Bitcoin (BTC) stürzt ab – das sind die möglichen Gründe
Ein Blick auf den aktuellen Bitcoin Chart zeigt, dass die vergangenen Tage nur etwas für hart eingesottene Krypto-Enthusiasten waren. Innerhalb weniger Tage verlor der Bitcoin über 6.000 US-Dollar an Wert und stellte viele Anleger auf eine Geduldsprobe. Zeit, auf die Suche nach möglichen Gründen zu gehen.
Bitcoin im freien Fall – Warum eigentlich?
Im Spätherbst 2021 herrschte noch große Freude als der Bitcoin nach mehreren Jahren ein neues Allzeithoch knackte und in der Spitze auf knapp 68.000 US-Dollar stieg. Etwas über ein halbes Jahr später scheint diese Euphorie gänzlich verflogen.
Der Bitcoin legte in den vergangenen Tagen eine echte Talfahrt hin. Von 40.000 US-Dollar am 5. Mai ging es bis auf unter 30.000 US-Dollar bergab. Die nach Marktkapitalisierung größte Kryptowährung legte also einen bilderbuchartigen Crash hin. Schnell stellt sich dabei die Frage nach den möglichen Ursachen für diesen Kurssturz.
Wer sich aktuell auch abseits des Bitcoins und Krypto-Marktes mit der Börsenlandschaft beschäftigt, wird bemerkt haben, dass die allgemeine Stimmung derzeit nicht besonders positiv ist.
Auch am Aktienmarkt ging es zuletzt für viele Tech-Werte nur noch nach unten. Es herrscht eine globale makroökonomische Unsicherheit, welche aktuell nicht unbedingt viele Anleger anlockt.
Die coronabedingte Geldpolitik vieler Staaten trieben die Inflationsraten in die Höhe. In aller Regelmäßigkeit zierten Schlagzeilen von Inflationsraten auf Rekordniveau die Startseiten von Wirtschaftsportalen.
Das United States Bureau of Labor meldete, dass der Verbraucherpreisindex auf 8,5 % anstieg – und damit erstmals seit 40 Jahren einen neuen Rekord aufgestellt hat. Die Federal Reserve reagierte darauf und hob die allgemeinen Zinssätze um 0,5 % an.
Viele Anleger sind verunsichert und liquidieren ihre risikobehafteten Wertanlagen als Erstes. Logisch, dass das vor allem spekulative Aktien und Kryptowährungen betrifft. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dies in Krisenzeiten nicht unüblich ist. Daher ist dies der wahrscheinlichste Grund für den aktuellen Abverkauf und den hohen Verlust des Bitcoins.
Die Wale verlassen das gewohnte Gewässer
Bereits seitdem der Bitcoin sich nach und nach von seinem letzten All Time High entfernt hat, gibt es Spekulationen darüber, dass eine längere Zeit ein solches Preisniveau nicht mehr zu sehen sein dürfte.
Aktuelle Zahlen von Glassnode belegen, dass auch Großanleger – sogenannte Whales – sich aus dem Markt zurückziehen. Das Zuflussvolumen an den großen Krypto-Börsen stieg auf ein 3-Monats-Hoch von 1.755.021 BTC.
Dies deutet darauf hin, dass die Whales ihre Bestände verkaufen und vermutlich mit einer längeren Durststrecke rechnen. Auch die reine Anzahl an Bitcoin Whales sinkt stetig.
📈 #Bitcoin $BTC Exchange Inflow Volume (7d MA) just reached a 3-month high of 1,755.021 BTC
Previous 3-month high of 1,729.605 BTC was observed on 08 May 2022
View metric:https://t.co/1S6EbDkdOO pic.twitter.com/8kSJPOLJXW
— glassnode alerts (@glassnodealerts) May 9, 2022
Vor allem kurzfristige Großanleger, welche ihre Coins erst vor wenigen Wochen gekauft haben, fliehen wieder aus dem Markt. Auch der so häufig zitierte „Bitcoin Fear & Greed Index“, welcher auf Basis verschiedener Faktoren die aktuelle Stimmung im Markt darstellt, weist aktuell „Extreme Fear“ auf.
Demnach dürften die Marktteilnehmer derzeit sehr zurückhaltend agieren und eher den Hang zum Verkauf ihrer Bestände haben. Anerkannte Experten vermuten, dass die Anleger nur auf einen sogenannten „Kapitulationsdocht“ warten. Dieser beschreibt eine tiefrote Kerze auf einem Candle-Chart, welche einen heftigen Kurseinbruch darstellt.
Technische Indikatoren unterstützen die schlechte Stimmung
Schön wäre es, wenn, trotz der schlechten Stimmung, wenigstens die technischen Indikatoren Grund für Optimismus verbreiten würden. Doch auch das ist derzeit leider nicht der Fall und der dritte Grund für den aktuellen Kurssturz.
Der Bitcoin-Kurs schloss in der sechsten Woche in Folge im Minus und auch die siebte Woche startete direkt negativ. Das gab es seit über acht Jahren nicht mehr, was unterstreicht, wie schlecht die Stimmung wirklich ist.
Die Analysten von CryptoQuand haben herausgefunden, dass das Verhältnis von Gebühren zu den Belohnungen für Miner (Fees to Reward Ratio) derzeit auf einem absoluten Tiefstand ist.
Der bekannte Analyst Caleb Franzen geht ebenfalls davon aus, dass Anleger „mehr Schmerzen zu erwarten“ hätten. Er erwartet jedoch, dass die Anleger, die sich auf die aktuelle Situation einlassen „langfristig am besten dran sein“ werden.
Seems worthwhile to expect more pain. Those who embrace it will be best-off in the long-term.https://t.co/oCQfBkDDQa
— Caleb Franzen (@CalebFranzen) May 8, 2022
Verschiedene Sichtweisen auf die aktuelle Situation
Während viele Anleger aus dem Markt stürmen und ihre Vermögenswerte veräußern, appellieren einige bekannte Gesichter aus der Krypto-Welt an die „Diamond Hands“ der Anleger.
Barry Silbert, Gründer des milliardenschweren Fonds Grayscale, gab an, dass er in der jetzigen Situation kein anderes Asset außer BTC besitzen wolle. Der Staat El Salvador, welcher als erstes Land überhaupt den Bitcoin als offizielle Staatswährung anerkannt hat, kaufte den Dip und erwarb 500 Bitcoin für durchschnittlich 30.744 US-Dollar.
Michael Saylor, CEO von MicroStrategy, erklärte in einer Investor Relations, dass der Bitcoin auf 3.562 US-Dollar fallen müsste, ehe das Unternehmen die bestehenden Darlehen nicht mehr durch den Verkauf der BTC decken könnte.
Sollte dieser eher unrealistische Fall eintreffen, wolle er dennoch andere Sicherheiten hinterlegen, um auch dann nicht verkaufen zu müssen. Dem Gründer des Software-Giganten macht der aktuelle Kursabsturz also keine Sorgen.
MicroStrategy besitzt fast 130.000 BTC. Zuletzt geriet der Chef des Unternehmens jedoch in Kritik und ihm wurde Betrug vorgeworfen.
Fazit und Ausblick: Große Unsicherheit, unklare Zukunft – eine ganz normale Krise?
Die zuvor genannten Gründe sind wahrscheinlich allesamt für den aktuellen Absturz des Bitcoins und vieler anderer Kryptowährungen verantwortlich.
Den größten Einfluss hat aber sicherlich die pure Ungewissheit, wie sich der Markt in den kommenden Wochen entwickeln könnte. Noch sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukrainekriegs nicht vollends absehbar.
Doch blickt man zurück auf die großen Krisen der Weltwirtschaft, fällt auf, dass es zahlreiche Parallelen gibt. In unsicheren Zeiten verhält sich der Markt immer, wie er es derzeit tut.
Das ist also nicht ungewöhnlich, wenngleich sich die Geschichte nicht zwangsläufig immer wiederholen muss. Anleger sollten sich also auf negative Zeiten gefasst machen, welche jedoch irgendwann auch wieder umschlagen werden.