Fundamentalanalyse bei Bitcoin und Kryptowährungen
Vor jedem Investment sollten Anleger eine ausgiebige Analyse in Erwägung ziehen. Egal, ob es sich um Aktien, Immobilien oder Kryptowährungen handelt.
Es gibt in allen Bereichen Situationen, in denen ein Wert stark überbewertet ist. Aus diesen Differenzen profitieren meist nur die Verkäufer, wodurch sich eine ausgiebige Recherche des Projekts immer rentiert.
Bei Aktien kommt dabei in der Regel zuerst die Fundamentalanalyse zum Einsatz, welche wirtschaftliche Kennzahlen nutzt, um den aktuellen Börsenkurs zu ermitteln.
Diese beruht auf Unternehmensdaten und Marktanalysen, welche vornehmlich leicht zugänglich und einsehbar sind.
Bei Kryptowährungen gestaltet sich dies oft komplizierter, da sich der Wert eines Coins oder Token nicht unbedingt aus denselben Informationen ableiten lässt.
Jedoch gibt es auch hier Möglichkeiten, um ein Projekt aufgrund seiner fundamentalen Daten zu bewerten.
Welche Formen der Analyse gibt es?
Die Fundamentalanalyse zählt zu den wichtigsten Indikatoren für den Wert einer Anlageklasse. Je genauer die erhobenen Daten dabei ausgewertet werden, desto präziser kann auch die Analyse erfolgen. Jedoch gibt es neben ihr noch weitere wichtige Formen zur Bewertung von Kryptowährungen.
Fundamentalanalyse
Bei der Fundamentalanalyse handelt es sich um ein Werkzeug der Finanzanalyse, welches hilft den fairen und angemessenen Preis eines Wertpapiers zu ermitteln.
Im Gegensatz zur technischen Chartanalyse beruht sie nicht auf mathematischen Indikatoren, sondern auf betriebswirtschaftlichen Faktoren. Diese Daten bezeichnet man auch als Fundamentaldaten.
Zu den wichtigsten Kennzahlen gehören das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV), das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) und das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV).
Ebenso spielen die Gesamtkapitalrendite und die Eigenkapitalquote eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit dies Unternehmens.
Bei Kryptowährungen stellen die Marktkapitalisierung, die (aktuelle und maximale) Umlaufversorgung, sowie die historische Preisentwicklung die wichtigsten Faktoren zur Bewertung dar.
Ebenso kann die Distribution/ Verteilung der Währung auf verschiedene Wallets und Anteilseigner Aufschluss über das Unternehmen geben.
Zudem sind die einzelnen Orderbücher der Börsen bzw. das Handelsvolumen der Währung ein gutes Merkmal bei Kryptowährungen.
Chartanalyse
Bei der Chartanalyse handelt es sich um eine technische Analyse, welche durch mathematische Algorithmen den Kursverlauf bewertet.
Dabei kommen Daten aus der Vergangenheit zum Einsatz, welche Rückschlüsse auf den zukünftigen Kursverlauf geben können. Die technische Chartanalyse funktioniert dabei unabhängig von den fundamentalen Daten oder der aktuellen Marktsituation.
Die wichtigsten Kennzahlen sind das Käufer-Verkäufer-Verhältnis (RSI), sowie der gleitende Durchschnitt (MA). Zudem kommen stetig neue Indikatoren hinzu, welche je nach Markt genauer oder ungenauer funktionieren können.
Viele Broker, wie eToro-Broker , bieten ihren Kunden alle wichtigen Werkzeuge für die Chartanalyse kostenlos an.
Sentimentanalyse
Ein weiteres Vorgehen bei der Bewertung von Kryptowährungen ist die Sentimentanalyse. Sie beruht auf psychologischen Faktoren und hängt unter anderem von Umfragen und Kundenbewertungen ab.
Oftmals ist die Kursentwicklung von den Emotionen der Marktteilnehmer abhängig, wodurch die Sentimentanalyse in bestimmten Situation besser als die Fundamentalanalyse oder die technische Chartanalyse funktionieren kann.
Besonders durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz wird diese Methode der Marktanalyse immer effizienter.
Der Einsatz von spezieller Software kann enorme Mengen an Daten verarbeiten und auswerten. Darunter fallen auch Merkmale, welche von Menschen in der Regel nicht erkannt werden (können).
Ebenso zählt die Keyword-Analyse zu einem großen Teil zu der Sentimentanalyse. Dabei werden bestimmte Suchbegriffe, wie „Bitcoin“, in Suchmaschinen ausgewertet und daraus ihre Relevanz und aktuelle Beliebtheit abgeleitet.
Wie funktioniert die Fundamentalanalyse bei Kryptowährungen?
Die Fundamentalanalyse ist bei Kryptowährungen grundsätzlich möglich, jedoch unterscheidet sie sich in der Herangehensweise von anderen Assets.
Während bei Aktien die wirtschaftlichen Kennzahlen (Kapitalflüsse, Geschäftsberichte, Bilanz, etc.) des Unternehmens ausschlaggebend sind, sind Unternehmen im Bereich der Kryptowährungen nicht zur Offenlegung dieser Daten verpflichtet.
Somit kommen bei Bitcoin und Kryptowährungen andere Faktoren ins Spiel, etwa das Vertrauen. Die Bewertung erfolgt ähnlich wie bei regulären Währungen und hängt dadurch auch von der Gesamtwirtschaft ab.
Nach der Marktanalyse erfolgt die Analyse des Unternehmens selbst. Dabei spielen auch das Team und die Vision des Unternehmens eine große Rolle, da ein Unternehmen selbst auch immer eine Marke darstellt. Diese verkörpert eine Einstellung und trägt zum Erfolg des Produkts bei.
Ebenso ist die Konkurrenz und Realisierbarkeit der Unternehmung ein Kritikpunkt, welcher in die Fundamentalanalyse einbezogen werden sollte.
Sollte das Produkt bereits zahlreich auf dem Markt vertreten sein, so ist der Druck der Konkurrenz hoch und das Unternehmen kann sich unter Umständen nicht von seinen Mitstreitern abheben.
Umgekehrt verhält es sich mit einem unrealistischen Unterfangen, welches vermutlich nicht in die Tat umgesetzt werden kann. In diesem Fall gibt es zwar keine Wettbewerber, jedoch auch wenig Aussichten auf Erfolg in der Zukunft.
Eines der wichtigsten Kriterien ist die tatsächliche Verwendung und Nutzbarkeit des Produkts. Besonders bei Utility Token ist dieser Punkt ausschlaggebend.
Viele der Token haben keinen wirklichen Nutzen und dienen im besten Fall für schlichte Transaktionen und die Nutzung einer Blockchain.
Andere hingegen spielen die Möglichkeiten voll aus und überzeugen mit einem Mehrwert des Token, welcher dem Nutzer einen klaren Vorteil beschafft.
So verhält es sich beispielsweise bei vielen Token auf dem Gebiet der dezentralen Finanzgeschäfte (DeFi).
Wie bei allen anderen Assets auch, ist der wichtigste Faktor für die Preisbildung das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.
Bitcoin Fundamentalanalyse
Am Beispiel von Bitcoin zeigt sich, wie die Fundamentalanalyse bei Kryptowährungen funktionieren kann.
Vertrauen in das Produkt
In den ersten zehn Jahren seit seiner Entstehung konnte Bitcoin sein schlechtes Image langsam stetig verbessern. War das digitale Gold anfangs noch als Währung für Kriminelle abgestempelt, so zeigen sich im Jahr 2020 immer mehr populäre Investoren von der Technik begeistert.
Auch unter den Nutzern besteht eine starke Community und das Investment in Bitcoin erfolgt bei den meisten als eine Langzeitinvestition.
Unter dem Motto „Buy & HODL“ erfreuen sich besonders die Methode des Dollar-Cost-Averaging und diverse Bitcoin Sparpläne großer Beliebtheit. Die Börse Bitpanda bietet ihren Kunden etwa das Erstellen von mehreren Bitcoinsparplänen an.
Status als Marke
Auch wenn hinter Bitcoin kein offizielles Unternehmen steht, so ist Bitcoin dennoch eine sehr starke Marke mit einer klaren Vision. Besonders die Möglichkeit der finanziellen Unabhängigkeit und grenzüberschreitenden Transaktionen weltweit machen Bitcoin zu einem Symbol für Freiheit.
Hinzu kommt, dass in vielen Ländern keine Meinungsfreiheit herrscht und kritische Äußerungen unter Strafe stehen. Bitcoin ist dagegen gegen jede Zensur resistent und bietet somit eine Möglichkeit für die freie Rede.
Neben der eigentlichen Verwendung von Bitcoin hat sich außerdem ein umfangreicher Markt für diverse Accessoires gebildet. Zu den beliebtesten gehören Bekleidung, physische Münzen und digitale Kunst.
Konkurrenz und Wettbewerb
Bisher gibt es bereits zahlreiche andere Kryptowährungen, von welchen viele dieselben Eigenschaften wie Bitcoin erfüllen. Im Prinzip sind manche sogar besser designt und haben zusätzliche Funktionen.
Dennoch behauptet sich Bitcoin nach wie vor als Marktführer und eine Änderung dieser Führungsposition ist nicht abzusehen.
Dies liegt hauptsächlich an dem starken Vertrauen in das Produkt, sowie die hohe Sicherheit durch die Bitcoin Blockchain.
Durch die enorme Hashpower, welche das Netzwerk durchgehend sichert und nachträgliche Veränderungen unmöglich macht, ist Bitcoin um einiges sicherer als kleinere Blockchains der Konkurrenz.
Der starke Fokus auf Bitcoin als Marktführer macht es für die Konkurrenz somit schwierig, ein ähnlich starkes Netzwerk aufzubauen.
Zudem haben sich bereits viele Wirtschaftszweige vollständig auf Bitcoin ausgelegt und unterstützen die Branche dadurch enorm.
Nutzbarkeit
Die Handhabung von Bitcoin ist im Jahr 2020 bereits einfacher als die Verwaltung der meisten online Bankkontos. Zur Verwahrung wird lediglich ein Wallet auf dem Computer benötigt und Transaktionen sind einfach und unmissverständlich.
Zudem kommen weitere Anwendungen hinzu, unter anderem das Verwahren von Nachweisen auf der Bitcoin Blockchain und viele andere Dienste von Drittanbietern.
Ebenso die Schaffung von eigenen Coins auf der Bitcoin Blockchain kann durch Sidechains wie Liquid einen neuen Aufschwung erfahren.
Angebot und Nachfrage
Im Fall von Bitcoin ist die maximale Umlaufversorgung auf 21 Millionen Stück beschränkt. Dies sorgt für eine Limitierung und beugt einer zu starken Inflation vor.
Im Jahr 2020 befinden sich dabei erst 18,4 Millionen Bitcoin im Umlauf und die maximale Anzahl wird erst im Jahr 2140 erreicht.
Nach wie vor befindet sich Bitcoin in einem sehr frühen Stadium und ist den meisten Menschen mehr oder weniger unbekannt. Dennoch steigen das Interesse und die Nachfrage stetig an und lassen auf ein positives Wachstum schließen.
Die Marktkapitalisierung beträgt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels etwa 152 Milliarden Euro und somit 65 % des gesamten Kryptomarktes. Dies resultiert zu einem Stückpreis von 8.200 Euro pro Bitcoin.
Fazit: Die Fundamentalanalyse funktioniert auch bei Kryptowährungen
Die Qualität einer Fundamentalanalyse hängt von der Genauigkeit der Daten ab. Je präziser diese Werte herangezogen werden, desto ausschlaggebender fällt die Analyse aus. Dabei ist die Grundvoraussetzung, dass die jeweiligen Daten richtig sind und nicht verfälscht wurden.
Als transparente und verifizierte Quellen für die Recherche haben sich folgende Adressen als hilfreich erwiesen:
CoinMarketCap
Auf CoinMarketCap befinden sich die meisten existierenden Kryptowährungen, geordnet nach Marktkapitalisierung. Seit 2020 steht die Seite in enger Zusammenarbeit mit der weltgrößten Börse für Kryptowährungen Binance .
Coingecko
Als Alternative zu CoinMarketCap bietet sich Coingecko an. Die Seite bietet zudem mehr Features und ist komplett auf Deutsch.
Coinforum
Das Coinforum ist die deutschsprachige Community rund um Bitcoin und Kryptowährungen. Hier können User selbst Beiträge erstellen und Diskussionen anregen. Ebenfalls findet dort ein reger Austausch zur Fundamentalanalyse und Preisentwicklung statt.
Bitcointalk
Auf Bitcointalk finden sich Krypto-Enthusiasten aus aller Welt ein, weshalb die Seite auch hauptsächlich auf Englisch ist. Es gibt jedoch auch Unterforen zu den jeweiligen Landessprachen.
Coinmarketcal
Bei Coinmarketcal handelt es sich um einen Kalender, in welchem die wichtigsten Ereignisse aus dem Bereich Kryptowährungen vermerkt sind.
Oftmals ist die Kursentwicklung von bestimmten News abhängig, wodurch es sich immer rentiert, auf dem Laufenden zu bleiben.