SIX | Blockchain Börsen werden klassische Handelsplätze verdrängen

Thomas Zeeb, der Leiter des Bereichs für Wertpapiere und Handelsplätze bei der SIX Group AG, der größten Schweizer Börse, sieht die Zukunft des Wertpapierhandels im Blockchain-Bereich. In einem Interview verdeutlichte Zeeb, dass digitale Handelsplätze innerhalb von zehn Jahren zum neuen Standard werden.

Thomas Zeeb sieht Zukunft in digitalen Börsenplätzen

Der größte Börsenplatz der Schweiz, die SIX Group AG, hat in Form von Thomas Zeeb zu verstehen gegeben, dass Blockchain-basierte Handelsplätze zum neuen Branchenstandard werden können. Der Manager erwartet, dass Blockchain-Handelsplätze den Börsenmarkt revolutionieren werden. Insbesondere der Zeitpunkt, an dem Broker, Banken, Versicherer und Asset-Manager den Kostenvorteil, welcher sich durch den Einsatz einer Distributed-Ledger-basierten Lösung ergibt, erkennen, werden diese auf die neue Technologie umsteigen.

Das Interview Zeebs fand kurz vor der Veröffentlichung der neuen „SIX digital Exchange“ (SDX) statt. Dieser neue und digitale Handelsplatz soll gegen Mitte des kommenden Jahres an den Markt gehen. Bereits heute stellen viele Banken und Börsen den Wertpapierhandel in digitaler Form dar. Dabei sind die dahinterliegenden Protokolle vergleichsweise altbacken.

Bisherige Handelsplätze beinhalteten mehrere Transaktionsschritte, sodass der Kauf von Wertpapieren teilweise mehrere Tage in Anspruch nimmt. Dieser Nachteil werde durch den Einsatz des neuen Systems ausgeglichen. Doch bis es soweit ist, gelten rechtliche Ungewissheiten, welche zum aktuellen Zeitpunkt mit der Schweizer Finanzbehörde, der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA), und mit der Regierung geklärt werden, als größte Herausforderung. Nachdem diese Herausforderungen gelöst wurden, werden Kunden Zugriff auf diesen neuen Handelsplatz erhalten. Dieser wird vorerst nur das Handeln ausgewählter Aktien gewährleisten. Im Rahmen kommender Updates werden weitere Aktien, Anleihen und ETFs für den Handel freigegeben. Bis zur kompletten Ablösung werden beide Handelsplätze parallel betrieben.

Konkurrenz der großen Krypto-Handelsplätze setzte SIX unter Zugzwang

Laut Zeeb trieb vor allem die Konkurrenz durch die etablierten Krypto-Börsen – die etablierten Anbieter Binance und Coinbase – dazu bei, dass SIX eine eigene Blockchain-basierte Marktplatzlösung entwickelt hat. Langfristig werden diese neuen Wettbewerber den Weg in das Geschäftsfeld der traditionellen Börsenbetreiber finden und eine große Gefahr für rückständige Marktteilnehmer darstellen. Zeeb merkt zudem an, dass diese neuen Unternehmen das Potenzial besitzen, etablierte Banken und Börsenanbieter komplett aus dem Wertpapierhandel zu verdrängen.

Im Oktober hat die FINMA die erste Kryptowährungs-Asset-Management-Lizenz des Landes für einen Krypto-Investment-Fonds ausggestellt. Diese Lizenz ermöglicht das Anbieten eines breiten Spektrums an kollektiven, Blockchain-basierten Investmentproduktn wie Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Zudem wird die SEBA Crypto AG im November eine Bank anmelden, welche Krypto-basierte Dienste anbietet. Laut den Aussagen der SEBA Crypto AG wird die FINMA im kommenden Jahr eine Banklizenz ausstellen, welche das Geschäftsmodell erst ermöglichen wird.

Des Weiteren hat die Singapore Exchange Limited (SGX) in Zusammenarbeit mit der singapurischen Finanzaufsicht den Einsatz der Blockchain-Technologie im Rahmen der Wertpapierabrechnung getestet. Die Tests fanden in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Börsenbetreiber Nasdaq sowie Deloitte statt.