Der Blockchainwelt Wochenrückblick 20. November 2022

Das Wichtigste in Kürze

  • FTX-Drama hält weitere Wendungen bereit: Der Geschäftsführer tritt zurück und der Verbleib von 600 Millionen US-Dollar ist weiterhin unklar
  • Krypto-Lender Genesis stoppt Auszahlungen und sorgt für Angst um systemisches Risiko
  • VeChain veröffentlicht neuen Konsensmechanismus.

FTX-Drama nimmt kein Ende

Das Drama um die ehemals zweitgrößte Krypto-Börse FTX nimmt einfach kein Ende. Seit dem Zusammenbruch Anfang des Monats tauchen jeden Tag neue Informationen auf. Viele davon sind bis heute undurchsichtig.

Gründer Sam Bankman-Fried trat am 11. November von seinem Posten als Geschäftsführer ab. Sein Nachfolger ist John J. Ray, der wenige Tage später erklärt, dass die bisherige Führung des Unternehmens unerklärlich schlecht gewesen sei.

Diese Kommentare sind Wasser auf die Mühlen der Krypto-Szene. Dass Ray derartige Aussagen tätigt, ist allerdings alles andere als erstaunlich.

Als Krisen-CEO ist er immerhin darum bemüht, die künftige Existenz von FTX sicherzustellen.

Dazu gehört eben auch eine Wiederherstellung der Reputation. Gründer SBF dient für diese Aufgabe als geeigneter Sündenbock.

Worum geht es im FTX-Drama überhaupt? Blockchainwelt fasst die wichtigsten Informationen zusammen.

FTX-Hack: In Wahrheit eine Aktion der Behörden?

Außerdem gibt es neue Unklarheiten im angeblichen Hack von FTX. Kurz nach dem Kollaps der Krypto-Börse bewegten sich rund 600 Millionen US-Dollar in verschiedenen Kryptos von den Wallets der Firma.

400 Millionen hätte ein Hacker oder Dieb entwendet. Während des Angriffs sei es dem Unternehmen gelungen, 200 Millionen sicherzustellen.

Zwischenzeitlich meldete die Krypto-Börse Kraken, die Identität des Angreifers zu kennen. Dieser habe die Plattform für Auszahlungen verwendet. All diese Informationen sind nun wieder zweifelhaft.

Denn: Die Behörden der Bahamas, auf denen FTX sitzt, ordneten die Übertragung jeglicher Kundengelder an.

Dem sei die Krypto-Börse dann auch nachgekommen. Einzelne Medien titelten, SBF habe den Hack im Auftrag der Bahamas durchgeführt.

Diese Theorie ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Vergangenen Mittwoch offenbarte SBF seine Kenntnisse über die Geschehnisse.

Den Hack konnte er sich nicht erklären. Er vermutet, dass ein ehemaliger oder aktiver Mitarbeiter Geld entwendete, um sich persönlich zu bereichern.

Demnach dürfte SBF also nicht für die Übertragung der Gelder verantwortlich sein. Bekannt ist auch, dass die betroffenen Kryptos alle auf Cold Storage lagen. Ein Hack ist also kaum mehr naheliegend.

FTX-Geschäftsführer Sam Bankman-Fried spielte Rolle in der Öffentlichkeit

Aus dem am Mittwoch von Vox veröffentlichten Interview geht außerdem hervor, dass Sam Bankman-Fried über die letzten Jahre hinweg bloß eine Rolle in der Öffentlichkeit spielte, um die Bekanntheit und Beliebtheit seines Unternehmens zu fördern.

Das jedenfalls behauptet der ehemalige Milliardär. Bislang war er als sogenannter effektiver Altruist bekannt.

SBF machte es sich zum Ziel, möglichst zeiteffektiv so viel Geld zu verdienen, wie nur irgend möglich. Dieses wollte er dann größtenteils für wohltätige Zwecke spenden.

Zusätzlich ist Bankman-Fried für seine Nähe zum Gesetzgeber bekannt. 2021 und 2022 spendete er rund 40 Millionen US-Dollar an die Demokratische Partei der USA und war damit hinter George Soros der zweitgrößte Spender.

All das reflektiere aber nicht seine persönliche Meinung, sondern sei bloß zum Marketing von FTX nützlich gewesen.

In einem viralen Video aus dem Frühjahr 2022 erklärte der YouTuber Nas Daily SBF für seinen vermeintlichen Altruismus noch zum großzügigsten Milliardär überhaupt.

Genesis: Krypto-Lender stoppt Auszahlungen

Krypto-Lender Genesis stoppt inzwischen die Auszahlungen an seine Anleger. Kunden war es möglich, Kryptowährungen anzulegen und dafür mit bis zu zehn Prozent Zinsen entlohnt zu werden.

Aufgrund des FTX-Crashes kommt es über die letzten zwei Wochen zu massiven Abhebungen seitens Krypto-Investoren.

Das Vertrauen in zentralisierte Unternehmen leidet erheblich. Davon sind Krypto-Börsen ebenso betroffen wie Lending-Unternehmen.

Das Problem: Genesis machte es sich zum Geschäft, Gelder an Institutionen zu verleihen. Die Leihgaben wurden dabei nicht wie in DeFi üblich mit einer Übersicherung hinterlegt. Der Flut an Auszahlungen kann man daher nicht gerecht werden.

Genesis erlangte primär durch Gemini Earn Bekanntheit. Gemini ist die Krypto-Börse der Winklevoss-Zwillinge.

Die Krypto-Szene vermutet, dass Genesis’ Haltung ein systemisches Risiko sein könnte. Fordert das Unternehmen Kredite von seinen Geschäftspartnern zurück, so könnten auch diese in die Illiquidität geraten, so der Gedanke.

Genesis ist ein Tochterunternehmen der Digital Currency Group, die Kritikern als fragiles Element in der Branche gilt.

Die DCG selbst erklärt, alles sei bestens in Ordnung. Tochter Genesis stattete man deshalb mit einer Finanzspritze in Höhe von 140 Millionen US-Dollar aus.

Genesis verlor 175 Millionen US-Dollar in einem Trading-Konto der Krypto-Börse FTX. Augenscheinlich spekulierte man mit Kundengeldern ebenso wie der insolvente Konkurrent Celsius.

VeChain veröffentlicht PoA 2.0

Die Smart Contract Plattform VeChain führt am 17. November einen Hard Fork durch und erreicht damit PoA 2.0 – seinen neuen Konsensmechanismus. Die Entwickler des Projekts werten das als riesigen Meilenstein.

Die Verbesserungen sollen die Stabilität und Nutzerfreundlichkeit der Blockchain steigern. Der verwendete Programmcode folgt striktem Minimalismus.

Dadurch beabsichtigt man, Fehler auszuschließen. Ein zusätzlicher Bit pro Block dient dem Netzwerk fortan zur Kommunikation.

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Lennard ist ein überzeugter Krypto-Enthusiast. Als Freund der Selbstbestimmung begreift er Kryptowährungen als hohes Gut. Seine Begeisterung gilt vor allem den vertraulichen Kryptos.

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