Krypto-News der Woche 19. Januar 2024
Das Wichtigste in Kürze
- Krypto-Börse Bitfinex vereitelt einen versuchten Betrug, den ein unbekannter Angreifer über das Netzwerk von XRP unternahm.
- TrueUSD weicht von der Dollarbindung um zwei bis drei Prozent ab und kann sie seit mehreren Tagen nicht wieder herstellen.
- Die EBA und der EU-Rat erneuern kryptofeindliche Vorgaben, die zu einer stärkeren Überwachung von Bitcoin und Co. führen sollen. Sofern verabschiedet, werden sie ab Dezember wirksam.
- Der Bitcoin-Kurs sinkt nach der ETF-Zulassung letzter Woche. Auch das ETH-Ökosystem fällt deutlich.
Bitfinex vereitelt Betrug
Die Krypto-Börse Bitfinex vereitelte einen versuchten Betrug durch einen unbekannten Nutzer. Dieser hatte sich an einem Partial Payments Exploit versucht.
Diese sogenannten Teilzahlungen werden im Netzwerk von XRP ermöglicht, um Rücksendungen von Geld zu erleichtern.
Bei diesem Angriff unterscheiden sich der vollwertig angegebene Betrag der Transaktion vom tatsächlich transferierten Betrag.
Der Angreifer hatte darauf spekuliert, dass Bitfinex die Differenz verkennen und den höheren Betrag als Rücksendung an ihn auszahlen würde.
Die gefälschte Transaktion hatte einen fiktiven Wert von rund 15 Milliarden US-Dollar. Das entspricht etwa 27 Milliarden XRP – fast die Hälfte der aktuellen Umlaufversorgung.
Bitfinex fiel der Schwindel allerdings auf. Die erhoffte Rücksendung fand nicht statt und der Betrug scheiterte.
“Jemand hat versucht, Bitfinex anzugreifen. Der Angriff schlug fehl, da Bitfinex das Datenfeld „delivered_amount“ korrekt behandelt”, kommentierte der technische Direktor Paolo Ardoino den Vorfall.
Someone attempted to attack @bitfinex via „Partial Payments Exploit“.
Attack failed since Bitfinex properly handles ‚delivered_amount‘ data field.https://t.co/EiGw9UQmmq(updated with better gif) https://t.co/8I7vlO05ou pic.twitter.com/DxOnJLLkhU
— Paolo Ardoino 🍐 (@paoloardoino) January 14, 2024
TrueUSD verliert Dollarbindung
Der Stablecoin TrueUSD (TUSD) verliert die Dollarbindung. Eigentlich soll der Stablecoin den Wert des US-Dollars möglichst 1:1 abbilden. Mit einem Wert von 98 Cent ist er vom tatsächlichen US-Dollar jedoch bereits ein ganzes Stück entfernt.
Gestern erreichte der Kurs ein Tief von 97 Cent. Zwischenzeitlich ging es für den Stablecoin wieder aufwärts, bis er seit den Morgenstunden erneut im Sinkflug ist.
TrueUSD ist immerhin der fünftgrößte Stablecoin und verfügt über eine Marktkapitalisierung von 1,87 Milliarden US-Dollar.
Als solcher belegt er unter den Kryptowährungen zu Redaktionsschluss den 44. Rang. Starke Volatilität begann bereits am 15. Januar.
TrueUSD erlangte als Handelswährung große Beliebtheit. Das Projekt profitierte vor allem durch Weltmarktführer Binance.
Einige Kritiker glauben, dass Binance nun auch an den starken Schwankungen schuld sei. Hintergrund dessen wäre demnach die Veröffentlichung des 44. Projekts im sogenannten Binance Launchpad.
Es handelt sich dabei um eine Funktion auf der Krypto-Börse, durch die neue interessante Kryptowährungen gefördert werden.
Interessenten können frühzeitig profitieren, indem sie Geld anlegen. Anders als bisher üblich konnte TrueUSD dafür allerdings nicht verwendet werden.
Diese Tatsache löste am Markt möglicherweise Unsicherheit aus oder schmälerte das Interesse an TUSD und führte zu Abverkäufen.
EU-Institutionen erneuern kryptofeindliche Richtlinien
Über die letzten Tage erneuerten mehrere EU-Institutionen ihre bereits bisher kryptofeindlichen Richtlinien.
Zunehmende Überwachung erfolgt im Rahmen angeblicher Anti-Geldwäschemaßnahmen und der Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung.
Die EU-Bankenaufsicht EBA verkündete kürzlich, neue Richtlinien ausgeweitet zu haben, die ab 30. Dezember 2024 über das Krypto-Gesetz MiCA und die angepasste Geldtransferverordnung TFR für Krypto-Dienstleister gelten.
Krypto-Dienstleister seien unter Geldwäschern und in weiteren Bereichen der Finanzkriminalität ein beliebtes Werkzeug. Deshalb entwarf die EBA eine Reihe von Vorgaben, durch welche die Unternehmen illegale Geldtransfers erkennen sollen.
Als besonders risikoreich sollen die Dienstleister – unter denen die meisten Krypto-Börsen sind – Transaktionen von und zu Non-Custodial Wallets und DeFi-Plattformen einstufen. Selbes gilt für den Gebrauch von Privacy Coins.
Ähnliche Entwicklungen fanden beinahe parallel im EU-Rat statt. Dort verschärfte man die Sorgfaltspflichten, die man Krypto-Dienstleistern durch MiCA und TFR auferlegt.
Transaktionen mit einem Gesamtwert von 1.000 Euro oder mehr sollen ab Dezember gründlich überprüft werden.
Besonders dystopisch klingt das Aufgabenfeld der Finanzermittlungsbehörden – den sogenannten FIUs.
Jedes Land unterhält eigene FIUs, die riskante Transaktionen überprüfen sollen, wenn diese von den Dienstleistern gemeldet werden.
Eine FIU erhält tiefgreifende Einblicke in persönliche Daten. Sie kann etwa Steuerinformationen, angemeldete Fahrzeuge, registrierte Waffen, Transaktionsdaten von Fiat- und Krypto-Konten sowie Zollinformationen einsehen.
Laut Europäischer Union wahre man fundamentale Privatsphärerechte trotz dieses schweren Eingriffs.
In der Krypto-Szene dürfte das Versprechen wohl auf wenig Gegenliebe stoßen. Hier werden derlei Maßnahmen kritisch beäugt.
Behörden versuchen durch zunehmende Kontrolle von Kryptowährungen ihre Oberhand über das Geldsystem zu wahren.
Je nach Typ der Kryptowährung gelingt dies mehr oder minder. Kritikern gelten die Begründungen um angebliche Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung als Augenwischerei.
Bitcoin-Kurs sinkt nach ETF-Zulassung
Der Bitcoin-Kurs sinkt nach der heiß ersehnten Zulassung der Bitcoin Spot ETFs der USA am 10. Januar deutlich.
Im Wochentrend liegt BTC 8,50 Prozent im Minus. Allein seit gestern verlor die größte Kryptowährung 4,20 Prozent ihres Werts und notiert zu Redaktionsschluss bei 40.800 US-Dollar.
Der oft von Analysten prophezeite Anstieg auf 50.000 US-Dollar blieb bislang aus. BTC erreichte am 11. Januar lediglich ein Hoch von fast 49.000 US-Dollar. Anschließend wurde der Verkaufsdruck zu hoch.
Viele Bitcoin-Miner realisieren derzeit Profite mit akkumulierten BTC, die sie im Sommer angesammelt hatten. Damals notierte Bitcoin noch unter 30.000 US-Dollar.
Die realisierten Gewinne könnten laufenden Betriebskosten zugekommen sein. Viele Miner befinden sich in Texas. Dort wurden ihr Zugriff auf das Stromnetz aufgrund einer Kältewelle eingeschränkt.
Inzwischen sank auch ein Großteil des restlichen Kryptomarktes. Dessen Gesamtwert fiel in den letzten 24 Stunden um 3,70 Prozent auf 1,61 Billionen US-Dollar. Viele Kryptowährungen der Top-100 verlieren aktuell zweistellig.
Top-Verlierer sind das Skalierungsnetzwerk Optimism (OP) für Ethereum, der Ethereum Name Service (ENS) und Ethereum Classic (ETC). Die drei Projekte profitierten nach dem Erfolg der ETFs stark vom neuen Optimismus um Ethereum.
Doch nicht alle Coins schreiben rote Zahlen. Immerhin eine Kryptowährung legte beachtlich zu – das Flare Network mit ihrem Coin FLR. Dieser gewann im Wochentrend 31 Prozent, davon zwei Prozent seit gestern.
Flare ist ein Datennetzwerk, ähnlich wie Chainlink. Die gesammelten Echtweltdaten sollen anschließend in Smart Contracts unterschiedlicher Blockchains genutzt werden. Dafür schafft Flare die notwendige Interoperabilität.