Warum möchte die SEC Ethereum und Bitcoin Nodes betreiben?
Nachdem sich die amerikanische Börsenaufsicht SEC lange diversen Anträgen aus der Krypto- und Blockchainwelt verschlossen hat, geht sie offenbar in die Offensive. Die Behörde sucht nach Auftragnehmern, die für sie Nodes bei möglichst vielen verschiedenen Blockchains betreiben. Was erhofft sich die Behörde davon? Könnte es ein erstes Entgegenkommen sein oder sogar das Gegenteil bedeuten?
SEC interessiert sich für Blockchain Nodes von Bitcoin und Ethereum
Die Securities and Exchange Commission (SEC) ist die US-amerikanische Behörde, die sich mit der Überwachung und Regulierung von Wertpapieren und Börsen beschäftigt. In einer offiziellen Ausschreibung sucht die Börsenaufsicht nun nach Auftragnehmern, die in ihrem Auftrag Knoten im Bitcoin und Ethereum Netzwerk betreiben. Der Zeitraum wurde zunächst für 12 Monate festgesetzt, mit der Option den Vertrag bis zu 4-Mal um 12 Monate zu verlängern.
In dem Angebot heißt es weiterhin, dass zusätzlich zu diesen beiden auch Interesse an so vielen weiteren Blockchains wie mögliche bestehe. Darunter insbesondere:
Dabei sucht die Behörde ausdrücklich nach Unternehmen, die tatsächlich Nodes hosten und ihre Daten nicht aus sekundären Quellen, wie zum Beispiel Blockchain Explorern, beziehen dürfen. Die angeforderten Daten sollen beim Genesis-Block beginnen mit täglichen Aktualisierungen. Die Börsenaufsicht interessiert sich dabei insbesondere für folgende Inhalte:
- Hashing-Algorithmen und Hashing-Power
- Mining-Difficulty und Block-Rewards
- Anzahl und Größe der Transaktionen
- Blockchain-Größe
- Coin-Vorräte
Was plant die SEC mit den gesammelten Daten?
Obwohl die Behörde das Angebot schon vor einigen Wochen eingestellt hatte, blieb die Absicht bis vor wenigen Tagen noch weitestgehend unbemerkt. In ihrer Ausschreibung gehen sie nicht im Detail darauf ein, welche Absichten sie verfolgt. In der Erklärung heißt es lediglich, dass der Betrieb eigener Nodes ihre Bemühungen zur Überwachung des Risikos, zur Verbesserung der Einhaltung und zur Entwicklung besser informierter Richtlinien unterstützen wird. Ob diese Maßnahmen zum Verbot oder der Unterstützung von Blockchain-Anwendungen führen soll, ließ die Behörde offen.
Die angeforderten Daten könnten ohne Weiteres über die Blockchain-Explorer ermittelt werden. Doch dies schlägt die Kommission ausdrücklich aus. Das deutet daraufhin, dass sie eher an einer Analyse der Ergebnisse interessiert sind und nicht an den eigentlichen Daten selbst.
Das plötzliche Interesse an Nodes lässt viel Platz für Spekulationen
In der Krypto-Community ist man sich nicht einig darüber, wie dieser Schritt der SEC zu werten ist. Einige glauben, dass die Analyse der Netzwerk-Knoten ein Zeichen dafür sein könnte, dass die Aufsichtsbehörde und damit die amerikanische Regierung auf einem guten Weg ist, die Krypto- und Blockchainbranche zu akzeptieren. Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei eToro, gehört zu dieser Gruppe. Er glaubt, dass diese Entwicklung einen positiven Effekt auf die Zukunft der Blockchain-Branche haben wird.
Einige spekulieren, dass die Börsenaufsicht sich als offizielles Organ einbringen möchte. So könnten sie beispielsweise dabei helfen böswillige Nodes in den jeweiligen Blockchains zu identifizieren. Die Website Trustnodes spekuliert, dass sie damit einen besseren Überblick über die einzelnen Blockchain-Projekte erhalten möchten. So hat die SEC zum Beispiel festgestellt, dass Ethereum nicht als Wertpapier gewertet werden kann. Für Ripple hat sie diese Frage bisher nicht eindeutig geklärt, genauso wie bei vielen Ethereum-basierten Token. Sie könnten versuchen auf diesem Weg individuellere Rahmenbedingungen für die jeweiligen Blockchain-Projekte zu ermitteln.
Andere sind hingegen skeptisch und misstrauen den Absichten. Einige glauben, dass die SEC versucht durch die Nodes eine Überwachung der Blockchains und Aktivitäten der Nutzer zu erhalten. Es gibt einiges, das gegen diese Spekulation spricht. Denn die meisten Blockchains sind öffentlich, daher können die Behörden leicht mithilfe von Blockchain Explorern Einblicke in die Transaktionshistorien erhalten. Dieser finanzielle Aufwand wäre also dafür nicht nötig. Verschwörungstheoretiker spekulieren, dass die Börsenaufsicht versuchen könnte, die Kontrolle zu übernehmen und durch das Betreiben von Knoten einen 51%-Attacke plant. Eine solche Motivation scheint jedoch sehr abwegig, insbesondere da es offensichtlich nur um vereinzelte Knoten in den Netzwerken geht.