Lukas Fiedler Interview – Hype um NFT hält an
Blockchainwelt: NFT scheinen gerade überall zu sein. Wie siehst du den aktuellen Hype um die Token? Ist das eine Technologie mit Bestand oder nur eine Übergangshysterie von exzentrischen Künstlern?
Lukas: Ich glaube, die Technologie hat auf jeden Fall Bestand. Klar, dass am Anfang exzentrische Personen im Mittelpunkt stehen, die das aufbauschen.
Aber das NFT-Thema ist viel zu interessant für die Kunst, das Marketing und die digitale Welt generell, denn die Technologie macht sie interoperabel.
Daher sind auch immer mehr große Unternehmen unterwegs, die sich für NFT Anwendungen interessieren und sich entweder selbst NFT zulegen oder in Unternehmen investieren, die aus der NFT-Branche stammen.
NFT sind eine Technologie der Gegenwart und bleiben auch in der Zukunft, es sind auch zu viele Leute eingestiegen, als dass dieser Trend vorbeigeht.
Da wären beispielsweise die Winkelvoss Zwillinge, die die Plattform für NFT, Nifty Gateway, gekauft haben. Den Zwillingen gehört die 2014 gegründete Gemini Börse aus den USA.
Blockchainwelt: Denkst du, dass das aktuelle Preisniveau bleibt?
Lukas: Ja, ich denke, dieses Preisniveau werden wir eine Weile behalten, denn es ist sehr viel Geld im Umlauf. Dazu die Inflation und das hohe Wissen um die Potenziale der NFT sowie Investoren mit langfristigem Interesse.
Lukas Fiedler
Lukas Fiedler ist seit 2016 in der Blockchain-Szene. Nach seinem Mitwirken an der Wissensdatenbank IOTA Support übernahm er Mitte 2017 den Blog „Der Altcoinspekulant“, auf dem er primär über ICOs berichtete. Als Fortführung des Blogs ist seit 2020 das Blockmagazin im Handel – ein Printmedium für Blockchain-Einsteiger und Experten.
Blockchainwelt: Wo siehst du noch bisher ungenutztes Potenzial bei den NFT?
Lukas: Da sehe ich vor allem den Sportbereich, denn dort werden bereits mit Coins Abstimmungen gemacht und die NFT könnten noch zusätzlich für Mehrwert sorgen.
Auch der E-Sports-Bereich ist ein milliardenschwerer Markt ist. Denken wir mal an League of Legends und Ihre Teams und Weltmeisterschaften, die von Mercedes oder BMW gesponsert werden.
Für mich ist unklar, wieso es hier noch kein mit NBA Topshots vergleichbares Projekt gibt.
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Mit NFT können beispielsweise Ewigkeitsmomente verkauft werden, aber auch Konzerte oder Eintrittskarten sind mit den Non-Fungible Token erhältlich.
Es geht also um die Einbindung einer großen Zielgruppe, die bereits vorhanden ist und nur darauf wartet, ihr Geld für ihre Vereine oder Spiele auszugeben.
Der Bereich E-Sport wird weiter wachsen, da gibt es unfassbar gute Spieler und die Szene hat eine ausgezeichnete Lobby.
Blockchainwelt: Gibt es auch im Bereich von DeFi weitere Einsatzmöglichkeiten für Non-Fungible Token?
Lukas: NFT stellen die bereitgestellte Liquidität, beispielsweise auf Uniswap V3, dar. Ich sehe NFT als Sicherungseinlage bei Krediten, wo sich die Schuld über NFT weiterverkaufen lässt.
Es gibt auch schon die Möglichkeit, mit NFT ein passives Einkommen beim Staking zu erwirtschaften und die Implementierung von NFT in den DeFi-Sektor wird weiter steigen.
Blockchainwelt: Sind NFT deiner Meinung nach Bestandteil des Metaversums?
Lukas: NFT gehören unbedingt zum Metaversum. Ich denke da konkret an ein Museum für moderne Kunst, genauer gesagt eine NFT-Ausstellung im Metaversum.
Hier sehe ich eine unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten, denn NFT können das Metaversum ideal ergänzen bzw. aufwerten.
Es wird aus meiner Sicht dort digitale Galerien für NFT geben, wo jeder Künstler seine Kunst in Form von NFT ausstellen kann. Diese digitalen Bilderrahmen gehen ungefähr in die gleiche Richtung wie bei Twitter, wo der Nutzer jetzt sein NFT als Profilbild verwenden kann.
Aber auch innerhalb der Supply-Chain gibt es zahlreiche Anwendungsfälle, beispielsweise könnte ich mir eine digitale Rechnung vorstellen, bei der der Rechnungsbetrag mit einem NFT verknüpft ist.
Es gibt auch das Smart Containers Projekt, bei dem das Unternehmen die Vision von selbstverwaltenden Containern mithilfe der Blockchain hat.
Die Container könnten dann zukünftig mit NFT unterschiedliche Zertifikate entlang der Wertschöpfungskette darstellen und jeder NFT würde einen Container mit allen seinen Daten repräsentieren.
Blockchainwelt: Sind die hohen Preise für die NFT deiner Meinung nach gerechtfertigt? Offenbar ist da schon ein Milliardenmarkt entstanden, also Käufer gibt es scheinbar genug und die bezahlen offenbar jeden Preis.
Lukas: Ich denke, die hohen Preise sind nur teilweise gerechtfertigt. Beim größten Teil der NFT-Projekte, die ich derzeit in der Öffentlichkeit verfolge, würde ich aber sagen, dass sie es nicht sind. Allerdings ist eigentlich die richtige Antwort auf deine Frage ein “Jein”.
Denn die Zielgruppe der spektakulären NFT sind meist reiche und exzentrische Menschen. Sie haben kein Interesse an Investitionen, sondern geben sich dem Urinstinkt des Menschen hin, etwas vor allen anderen zu besitzen und damit angeben zu können. Dafür sind NFT wirklich ideal und der Preis dann auch gerechtfertigt.
Auf der anderen Seite stehen viele Käufer, die glauben, sie kaufen mal eben irgendwo einen NFT und können diesen schnell mit viel Gewinn weiterverkaufen. Das klappt aber häufig nicht.
Das, was wir an NFT-Projekten wahrnehmen, ist nur die Spitze des Eisberges. Doch unter der Wasseroberfläche befindet sich der Rest vom Eisberg und die Fläche ist riesig.
Genauso ist es mit den NFT. Viele NFT werden nicht verkauft, denn sie sind völlig unbekannt oder ihre Künstler oder Urheber nicht genug in der Öffentlichkeit.
Am Ende muss aber immer jeder selbst entscheiden, was ist es mir wert und was repräsentiert das NFT für jeden selbst. Auch die Frage nach dem Zweck des NFT kann einen hohen Preis rechtfertigen.
Sind es beispielsweise NFT im Rahmen von ICO oder STO, dann haben die Käufer durch den Kauf der NFT häufig zusätzliche Rechte. An anderen NFT sind Rechte verbunden, oder ein spezielles Engagement für den Inhaber.
Da fällt mir das Beispiel von Coca-Cola ein, die haben im August eine NFT-Auktion durchgeführt und die war ein Riesenerfolg. Der Käufer hat dafür mehr als eine halbe Million US-Dollar gezahlt.
Die Friendship Box stellt einen Vintage Coca-Cola-Kühler mit dynamischer Bewegung und Beleuchtung neu vor und enthält drei weitere NFTs im Inneren: eine maßgeschneiderte Coca-Cola Bubble-Jacke, die in der Decentraland 3D-Virtual-Reality-Plattform getragen werden kann; ein Sound Visualizer, der die erkennbaren Klänge eines Coca-Cola-Genusses veranschaulicht; und eine Coca-Cola-Freundschaftskarte mit aufgefrischten Kunstwerken aus dem Jahr 1948. Der Gewinner erhält außerdem einen echten, voll bestückten Coca-Cola-Kühlschrank.
Blockchainwelt: Welche Risiken siehst du beim Anlegen von NFT?
Lukas: Grundsätzlich würde ich sagen, sind NFT eine schwierige Anlageform, oder besser gesagt eine Spekulation, weil ich Geld für Dinge ausgeben muss, die kein Investment sind.
NFT sind aus meiner Sicht risikoreicher als ICOs, denn hier spielen zahlreiche subjektive Komponenten mit rein. Ich persönlich würde interessierten Anlegern derzeit also eher davon abraten.
Wer in NFT investieren möchte, sollte sich das zugrundeliegende Ökosystem genauer anschauen und dort sein Geld investieren. Um solche Entscheidungen zu treffen, kann es auch hilfreich sein, zu recherchieren, welches Unternehmen NFT in der Roadmap hat.
Ich glaube, dass wir zukünftig immer mehr DAO im Zusammenhang mit NFT sehen werden. Das wären dann Zusammenschlüsse von Menschen, die mit ihrem Geld zusammen extrem teure NFT kaufen.
Das erworbene NFT geht dann in die DAO und dadurch hält jedes Mitglied einen Anteil am NFT. Auch diese Lösung halte ich für eine gute Strategie, um doch in NFT investieren zu können.
Der Anteil solcher DAO wird in Zukunft sicher größer werden und bringt Investitionsmöglichkeiten mit sich. Die bisherigen DAO waren geschlossen oder nur sehr reichen Mitgliedern vorenthalten.
Blockchainwelt: Ergibt es Sinn, Dinge zu tokenisieren und dann für Investoren zu öffnen?
Lukas: Wenn man sich Doge und Shiba anguckt, sind fundamentale Dinge offenbar für den Markt und die Investoren nicht mehr so wichtig. Weil man eben auch mit verrückten Sachen zum Millionär werden kann.
Ich denke aber, das wird sich bald ändern, denn mit Metaverse und DeFi gewinnen NFT immer mehr an Relevanz.
Blockchainwelt: Besitzt du selbst auch NFT?
Lukas: Ja, auch ich habe mich einmal hinreißen lassen bzw. diesen Kauf getätigt, um den dahinter stehenden Street-Art Künstler D*face in einer NFT-Aktion zu unterstützen.
Ich mag den Künstler, das war also keine Investition, denn ich wusste schon im Voraus, dass das Geld dafür eigentlich weg ist. Aber ich wollte unbedingt ein Bild des Künstlers haben und ja, auch ich wollte eben sagen können, dass ich etwas ganz besonders besitze.
Da bin ich also auch in die Falle getappt. Und ich habe auch mal eine Katze für 20 € gekauft, weil das Thema CryptoKitties gerade total gehypt war.
Ich bin ein Freund von sachlichem Spekulieren. Ich investiere mit dem Kopf.
Blockchainwelt: Haben NFT deiner Meinung nach das Potenzial, zur Ausgestaltung des Metaverse beizutragen, also dem kollektiven virtuellen Raum?
Lukas: Ich denke, dass besonders die Interoperabilität durch NFT weiter ausgebaut werden wird. Im Metaverse sind spezielle Items oder Avatare handelbar, die sich dann in verschiedenen Welten wie beispielsweise Decentraland, wo man virtuelles Land erwerben und bebauen kann, einsetzen lassen.
Wenn man es so betrachtet, könnte es sein, dass die derzeitigen Preise für NFT doch nicht überteuert sind, denn sie können ja als Items oder Avatare im Metaversum genutzt werden. Und dadurch könnte die Nachfrage weiter steigen.
Das kann ein digitales Haus ein, ein digitales Museum oder eben ein digitales Item, dass ich unbedingt besitzen oder handeln will.
Der öffentliche Zugang ist einer der wesentlichen Aspekte dabei, denn grundsätzlich können wir alle eigene NFT erstellen. Es gibt schon heute sogenannten Low Code Lösungen von Entwicklern für interessierte User. Mit grundlegenden Blockchain-Kenntnissen können sie schon heute eigene NFT erstellen.
Blockchainwelt: Euer Magazin Cover war ebenfalls ein NFT. Magst du uns dazu mehr erzählen?
Lukas: Ja, gerne. Das Cover der Ausgabe 2 war animiert und mit Musik hinterlegt. Mit der Getbaff-App kann man dieses Cover scannen, um sich die Animation anzusehen.
Es gibt 6 NFT vom Cover des Magazins. Wir haben das als Versuch gesehen, um zu testen, wie wir mit NFT spannendes Engagement erzeugen können.
Das, was man in der App sieht, ist nicht ein tatsächliches NFT, sondern zeigt nur, wie das NFT aussieht, das man erwerben kann.
Ich bin eher Original Gangster (OG in der Gaming-Sprache) als jemand, der am Pulse der Zeit bei DeFi oder anderen Themen unterwegs ist.
Blockchainwelt: Wie siehst du die schwierige rechtliche Bewertung von NFT beispielsweise in Deutschland und Europa? Stichworte sind hier vor allem das Urheberrecht und die Eigentumsübertragung.
Lukas: Nun, ich bin kein Rechtsexperte, aber sicher, dass sich die Welt rund um Blockchain und Digitalisierung immer was ausdenken wird, was nicht reguliert ist und man sich dann Regulierungen wünscht.
Die Technologie hat eine enorm hohe Dynamik und die Regulierungen kommen einfach nicht hinterher. Grundsätzlich sollte ein NFT auf der Blockchain gespeichert sein. Es wird also irgendwann zu klären sein, und zwar nicht nur in Deutschland, wie der Kauf und Verkauf von NFT gehandhabt werden soll.
Es wird sicherlich dabei Probleme von den Regulatoren geben, denn so wie es derzeit läuft, hat das Ganze keinen verlässlichen rechtlichen Rahmen. Allerdings sollte es ein EU-weites Gesetz geben, aber das sehe ich nicht in absehbarer Zeit auf uns zukommen.
Derzeit erinnert alles eher an den Wilden Westen. Es gibt aber auch ein paar gute Beispiele, so wie die CryptoKitties-NFT-Lizenz, die können Interessierte für das eigene NFT nutzen. Diese Lizenz ist rechtlich natürlich nicht komplett wasserdicht, sondern nur ein erster Versuch für eine Standardisierung.
Congratulations to ARK for discovering the second of our Slumber Party Kitties! 😻
Introducing Harriet:
– 2500 cap
– Recipe: Flamingo, Kurilian, Cheeky
– Shiny-enabledhttps://t.co/gnpMNZjEmS— CryptoKitties (@CryptoKitties) July 3, 2021
Am besten ist es aber, seinen Anwalt zu befragen. Alles, was man mit NFT machen will, ist derzeit nicht wasserdicht am Markt erhältlich. Daher sollte man sich bestmöglich vorbereiten und absichern.