Einführung in Yield Farming: Alles für Krypto-Neueinsteiger

Decentralized Finance ist ein Megatrend im Blockchain-Bereich und kann in Zukunft noch weiter wachsen. Insbesondere ein Blick auf das investierte Kapital zeigt, dass sich immer mehr Anleger für ein Investment in mindestens einer DeFi-Anwendung entscheiden.

Allerdings ist DeFi nur ein Oberbegriff, hinter dem sich zahlreiche Teilgebiete verstecken – eines dieser Teilgebiete ist das Yield Farming. Doch obwohl das Interesse an Yield Farming gerade grenzenlos wächst, stellen sich immer wieder Anleger die Frage, was Yield Farming eigentlich ist.

In diesem Artikel zeigen wir, woher der Begriff des Yield Farmings überhaupt kommt. Außerdem verdeutlichen wir anhand unterschiedlicher DeFi-Token, wie das Yield Farming in der Praxis funktioniert.

Was versteht man unter Yield Farming?

Im Grunde basiert Yield Farming auf dem Prinzip der Opportunitätskosten und lässt sich am Beispiel der Landwirtschaft recht ansehnlich verdeutlichen. Ein Landwirt baut über das Jahr verteilt unterschiedlichste Pflanzen auf seinen Ackern – im englischen auch Farm – an. Die Ernte, welche maßgeblich für den Erfolg der Landwirte ist, folgt erst nach einigen Monaten der harten Arbeit.

Doch sobald die Ernte beginnt, sprechen die Landwirte von Erträgen. Natürlich wird der Ertrag direkt in das Verhältnis zum angebauten Gut gesetzt. Je höher der Ertrag bei einem fixen Input, desto höher ist die erzielte Rendite. Im Englischen wird der Ertrag auch als Yield bezeichnet und ist somit die zweite relevante Komponente des Yield Farming.

Dementsprechend dürfte nun auch deutlich werden, was sich hinter dem Yield Farming verbirgt. Die Farmer im Krypto-Bereich sind die Anleger, die ihre Coins bei unterschiedlichen Plattformen anlegen, um eine maximale Rendite zu erwirtschaften.

„Yield Farming ist eine Investmentstrategie für den DeFi-Markt, mit der Menschen einen fixen oder variablen Zinssatz verdienen können.“

Im direkten Bezug zum Krypto-Markt bedeutet dies, dass es sich bei den Yield Farmern um Menschen handelt, die ihren persönlichen Ertrag in Form des verdienten Zinses messen. Dieser resultiert aus der Anlege von Assets wie Ethereum bei einer DeFi-Plattform wie Aave investieren.

Wieso gibt es einen Hype um das Yield Farming?

Der Hype rund um das Yield Farming basiert auf der hohen Nachfrage nach DeFi-Lösungen. Immerhin ist das Yield Farming einer der aktuellen DeFi-Trends und genießt bei Krypto-Anlegern eine hohe Relevanz. Bereits zu Beginn des Jahres haben wir DeFi als einen der relevanten Markttrends im Bereich der Blockchain-Technologie identifiziert.

Dabei haben Anleger DeFi bereits im vergangenen Jahr als Trend identifiziert. Der Trend um das Yield Farming ist dahingegen in den vergangenen Monaten entstanden. Seit dem COVID-19-Crash hat sich der DeFi-Markt mit einer rasanten Geschwindigkeit entwickelt und Anleger in seinen Bann gezogen.

Defi Pulse TVL Ansicht
Total Value Locket (TLV) bei DefIpulse.com

Einer der Gründe, warum es zu diesem Trend kam, dürfte der Start des nativen Compound Token, COMP sein. Durch die Einführung dieses Tokens erhielten Anleger von Compound die Möglichkeit, COMP für die Nutzung der Plattform zu verdienen.

In direkter Reaktion hierzu haben sich Anleger dazu entschieden, große Mengen an Kryptowährungen auf die Plattform zu transferieren. Das Ziel hierbei ist das Farming des COMP Token. Somit wollen die Anleger Kryptos auf die Plattform transferieren, um einen Ertrag in Form von COMP zu erzielen – es handelt sich also um Yield Farming.

Natürlich führte dieser Megatrend inmitten des DeFi-Marktes auch dazu, dass der Preis von COMP von einem Höchstkurs zum nächsten eilte. Zwischenzeitig wurde COMP auch zum DeFi-Token mit der höchsten Marktkapitalisierung.

Allerdings ist Compound nicht das einzige Beispiel für eine Plattform, die Yield Farming ermöglicht. Auch andere Plattformen wie Balancer mit dem BAL Token, Yield.Finance mit YFI oder Synthetix mit SNX sind passende Beispiele. Außerdem ist Compound nicht die erste Plattform, die das Yield Farming ermöglicht. Die Lösungen von Balancer oder Synthetix sind bereits länger am Markt verfügbar.

Welche Chancen bietet das Yield Farming?

Nun stellt sich natürlich die Frage, wieso so viele Nutzer ein Interesse am Yield Farming haben. Die Antwort hierfür ist schnell gefunden, denn Yield Farming ermöglicht eine zusätzliche Rendite.

Dabei müssen wir einen direkten Bezug zum klassischen Kapitalmarkt herstellen, denn zum aktuellen Zeitpunkt befinden wir uns in einer globalen Wirtschaftskrise.

Die Leitzinsen in den westlichen Industriestaaten liegen bei null oder notieren sogar negativ. Dementsprechend erhalten Anleger für Geldeinlagen keine Verzinsung – die Inflation zehrt zudem an der persönlichen Kaufkraft.

Eine Lösung hierfür sind etwa die DeFi-Token der etablierten DeFi-Plattformen. Wer beispielsweise in DAI in Compound investiert, kann mit einer durchschnittlichen Rendite von 7,35 % rechnen.

Bei Aave liegt die Rendite im gleichen Betrachtungszeitraum sogar bei 18,99 %. Mit der beliebten Stablecoin Tether (USDT) lässt sich beispielsweise bei Compound eine Rendite von 17,85 % erzielen. Die aktuellen Renditen können Anleger stets bei Defipulse einsehen.

Ein Blick auf die Schattenseiten des aktuellen DeFi-Marktes

Aufgrund dieser hohen Renditen ist es nicht verwunderlich, dass Anleger den Weg auf die DeFi-Plattformen finden. Allerdings müssen Anleger die Rendite auch in Bezug zum eingegangenen Risiko betrachten. Einerseits sind die Renditen zwar verlockend, doch auch das Risiko für die erzielte Rendite ist höher.

So gibt es etwa keine staatliche Einlagensicherung, die Anleger vor einem Ausfall der Plattform schützt. So könnte es beispielsweise passieren, dass ein Großteil der Anleger das Geld von Compound abziehen möchte. Sollte die Liquidität nicht reichen, könnten Anleger nicht mehr dazu in der Lage sein, ihr Investment abzuziehen.

Außerdem ist die Verzinsung, als der Ertrag auch nur eine Variable. So kann es sein, dass zu Beginn eine hohe Rendite lockt, welche annualisiert kaum höher als auf einem Tagesgeldkonto ist. Ein gutes Beispiel hierfür sind beispielsweise die Erträge bei USDC, welche in der Vergangenheit stark geschwankt haben.

Außerdem ist Ethereum die wohl wichtigste Kryptowährung im Bereich DeFi. Insbesondere in den vergangenen Monaten haben die hohen Gas-Kosten der Ethereum Blockchain für Aufsehen gesorgt.

Als Yield Farmer bedeutet das, dass ein höherer Betrag angelegt werden muss, um die Transaktionskosten zu decken und einen Ertrag zu erzielen. Wer mit Beträgen von unter 1.000 US-Dollar agiert, kann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit keinen Gewinn erzielen.

Ein weiteres Problem betrifft die Smart Contracts, welche Sicherheitslücken beinhalten können. In der Vergangenheit ist es bereits mehrfach vorgekommen, dass Hacker die Lücken ausgenutzt haben. Allerdings kann man das finanzielle Risiko als vergleichsweise gering einstufen.

Immerhin setzen die Plattformen auf eine over-collaterialization. Das bedeutet, dass das Kollateral, als die zu hinterlegende Sicherheit, größer als der Kredit ist, den sich die Anleger bei einer Plattform nehmen können. Auf diese Weise können die DeFi-Plattformen den Loan to Value, im Deutschen auch als Beleihungswert bezeichnet, eines vergebenen Kredits reduzieren.

Kommt es nun zu einer extremen Kursschwankung, wird das Kollateral automatisch durch den Smart Contract liquidiert. Der Kreditgeber erhält die Sicherheit als Ausgleich – dies trägt zu einer höheren Sicherheit bei.

Welche Plattformen eigenen sich besonders für das Yield Farming?

Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Plattformen, welche sich für das Yield Farming eignen. Im Folgenden stellen wir diese Plattformen vor und zeigen, wie Anleger vom Yield Farming profitieren können.

COMP Farming – so können Anleger Compound für das Yield Farming verwenden

Compound ist eine DeFi-Plattform die primär für das Lending von Kryptowährungen fungiert – solche Plattformen werden auch als sogenannte Money Markets bezeichnet. Zum aktuellen Zeitpunkt verfügt die Plattform über eine Total Value Locked (TVL) von rund 1,44 Mrd US-Dollar.

Im Grunde ist Compount also eine Plattform, die das Geschäftsmodell von P2P-Plattformen wie Mintos oder Bondora auf den Krypto-Markt überträgt. Das Modell ist einfach, verständlich und dank der eingebrachten Sicherheit nicht ganz so riskant wie bei den klassischen Plattformen.

Außerdem ist das Lending die wohl einfachste Möglichkeit, um eine Rendite im DeFi-Sektor zu erzielen.

Aktuelle Lending-Summe bei Compound
Aktuelle Lending-Summe bei Compound

Bei Compound können Anleger einfach Stablecoins wie DAI, USDC oder USDT investieren und somit einen Ertrag erwirtschaften. Doch auch das Investieren einer klassischen Kryptowährung wie Ether ist möglich.

Doch neben dem Zinsertrag erhalten die Anleger bei Compound noch einen weiteren Anreiz für die Nutzung der Plattform, das COMP Token. Insgesamt fließen täglich 2880 COMP an die Community. Dies entspricht bei einem COMP-Kurs von rund 150 US-Dollar rund 432.000 US-Dollar pro Tag.

Insbesondere die zusätzliche Rendite durch COMP trägt dazu bei, dass Investoren ihre Assets zu Compound übertragen und somit am Yield Farming partizipieren. Wer seine Kryptowährungen nicht bei Compound parken möchte, jedoch trotzdem von der Entwicklung des Tokens profitieren möchte, kann dieses auch an einer Krypto-Börse wie Kraken erwerben.

Yield Farming beim Aave Protocol

Aave Protocol TLV
Aave – das größte DeFi-Protokoll am Markt @aave.com

Auch bei Aave handelt es sich um ein dezentralisiertes Protokoll für die Kreditvergabe und -aufnahme. Dementsprechend können Anleger auch bei diesem DeFi-Protokoll Erträge durch das Verleihen von Kapital erwirtschaften. Bei Aave erhalten die Kreditgeber sogenannte aTokens für die investierten Kryptowährungen.

Sämtliche aToken beginnen umgehend nach der Einzahlung mit dem Erwirtschaften einer Verzinsung. Besonders spannend für das Yield Farming sind die Flash Loans.

Diese nehmen bei der Optimierung der Yield-Farming-Optimierung eine Schlüsselrolle ein. Insgesamt tragen die quelloffenen Flash Loans dazu bei, dass der gesamte DeFi Space noch effizienter wird.

Im Gegensatz zu anderen Lending-Protokollen schüttet Aave allerdings keine neuen LEND Token an die Nutzer aus. Dementsprechend müssen Anleger zum Erwerb von LEND den Weg über eine Börse wie Binance gehen.

Balancer – Yield Farming im Liquidity Pool

Balancer Logo
Der Liquidity Pool für den DeFi-Markt @balancer.finance

Einen etwas anderen Ansatz als Aave oder Compound verfolgt Balancer. Bei Balancer handelt es sich auch nicht um eine Lending-Plattform, sondern um einen sogenannten Liquidity Pool oder Market Maker.

Dabei können Anleger einem Liquidity Pool mit Assets versorgen und somit dessen Liquidität steigern. Im Gegenzug für die bereitgestellte Liquidität erhalten Anleger eine Rendite. Durch das native BAL Token steigt zudem die Rendite der Anleger – es gibt einen zusätzlichen Anreiz durch die Bereitstellung von Liquidität.

Allerdings ist BAL nur eine Incentivierung der Nutzer. Die eigentliche Rendite erhalten die Nutzer für die Bereitstellung der Liquidität. Jedes Mal, wenn jemand auf die Liquidität des Pools zurückgreift, muss hierfür eine gewinne Gebühr gezahlt werden. Die Anleger erhalten eine Beteiligung an dieser Gebühr, basierend auf dem eingebrachten Kapital.

MakerDAOs DAI im Yield Mining

DAI Coin
Logo von DAI @makerdao.com

Auch bei Maker handelt es sich um eine dezentralisierte Kreditplattform, welche die Herstellung der Stablecoin DAI ermöglicht. Aufgrund eines Algorithmus ist DAI an den Wert des USD gekoppelt und unterliegt somit einer sehr geringen Volatilität.

Um DAI zu generieren, müssen Anleger eine Maker-Vault eröffnen und Sicherheiten wie ETH, USDC, WBTC oder BAT in dieser hinterlegen. Für die hinterlegten Sicherheiten erhalten die Anleger DAI sowie eine Verzinsung, die sogenannte Stabilitätsgebühr.

Der erzielte Zinssatz ist variabel und wird von den Inhabern der MKR Token definiert. DAI dient im Yield Farming als wichtige Grundlage zur Umsetzung entsprechender Strategien.

Das synthetische Asset-Protokoll Synthetix

Synthetix Assets Logo
Synthetix bietet die Möglichkeit zur Generierung synthetischer Assets @synthetix.com

Bei Synthetix handelt es sich um ein Asset-Protokoll, welches das Staken von SNX ermöglicht. Alternativ können Anleger auch ihre ETH als Kollateral verwenden, um synthetische Assets zu erzeugen.

Bei einem synthetischen Asset kann es sich um alles handeln, was einen zuverlässigen Preisfeed generiert. Aufgrund dieser Funktionalität ist es auch möglich, dass nahezu jedes finanzielle Asset zur Synthetix-Plattform hinzugefügt werden kann.

Dementsprechend spielt die Plattform beim Yield Farming eine wichtige Rolle. So können Anleger etwa Gold-Bestände für ihre eigenen Yield-Farming-Strategien verwenden.

UniSwap, eine der beliebtesten Platformen für Token Swaps

UniSwap Logo
UniSwap ist die DEX für Token Swaps @uniswap.org

Bei UniSwap handelt es sich um ein dezentralisiertes Tauschbörsenprotokoll (DEX), welches einen vertrauenslosen Token Swap ermöglicht. Dabei müssen Liquidity Provider einen Gegenwert von mindestens zwei Token hinterlegen, um einen neuen Markt zu erzeugen. Im Anschluss können Trader gegen diesen neu geschaffenen Liquidity Pool handeln.

Als Belohnung für die Bereitstellung der Liquidität erhalten die Liquidity Provider einen Anteil der Gebühren, die im Rahmen der Trades anfallen. Die Gebühren beschränken sich ausschließlich auf den erschaffenen Pool.

Inzwischen hat sich UniSwap aufgrund der reibungslosen Handelsmöglichkeiten als eine feste Größe im DeFi-Markt etabliert. Insbesondere die vertrauenslosen Token Swaps eigenen sich für die Entwicklung und Umsetzung eigener Yield-Farming-Strategien.

Curve Finance – die DEX für Stablecoin Swaps

Curve Finance
Curve Finance – die DEX für Stablecoin Swaps @curve.fi

Auch Curve Finance ist eine DEX, die insbesondere die Abwicklung von Stablecoin Swaps ermöglicht. Im Gegensatz zu vergleichbaren Protokollen, hierbei sei insbesondere UniSwap genannt, ermöglicht Curve die Abwicklung von Stablecoin Swaps. Die Besonderheit hierbei ist das relativ geringe Slippage.

Die Curve Pools spielen beim Yield Farming eine tragende Rolle. Dies liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass Stablecoins beim Yield Farming eine tragende Rolle spielen. Das Token können Anleger bei einer Krypto-Börse wie Binance handeln.

Yearn.finance – das Ökosystem zur Lending-Optimierung

Yearn Finance Landingpage

Das letzte Ökosystem dieser Liste ist Yearn.finance. Bei Yearn.finance handelt es sich um ein dezentralisiertes Ökosystem von Kreditdienst-Aggregatoren wie Aave oder Compound. Mithilfe von Yearn.finance können die Nutzer ihr Lending optimieren und mithilfe von Algorithmen stets das profitabelste Protokoll identifizieren.

Sobald Anleger ihre Assets in Yearn einzahlen, erfolgt eine automatische Umwandlung in yToken. Diese werden periodisch neu allokiert, um eine Maximierung des Gewinns zu gewährleisten.

Insbesondere bei Yield Farmern, die stets auf der Suche nach den besten Yield-Farming-Strategien sind, ist Yearn.finance besonders beliebt. Das Protokoll agiert komplett automatisiert und eignet sich somit für passives Investieren.

Fazit: Yield Farming ist ein Megatrend

Das Yield Farming ist ein Megatrend inmitten eines Megatrends. Die unterschiedlichen Protokolle zeigen, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, um selbst am Yield Farming teilzunehmen.

Allerdings unterscheiden sich auch die erzielbaren Renditen bei den einzelnen Protokollen teilweise stark voneinander. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass das Yield Farming eine gute und lohnenswerte Methode ist, um die eigenen Kryptowährungen produktiv einzusetzen.

Nichtsdestotrotz ist das gute Renditepotenzial nicht risikolos erhältlich. Aufgrund der Smart Contracts besteht stets das Risiko eines Hacks und auch das Liquidationsrisiko in Zeiten hoher Volatilität ist nicht zu unterschätzen.

Wer jedoch mit dem Risiko leben kann und neben den Kursgewinnen auch eine nachhaltige Rendite durch passive Investments erzielen möchte, der sollte einen genaueren Blick auf das Yield Farming werfen.

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