Urgestein. Über die letzten Jahre erarbeitete man sich einen Ruf als besonders gehorsam gegenüber den Behörden.

Coinbase etabliert Überwachungsmaßnahmen gerne sogar bevor sie überhaupt gesetzlich eintreten. Als erste aller Krypto-Börsen setzt Coinbase die Travel Rule um und macht dadurch seinen eigenen Nutzungskomfort zunichte, während Konkurrenten wie gewohnt weiter arbeiten.

Dennoch gerät Coinbase wiederholt in den Fokus der Ermittlungsbehörden – nun sogar wegen ganz unterschiedlicher Vorwürfe.

Weil die Krypto-Börse den Handel mit digitalen Wertanlagen anbietet, welche die US-Börsenaufsicht SEC als unregistrierte und damit illegale Wertpapiere einstuft, sieht sie sich wiederholter Anklagen ausgesetzt.

Bekannt ist der gleiche Vorwurf der SEC gegenüber Ripple. Seit nunmehr zwei Jahren dauert der diesbezügliche Rechtsstreit an.

Im Vergleich zu Mitbewerbern ist das Angebot von Coinbase sogar eher moderat. Mit aktuell 209 Coins und Token können Nutzer handeln. Zum Vergleich: Marktführer Binance listet derzeit 393 verschiedene Projekte. Spitzenreiter in puncto Angebot verfügen sogar über das doppelte bis vierfache Kontingent.

Ist Coinbase in Betrug verwickelt?

Parallel zu den Rechtsstreitigkeiten, die eigentlich nur auf fehlende juristische Klarheit hindeuten, wird Coinbase indessen auch konkretes kriminelles Verhalten vorgeworfen. Ishan Wahi, ehemaliger Produktmanager bei Coinbase, wirft das US-Justizministerium Insiderhandel in Millionenhöhe vor.

Als Verantwortlicher für die Listung von Kryptowährungen auf der Startseite von Coinbase, kauften er, sein Bruder Nikhil Wahi und sein Freund Sameer Ramani jeweils die Kryptos, welche Ishan dann einer breiten Öffentlichkeit auf der Startseite seines Arbeitgebers empfahl.

Dort bekamen die Projekte völlig neue Aufmerksamkeit und ihr Wert schoss in die Höhe. Genau in diesem Moment verkauften die Täter ihre Kryptowährungen, um zu profitieren.

Verantwortlich für die Überführung der Beschuldigten ist der Twitter-Nutzer Cobie, der zusammen mit einer unbekannten zweiten Person private Ermittlungen anstellte und auf eine Ethereum-Adresse von Ramani stieß.

Über diese wickelte Ramani den Insiderhandel ab. Cobie veröffentlichte seine Erkenntnisse im April auf Twitter. Das FBI bekam Wind von der Angelegenheit und nahm die Ermittlungen auf. Erst dann reagierte Coinbase mit internen Untersuchungen und Ishan Wahis illegale Geschäfte flogen auf.

Wahi versuchte, sich nach Indien abzusetzen, wurde während seiner Flucht jedoch von US-Behörden gestellt. Cobie wirft Coinbase vor, Wahi als Strohmann zu verwenden. Er vermutet, dass illegale Machenschaften dieser Art auf Coinbase ein prinzipielles Problem sind.

Cardano verschiebt Vasil Hard Fork

Cardano bezeichnet Vasil als eines der wichtigsten Upgrades seiner Blockchain. Durch einen Hard Fork will man etwa die Skalierbarkeit erhöhen, eine sehr konstante Blockproduktion etablieren und die Fähigkeiten der Smart Contracts deutlich ausbauen.

Blockchainwelt berichtet wiederholt über Vasil und dessen Inhalte. Im Wettrennen mit Hauptkonkurrent Ethereum um die Krone im DeFi-Sektor nimmt Vasil eine bedeutsame Rolle ein.

Eigentlich wollte man das wichtige Upgrade am 29. Juni endlich an die Öffentlichkeit bringen. Die Arbeit geriet in Verzug und man verschob es auf den Juli. Auch dieses Ziel verfehlte man. Nun plant man den Start im August. Ein genaues Datum verrät man allerdings nicht.

Ethereum plant am 19. September den Start von Ethereum 2.0. Beide Blockchains hoffen, die Branche durch baldige Upgrades an sich reißen zu können. Platzhirsch ETH verliert nach derzeitigem Stand zunehmend an Marktanteilen.

Wo steht der Kryptomarkt Ende Juli?

Neben dem Bitcoin, der seine Position um einige Prozentpunkte verbessern konnte, gibt es diese Woche mehrere große Gewinner unter den 100 Top-Kryptos. Auffälliger Sieger der letzten sieben Tage ist der Bitcoin Standard Hashrate Token mit einem Plus von 313 Prozent.

Damit gelingt dem BTCST der Einzug in die Top 100 der Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung. Jeder Token repräsentiert eine Rechenleistung von 0,1 Terahash pro Sekunde auf der Bitcoin-Blockchain. Anleger erhalten jeden Tag eine proportionale Belohnung.

Enorm zulegen konnte auch der Ethereum-Layer-2 Token Optimism (OP), mit einem Wachstum von 84 Prozent sowie Yearn.finance (YFI), mit einem Plus von 67 Prozent. Yearn.finance stellt verschiedene Möglichkeiten zum Anlegen von DeFi-Kryptos bereit. YFI dient als Governance-Token.

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Lennard ist ein überzeugter Krypto-Enthusiast. Als Freund der Selbstbestimmung begreift er Kryptowährungen als hohes Gut. Seine Begeisterung gilt vor allem den vertraulichen Kryptos.

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