Wash Trading erreicht auf LooksRare erhebliches Ausmaß
Der NFT Marktplatz LooksRare hat über die letzten Tage immer wieder Schlagzeilen gemacht.
Längst ließ sich die Bedeutung von Wash Trading für den Marktplatz erahnen. Daten von Chainalyses zeigen nun erstmals das erhebliche Ausmaß.
LooksRare überholt OpenSea
OpenSea ist der Platzhirsch der Branche. Ein Großteil aller NFTs werden über den 2017 gegründeten Marktplatz gehandelt. Allerdings gibt es einige Schwachpunkte, die Nutzer immer wieder kritisieren.
Einer dieser Punkte sind hohe Kosten, die direkt zum Einstieg entrichtet werden müssen. Das Minten der NFTs ist auf der Ethereum-Blockchain eine kostspielige Sache.
Andere Plattformen wie Mintable versuchten, Nutzer mit neuen Prinzipien anzulocken. So wird die Gebühr erst dann fällig, wenn der NFT bereits einen Käufer gefunden hat.
Auf OpenSea und LooksRare lassen sich NFTs veräußern, die auf der Blockchain von Ethereum leben. OpenSea unterstützt inzwischen auch weitere Blockchains.
Weitere Marktplätze wie Rarible konnten sich neben OpenSea etablieren, den König allerdings nicht vom Thron stoßen. LooksRare erkannte dieses Problem und setzte daher auf eine sehr offensive Strategie.
Von Beginn an versuchte LooksRare, Nutzer von OpenSea gezielt abzuwerben. Dafür bewarb das Unternehmen einen Airdrop, der all denen kostenlose LOOKS Token verschaffte, die zwischen dem 16. Juni und dem 16. Dezember 2021 bereits Handel im Wert von mindestens drei Ethereum auf OpenSea betrieben.
LooksRare ist eine sehr junge Plattform. Erst am 10. Januar ging sie an den Start. Dennoch übertrifft LooksRare mit seinem Handelsvolumen OpenSea beinahe um das Dreifache. Doch die Zahlen täuschen.
Neben einem Airdrop möchte der Marktplatz neue Kunden vor allem durch die Möglichkeit eigener Gewinne erreichen.
LooksRare schüttet Trading Rewards (zu Deutsch: Handelsbelohnungen) an seine Nutzer aus.
Einzige Voraussetzung dafür war zu Beginn, dass der gehandelte NFT Teil einer Sammlung sein muss, die einen Gesamtwert von mindestens 1.000 Ethereum hat.
Seit dem 28. Januar werden für sämtliche Transaktionen Handelsbelohnungen ausgeschüttet.
So verdient man durch Wash Trading auf LooksRare
Durch diese Maßnahme und die Handelsgebühren der Plattform wollten die Verantwortlichen sogenannte Wash Trades verhindern.
Durch das Belohnungssystem besteht die Gefahr, dass Nutzer Handel nur für die Belohnungen betreiben.
Wash Trading bezeichnet den Handel einer Person mit sich selbst. Auf NFT-Marktplätzen ist dieser Handel sehr leicht zu bewerkstelligen, denn dafür sind lediglich zwei verschiedene Konten mit eigenen Wallets notwendig.
Durch Wash Trades wird entweder der Wert eines Produktes künstlich gesteigert oder es werden – wie in diesem Fall – mögliche Belohnungen abgestaubt.
Die von LooksRare geschaffenen Maßnahmen wirken nicht, wie von den Entwicklern erwartet.
Am ersten Februar erreichte LooksRare mit 2.512 Transaktionen ein größeres Handelsvolumen als OpenSea mit 183.358 Transaktionen.
Der Grund sind die absichtlich in die Höhe getriebenen Preise auf LooksRare, die den Händlern dadurch immer größere Handelsbelohnungen bescheren.
Diese Belohnungen zahlt LooksRare seinen Nutzern selbst in Form des von ihnen geschaffenen ERC-20 Token LOOKS. Ganze 75 Prozent aller LOOKS Token sollen an die Nutzer fließen. Händler akkumulieren insgesamt 44,1 Prozent aller LOOKS.
LOOKS werden dabei in vier verschiedenen Phasen verteilt. Phase A dauert noch bis zum neunten Februar.
In Phase D können Händler die letzten Belohnungen für ihre Aktivitäten auf LooksRare bekommen. Phase D endet am ersten Januar 2024.
Wash Trader verwenden für ihren Handel am liebsten Kollektionen wie Meebits oder Terraforms, da diese ohne Entwicklergebühren daherkommen.
Bringt Wash Trading LooksRare zum Platzen?
Bei einigen Nutzern machte sich inzwischen die Angst breit, LooksRare könnte an diesen Wash Trades kaputtgehen. Das ist nicht der Fall. Die Händler werden lediglich mit einem Token bezahlt, der von LooksRare selbst erschaffen wurde.
Der Preis wird am Markt gebildet. Dort ist entscheidend, auf welchen Preis sich Käufer und Verkäufer einigen.
Wash Trader, die einen großen Anteil an LOOKS ergattern konnten, werden also letztlich von denjenigen Nutzern bezahlt, welche die LOOKS Token erwerben.
LOOKS entstehen nicht durch aufwendige Algorithmen, wie Bitcoin oder Ethereum. Stattdessen werden sie aus blanker Luft nach den Maßgaben der Entwickler geschaffen. Diese wissen von der Möglichkeit von Wash Trades, nehmen sie aber nichts als negativ wahr.
LooksRare vs Opensea – @BoredApeYC
The buyer got $3.5k in trading rewards. On Opensea, they would have gotten none.
The seller saved $1.5k in fees and got $3.5k in trading rewards. That's $5k+ more than they would have gotten on OpenSea.
👀💎https://t.co/66hbVzLSXv#BAYC pic.twitter.com/x07xWPwPno
— LooksRare 👀💎 – NFT Marketplace (@LooksRareNFT) January 15, 2022
Viel eher freut sich LooksRare über die gewonnene Aufmerksamkeit. Für eine Plattform, die noch keinen einzigen Monat am Markt ist, erreicht sie durch die neuen Schlagzeilen viel Gehör.
Was verdient man durch Wash Trading auf LooksRare?
Es stellt sich natürlich die Frage, wie viel Einkommen durch derlei Wash Trades zu erzielen ist. Betrachtet man die öffentlichen Informationen, fallen eine Reihe von Großinvestoren auf, die beinahe täglich viele Millionen US-Dollar in Ethereum auf LooksRare verschieben.
Da die Strategie zwei verschiedene Konten benötigt, finden sich oft zwei bestimmte Adressen, die dann als Paar agieren und logischerweise in der Hand eines einzelnen Investors liegen.
Eine dieser Adressen handelt fast ausschließlich mit Ethereum im fünfstelligen Bereich. Am 19. Januar handelte diese Adresse mit ihrem Partner NFTs im Wert von umgerechnet 186 Millionen US-Dollar.
Dabei entfiel eine Handelsbelohnung, die zum jetzigen Zeitpunkt bei über 6,2 Millionen US-Dollar liegt. Gebühren von 3,7 Millionen US-Dollar fielen an.
Entsprechend konnte dieser Investor einen Gewinn von 2,5 Millionen US-Dollar an einem Tag erzielen.
Alle Berechnungen gehen von einem Kurs des LOOKS Token von 4,9 US-Dollar aus. Inzwischen ist der Token weiter gestiegen und würde den Gewinn bei erfolgreichem Hodling noch weiter ausbauen.
Das entspricht einer Rendite von 1,34 Prozent gemessen am Handelsvolumen. Selbstverständlich wird dieses Volumen durch wiederholtes Handeln erreicht. Der Händler investierte also zu keinem Zeitpunkt 186 Millionen USD gleichzeitig.
Chainalysis schätzt Wash Trading ein
Bekannt ist also, dass Wash Trading auf LooksRare stattfindet, doch in welchem Ausmaß? Diese Frage haben sich auch Analysten von Chainalysis gestellt und heute einen Bericht dazu veröffentlicht.
Wie jede neue Technologie bieten auch NFTs das Potenzial für Missbrauch.
Schätzt Chainalysis ein. Inzwischen erreiche das Wash Trading mit NFTs signifikante Ausmaße. Chainalysis bewertet dabei den gesamten Markt. In Anbetracht vom Erfolg der Plattform LooksRare ist diese Einschätzung also nicht überraschend.
Wir haben 262 Nutzer festgestellt, welche einen NFT mehr als 25 mal an eine von ihnen selbst finanzierte Adresse verkauften.
Dabei erreichte der Spitzenreiter ganze 830 Verkäufe an eigene Adressen. Die 262 Nutzer gewannen insgesamt 8,9 Millionen US-Dollar. Chainalysis vermutet, dass letztendlich arglose Nutzer für diese Gewinne aufkommen und NFTs mit künstlich erzeugten Preisen erwerben.
Denn: Irgendwie muss auch LooksRare eine Finanzierung sicherstellen. Die Analysten erwarten deshalb Käufe, die von Nutzern als gute Investition gewertet werden, ohne die hohen Preise der NFTs zu durchschauen.
Zudem machen sie auf die Möglichkeit aufmerksam, NFTs zur Geldwäsche zu verwenden.
Kriminelle können NFTs mit Schwarzgeld erwerben, zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen und dann beweisen, dass sie das Geld auf legale Weise bekamen.
Chainalysis macht außerdem darauf aufmerksam, dasselbe Prinzip könne im Handel mit physischer Kunst Verwendung finden. Dort könne niemand das ganze Ausmaß einschätzen.