Continental testet Blockchain-Finanzierung | Automobilzulieferer Innovation

Bereits 2017 machte Daimler den ersten Schritt im Blockchain-Markt und testete eine Finanzierung mithilfe der neuen Technologie. Nun wagt sich auch der Automobilzulieferer Continental an eine Blockchain-basierte Finanzierung. Die benötigten Commercial Papers wurden bereits aufgelegt und an institutionelle Investoren verkauft. Wie Continental in einer Pressemitteilung bekannt gab, handelte es sich im ersten Schritt um eine Testtransaktion, welche ein Volumen von lediglich 100.000 Euro besaß. 

Continental startet ein Pilotprojekt zur Blockchain-Finanzierung

Der aus Hannover stammende Automobilzulieferer Continental hat laut einer Pressemitteilung eine erste Finanzierung mittels der Blockchain-Technologie durchgeführt. Hierfür wurden die klassischen Commercial-Papers – diese fungieren als Schuldverschreibung – in digitaler Form aufgelegt. Die entsprechenden Token wurden im Anschluss an institutionelle Investoren verkauft. Die erste Testtransaktion besaß ein Volumen von 100.000 Euro und diente zur Exploration der technischen Möglichkeiten. 

Stefan Scholz, Leiter des Bereichs Finance bei Continental, sieht in der Blockchain langfristig eine passende Technologie, um Finanzierungen durchzuführen. Vor allem zum aktuellen Zeitpunkt ist der Aufbau einer Finanzierung mittels einer Blockchain aufwendiger. Langfristig würde die Distributed Ledger Technologie allerdings Mehrwerte bieten und die Sicherheit sowie Zuverlässigkeit verbessern. Unter Betrachtung der zeitlichen Faktoren biete die Blockchain-Technologie bereits heute zahlreiche Vorteile gegenüber den Alternativen – der Geld- und Informationstausch dauerte nur wenige Minuten. 

Bei dieser Finanzierung handelte es sich nunmehr um die erste vollständig virtuelle Finanzierung auf Basis der Blockchain-Technologie im Automobilsektor. Das Pilotprojekt von Daimler aus dem Jahr 2017 wurde doppelt abgesichert. Dementsprechend hat der Stuttgarter Konzern die Finanzierung mittels Token sowie auf dem klassischen Wege veranlasst.

Der damalige Kooperationspartner war die LBBW, die auch bei der jüngsten Finanzierungsrunde ein Sicherheitsnetz in Form von verbrieften Schuldverschreibungen aufsetzte – dieses wurde allerdings nicht benötigt. Continental hat keine vergleichbare Sicherheit geschaffen und stattdessen auf einen vollständig digitalen Prozess gesetzt. Bereits im Ansatz setzte Continental nicht auf klassische Schuldverschreibungen sowie deren Digitalisierung, sondern auf entsprechende Tokens. 

Finanzierung musste über Luxemburg erfolgen

Um die Finanzierung auf Basis der Blockchain-Technologie durchführen zu können, musste Continental allerdings einen Umweg über Luxemburg gehen. Der Grund: In Deutschland müssen Schuldverschreibungen auf Papier hinterlegt werden. In Luxemburg kann eine Finanzierung auch mittels einer digitalen Signatur aufgelegt werden. Die Auflage der digitalen Token erfolgte dabei in Absprache mit der Bafin. Für die technische Abwicklung griff Continental auf die Blockchain-Plattform der  Commerzbank zurück – diese basiert auf Corda. Dementsprechend fungierte die Commerzbank nicht mehr als Intermediär zwischen Käufer und Verkäufer, sondern als Plattformbetreiber. 

Die aufgelegten Token wurden dahingegen vom Münchener Industriekonzern Siemens erworben. Grund ist die enge Kooperation zwischen Continental und Siemens. Laut Scholz hätte auch jedes andere Unternehmen die Schuldverschreibung kaufen können, allerdings hat Siemens stets ein reges Interesse an neuen Technologien. Generell ist die Blockchain für Siemens Neuland.

Das Unternehmen sammelt aktuell erste Erfahrungen und möchte diese nutzen, um entsprechende Handlungsfelder abzuleiten. Zwingende Voraussetzung für einen Einsatz der Technologie im Massenmarkt seien allerdings einheitliche Standards in der EU. Die Commerzbank sieht die Blockchain-Technologie im Jahr 2019 noch nicht vor dem Durchbruch, denn die Anpassung der internen Prozesse nehme noch etwas Zeit in Anspruch. Auch die regulatorischen Fragen müssen vorab geklärt werden. 

Möchten Unternehmen eine solche Finanzierung wahrnehmen, so muss stets der Umweg über Luxemburg gegangen werden. Langfristig würden Unternehmen wie Siemens und Continental einen Entfall dieses Umwegs begrüßen. Die Bafin möchte bereits erste Schritte zur Neuinterpretation der Rechtslage veranlassen – dabei muss das Problem durch den Gesetzgeber angegangen werden.

Im März wird der Bundestags-Finanzausschuss über das Thema diskutieren. Vorbild könnte ein digitales Wertrecht wie in Liechtenstein werden. Scholz hofft auf eine schnelle Optimierung des rechtlichen Rahmens, denn die Blockchain-Technologie könnte in Zukunft eine wichtige Rolle im Alltag einnehmen.

Finanzierungen sind lediglich ein möglicher Business-Case. Autos werden in Zukunft auch Rechnungen für das Parken bezahlen und auch weitere Geschäftsmodelle rund um das Auto sind geplant. Hier sieht Scholz die Blockchain sowie die Smart Contracts als prädestinierte Technologie an.