US-Versicherer planen automatisierte Schadensfallbearbeitung bis 2020

Die beiden US-Versicherer State Farm und USAA arbeiten gemeinsam an einer Blockchain-basierten Lösung zur automatischen Abwicklung von Versicherungsfällen aus dem Kfz-Bereich. Aus dem veröffentlichten Bericht geht hervor, dass das avisierte System auf Quorum basiert. Aus einer entsprechenden Pressemeldung vom 30. Mai 2019 geht nunmehr hervor, dass die beiden Konzerne mit dem Test der Plattform beginnen. 

Testphase der neuen Plattform beginnt 

Wie der US-amerikanische Versicherungskonzern State Farm am 30. Mai 2019 in einer Pressemitteilung kommunizierte, haben die US-Versicherer State Farm und USAA die Testphase eines neuen Systems eingeleitet. Mithilfe dieses Systems, welches auf Quorum basiert, wollen die Unternehmen bis 2020 die zeitaufwendigen und bürokratischen Schadensfälle im Automobilbereich automatisieren. Die Entwicklung des Systems findet auf Basis von Quorum, einer von JPMorgan Chase entwickelten und privaten Ethereum-Variante, statt. 

Mit der Entwicklung der neuen Plattform begannen die beiden Versicherungskonzerne bereits im Jahr 2018. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres gab State Farm zu verstehen, dass sich das Projekt bereits in einer frühen Testphase befinde – zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings keine Hinweise auf USAA als Kooperationspartner. Inzwischen greifen die Konzerne auf reale Versicherungsfälle zurück, um die korrekte Funktionsweise des Systems zu gewährleisten. Dementsprechend soll das System bereits zum Ende des Jahres in den Produktivbetrieb gehen. Mithilfe des gemeinsam entwickelten Ledgers wollen die Unternehmen das bestehende System für Abtretungen ersetzen. Abtretungen erlauben es einem Versicherer, einen Dritten für verursachte Schäden haftbar zu machen. Zudem handelt es sich hierbei zumeist um die letzte Phase des Schadensprozesses, in der der Versicherer die gezahlten Schadensersatzkosten bei der regulierenden Versicherung anfordert. 

Auch heutzutage erfordern diese Business-to-Business-Transaktionen einen hohen manuellen Aufwand sowie eine umfangreiche Korrespondenz zwischen den Versicherern. Laut Mike Fields, einem Innovation Executive von State Farm, belaufen sich die Abtretungsforderungen sämtlicher US-Versicherer im vergangenen Jahr auf 9,6 Milliarden US-Dollar. Zur Rationalisierung des Gesamtprozesses gleicht die neue Blockchain den Saldo dieser Zahlungen aus und ermöglicht somit einmalige Transaktionen zwischen den Versicherungskonzernen.  

Innovationen in der Versicherungsbranche eher verhalten

Bisher haben sich lediglich zwei Unternehmen für die Nutzung dieses verteilten Ledgers entschieden. Allerdings könnten in Zukunft auch weitere Versicherungskonzerne auf die Dienste des neuen DLT-basierten Systems zurückgreifen. Dabei überwacht das auf der Distributed Ledger Technologie basierende System jede individuelle Instanz und überprüft den Ablauf in regelmäßigen Abständen. Für einige Innovationstreiber klingt dieser Einsatz der Blockchain-Technologie wie eine zurückhaltende Innovation. Laut Ramon Lopez, Vizepräsident für Innovationen bei USAA, besteht die Herausforderung jedoch in der Kooperation der Versicherungskonzerne. Auch die Innovation sei herausragend, doch die Zusammenarbeit von zwei Großkonzernen zur Schaffung einer solchen Plattform sei hierbei die herausragende Komponente. 

US-Versicherer sehen in Quorum perfekte Technologiegrundlage

Außerdem beinhaltete die Pressemitteilung eine weitere Überraschung, die zahlreiche Experten in dieser Form nicht erwarteten: die technische Basis der Plattform ist Quorum. Beide Unternehmen sind Mitglieder der RiskStream Collaborative, einem Versicherungskonsortium, welches die Nutzung der R3-Corda-Plattform favorisiert. Auch das Konsortium der Rückversicherer, B3i, hat sich aus Gründen der Interoperabilität für die Nutzung von Corda entschieden. Mit USAA und State Farm haben sich nun zwei der Mitglieder gegen die Nutzung von Corda R3 entschieden. Als Gründe führen die Unternehmen die Datenprivatsphäre von Quorum an. Beim Beginn der Entwicklung warfen die Unternehmen einen Blick auf alle Marktlösungen und entschieden sich schlussendlich für ein privates Netzwerk, welches andere Teilnehmer durch ein hohes Maß an Sicherheit und Privatsphäre überzeugt. Auch Corda spielte zum damaligen Zeitpunkt eine mögliche Alternative dar. Demnach konnte die Lösung zahlreiche gute Attribute aufweisen. 

Schlussendlich merkte Lopez an, dass die beiden US-Versicherer eine hohe Lernkurve verzeichnen können und den Test in vier essenzielle Phasen unterteilen. Mittlerweile befinden sich die Unternehmen in der zweiten Phase und lernen beim Umgang mit der Technologie voneinander. Des Weiteren engagieren sich beide Unternehmen bei den Use-Cases, welche von RiskStream entwickelt werden. Nichtsdestotrotz müssen die Unternehmen eigene Innovationen forcieren – etwa wie bei der neuen Plattform. Demnach haben die Unternehmen hier ein Potenzial erkannt und gemeinsam realisiert.