Blockchain-Technologie für digitale Mobilitätswende notwendig

Teil 2 der Serie Blockchain-Anwendungen in der Mobilitätsbranche

Nachdem klar ist, dass es vor allem die Technologien rund um Distributed-Ledger und Blockchain sind, die einen hohen Innovationswert für die Branche besitzen, muss es jetzt darum gehen, aus diesem Wissen verwertbare Leistungen zu erschaffen. Die Blockchain-Technologie steht in engem Kontext zu Maschinellem Lernen (AL), dem Internet der Dinge (IoT) und Künstlicher Intelligenz (KI). Das als magische Dreieck bezeichnete Anwendungsfeld wird vor allem für die sich veränderten Wertschöpfungsketten enorm wichtig sein. Allen voran die Automobilfertigung, die mit Industrie 4.0 vor grundlegenden Wandlungen und prozessübergreifenden Herausforderungen steht.

Digitale Mobilität braucht Blockchain-Technologie

Neben den Automobilproduzenten betrifft dies auch die Original Equipment Manufacturer (OEM), die Erstausrüster. Sie stellen Komponenten und Produkte her, die nicht über den Einzelhandel in Umlauf gebracht werden, sondern direkt in die Fahrzeuge bei Produktion eingebaut werden. Speziell in der Automobilbranche wird unter OEM grundsätzlich die gesamte Branche der Zulieferunternehmen verstanden, die an der Herstellung eines Fahrzeuges beteiligt sind.

Zu den Herausforderungen durch die Digitalisierung sieht sich dieser Wirtschaftszweig zusätzlich auch den Aufgaben durch das wandelnde Kundenverhalten sowie den hohen Erwartungen der Bürger an eine Mobilitätswende gegenüber.

Hinzu kommt das neue Denken im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz, sowie ein gestiegenes Bedürfnis der Verbraucher nach individualisierten Produkten.

Blockchain und Big Data bilden Basis für Assistenzsysteme

Die Mobilitätsbranche ist geprägt von einer Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen, auch wenn die Wahrnehmung nach außen eine andere ist. Dominiert von den bekannten Großkonzernen sei der Markt der Automobile klar verteilt.

Doch daran anhänglich ist ein internationales Netzwerk aus vielfachen Dienstleistern und Produzenten. Diese sind mit den Begriffen Blockchain, Smart Contract, DLT und KI nur vereinzelt bereits vertraut.

Ergänzend zu den bisher bewährten Abläufen kommen jetzt noch innovative Datenverarbeitungsprozesse auf diese Branche zu. Big Data und Data Science stellen einen großen Wachstumsmarkt dar, der in vielen unterschiedlichen Punkten die Weichen für die zukünftige Entwicklung einer ganzen Branche vorgeben wird.

Blockchain-Technologie braucht Standards

Die DLT Technologie unterliegt derzeit noch keinem einheitlichen Rahmen. Daran arbeiten zurzeit mehrere Konsortien aus Unternehmen, die Standardisierungsziele gemeinsam festlegen wollen. Ziel ist es, die Blockchain-Technologie zur Verbesserung von Produktion, Logistik und Vertrieb einsetzen zu können. Es ist allen Beteiligten klar, dass es in naher Zukunft zu einer Machtverschiebung in den Lieferketten kommen wird.

Als Plattformbetreiber ist es möglich, die Spielregeln zu diktieren, vor allem wenn es sich um ein Private Network handelt. Wie das ganze auf einem öffentlichen Netzwerk aussehen soll, weiß derzeit noch niemand. In den bestehenden Konsortien können die Mitglieder Marktvorteile erhalten und die Supply-Chain Aufgaben in horizontaler, vertikaler oder gemischter Form verteilen. Auf öffentlicher Ebene gibt es dazu bisher nur Projekte und Visionen.

Aber wie können Nicht-Teilnehmer auf die Informationen zugreifen und welche Markteintrittsbarrieren müssen überwunden werden? Auf diese grundlegenden Antworten gibt es bisher nur viel Theorie und wenig für die Praxis.

Eine Satzung zur Regelung von standardisierten Smart Contracts ist ebenso notwendig. Deren Umsetzung existiert wenn überhaupt nur auf dem Papier und ist noch in weiter Ferne. Eine Zertifizierungsstelle ist dringlicher Wunsch aller Beteiligten. Erste Ansätze hierfür zeigen sich in der Gründung vielfältiger Initiativen und deren Ausarbeitung ressortübergreifender Standards, die sowohl juristische, fiskalische, forschungspolitische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.

Neben den Standardbausteinen müssen sich aber auch Prüfinstanzen, Zertifizierungsstellen, Bibliotheken und Marktplätze etablieren können. Aus vielen Beispielen in der Praxis ist klar, dass die Bürger weitaus offener für eine Mobilitätswende sind, als Wirtschaft und Politik es derzeit erkennen lassen. Auch Frank Hansen (BMW Group, Kompetenzzentrum Urbane Mobilität, Leitung Pilotprojekte) sieht die Probleme auf politischer Seite:

„Es brauche mehr Gestaltungsspielraum in den Kommunen und politischen Willen“.

Fahrzeuge werden mit Blockchain Handlungen ausüben

Die Digitalisierung bringt im Fahrzeug gleich mehrere Technologien unter einen Hut. Das Automobil wird ein wahrnehmbares und handelndes Objekt, das kommunizieren kann und zahlreiche Dienstleistungen für uns übernimmt. Für die Transaktionen, die diese Handlungen entstehen lassen, ist die Blockchain-Technologie zwingend notwendig.

Es gibt keine Weg ins Internet der Dinge ohne das Wissen rund um DLT und Kryptographie. Das vollständig autonome Fahren wird ebenfalls einen kausalen Zusammenhang auf Basis der Blockchain-Technologie herstellen. Der Mechanismus dafür ist mit DLT nun vorhanden, dort werden alle Handlungen in digitale Transaktionen umgewandelt, für alle Beteiligten definiert und in ein dauerhaftes Journal gespeichert. Das bedeutet transparent abgesichert, unkorrumpierbar und nachvollziehbar für alle Netzwerkpartner.

DLT ist in der Lage in und um das Fahrzeug herum zu agieren. Es steuert nicht nur das Verhalten des Fahrzeugs im Straßenverkehr, sondern ermöglicht auch kaufmännische Interaktionen wie das Bezahlen von Parkgebühren.

Immer dann, wenn menschliche und maschinelle Vertragspartner eine Beziehung herstellen, kann die Technologie des verteilten Kontenbuchs die jeweiligen Zustände festhalten. Das hierarchielose Netzwerk befindet sich noch im Aufbau, die Blockchain ist aber der Schlüssel zum Aufbau hybrider Plattformen. Der Konsensmechanismus hilft, die Prozesse dafür weiter zu industrialisieren.

Blockchain-Technologie für offenes Ökosystem

Auch wenn der Gedanke der dezentralen und verteilten Organisationen innerhalb einer Blockchain Struktur nicht jedem Manager gefallen mag, die Entwicklung geht definitiv in Richtung Vernetzung und effiziente Ökosysteme. Auch die Offenheit unter den Wertschöpfungspartnern ist Teil oder gar Folge der neuen Entwicklung im Mobilitätssektor.

Aus Wettbewerbern werden Konsortien-Partner, Patent-Sharing statt monopolistischer Alleinstellungsmerkmale und gemeinsame Standards, damit die Produktion für alle günstiger wird. Jedes fünfte Unternehmen der Automobilbranche investiert derzeit in die offenen Ökosysteme.

Genau das ist der richtige Weg, dann aus der Zulieferbranche von heute wird ein digitales Ökosystem, bei dem der Nutzer entscheidet, welches Verkehrsmittel er wann und wie nutzen will. Ein intelligentes Mobilitätssystem muss dafür zur Verfügung stehen und davon ist mit Mobility-as-a-Service auch die Blockchain gemeint.

Die Implementierung intelligenter Mobilitätsangebote und die digitale Vernetzung des öffentlichen Personennahverkehrs gehören dabei zu den dringlichsten Angeboten im Rahmen der Mobilitätsoffensive. Die Bundesregierung hat dafür eine Roadmap erstellt, bei der alle Verkehrsträger von Straße, Schiene, Wasser und Luft berücksichtigt sind.

So sieht die intelligente Mobilität der Zukunft aus

  1. Infrastrukturdaten sind miteinander vernetzt und ihre Systeme interoperabel
    Bestehende Infrastrukturen wie Kommunikationsnetze, Sensorik und Telematik entlang der Verkehrswege wird ausgebaut und mit neuen Infrastruktur-Modellen wie Plattformen für Daten erweitert. Verkehrsunternehmen können so ihre betrieblichen Verkehrsabläufe planen, managen und optimieren. Die Daten werden im Zuge des Verkehrsmanagements bereitgestellt und stammen von z.B. Bund, Land, Kommune, Schienenwegebetreiber, Flughafenbetreiber oder Telekommunikationsunternehmen. Mit der Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur wird intelligente Mobilität erst machbar sein. Dazu gehört auch die Bereitstellung von bedarfsgerechter Bandbreite mit 5G entlang der Verkehrswege.
  2. Technischen Systeme wie Assistenzsysteme benötigen Echtzeit-Verkehrsinformationen
    Das intelligente Gesamtverkehrssystem der Zukunft braucht daher eine sichere, angemessene und verlässliche Netzinfrastruktur entlang der Verkehrswege und ihrer Schnittstellen. Damit die unterschiedlichen Angebote präzise und nahtlos miteinander kombinierbar sind muss eine Harmonisierung der Schnittstellen erreicht werden. Mit der Verknüpfung der verschiedensten Anwendungen unterschiedlicher Lebensbereich werden digitale Assistenten umso attraktiver und leistungsfähiger für den Nutzer. Assistenten sind auch notwendig, um das nahtlose Reisen – Seamless Traveling – zu forcieren. Der digitale Zwilling für Fortbewegungsmittel ist auf Basis von Blockchain-Technologie längst keine Zukunftsvision mehr. Er operiert als vollwertiger Teilnehmer im Mobilitätsprozess und ist jederzeit identifizierbar. Fahrerassistenzsysteme bieten dem Nutzer einen sichtbaren Mehrwert und ermöglichen eine intelligente Mobilität. Auf Grund der hohen Akzeptanz gewinnt die Entwicklung weiterer betrieblicher Systeme und Anwendungsfelder zunehmend an Fahrt.
  3. Marktakteure der zukünftigen Mobilität sind vor allem datengetrieben
    Sie verändern die bestehenden und traditionellen Wertschöpfungsketten und entwickeln ihr Angebot nutzerorientiert. Neben Mobility-as-a-Service gehört auch Seamless Traveling zu ihren Zielen. Die Akteure des neuen Marktes setzen vor allem auf digitale Faktoren wie Asset Intelligence, Smart Data und Automatisierung. Die privatwirtschaftlichen Akteure setzen neue Maßstäbe bei den Vorstellungen für einen intelligenten Mobilitätsmarkt und festigen das Zielbild der intelligenten Mobilität. Dank der offenen und dynamischen Systeme am Markt haben die beteiligten Akteure viel Spielraum für Innovationen und Forschung. Die Ausgestaltung neuer Angebote wird mit den traditionellen Verkehrsangeboten ergänzt. Etablierte Akteure verbessern und erweitern ihr Angebotsportfolio dank der wegweisenden Blockchain-Technologie. Klassische Akteure wie die Automobilbranche oder die Verkehrsunternehmen entwickeln neue Betätigungsfelder und bieten zukünftig unterschiedliche Dienstleistungen im Bereich der Mobilität an.
  4. Institutionen leiten die mobilitätsspezifischen Verzeichnisse und Plattformen
    Sie schaffen außerdem gültige Standards und sorgen für die technischen und datenschutzrechtlichen Möglichkeiten zur Bereitstellung von anonymisierten Daten. Denkbar sind akkreditierte Forschungsdatenzentren oder institutionelle Datentreuhandstellen. Derzeit sorgen sich mögliche Anbieter vor ungeklärten Rechts- und Regulierungsfrage der Blockchain-Technologie und der DLT. In einer ökologisch nachhaltigen und ökologisch effizienten Mobilität zählen Daten zu den notwendigen Ressourcen. Die Themen Daten und Datenschutz nehmen an Bedeutung zu und insbesondere Plattformlösungen müssen Regulierungspraktiken durch öffentliche Hand oder Bundesregierung unterliegen. Mit dem Praxisbeispiel „myCLOUD“ bietet das BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) kostenlose und standardisierte Formate für Mobilitäts-, Geo- und Wetterdaten an. Die Plattform ist offen für Daten aus Wirtschaft und Wissenschaft und eng verzahnt mit den aktuellen Blockchain-Konsortien und ihren Ergebnissen.
  5. Verkehrsmittel müssen vernetzt sein und mit Nutzern und Infrastrukturen kooperieren können
    Bundesweit gibt es dazu eine Vielzahl an Forschungs- und Erprobungsprojekten, wie beispielsweise:

Blockchain-Technologie revolutioniert die Mobilität

Die Übergänge zwischen den einzelnen Verkehrsträgern ist damit genauso möglich wie die Vernetzung von Verkehrsinfrastrukturen sowie Lösungen für komplexe urbane Systeme.

Nutzern muss es dafür möglich sein, mit einer persönlichen und einzigartigen digitalen Identität eine Vielzahl von Verkehrsmitteln über Systemgrenzen hinweg zu nutzen. Nur eine dezentrale Mobilitätsplattform auf Basis der Blockchain-Technologie kann diese Voraussetzungen erfüllen.

Denn auf diesem neutralen und anbieterübergreifenden Mobilitätsnetzwerk können sich die verschiedenen Anbieter präsentieren und agieren, ohne dass die Souveränität über ihre Daten an einen Intermediär verloren geht. Ein solches Netz könnte zukünftig auch stadtübergreifende Mobilitätskonzepte wie die Smart Cities (digital vernetzte Städte) Realität werden lassen.

Ins multimobile Zeitalter mit der Blockchain

Die Individualisierung gilt als der größte Treiber für Veränderungen in unserer Gesellschaft. Davon ist auch die Wirtschaft betroffen, denn insbesondere der Wunsch nach neuen Mobilitätsangeboten und einem grundsätzlichen Wandel der Mobilität von heute sorgt für eine zunehmende Vielfalt an Mobilitätsformen.

Nicht nur im ländlichen Raum finden sich Blockchain-Communities, um vielfältige Mobilitätsanforderungen für Familien und Jugendliche umzusetzen. Die Technologie des Distributed Ledger wird in der digitalen Vernetzung von Fahrzeugen eine wesentliche Rolle einnehmen. Die Dezentralisierung der Netze und das Erschaffen eines digitalen Zwillings für Menschen und Maschinen bringt völlig neue Anwendungsmöglichkeiten mit sich.

Eine neue und digitale Mobilität von morgen wird unsere Welt grundlegend und tiefgreifend verändern. Die Blockchain-Technologie hat eine Evolution der Mobilität ins Leben gerufen und trifft damit genau ins Herz der digitalen Infrastruktur.

Öffentlicher Verkehr und Individualverkehr verschmelzen immer mehr. Im Mittelpunkt einer langfristigen Verkehrspolitik stehen die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer. Das Auto wird seine dominierende Stellung verlieren und das Verhalten zum Auto wandelt sich.

Neben der digitalen Vernetzung von Fahrzeugen wird die Blockchain-Technologie auch bei Smart Grid, – der dezentralen Stromversorgung von morgen, eine Spitzenposition einnehmen können. Ohne diese Dezentralisierung von Tankstellen, Energienetzen und Energieversorgern wird die Elektromobilität nicht umsetzbar sein.

Dezentrale Flotten autonomer Fahrzeuge lassen sich über die Blockchain abwickeln. Mobilität ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und die Blockchain mit ihrer DLT steht im Mittelpunkt der Lösungen und Angebote.

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