Was ist Tezos (XTZ)?

Smart Contracts gehören zu den wichtigsten Bestandteilen der Blockchain-Technologie. Gleich mehrere bekannte Krypto-Projekte haben Smart Contracts zur Kernfunktion ihrer Blockchain gemacht und ein ganzes Ökosystem um sie herum gebaut.

Eines dieser Projekte ist Tezos (XTZ). Als vergleichsweise junge Blockchain stieg Tezos erst spät in den Markt ein, konnte seitdem aber große Erfolge feiern.

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Tezos – die flexible und demokratische Blockchain

Dabei ist Tezos nicht einfach ein weiterer Ethereum-Klon, vielmehr bedient das Projekt eine ganz besondere Nische.

Die Blockchain von Tezos soll ihre Vorteile vor allem beim Einsatz in Behörden und staatlichen Organisationen ausspielen.

Bereits heute zählt Tezos einige namhafte Kunden und überzeugt durch eine ganze Reihe von Anwendungsmöglichkeiten.

Grund genug, das Projekt genauer unter die Lupe zu nehmen und zu prüfen, wie Tezos genau funktioniert und ob es auch langfristig erfolgreich sein kann.

Was ist Tezos – Das Wichtigste in Kürze

  • Tezos ist eine Smart-Contract-Plattform, welche ohne Hard Forks auskommt
  • Die Community stimmt über notwendige Protokolländerungen mittels On-Chain-Governance ab
  • Tezos bietet neben Smart Contracts auch die Entwicklung und Verwendung dezentraler Apps (dApps) an
  • Die innovative technische Basis und große Sicherheit der Blockchain macht Tezos vor allem für Behörden und Regierungen interessant
  • Zukünftig will Tezos aber auch im DeFi- und NFT-Markt Fuß fassen

Welches Problem löst Tezos?

Wie einleitend bereits erwähnt, ist Tezos vergleichbar mit Smart-Contract-Plattformen, wie Cardano (ADA) oder Ethereum (ETH).

Tezos sollte allerdings einige grundlegende Probleme der bestehenden Plattformen durch einen neuen Ansatz umgehen.

Beispielsweise lässt sich die Entwicklung von Tezos völlig ohne Hard Forks vorantreiben.

Zu diesem Zweck implementierten die Entwickler einen Änderungsmechanismus, welcher das Protokoll eigenständig updatet.

Auf diese Weise ist das Protokoll stets auf dem aktuellen Stand, ohne, dass sich Teile der Blockchain und der Community im Zuge einer Hard Fork abspalten.

Richtungsweisende Entscheidungen lassen sich mittels On-Chain-Governance beschließen.

Dies ist einer der größten Vorteile von Tezos, auf den wir im Laufe des Artikels genauer eingehen. Der Funktionsumfang von Tezos ähnelt in vielen Punkten der Plattform von Ethereum.

Entwickler können Smart Contracts auf der Blockchain platzieren und dezentrale Anwendungen (dApps) entwickeln und ausführen.

Als Konsensmechanismus setzt XTZ auch eine besondere Form des Proof of Stake (PoS) – aber auch dazu später mehr.

Bereits heute bietet Tezos unzählige Anwendungsmöglichkeiten. Neben den bereits genannten Punkten lässt sich Tezos unter anderem auch für die Tokenisierung von realen Wertgegenständen verwenden.

Ein spezielles Projekt verwendet XTZ beispielsweise für die Tokenisierung von Immobilien.

Als performantes und sicheres Netzwerk eignet sich Tezos ideal für den Einsatz in sensiblen Bereichen, wie staatlichen Einrichtungen, Behörden und Unternehmen aller Art.

Im Hintergrund treibt ein Zusammenschluss aus Kryptographen, Doktoren und Entwicklern die Arbeit an dem Projekt voran.

Geschichtliche Hintergründe von Tezos

Hinter dem Projekt steht die Tezos Foundation. Obwohl Tezos erst vor wenigen Jahren veröffentlicht wurde, arbeiten die Gründer Arthur und Kathleen Breitmann bereits seit 2014 an dem Projekt.

Damals veröffentlichten sie unter dem Pseudonym „LM Goodman“ eine erste Beschreibung zu Tezos.

Ein offizielles Whitepaper erschien schließlich ebenfalls noch im Jahr 2014. Das Testnetzwerk von Tezos ging allerdings erst vier Jahre später an den Start.

Zunächst gründete das verheiratete Paar das Unternehmen Dynamic Ledger Solutions, aus dem in der Folge die Tezos Foundation entstand.

Sitz der gemeinnützigen Organisation ist die Stadt Zug in der Schweiz. Ein Jahr vor dem Start des Testnetzwerks sammelte Tezos 232 Millionen US-Dollar ein, was das Projekt zu einem der erfolgreichsten Initial Coin Offerings (ICO) aller Zeiten macht.

Ein Großteil des Geldes konnte von den Risikokapitalgebern Tim Draper und Polychain Capital eingesammelt werden.

Der ICO entwickelte sich allerdings teilweise zu einer Farce, denn Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gründern und der Foundation verzögerten den Start von Tezos.

Einige Jahre später ließen sich alle Klagen gegen Tezos im Zuge des ICOs durch eine Zahlung von 25 Millionen US-Dollar begleichen.

Für positivere Schlagzeilen sorgten die 2019 von der Community genehmigten Protokolländerungen Athens und Babylon.

Auf diese Weisen wurde der Zweck der XTZ Token erweitert und man vereinfachte die Erstellung von Smart Contracts.

Beide Änderungen wurden ohne eine Hard Fork in das bestehende System integriert. Heute fördert die Tezos Foundation Projekte in der Community durch finanzielle Zuwendungen und durch einen stetigen Wissensaustausch.

Neben einigen Behörden nutzen mittlerweile auch private Unternehmen die Blockchain von Tezos in der Praxis.

Wie funktioniert Tezos?

Kern der einzigartigen Architektur von Tezos ist eine agnostische Middleware namens Network Shell.

Diese ermöglicht den Aufbau eines modularen Blockchain-Netzwerks, welches sich selbst ändern und aktualisieren kann. Ein wichtiger Bestandteil ist in dem Zusammenhang die On-Chain-Governance von Tezos.

Während Hard Forks bei Bitcoin und Ethereum seit jeher Teil der Entwicklung sind, sollen sie bei Tezos durch einen gemeinschaftlichen Konsens komplett vermieden werden.

Entwickler können jederzeit Vorschläge einreichen. Sofern diese Vorschläge angenommen werden, erhalten sie im Gegenzug XTZ Token für ihre Arbeit.

Als Algorithmus verwendet XTZ eine abgewandelte Form des Proof of Stakes. Auch hier lassen sich Validierungsrechte an die sogenannten „Baker“ übertragen.

Das führt dazu, dass der Konsensalgorithmus von Tezos häufig mit dem Delegated Proof of Stake (DPoS) von EOS oder LISK gleichgesetzt wird.

Tatsache ist jedoch, dass Tezos einen Liquid Proof of Stake (LPoS) getauften Algorithmus verwendet. Um die Unterschiede zu verstehen, bietet sich ein genauerer Blick auf diese Art der Konsensgestaltung an.

Liquid Proof of Stake

Auf den ersten Blick ähnelt der LPoS-Algorithmus dem DPoS-Algorithmus in vielen Punkten.

Token-Halter bestimmen über ein Wahlsystem feste Delegierte, welche die Block-Produktion übernehmen. Bei EOS und anderen Blockchain-Projekten ist die Wahl eines Delegierten obligatorisch.

Bei Tezos ist das allerdings anders. Die „Miner“ der Tezos Blockchain werden „Baker“ und „Endorser“ genannt und prinzipiell kann jeder Netzwerkteilnehmer eine der beiden Aufgaben übernehmen. Voraussetzung ist, dass er genug XTZ Token hält.

Sollte das nicht der Fall sein, hat er das Recht, einen Delegierten zu wählen. Eine Pflicht dazu besteht allerdings nicht.

Tezos verfolgt den Ansatz, die Liquidität im Netzwerk hochzuhalten, auch wenn das zu geringen Einschränkungen bei der Skalierbarkeit führt.

Um ein Baker zu werden, benötigen Interessenten 8.000 XTZ (auch als „Roll“ bezeichnet). Die Höhe der Belohnung ist für die Baker und Endorser abhängig von dem investierten Kapital – also genauso wie beim Delegated Proof of Stake.

Eine weitere Besonderheit des Liquidated Proof of Stake ist die Tatsache, dass die Token-Besitzer ihre Token im Falle einer Delegierung behalten.

Sie werden also nicht gesperrt und die Delegierten haben keinen Anspruch auf die Token und kontrollieren sie auch nicht.

Die Baker teilen sich – abhängig von den jeweiligen Einsätzen – die Belohnungen mit ihren Wählern.

Je größer das Vermögen eines Bakers, desto wahrscheinlicher ist, dass er als Block-Produzent ausgewählt wird.

Aufgrund der vielen Wähler der größten Baker ist die prozentuale Belohnung für die vielen Wähler in der Regel allerdings auch niedriger.

Mining bei Tezos – Baker und Endorser

Wie zuvor bereits mehrfach angedeutet, gibt es bei Tezos keine Miner, sondern Baker und Endorser.

Die Arbeit der Baker umfasst das Erstellen neuer Blöcke, die an die Blockchain angehängt werden sollen. Die Endorser prüfen die Blöcke und stimmen ihnen zu.

Ein Baker benötigt 8.000 XTZ, um Blöcke erstellen zu dürfen. Theoretisch kann er allerdings auch mehr Token einsetzen und seinen Stake vergrößern. Die Endorser erhalten für jede Block-Prüfung 2 XTZ als Belohnung.

Sobald der Baker einen Block erstellt, prüfen 32 Endorser den Block, bevor er an die Blockchain angehängt wird.

Sofern diese Prüfung erfolgreich verläuft, erhält der Baker eine Belohnung. Wird er als fehlerhaft identifiziert, muss der Baker eine Strafe aus seinem Stake zahlen.

Sollten zu viele fehlerhafte Blöcke erstellt werden, kann der Baker seinen Status verlieren und keine Blöcke mehr produzieren.

Es gibt keine Begrenzung und theoretisch kann sich jeder mit einem entsprechenden Stake an der Produktion von Blöcken beteiligen.

Baking im Detail – so entstehen neue Blöcke

Der Konsensmechanismus von Tezos mag zunächst als komplex erscheinen, ist, heruntergebrochen auf seine einzelnen Schritte, allerdings recht einfach zu verstehen.

Bevor wir nun im Detail die Erstellung eines neuen Blocks beschreiben, wollen wir die wichtigsten Beteiligten und Phasen der Block-Erstellung im Detail besprechen:

Block: Ein Block ist – so wie bei praktisch allen anderen Blockchain-Projekten – eine Liste mit Transaktionen und Operationen, die sich an die Blockchain heften lassen. Im Falle von Tezos entsteht alle 60 Sekunden ein neuer Block, welcher die Blockchain erweitert.

Zyklus (engl. Cycle): Der Zyklus ist eine feste Anzahl an Blöcken, welcher eine bestimmte Zeitspanne der Block-Erstellung beschreibt.

Ein Zyklus enthält 4096 Blöcke und dauert somit etwa 3 Tage an. Die Belohnungen und die hinterlegte Kaution eines Bakers wird für 5 Zyklen eingefroren, ehe er darauf zugreifen kann.

Snapshot: Alle 256 Blöcke macht Tezos einen Snapshot der Blockchain. Das hat den Zweck, dass auf diese Weise eine Momentaufnahme der Baker samt ihrer Rolls gemacht wird.

Ein solcher Snapshot erfolgt alle 5 Stunden und wird somit pro Zyklus 16-mal durchgeführt.

Als Teil von Coinbase Earn wurde der Prozess verständlich erklärt:

Der Baking Process erklärt

Angenommen ein Baker wurde gewählt und das Recht auf die Erstellung eines Blocks wird an ihn delegiert. Nun ist es entscheidend, wann die Delegation auf der Blockchain erfasst wurde.

Denn, wie zuvor gelernt, entstehen pro Zyklus 16 Snapshots, um die Rolls der Baker zu erfassen. Dadurch ist zunächst nicht garantiert, dass die Delegation in allen Snapshots gespeichert wurde.

Sobald der Algorithmus jetzt bestimmt, wem das Recht auf die Erstellung eines Blocks erteilt wird, wählt er einen zufälligen Snapshot aus.

Auf diese Weise lässt sich also nicht garantieren, dass der Snapshot gewählt wird, welcher die eigene Delegierung enthält.

Die Delegation selbst gewährt allerdings nicht sofort Anspruch auf Profite aus dem erteilten Baking Right. Erst 7 Zyklen – also 21 Tage – später erfolgt eine Ausschüttung der Gewinne. Aber warum ist das so?

Dies wird am besten durch ein konkretes Beispiel ersichtlich. Stellen wir uns vor ein Baker hält in einem zufälligen Szenario während des Zyklus mit der laufenden Nummer 1 80.000 XTZ (10 Rolls).

Einige Zyklen später – sagen wir bei Zyklus Nummer 5 – erhält er eine Delegation über ein weiteres Roll.

Jetzt dauert es weitere 7 Zyklen, bis das Baking Right Berücksichtigung finden kann. Das liegt daran, weil Tezos einen zufälligen Snapshot auswählt, welcher vor 7 Zyklen existierte.

Daher ist das erteilte Wahlrecht in dem beschriebenen Szenario erst an dem Zyklus mit der laufenden Nummer 12 verfügbar.

Denn erst ab diesem Zeitpunkt befindet sich in der Auswahl ein Snapshot mit der Delegation. Auf nachfolgendem Bild wird dieser Vorgang noch einmal deutlich:

Tezos Funktionsweise Rollers

Einsatzmöglichkeiten von Tezos

Die Smart Contracts von Tezos gelten als besonders sicher. Mathematische Verfahren stellen diese Sicherheit durch eine formale Verifikation sicher. Auf diese Weise lassen sich Fehler frühzeitig identifizieren und beheben.

Festgelegte Definitionen der verwendeten Programmiersprache Michelson ermöglichen eine universelle Gültigkeit der intelligenten Verträge.

Das macht Tezos für den Einsatz im Finanzsektor besonders attraktiv. Unter anderem nutzt Globacap aus London Tezos für ihre Arbeit an einer Plattform für digitale Wertpapiere.

Überdies lässt sich Tezos auch für einen weiteren, sehr spezifischen Anwendungsfall verwenden.

Die Unternehmen tZero und Alliance Investments nutzen die Blockchain, um Immobilien zu tokenisieren.

Ähnliche Projekte gibt es auch in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. Die Tokenisierung splittet die Immobilie in kleine Anteile auf, an die sich Investoren beteiligen können.

Ansonsten ist die Blockchain vorrangig im behördlichen Bereich vertreten. Die französische Armee und Gendarmerie nutzte Tezos für einen Smart Contract, der anfallende Gerichtskosten validieren sollte.

Das schnelle Netzwerk von Tezos mit den praktisch gebührenfreien Transaktionen sorgt aber auch in anderen Bereichen für großes Interesse.

So wurden mit „Golden Goal“ etwa spezielle Fußball-NFTs auf der Blockchain gelauncht. Fußballvereine können „Golden Goal“ nutzen, um ihre Merchandising-Artikel zu digitalisieren.

Auf gleichem Wege können Fans ihre Vereine auch durch Spenden in XTZ unterstützen. Mit dem französischen Traditionsverein FC Nantes fand sich auch sofort ein prominenter Nutzer des Dienstes.

Tezos NFT Gallery
Auf der offiziellen Tezos-Webseite findet sich auch ein NFT-Marktplatz. Quelle: Tezos NFT

Fazit und Ausblick: Tezos könnte von der Nische in den Mainstream aufsteigen

Auf dem Papier ähnelt Tezos anderen Smart-Contract-Plattformen, wie Ethereum oder Cardano.

Doch die technische Basis ist eine völlig andere. Tezos implementiert Neuerungen am Protokoll ohne Hard Fork.

Die Community stimmt mittels On-Chain-Governance über jegliche Anpassungen ab und ein Änderungsmechanismus aktualisiert das Protokoll eigenständig.

Den Konsens stellt ein Liquidated Proof of Stake sicher, welcher in seiner Form einzigartig in der Krypto-Welt ist.

Tezos ist zweifelsohne aus technischer Sicht eines der innovativsten Krypto-Projekte überhaupt. Mit dem klaren Ziel, einen anderen Weg als Ethereum und Co zu gehen, trafen die Gründer eine richtige Entscheidung.

Obwohl Tezos technisch überzeugt, gelang bislang bisher nicht der Sprung auf die Top-Plätze unter den Krypto-Projekten.

Aktuell ist Tezos eher in bestimmten Nischen zu Hause und wird von Behörden und kleineren Unternehmen genutzt.

Dennoch entwickelte sich Tezos zuletzt erfolgreich weiter. Die verantwortlichen Entwickler konzentrierten sich in der jüngeren Vergangenheit primär auf DeFi und NFTs.

In diesen zukunftsträchtigen Bereichen könnte Tezos seine Stärken ausspielen. Das notwendige Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.

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Jens Kerkmann interessierte sich bereits während seines Studiums im Bereich Wirtschaftsinformatik für die Themen Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Bis heute begleitet ihn die Materie in seinem Alltag und Berufsleben und er ist als Autor für Ratgeberartikel und Nachrichten aus dem Blockchain- und Digitalisierungsumfeld tätig.

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