Tokenforge Interview – Security Token Offerings

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Blockchainwelt: Hallo Hagen, schön, dass wir heute zusammenkommen. Noch immer virtuell, aber so ist es eben. Unsere Leser sind gespannt auf Hintergrundinformationen zu Tokenforge. Lass uns bei dir anfangen. Du hast schon in deiner Jugend programmiert, richtig?

Hagen: Ja, mit 13 Jahren bin ich in den C64 gefallen und habe auf dieser Basis die regionalen Video-Stores meiner Heimatstadt digitalisiert. Seit den späten 80er-Jahren arbeite ich also schon als Software-Entwickler, zu Zeiten also, als man noch um jedes Byte Arbeitsspeicher und jeden CPU-Zyklus gerungen hat.

Die gleichen Werte sind heute in der Blockchainwelt wieder wichtig. Genauer gesagt geht es aber heute nicht um Bits und Bytes, sondern um Gas, die Transaktionsgebühren bei Ethereum.

Über Hagen Hübel

Software-Entwickler, Blockchain-Enthusiast, Gründer, baute schon Web3-Anwendungen bevor Web3 “cool” wurde 🙂

Hagen Hübel Tokenforge Interview

Blockchainwelt: Wie bist du denn in den Krypto-Space gekommen?

Hagen: Als Bitcoin plötzlich aufkam, wurde ich aufmerksam und als ich dann verstanden hatte, wie eine dezentrale Blockchain funktioniert, war mir schnell klar, dass das ein riesiges Potenzial hat. Theoretisch kann jede Maschine, jedes Gerät, ein eigenes Konto besitzen und Zahlungen empfangen.

Mit Ethereum und Smart Contracts werden, sobald sich die Parteien geeinigt haben, Verträge und Prozesse in die Welt gesetzt, an denen niemand mehr was ändern kann. Da stand für mich fest, da muss ich rein, weil da so viele Geschäftsmodelle möglich sind.

Ich bin dann in die Community vorgedrungen und so 2016 / 2017 in der ICO-Welt gelandet. Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich damals schon gesehen, dass dieser Bereich reguliert sein muss, um für Investoren vertrauenswürdig zu sein und habe von Anfang an auf die Zusammenarbeit mit Anwälten gesetzt.

Blockchainwelt: Dann sind wir auch schon beim Start-up Tokenforge, das du mit gegründet hast. Erzähl uns mehr darüber, wie ist es zur Gründung gekommen?

Hagen: Ich habe 2017 einen Kunden bei der Tokenisierung seines Unternehmens begleitet und dabei entstand der Gedanke einer White-Label-Tokenisierungs-Software.

Daraus haben sich dann weitere Projekte ergeben und die Software hat sich zu einer White-Label-Lösung weiterentwickelt. In dieser Zeit habe ich die anderen Co-Founder von Tokenforge, Moritz Stumpf, kennengelernt. Markus Kluge kannte ich schon aus unserer früheren gemeinsamen Zeit im E-Commerce.

Moritz ist als CEO unser Außenminister und kümmert sich um den Markt und seine Bedürfnisse. Markus kümmert sich als Veteran mit 20 Jahren Erfahrung im Legal Tech um die Compliance Themen, während ich die Entwicklung unserer Produkte leite.

Hagen Hübel

CTO & Co-Founder of TokenForge GmbH, Berlin

Blockchainwelt: Erzähl uns doch bitte ein wenig mehr über Tokenforge.

Hagen: Sehr gerne. Wir sind 3 Gründer aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Expertisen. Wir haben dann alles Expertenwissen in einen Topf geworfen, und jeder hat seine Leute mitgebracht. Im Juni 2021 haben wir dann Tokenforge offiziell gegründet, aber die Ursprungsidee gab es schon früher.

Blockchainwelt: Bei Tokenforge entwickelt ihr also Software für Tokenisierungsprojekte, richtig?

Hagen: Ja, das ist richtig. Hauptsächlich beschäftigen wir uns damit, die Blockchain für Menschen zugänglicher zu machen. Im Moment tun wir das durch Tokenisierungstechnologie, mit Fokus auf STOs und NFTs.

Hier gibt es unseren interessanten Bericht über NFT Anwendungsfälle!

Stand jetzt bieten wir im STO-Bereich eine White-Label-Lösung an, die wir aber schon zu einer Software as a Service (SaaS) weiterentwickeln. Für NFTs bieten wir Künstlern und Machern verschiedene Creator- und Minting-Tools an, so wie eine White-Label-Lösung für einen NFT-Marktplatz.

Blockchainwelt: Gibt es bereits fertig entwickelte Software oder befindet sich noch etwas im Testnet, also in der Entwicklung?

Hagen: Software wird ja nie fertig, aber wir haben natürlich schon einsatzfähige Produkte am Markt. Mit einigen Kunden sind wir bereits im Produktiv-Betrieb, also auf dem Mainnet. Aber natürlich haben wir eine eigene Abteilung für Research und Development und dort Platz für viele neue Ideen und Trends, die wir nur im Testnet deployen.

Blockchainwelt: Wer ist die Zielgruppe? Wer kommt zu euch? Aus welchen Branchen stammen die Kunden?

Hagen: Ich würde sagen, unsere Zielgruppe sind einerseits Kunden, die eine Finanzierung über eine Tokenisierung planen und die entlang der Regulierung umsetzen wollen.

Häufig sind das Unternehmensfinanzierungen, Immobilienprojekte oder Branchen mit nachhaltigen Infrastrukturen wie Solaranlagen oder Netze zur Stromproduktion. Da geht es darum, dass die Anlagen über eine Beteiligung finanziert werden sollen und dafür ist ein STO ideal.

Unsere Kunden profitieren in diesem Bereich auch von der Software zur Tokenisierung, um ein Ökosystem für die Abrechnung zwischen Verbraucher, Produzent und Einspeiser zu etablieren.

Aktuell haben wir auch zahlreiche andere Anfragen, etwa Modelle einer Shared Community. Spannend sind aber auch Projekte rund um High Valuable Assets, da geht es zum Beispiel um hochwertige, historische Musikinstrumente.

Wir haben frühzeitig gemerkt, dass sich Unternehmen mit dem Thema der Tokenisierung beschäftigen wollen. Doch es fehlte an regulatorischer Sicherheit und der entsprechenden Software zur Umsetzung. Dieser Use Case war schon früh klar, dann hat es eben noch eine Weile bis zur Gründung gedauert.

Blockchainwelt: Kannst du uns dazu mehr erzählen?

Hagen: Hier haben wir viel über Musikinstrumente gelernt. Eine Stradivari beispielsweise sollte niemals nur im Schrank stehen, die muss ständig bespielt werden. Das kann der Besitzer nicht immer selbst und verleiht sie an geeignete Musiker.

So ist es beispielsweise möglich, dass in der U-Bahn ein Musiker steht, und auf einem 5 Millionen Euro Instrument spielt. Und keiner weiß das! Historische Musikinstrumente müssen übrigens auch einmal jährlich in eine Art “TÜV”.

Dort wird dann der Zustand der einzelnen Teile erfasst und in ein Protokoll eingetragen. Das gesamte System aus Verleihung, Nutzung, Zertifizierung kann somit tokenisiert werden, der Zustand und die Historie des Instruments sind somit jederzeit nachvollziehbar.

Blockchainwelt: Wer sind denn noch eure Kunden?

Hagen: Neben den Kunden für STO-Projekte geht es auch häufig um hochwertige Kunstwerke. Nehmen wir z. B. ein Museum, da hängen viele teure Gemälde drin und mit einem Konzept namens Fractional Ownership können Liebhaber Anteile daran erwerben. Da können die Leute dann sagen: „Mir gehört ein Teil von einem echten Picasso“ und das Museum hat eine weitere Einnahmequelle.

Blockchainwelt: Wie groß siehst du den Markt für Fractionals im Bereich von Kunst und Museen?

Hagen: Ich würde sagen, der Markt entsteht erst und wir müssen vorsichtig sein, denn es handelt sich um einen äußerst sensiblen Markt. Die Szene ist allgemein sehr hellhörig und stark interessiert an neuen Trends. Wir können beispielsweise Zertifikate in Form von NFT ausgeben für die Museen, die diese dann an ihre Kunden / Käufer verteilen können. Die Softwarelösung von Tokenforge kann das heute schon abbilden.

Über Tokenforge

Wir ermöglichen E-Commerce und digitale Investitionen auf der Blockchain durch die TokenForge-Suite und maßgeschneiderte Web3-Produkte.

Blockchainwelt: Dann findet die Verschiebung statt von ICO zu STO und dann zu NFT statt?

Hagen: Nicht zwingend. Aber wir sehen inzwischen im europäischen NFT-Markt Anforderungen, die wir im regulierten STO-Segment bereits umgesetzt haben. Das Anwendungsspektrum für NFT umfasst ja viel mehr. Wir arbeiten mit Galerien, Verlagshäusern und anderen renommierten Partnern.

Royalties sind hier zum Beispiel ein ganz wichtiges Thema, und zwar für die Künstler, weil sie Einnahmen aus den Lizenzen und Verkäufen bekommen wollen. NFT sollen das eigentlich ebenso für den Zweitmarkt ermöglichen, damit die Künstler auch wirklich bei jedem Verkauf partizipieren.

Blockchainwelt: Dann sind auch für NFT aus deiner Sicht regulatorische Rahmen notwendig oder sogar schon vorhanden?

Hagen: Auch im NFT-Segment gibt es regulatorische Anforderungen, wie wir sie aus dem E-Commerce schon kennen. Und wir sehen die Anforderungen der Marktplatzbetreiber und Galerien, die einen Markt benötigen, in dem die Parteien sich vertrauen.

Das kann derzeit weder OpenSea noch LooksRare usw. wirklich leisten. Denn die sind im Gegensatz zum geordneten Europa eher so der Wilde Westen. Beispiel: die Abführung von Royalties funktioniert bei diesen Plattformen nur in ihrem eigenen Ökosystem.

Es geht nicht immer nur darum, mal eben 10.000 digitale Affen zu publishen.

Hagen Hübel

CTO & Co-Founder of TokenForge GmbH, Berlin

Blockchainwelt: Ethereum ist ja die größte Blockchain, auf der sich solche Projekte realisieren lassen. Wie sieht es mit den alternativen Blockchains aus?

Hagen: Ethereum ist inzwischen ein Dinosaurier und damit eben auch erwachsen. 2017 dauerte eine Transaktion zur Hochzeit der ICOs zeitweise eine ganze Woche. Das zeigt, dass der heutige Marktführer in dem Segment ebenfalls mit anfänglichen Problemen bei Durchsatz oder Skalierung allgemein zu kämpfen hatte.

Die Probleme sind aber zwischenzeitlich behoben, während alternative Blockchains wie Polygon, Avalanche oder Solana teilweise noch mit diesen Herausforderungen zu kämpfen haben. Deren Community wächst stetig und wenn plötzlich echte User die Plattformen auch tatsächlich nutzen, tauchen eben auch „echte“ Probleme im Live-Betrieb auf, die man im Testbetrieb nicht vorfand.

Als Beispiel kann man hier ein NFT-Spiel anbringen, das Anfang dieses Jahres die Polygon-Blockchain verstopfte und für sehr hohe Gasgebühren sorgte. Als Alternativen fokussieren wir uns übrigens im NFT-Bereich auf Polygon und im Finanzbereich auf Avalanche. Bei Solana sehen wir in Europa derzeit noch wenig Nachfrage.

Blockchainwelt: Wie sehen rechtskonforme Security-Token-Angebote aus?

Hagen: Da fangen wir immer mit Anwälten an, die sind immer der erste Kontakt und begleiten das Projekt von Anfang an. Je nach Investitionssumme gibt es unterschiedliche Anforderungen an die Informationen, die dem Investor zur Verfügung gestellt werden müssen. Da geht es entweder um sogenannte Wertpapierinformationsblätter (WIB) oder vollständig BaFin-geprüfte Wertpapierprospekte.

Blockchainwelt: Die Software ist aus der technischen Sicht bereits bei Tokenforge fertig, richtig?

Hagen: Ja genau, die technische Umsetzung ist daher dann auch einfach, denn wir haben das alles schon. Der Emittent muss dann nur noch auswählen, welche Bezahlmethoden verwendet werden sollen, und ob Crypto oder Fiat oder beides, ob mit oder ohne Custody usw. Dann wird die Software für den Mandanten konfiguriert und das Projekt geht anschließend in die Vermarktung.

Blockchainwelt: Wo gibt es aus deiner Sicht noch Aufklärungsbedarf bei den Kunden?

Hagen: Ganz wichtig, wirklich extrem wichtig ist, zu wissen, dass nicht der Kunde entscheidet, ob sein Token ein Wertpapier ist oder nicht. Das entscheidet im Zweifel immer die Aufsichtsbehörde. Bei der Platzierung von Token am deutschen Markt mit deutschen Investoren geht es um Verbraucherschutz und um Geldwäscheprävention.

Das regelt die BaFin, die hat das Hausrecht. Wir erleben immer wieder Kunden, die ins Ausland gehen wollen und glauben, damit die BaFin umgehen zu können, obwohl sie sich gezielt an deutsche Investoren richten. Aber die BaFin sieht das meistens anders.

Blockchainwelt: Ihr habt ja auch häufig mit der BaFin zu tun, wie klappt da die Zusammenarbeit?

Hagen: Ende 2021 haben wir den allerersten Token nach dem neuen elektronischen Wertpapiergesetz (eWpG) und den neuen Richtlinien dazu auf Ethereum (Mainnet) deployed. Ganz konkret haben wir zusammen mit einem israelischen Start-up und einem Registerführer in Düsseldorf das erste Register in Deutschland als ein zentrales Element des eWpG technisch umgesetzt.

Ich war kürzlich Teil einer Anhörung der Aufsichtsbehörde zu diesem Register. Ich muss sagen, dass ich eine sehr konstruktive und interessierte Sitzung mit der BaFin erlebt habe und bin sehr hoffnungsvoll und positiv aus dieser Sitzung herausgekommen. Mein Eindruck war, dass die BaFin die Blockchain, ihre Prozesse und Potenziale verstanden hat.

Sie haben wirklich brillante Fragen gestellt, wie zum Beispiel danach, was passiert, wenn ein Fork auftritt und ob dann bei doppelten Token auch die Gefahr von doppelter Dividendenzahlung besteht.

Unsere Compliance-Abteilung hat übrigens bereits beim Studium des eWpG gesagt: “Wer das Gesetz geschrieben hat, hatte Ahnung von der Blockchain und weiß, wie sie funktioniert!”

Hagen Hübel

CTO & Co-Founder of TokenForge GmbH, Berlin

Blockchainwelt: Benötigt ihr für eure Geschäfte eine BaFin-Lizenz?

Hagen: Nein, denn wir sind technischer Dienstleister. Grundsätzlich braucht der Emittent des STO eine Genehmigung der Aufsichtsbehörde, also der BaFin. Wir haben, wie zuvor erwähnt, einen Registerführer, der uns durch den gesamten Prozess begleitet.

Dadurch können wir sagen, die Anforderungen an eine Lizenz sind enorm und es gibt jede Menge Paperwork. Technisch war das für uns nicht die Herausforderung, aber die Anforderungen bei der BaFin, beispielsweise auf der Personalebene, kennenzulernen, war sehr spannend für uns.

Blockchainwelt: Was sind die Vorteile für Kunden, die zu euch kommen?

Hagen: Wir wickeln alles rund um die Technik ab, damit Emittenten sich um nichts kümmern müssen und sich auf ihr eigentliches Kerngeschäft fokussieren können. Wir übernehmen auch beispielsweise die Abwicklung der Dividendenzahlung nach der Zeichnungsphase, Anbindung an verschiedene Dienstleister rund um die Emission (KYC, Custody, Steuererklärung usw.).

Blockchainwelt: Wie macht ihr das mit den Dividenden und Zinsen?

Hagen: Wir schauen zum Stichtag die Wallets an, also wo liegen wie viele Token. Dann versuchen wir aus diesen Daten die Dividende zu definieren und zahlen sie automatisiert aus. Inzwischen haben wir erste Anfragen von Kunden erhalten, die die Dividenden auch in Kryptowährungen erhalten wollen, wenn sie auch in Kryptowährungen einbezahlt haben.

So etwas lässt sich wunderbar direkt mit Smart Contracts abdecken, ohne weitere Payment-Dienstleister, also sozusagen “on-Chain”. Das Ganze muss natürlich wieder unter regulatorischen Aspekten betrachtet und realisiert werden.

Blockchainwelt: Wie würdet ihr euch selbst beschreiben? Ein Dienstleister? Ein Softwareentwickler?

Hagen: Ich würde sagen, wir sind zwar auch, historisch bedingt, ein klassischer Softwareentwickler, aber entwickeln uns zu einem SaaS-Unternehmen, also betreiben die unternehmenseigene Tokenisierungs-Software für unsere Kunden.

Blockchainwelt: Im Bereich von CO₂ entwickelt sich gerade ein eigenständiger Markt. Auch ihr seid dabei, mit CO₂-Token. Wie siehst du die Zukunft in diesem Bereich?

Hagen: Zu diesem Marktsegment kann ich mich nicht so detailliert äußern, da wir gerade mit aktuellen Kundenprojekten in diesem Bereich beschäftigt sind. Aber was ich sagen kann, ist, dass es prinzipiell zwei Ebenen gibt.

Zunächst sind das die Kunden, die eine grundsätzliche Finanzierung wünschen, also Security-Token-Kunden. Es gibt Projektentwickler, die über diese Lösung bereits erfolgreich mehrere Millionen eingesammelt haben und davon Solaranlagen, regenerative Projekte usw. finanziert haben.

Dann hätten wir da die Ebene der Anlagen, die bereits in Betrieb sind. Das sind meist Netzwerke von Einspeisern oder Konsumenten. An dieser Stelle ist eine Entwicklung hin zu Prosumer-Konzepten im Gange. Um das umsetzen zu können, brauche ich Verrechnungsmöglichkeiten.

Hier bietet sich eine Token-Ökonomie an. Die hier eingesetzten Token sind natürlich keine Security Token, sondern reine Utility Token, da sie als Verrechnungseinheit im Rahmen von Mikrotransaktionen fungieren.

Blockchainwelt: Du sprichst gerade den CO₂-Markt an, den ich bereits aus einem Interview mit CircularTree kenne. Kannst du uns mehr über die Marktbedingungen in diesem Bereich erzählen?

Hagen: Im CO₂-Markt sehen wir derzeit viele Ideen und Konzepte. Hier gibt es noch keine Standards und für die Verrechnung der CO₂-Einheiten bietet sich eine Blockchain an, da sich hier unterschiedliche Parteien und Marktteilnehmer gegenseitig vertrauen müssen.

Der Effekt wie der energiesparende Ausbau des Dachstuhls oder der Kompost im Garten ist quantifizierbar und kann in Token abgebildet werden, denn die Verrechnungseinheiten sind konkret messbar und abbildbar.

Es gibt ja auch die Möglichkeit, die Token handelbar zu machen oder Token-Holder eben an der Entwicklung des Ökosystems teilhaben zu lassen. Je nachdem, wie viele Token man besitzt, desto mehr Mitspracherecht hat man.

Blockchainwelt: Das klingt für mich nach DAO?

Hagen: Ja, da hast du recht. Der DAO-Gedanke zieht in die Branche und den Markt ein. Das spüren wir ganz stark. Über Smart Contracts lassen sich dann Regeln definieren, auf die sich die Marktteilnehmer einigen. Daher ist das auch ein klassisches On-Chain-Thema.

Blockchainwelt: Gibt es neben dem Energiesektor noch andere Branchen, die von der Blockchain-Technologie profitieren könnten?

Hagen: Ich würde sagen, dass auch Versicherungen von DLT profitieren könnten. Denn immer dann, wenn Daten von unterschiedlichen Marktteilnehmern zusammenfließen, um einen Schaden zu beurteilen, kann man das Betrugsrisiko durch DLT verringern und die Transparenz erhöhen. Je mehr Marktteilnehmer involviert sind, umso schwieriger wird es, das Netzwerk oder Projekt nachträglich zu manipulieren.

Blockchainwelt: Und wie sieht es mit den Banken aus, deren Markt sich ja sehr dynamisch entwickelt? Kommen die mit der Entwicklung überhaupt mit?

Hagen: Ich würde sagen, ja. Es gibt einige Banken, die sich intensiv mit dem Thema Blockchain beschäftigen. Wir arbeiten beispielsweise aktuell mit einer Bankengruppe an einem konkreten Tokenisierungsthema im B2B-Bereich, das wir sehr spannend und zukunftsweisend finden. In diesem Fall haben wir eher den Eindruck, dass sie die Entwicklung sogar vorantreiben.

Autor
Autorin

Stefanie Herrnberger ist als freiberufliche Referentin und Redakteurin tätig. Ihre langjährige berufliche Erfahrung im Bereich der Industrie 4.0, Digitalisierung und Blockchain bieten ihr den perfekten Background, um über Anwendungsfälle der Distributed-Ledger-Technologie in der globalen Industrie und Wirtschaft zu berichten.

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