Was ist Ethereum Name Service?

Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich beim Ethereum Name Service (ENS) um ein spezielles System, das auf der Ethereum-Blockchain läuft.

Wer technisch affin ist, erkennt sowohl bei der Abkürzung als auch bei der ausgeschriebenen Variante die Parallele zum etablierten Domain Name Service (DNS) Standard.

Beide Systeme verfolgen dasselbe Ziel: Von Menschen lesbare Namen beziehungsweise Worte in maschinenlesbaren Code übersetzen. Was der DNS-Standard für das uns bekannte Internet darstellt, möchte ENS für das Web3, also den Blockchainbereich, liefern.

Mit diesem Artikel möchten wir tiefer in die Materie einsteigen und fragen uns: Was ist der Ethereum Name Service? Wofür ist der ENS nützlich und lohnt sich ein Investment?

Die wichtigsten Eigenschaften von ENS Überblick
Name Ethereum Name Service
Kürzel ENS
Mcap
Rang
Gründung Mai 2017 durch Nick Johnson, Token Launch im November 2021
Gründer und führende Mitglieder Ursprünglich: Ethereum Foundation Eigenständige Organisation seit 2018. Nick Johnson – ENS Sergey Nazarov – Chainlink Dan Finlay – Metamask Taylor Monahan – MyCrypto Aron Fischer – Colony Jason Carver – Ethereum Foundation Martin Swende – Ethereum Foundation
ICO Airdrop an User, die vor dem Launch ENS-Adressen registiert hatten
Blockchain Ethereum Blockchain
Status (Entwicklung, online, etc) Seit 2018 unabhängig, Token gelauncht im November 2021, Plattform seither äußerst aktiv
Website https://docs.ens.domains/
Whitepaper https://docs.ens.domains/v/governance/

Wie funktioniert der ENS Coin?

Der ENS Coin ist der Governance-Token der Ethereum Name Service Plattform. Er wird verwendet, um das Protokoll zu steuern und unterstützt die Preisgestaltung der .eth-Adressen.

Die Besitzer der Coins können diese auch zu Abstimmungszwecken an die DAO (Dezentrale Autonome Organisation) delegieren. Insgesamt sollen 100 Millionen ENS Token in Umlauf gebracht werden.

Mit Erstellung des Artikels beläuft sich der Circulating Supply auf 20.244.862 ENS. Die Token werden wie folgt aufgeteilt:

  • DAO Community Treasury (50 %): 10 % zur Einführung, lineare Freigabe über 4 Jahre
  • Airdrop an .eth-Inhaber (25 %)
  • Mitwirkende (25 %), mit linearer Freigabe über 4 Jahre

Welches Problem adressiert ENS?

Der Ethereum Name Service (ENS) ist ein verteiltes (distributed), offenes und erweiterbares „Benennungssystem“, das auf der Ethereum-Blockchain basiert.

Dabei soll der Dienst die komplexen Adressen der Blockchain in von Menschen lesbare Worte oder Namen umwandeln können.

Genauso kompiliert das Protokoll eine auf ENS eingerichtete Adresse (Beispiel: vitalik.eth) in maschinenlesbaren Code, also in die andere Richtung.

Das Vorgehen vereinfacht insbesondere das Anstoßen und Verarbeiten von Transaktionen auf der Blockchain.

Dabei begegnet ENS einem vergleichbaren Problem wie DNS. Der Domain Name Service war revolutionär für den Fortschritt des Internets.

Denn statt einer umständlich, schwierig zu merkender Zahlenfolge wie 192.168.101, ist durch die DNS die heute allseits bekannte Nutzung der Webdomain Namen wie www.blockchainwelt.de möglich.

ENS erledigt diese Aufgabe für die Blockchain. So schafft der Service etwa die Möglichkeit, eine ETH-Adresse wie „0xd8dA6BF26964aF9D7eEd9e03E53415D37aA96045“ durch eine Blockchain-Domain wie vitalik.eth zu ersetzen.

Wie soll das Problem gelöst werden?

Einer der Ethereum Gründer, Vitalik Buterin, besitzt eine eben solche Adresse. Unter vitalik.eth ist seine eigene Blockchain-basierte Website erreichbar. Startet man die ENS-App und sucht nach dieser Seite …

… können die entsprechenden Informationen eingesehen werden, die mit der „Domain“ verbunden sind.

Unter den Records hat der Besitzer nun die Möglichkeit, etwa Wallet-Adressen zu hinterlegen. Vitalik Buterin hat derzeit nur eine ETH Adresse hinterlegt.

Möchte er nun seine ETH-Wallet-Adresse mit jemandem teilen, ist es nicht mehr notwendig, die äußerst lange Zahlen- und Buchstabenfolge zu nennen:

0xd8dA6BF26964aF9D7eEd9e03E53415D37aA96045

Stattdessen reicht es aus, den Domain-Namen weiterzugeben, also vitalik.eth! Unterstützt der entsprechende Dienst (etwa eine Börse) den ENS-Service, muss als öffentliche Adresse jetzt eben nicht die Wallet-Adresse, sondern schlicht die Domain eingegeben werden.

Auch der Ethereum Blockchain Explorer (etherscan.io) zeigt Beispiele für die Nutzung von ENS. Bei einigen Teilnehmern ist nicht die ETH-Adresse vermerkt, sondern der entsprechende ENS Namen.

Mit Klick auf den builder0x69 zeigt sich etwa dessen ENS Domain builder0x69.eth.

Potenzial und Chancen von ENS

Durch den Service liefert ENS einen äußerst entscheidenden Beitrag zur Adaption der Blockchain und ihrer Technologie. Das Web3 stellt die nächste Stufe in der Entwicklung des Internets dar.

Gleichzeitig gilt Ethereum als der „Weltcomputer“ der Zukunft. Die Schaffung dezentraler Strukturen mit verteilter Kompetenz und Mitgestaltungsfähigkeit stellt dabei den Kern des Konkurrenzangebots zu den bestehenden Big Playern (Google, Meta usw.) dar.

Um tatsächlich konkurrenzfähig werden zu können, bedarf es einer verbesserten Benutzerfreundlichkeit. Gerade der Kauf von Kryptowährungen hat sich in den vergangenen Monaten und Jahren deutlich vereinfacht.

So sind keine höheren Informatikkenntnisse mehr notwendig, um Bitcoin und Ethereum auf dem eigenen Hardware-Wallet zu verwahren.

Im nächsten Schritt müssen die dezentralen Anwendungen (DApp) userfreundlicher werden. Den Beitrag, den ENS hierzu leistet, ist maßgeblich für die Adaption von DApps und die Nutzbarmachung von Smart Contracts und Co.

Risiken und Herausforderungen von ENS

Die größte Herausforderung des Projekts liegt mit Sicherheit darin, den Datenschutz der Nutzer zu gewährleisten.

So wurde bei ENS ein erhebliches Datenschutzproblem festgestellt, da es die Guthaben und Transaktionen von Krypto-Wallets offenlegen kann.

Durch Einsicht der Open-Ledger-Aufzeichnungen ist es theoretisch möglich, Personen zu identifizieren, selbst wenn diese nicht ihren echten Namen verwenden.

Zudem musste die Plattform vor geraumer Zeit um ihre Reputation bangen. Einer der führenden Entwickler – Brantly Millegan – twitterte teils menschenunwürdige Beiträge.

Dabei kritisierte dieser massiv homosexuelle Handlungen, Masturbation und Verhütung.

Die ENS-Gemeinschaft lehnte sich gegen diese Äußerungen und war einhellig überzeugt, dass sich derartige Aussagen gegen die Werte der Web3 und dessen Kultur richte.

Es spricht für das Projekt, dass Millegan von seinem Posten als Community Steward entlassen wurde.

ENS Token-Ökonomie

Die Ökonomie der Token lässt Rückschlüsse auf den Erfolg des Coins zu. Der ENS Token ist nach oben begrenzt.

Der Coin dient in erster Linie Governance Zwecken. Dies unterstützt das Projekt und sorgt für eine dezentrale Weiterentwicklung.

Anzahl Coins
Max. Coins100.000.000 ENS
Allokation CoinsDAO Community Treasury 50% Airdrop an .eth-Inhaber 25% Mitwirkende 25%
Handelsvolumen
Marktdominanz 0,029 %
Distanz zum ATH

Warum ist der ENS Coin etwas wert?

Der Kurs des ENS Coins ist direkt verknüpft mit dem Erfolg der Ethereum Name Service Plattform.

So ist der Token sicherlich vergleichbar zu einer klassischen Aktie und könnte durch eine Regulierung sicherlich als Treasury (also als Sicherheit) eingestuft werden.

Immerhin erhalten die Coin-Besitzer das Recht, an der Weiterentwicklung des Projekts zu partizipieren. Denn sie besitzen durch das Halten ein Stimmrecht.

Steigt die Adaption der Blockchain, erhöht sich der Bedarf an benutzerfreundlichen Lösungen, wie jener der ENS.

Obwohl der Titel des Projekts eng mit Ethereum verbandelt ist, können Fortschritte zu einer Blockchain-übergreifenden Funktion den Erfolg der Idee weiter befeuern.

ENS Allokation nach Airdrop

Wie bereits beschrieben, wurde der ENS Token nicht über ein ICO (Initial Coin Offering) vertrieben.

Stattdessen erfolgte ein Airdrop an die Nutzer, die vor dem Launch eine entsprechende .eth-Adresse besaßen.

Im Kern dient der Coin als Governance-Token, was insbesondere bei der Verteilung zu sehen ist:

  • 50 % DAO
  • 25 % im Airdrop an .eth-Besitzer
  • 25 % an weitere Mitwirkende
    • 18,96 % Kernteam
    • 2,5 % ausgewählte Integrationen
    • 1,25 % zukünftig Mitwirkende
    • 1,29 % extern Mitwirkende
    • 0,58 % Launch-Berater
    • 0,25 % Keyholders
    • 0,125 % aktive Discord Nutzer
    • 0,05 % Übersetzer

Die Delegation der Hälfte der Token an die DAO (Dezentrale Autonome Organisation) spricht für sich. Die DAO ist im Blockchain-Bereich DIE Organisationsform.

Sie garantiert höchste Dezentralität und ermöglicht den Teilnehmern gleichermaßen an der (Weiter-)Entwicklung des Projekts teilzunehmen.

Technische Parameter beim Ethereum Name Service

Bevor wir uns mit der Technik an sich auseinandersetzen, lohnt sich ein Blick auf den Token des Projekts.

Dieser dient in erster Linie zum Betrieb des Ökosystems und ermöglicht über die DAO eine Teilnahme an der Weiterentwicklung des Projekts.

Ethereum Name Service läuft auf der Ethereum Blockchain, daher gelten die Ethereum Daten gleichermaßen für den ENS Coin.

Konsensus ProtokollProof of Stake (seit 2022)
Konsensus AlgorithmusGasper (Kombination aus Casper FFG POS und Ghost fork-choice rule)
Blockzeit12 Sekunden
ProgrammierspracheSolidity (ENS)
Developer GuidelinesENS auf Github Resolving Names On-chain

ENS Anwendungen

ENS bietet einige Anwendungsmöglichkeiten. Der User besitzt tatsächlich den Benutzernamen. Er kann einen Avatar und andere Profildaten hinterlegen und dienstübergreifend verwenden.

Zudem ist kein Eintippen oder Kopieren langer Krypto-Adressen mehr notwendig. User können einen einzelnen ENS-Namen nutzen und hier alle Adressen hinterlegen. Darüber können unter anderem unkompliziert Zahlungen in einer beliebigen Kryptowährung erhalten werden.

Mit einer Schnittstelle zum IPFS-Netzwerk (genauere Ausführung weiter unten) können Nutzer zensurresistente dezentrale Websites erstellen.

Dabei liefert das native Domainsuffix .eth alle Sicherheitsstandards, die die Blockchain mit sich bringt. Weiterhin sind auch die klassischen Website-Endungen nutzbar (.com, .org, .io und so weiter).

ENS Architektur

Der Ethereum Name Service besteht grundsätzlich aus zwei Komponenten: der Registry und den Resolvers.

Das ENS-Register ist bewusst einfach gehalten und dient nur dazu, einen Namen dem dafür zuständigen Resolver zuzuordnen.

ENS-Register

Dabei besteht die Registry aus einem einzelnen Smart Contract (intelligenter Vertrag), welcher eine Liste aller Domains und Subdomains enthält und jeweils drei entscheidende Informationen über diese speichert:

  • Den Besitzer der Domain
  • Den Resolver der Domain
  • Die Lebensdauer des Cache-Speichers für alle Datensätze innerhalb der Domäne

Derweil können sowohl externe Accounts (also tatsächliche Nutzer) als auch Smart Contracts Besitzer einer Domain sein.

Die Besitzer einer ENS-Registry-Domain können folgende Aktionen ausführen:

  • Den Resolver und die TTL (Gültigkeitsdauer der Daten) der Domain einstellen
  • Das Eigentum an der Domain an eine andere Adresse übertragen
  • Die Eigentumsrechte der Subdomains verändern

ENS Resolver

Die sogenannten Resolver sind für den eigentlichen Übersetzungsprozess zuständig. Sie kompilieren die Namen und Worte in maschinenlesbaren Code.

Dabei kann jeder Contract (Vertrag), der die entsprechenden Standards implementiert, als Resolver im Ethereum Name Service agieren.

Stellen Benutzer relativ einfache Anforderungen, wie die Bereitstellung einer selten geänderten Adresse für einen Namen, kommen General-purpose resolver implementation (man könnte sagen: Allzweck-Implikationen) zum Einsatz.

ENS und IPFS

IPFS ist einfach gesagt die dezentrale Alternative zu http. Da Hypertext-Übertragungsprotokoll (http) ist das führende Protokoll für die Funktionalität des Internets.

Hierüber werden sämtliche Anfrage im www „abgearbeitet“. Das IPFS möchte die Blockchain-Alternative dazu darstellen.

Am Beispiel des Brave-Browsers lässt sich dies verdeutlichen. Wer zum ersten Mal etwa die Domain vitalik.eth öffnen möchte, muss zuerst das IPFS Protokoll einrichten.

Statt Informationen über einen zentralen Anbieter bereitzustellen (http), schafft IPFS eine entsprechend dezentrale Struktur. Dabei obliegt die Datenspeicherung und -lieferung einem Peer-to-Peer (P2P) Netzwerk.

Dies ermöglicht wiederum die Bereitstellung zensurresistenter Inhalte, da keine zentrale Instanz einen entsprechenden Einfluss ausüben kann.

Dieses (technische) Vorgehen kann als praktisches Beispiel für die Nutzbarkeit der Blockchain und dessen Technologie verstanden werden (hier: Kombination aus ENS und IPFS).

Gibt man in die Browser Adresszeile Folgendes ein: vitalik.eth wird nach dem Ladeprozess folgende „Adresse“ in der Adresszeile angegeben: ipfs://bafybeighxhsavoanjqkqvnnpbkvoweurybjt7gauunbg37ueahcbze5ise/

Vor dem Eintrag erscheint die „ipfs“-Abkürzung.

Ethereum Name Service Kooperationen

Kooperationen sind für die Adaption eines Projekts unabdingbar. Zeigen diese nicht zuletzt das Vertrauen etablierter Blockchain-Unternehmen in das entsprechende Konzept.

Das bereits aufgebaute ENS Ökosystem kann sich sehen lassen.

Im Bereich Wallets:

  • Coinbase
  • Coinbase Wallet
  • Rainbow
  • Trust Wallet
  • MyCrypto
  • und viele mehr

Im Bereich Apps:

Im Bereich Browser:

  • Coinbase Wallet Extension
  • Brave
  • MetaMask Extension
  • Status Cloudflare
  • und viele mehr

Da viele User noch nicht ganz die Zukunft der Kryptowährungen verstehen oder sehen, ist es wichtig, dass wir die Kooperationen mit aufführen. Aus diesem Grund möchten wir eine Kooperation (die wichtigste) hervorheben und in wenigen Schritten beschreiben. Alle anderen Kooperationen können anhand einer Bullet-Liste aufgelistet werden. 

ENS Konkurrenz

Die Konkurrenz im Bereich namensgebender Standards ist gering. Gerade für die Blockchain Branche ist ENS der am weitesten verbreitete Standard. Derzeit sind 2,76 Millionen Namen vergeben.

Es gibt 511 (Smart Contract) Integrationen. Das Ganze verteilt sich auf rund 594.000 Besitzer.

Nichtsdestoweniger tritt ENS in Konkurrenz mit dem DNS-Standard. Also mit einer vorherrschenden Anwendung im World Wide Web.

Doch mit steigender Akzeptanz der Blockchain und deren Anwendungen im Web3 könnte ENS schon bald eine ähnlich starke Bedeutung zukommen.

Im Bereich BNS (Blockchain Name Service) tummeln sich weitere Angebote:

  • Unstoppable Domains
  • PeerName
  • Diode
  • Stacks
  • Emercoin
  • RIF
  • Solana
  • .ART

Fazit

Eine sicherlich ernst zu nehmende Konkurrenz für ENS stellt der Blockchain Name Service von Solana dar. Denn Solana gilt immerhin als größter Konkurrent von Ethereum.

Fraglich ist derzeit jedoch, wie gut sich Solana von den Verbandlungen rund um FTX erholen kann.

ENS besetzt in der Name Service Branche sicherlich eine Vorreiterrolle. Das organisatorische Loslösen von der Ethereum Foundation spricht für sich.

Der Bedarf nach den Lösungen, die ENS anbietet, werden mit steigender Adaption der Blockchainbranche sicherlich zunehmen.

Die Aussicht für den ENS Coin kann sich in die Entwicklung einreihen. Beim ENS Kurs ist das Erreichen des Allzeithochs und mehr äußerst wahrscheinlich.

Autor
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Jens Kerkmann interessierte sich bereits während seines Studiums im Bereich Wirtschaftsinformatik für die Themen Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Bis heute begleitet ihn die Materie in seinem Alltag und Berufsleben und er ist als Autor für Ratgeberartikel und Nachrichten aus dem Blockchain- und Digitalisierungsumfeld tätig.

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