Fantom und YFI fallen nach Austritt der Entwickler Cronje und Nell
Entwickler Andre Cronje und sein Kollege Anton Nell verlassen die DeFi- und sogar die gesamte Krypto-Branche. An mehreren großen Projekten wie Fantom und Yearn.Finance wirkten sie maßgeblich mit. Die Kurse von FTM, YFI und weiterer Kryptowährungen fallen als Reaktion auf den Abschied. Unterdessen offenbart der Vorgang die größte Schwäche von Kryptowährungen.
Abtritt von Andre Cronje und Anton Nell verursacht Kurseinbrüche
Andre Cronje beteiligte sich an der quelloffenen Smart Contract Plattform Fantom (FTM) und erschuf mehrere Projekte der dezentralisierten Finanz, wie Yearn.Finance. In den Kursen der Kryptos und Token hinter den Diensten schlug sich sein Abschied sofort nieder.
Sowohl Fantom als auch der YFI Token legten kurzzeitige prozentuale Kurseinbrüche im zweistelligen Bereich hin, erholten sich aber genauso schnell wieder. Aktuell verzeichnen beide Währungen ein leichtes Minus von ungefähr fünf Prozent in den letzten 24 Stunden. Doch wie kam es dazu? Eine Nachricht von Anton Nell gibt Aufschluss.
Andre und ich haben beschlossen, dass wir das Kapitel der Beteiligung an der Defi- und Krypto-Branche schließen werden. Es gibt etwa 25 Anwendungen und Dienste, die wir am 3. April 2022 beenden.
Schrieb Cronjes Kollege Anton Nell auf Twitter.
Andre and I have decided that we are closing the chapter of contibuting to the defi/crypto space.
There are around ~25 apps and services that we are terminating on 03 April 2022.
1/3— Anton Nell (@AntonNellCrypto) March 6, 2022
Während der Markt mit Angst und Ungewissheit auf den folgenschweren Austritt reagierte, bemühte sich die Fantom Stiftung um eine Beruhigung.
Wir sind Andre sehr dankbar für alles, was er für die Kryptowährungen getan hat. Allerdings ist und war Fantom nie ein Ein-Mann-Team. Bei Fantom arbeiten mehr als 40 Personen.
Schrieb Fantom als Reaktion auf die Bekanntmachung des Austritts.
Lässt Cronjes Austritt Fantom zusammenbrechen?
Andre Cronje ist vielseitig interessiert und erschuf entsprechend viele Webseiten, auf denen Nutzer ihre Kryptowährungen unter anderem verleihen und tauschen konnten. Eine DeFi-Blockchain hält wechselseitig die Projekte am Leben und wird von ihnen am Leben gehalten, die auf ihr aufbauen.
Cronje legte sich nicht auf eine einzelne Währung fest, unterstützte in all seinen Projekten aber Fantom. Als Plattform seiner Wahl trug er viel zur Entstehung von dessen Ökosystem bei. Manche Nutzer befürchteten wohl, dass es zu einer Kettenreaktion kommt und Fantom plötzlich keine Verwendung mehr hat. Andere Nutzer zeigten dafür hingegen wenig Verständnis und machten darauf aufmerksam, dass Cronje bei mehreren Projekten lange Zeit keinen aktiven Beitrag mehr leistete.
Solche Sorgen sind aber nicht nötig, wie Entwickler James Hancock mitteilt:
Was Cronje abschalten will, sind Webseiten, die mit Smart Contracts verbunden sind. Technisch gesehen kann jeder eine Benutzeroberfläche für diese Dienste bereitstellen, aber das bedeutet nicht, dass das auch jemand tut. Man braucht auch einen Anreiz und muss Vertrauen erwecken.
Auch die von Cronje geschriebenen Kontrakte bedürfen seiner Zustimmung nicht. Für andere Entwickler ist es also einfach, Webseiten mit den gleichen Funktionen aufzusetzen oder auf dem Code von Cronje aufzubauen.
Solange die Verträge unveränderlich sind oder keine Genehmigung von Andre für Änderungen erfordern, werden sie weiterhin wie vorgesehen funktionieren.
Ein potenzielles Problem liegt in der Natur von Kryptowährungen: Wer die Kryptos besitzt, der kann über sie verfügen ohne dass irgendwer den Besitzer einschränken oder in seinem Tun beeinflussen kann. Wenn Nutzer Einzahlungen auf neuen Plattformen tätigen, setzen sie sich dem Risiko aus, alles zu verlieren. Webseiten bauen daher nur langsam Vertrauen in DeFi auf – dieses genoss Cronje mit seinen Projekten.
Andre Cronje ließ Fantom explodieren
Eine Smart Contract Plattform allein kann nicht überleben. Damit sie einen Nutzen erfüllt, muss ihr Potenzial in reale Anwendungen umgesetzt werden – eine Aufgabe die Cronje für Fantom übernahm.
Mit seinem neuesten Produkt Solidly entwickelte Cronje eine Webseite, die sowohl als Liquidity Pool, NFT-Marktplatz wie auch als Cross-Chain Swap fungiert und bei Abstimmungen auf Nutzerbeteiligung setzt. Durch diese Veröffentlichung gelang Fantom kurzzeitig der Sprung auf Platz drei der größten DeFi-Blockchains.
Der anonyme Investor Wassie Capital hält Cronje für eine zentrale Figur im Ökosystem von Fantom. So sagt er:
Dass Andre geht, ist eine große Sache. Er ist der Grund, warum so viele Projekte und Leute in das Ökosystem von Fantom geströmt sind.
Entsprechend groß ist die Enttäuschung über seinen Austritt. Dennoch habe diese Entwicklung auch etwas Gutes, schreibt Entwickler miroyato – wie weit gelangt das Ökosystem ohne eine bisher so zentrale Figur? Miroyato freut sich, künftige Entwicklungen des Fantom-Ökoystems zu beobachten.
Entwickler sind die große Schwachstelle der Kryptowährungen
In seiner Abschiedsbotschaft schrieb Anton Nell, dass es sich diesmal nicht um einen Rückzug aus purer Enttäuschung für kurze Dauer handelt, sondern dass der Austritt endgültig ist.
Der Südafrikaner Cronje war zuvor für seine impulsive Art bekannt, die ihn immer wieder dazu verleitete, aus Frust einen Austritt anzukündigen und nach kurzer Zeit doch zurückzukehren.
Jetzt sei diese Entscheidung endgültig und sie habe sich vorher bereits über längere Zeit abgezeichnet. Bereits im August 2020 bezeichnete sich Cronje als pleite und müde. Damals entbrannte ein Streit, nachdem ein Nutzer Cronjes Macht kritisierte, die er über Yearn Finance hat.
Gelder der Nutzer in Höhe von 40 Millionen US-Dollar hätte er damals einfach stehlen können – eine Entscheidung, die Cronje nie traf. Die Kritik des Nutzers Hasu hielt er offenbar für einen persönlichen Angriff.
Generell macht der Austritt von Cronje und Nell auf eine Schwachstelle der Kryptowährungen aufmerksam: Sie sind stark von Entwicklern abhängig, welche über die Fähigkeiten und die Zukunft eines Projektes entscheiden.
Der frühere Hauptentwickler des Bitcoin, Gavin Andresen, hat inzwischen keinerlei Verfügungsgewalt mehr über den Bitcoin, obwohl Satoshi Nakamoto ihn höchstpersönlich zur Führungsperson erklärte.
Andresen wurde nach Streitigkeiten als Bitcoin-Betreiber ausgeschlossen und äußerte später, dass der Bitcoin einen falschen Kurs genommen habe. Interessanter sei Bitcoin Cash (BCH).
Bitcoin Cash ist das, woran ich 2010 zu arbeiten begann.
Erklärte Andresen 2017. Kryptowährungen verfolgen normalerweise das Prinzip der quelloffenen Software (FOSS). Bei einer etwaigen feindlichen Übernahme oder Entfremdung des eigentlichen Kerngedanken durch Entwickler, besteht die Möglichkeit für einen Fork, den auch Bitcoin Cash darstellt. Wie das Beispiel selbst zeigt, kommt es dadurch wahrscheinlich dennoch zur Spaltung der Anhängerschaft.