US-Kongress fordert die Einführung einer staatlichen Digitalwährung

In einem öffentlichen Brief fordert der US-Kongress den Leiter der US-amerikanischen Zentralbank, Jerome Powell, zur Einführung einer staatlichen Digitalwährung auf. Mit dieser Forderung reagiert die Politik auf die steigende Relevanz digitaler Währungen im Zahlungsverkehr. Dabei reagieren immer mehr Zentralbanken auf die regulatorischen Herausforderungen, welche die zunehmende Adaption von Kryptowährungen birgt und plant die Entwicklung staatlich regulierter Digitalwährungen.

US-Kongress veröffentlicht Schreiben an die Federal Reserve

Mit einem öffentlichen Brief hat der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika die Federal Reserve (Fed) zur Entwicklung einer staatlichen Digitalwährung aufgefordert. Dabei richten sich die Politiker direkt an den aktuellen Präsidenten der US-amerikanischen Zentralbank.

Insbesondere die zunehmende Adaption von Kryptowährungen trage dazu bei, dass immer mehr Zentralbanken die Entwicklung eigener Digitalwährungen planen. Die Auflage eines entsprechenden Zahlungsmittel liege jedoch im Verantwortungsbereich der Fed. Mithilfe des öffentlichen Briefes möchte die Kongressabgeordneten nunmehr den Status Quo zur Entwicklung eines entsprechenden Zahlungsmittels in Erfahrung bringen.

Des Weiteren führen die Abgeordneten an, dass der Federal Reserve Act aus dem Jahre 1792 die Zentralbank zur Steuerung der Geldpolitik verpflichtet. Dementsprechend ist die Fed dazu verpflichtet, ein sicheres, flexibles und stabiles Geldsystem zu gewährleisten. Da Kryptowährungen zunehmend die Charakteristiken klassischer Fiatwährungen aufweisen, sei die Entwicklung eines digitalen US-Dollar maßgeblich für die Sicherung des Finanzsystems.

US-Abgeordnete sehen langfristige Risiken bei Fiatwährungen

Ein besonderes Augenmerk legen die Politiker auf die aktuellen Marktentwicklungen im Bereich der digitalen Zahlungsmittel. Folglich bestehe die Gefahr, dass der US-Dollar seine führende Rolle im internationalen Zahlungsverkehr verlieren.

„Wir sind besorgt, dass durch die zunehmende Adaption digitaler Fiat-Währungen die führende Rolle des US-Dollars im Zahlungsverkehr gefährdet ist.“

Grundlage für die Annahme des US-Kongresses ist eine Studie der Bank for International Settlements. Basierend auf den Studienergebnissen befassen sich mittlerweile mehr als 40 Staaten mit der Entwicklung einer eigenen Digitalwährung. Als eines der wichtigsten Beispiele gilt hierbei die „E-Krona“, eine digitale Form der schwedischen Krone. Auch Uruguay hat einen Pilottest zur Einführung eines „e-Peso“ abgeschlossen. Weiterhin plane die chinesischen Zentralbank die Einführung eines digitalen Yuan im Laufe des Jahres 2020.

Dementsprechend sei die Einführung einer Central Bank Digital Currency (CBDC) nicht nur für kleinere Volkswirtschaften von hoher Bedeutung. Bereits zum 14. November 2018 verdeutlichte Christine Legarde, die aktuelle Direktorin des IWF sowie künftige Präsidentin der EZB, die Relevanz digitaler Währungen. Dementsprechend sollten sich Zentralbank nicht nur mit der Regulierung von Kryptowährungen auseinandersetzen, sondern eigene CBDCs entwickeln.

Es bestehe die latente Gefahr, dass Endnutzer in Zukunft Kryptowährungen im Zahlungsverkehr benutzen und somit die geldpolitische Funktion von Zentralbanken umgehen. Nichtsdestotrotz sei der primäre Anwendungsfall von Kryptowährungen zum aktuellen Zeitpunkt das spekulative Investieren zur Erzielung von Kursgewinnen. Allerdings könnte sich dieser Umstand in der Zukunft ändern.

Digitaler US-Dollar als Alternative zu Kryptowährungen
Digitaler US-Dollar als Alternative zu KryptowährungenDollar banknotes and Bitcoins on a wooden table

US-Kongress fordert Beantwortung grundlegender Fragen

Insgesamt sehen die Kongressabgeordneten einige Risiken in den aktuellen Entwicklungen. Dabei sorge eine zunehmende Entwicklung privatwirtschaftlicher Digitalwährungen zur Umgehung der geldpolitischen Steuerungsmechanismen bei. Auch im Bereich des Geldwäschegesetzes gäbe es entscheidende Nachteile für die Regierung.

Zudem sehen die Abgeordneten auch die Einführung der Facebook-Kryptowährung Libra als eine ernstzunehmende Herausforderungen für die geldpolitische Stabilität des US-Dollars an. Mit JPMorgan konnte bereits die erste US-Privatbank eine Digitalwährung einführen. Hierbei handelte es sich um JPM Coin. Auch Wells Fargo plane die Pilotierung von Wells Fargo Digital Cash im kommenden Jahr. Dabei orientieren sich die Werte der beiden Digitalwährungen der US-Banken am Wert des US-Dollars.

Dementsprechend hat der US-Kongress die folgenden Fragen formuliert, welche sich mit der potenziellen Entwicklung eines digitalen US-Dollars befassen.

  1. Erforscht oder entwickelt die Fed eine CBDC?
  2. Welche Pläne hat die Federal Reserve, um auf die Adaption von Kryptowährungen in der Privatwirtschaft zu reagieren?
  3. Gibt es rechtliche, regulatorische oder nationale Sicherheitsrisiken, welche die Zentralbank an der Entwicklung einer CBDC hindern?
  4. Welche Vor- oder Nachteile birgt die Entwicklung einer Digitalwährung aus Sicht der Zentralbank hinsichtlich der Einhaltung des politischen Mandats sowie unter Berücksichtigung der politisches Ziele?
  5. Birgt die Entwicklung oder das Scheitern der Entwicklung einer digitalen Währung etwaige Marktrisiken?

Schlussendlich fordert der US-Kongress eine ausführliche Beschreibung besonderer Features, welche durch den Kongress berücksichtigt oder spezifiziert werden müssen, um eine erfolgreiche Entwicklung zu gewährleisten.

Fazit: Kongressabgeordnete legen den Fokus auf die Entwicklung eines digitalen US-Dollars

Insgesamt zeigt sich, dass die Kongressabgeordneten die Relevanz der digitalen Währungen erkannt hat. Dementsprechend fordern diese die US-Zentralbank zur Entwicklung eines entsprechenden Zahlungsmittels auf.

Des Weiteren verdeutlicht das Schreiben auch, dass die Politiker das latente Risiko dezentralisierter Währungen identifiziert haben. Dabei liegt der Fokus auf der Stabilität des etablierten Geldsystems. Um die führende Rolle des US-Dollars als Leitwährung im Zahlungsverkehr zu sichern, müssen die Bemühungen zur Etablierung eines digitalen Dollars intensiviert werden.

Für mich ist der offene Brief des US-Kongresses wichtig, um die Relevanz der amerikanischen Leitwährung im internationalen Umfeld zu sichern. Insbesondere die formulierten Fragen verdeutlichen das politische Interesse und verdeutlichen die Forderungen gegenüber der Fed.

Nichtsdestotrotz spielen auch Kryptowährungen und Stablecoins eine wichtige Rolle, um neuartige Geschäftsmodelle zu realisieren. Zudem muss die Politik reagieren, um eine übermäßige Nutzung von nicht regulierten Kryptowährungen im Zahlungsverkehr zu vermeiden.

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