Vitalik Buterin: NFTs habe ich komplett übersehen

Zum Ende des Jahres zog der Ethereum-Gründer Vitalik Buterin Bilanz. So merkte er unter anderem: NFTs habe ich komplett übersehen!

Buterin zieht Bilanz

Vitalik Buterin nutzte offenbar einen freien Moment, in dem er eine Bilanz über das vergangene Jahrzehnt zog.

Über das, was sich in diesem Jahrzehnt in der Krypto-Welt entwickelte, aber auch, was er als früher Autor der Krypto-Szene für möglich gehalten hatte und was aus diesen Vermutungen geworden ist.

Zuerst begann Buterin mit einer Kritik an sich selbst. In seinem selbsternannten Tweetstorm erklärt er, in früheren Jahren habe er eine starre Weltsicht gehabt. Jede Position, die er vertrat, musste auf Biegen und Brechen verteidigt werden, statt Fehler anzuerkennen.

Kritik an Smart Contracts

Konkret meint er damit seine Position zu den Smart Contracts. In einer Schrift von 2014 erklärte er, dass ein Smart Contract immer recht habe.

Nun rudert er zurück. Damals, so sagt Buterin, habe er eine Soldaten-Mentalität gehabt. Inzwischen sei diese durch eine Späher-Mentalität ersetzt worden.

Dazu verlinkt er das Buch Scout Mindset der Autorin Julia Galef. Offenkundig musste sich Buterin immer wieder der Kritik an Smart Contracts stellen. Smart Contracts haben in vielen Anwendungsfällen Vorteile, sind aber nicht frei von Schwächen.

Interesse an Ethereum?

Kritiker erkannten früh ihre Gefahren. Eine Welt, die noch deutlich mehr kontrolliert wird, als es bislang möglich war, sei ein realistisches Risiko.

Der YouTuber Leonardo of Biz fasste dieses Risiko in einem Video zusammen. Dort wird der Mensch in jeder Sekunde seines Lebens von Smart Contracts eingeengt.

Nicht jedes im Video gezeigte Element ließe sich aktuell realisieren. Im Groben zeigt sich dort der Ausblick auf eine dystopische Zukunft.

Buterin sagt Stablecoins voraus

Buterin war Mitbegründer einer der ersten Publikationen, die Kryptowährungen und die Blockchain fokussierten.

Im Jahr 2013 stellte er fest, dass Menschen, die ihr Vermögen bloß behalten wollen, durch den Bitcoin nicht zufrieden würden.

Der Grund sei, dass die Volatilität des Bitcoin die Bewegungen der Fiatwährungen um Welten übertrifft. Somit sei es insbesondere für die ärmsten Personen nicht sinnvoll, den Bitcoin zu verwenden.

Der Bitcoin verfüge aber auch über ganz andere Stärken. Es braucht kein identifiziertes Bankkonto und keine finanzielle Infrastruktur, um den Bitcoin zu nutzen. Über Ländergrenzen hinweg müssen keine hohen Gebühren gezahlt werden.

Es bedürfe also einer Währung, welche diese Stärken mit der Stabilität der Fiatwährungen verbindet.

Möglicherweise erlangte Buterin so zum gleichen Schluss wie die Erfinder des USDT. Denkbar ist auch, dass sie sich von dessen Beitrag inspirieren ließen.

Nur ein Jahr später ging USDT als erster Stablecoin an den Markt und ist mit einem täglichen Handelsvolumen von ungefähr 60 % des kompletten Marktes die größten Kryptowährungen unter diesem Augenmerk.

Der Ethereum-Gründer besuchte erst neulich Argentinien, um sich die Zustände der enormen Inflation dort persönlich anzusehen. Seine Voraussage sei korrekt gewesen. Viele Argentinier verwenden tatsächlich Stablecoins.

Erst wenn der US-Dollar selbst ins Schwanken gerät, könne sich das ändern. Ein Stablecoin, der mit viel Aufwand organisiert wird, könne einen solchen Kurssturz in diesem Moment verhindern. Ohne gezielte Organisation sei das jedoch nicht möglich.

Bitcoin Cash ist ein Misserfolg

Buterin führt fort, er habe den Proof-of-Stake Algorithmus 2013 glücklicherweise entdeckt und sei seit 2014 vollends von ihm überzeugt. PoS zielt darauf ab, Ethereum in Zukunft robuster, günstiger, umweltfreundlicher und schneller zu machen.

2017 äußerte Buterin, Transaktionen sollen nicht mehr als 5 Cent kosten. Dieses Ziel verfehlt Ethereum nach wie vor weit. Im selben Jahr führte ein Konflikt unter Bitcoinern zu einer großen Abspaltung.

Im Streit um Transaktionsgeschwindigkeit und Netzwerkgebühren forderten einige Nutzer eine Erhöhung der Blockgröße des Bitcoins. Andere wollten an der festgelegten Größe von einem Megabyte festhalten.

So kam es zur Abspaltung von Bitcoin Cash. Zu Beginn entbrannte ein Namensstreit. Sowohl Bitcoin Cash, als auch Bitcoin beanspruchten den klassischen Namen für sich.

Schließlich gaben die Entwickler des heutigen Bitcoin Cash (BCH) nach und kamen so zum neuen Namen.

Buterin habe damals auf der Seite von Bitcoin Cash gestanden. Die Vorteile der neuen Blockgröße von acht bis 32 Megabyte würden überwiegen.

Inzwischen sei er davon nicht mehr überzeugt. Stattdessen erklärt er den Bitcoin Cash für gescheitert. Seiner Ansicht nach entstand BCH aus einer Rebellion heraus. Die Kompetenz der Entwickler lasse zu wünschen übrig.

Welches technische Versäumnis er beim BCH sieht, bleibt jedoch unerwähnt. Ether und BCH wollten das gleiche Ziel erreichen.

Nur BCH schaffte es bislang. Fakt ist, dass BCH eine durchschnittliche Transaktionsgebühr von unter einem Cent erreicht, während Ethereum bei extrem hohen 34 US-Dollar liegt.

NFTs kamen unerwartet

Buterin habe im Ethereum Whitepaper einige Elemente der Krypto-Welt vorausgesagt, die mittlerweile existieren. Auf eines sei er jedoch nicht gekommen und das seien Non-Fungible Token.

Die Entstehung von Ethereum-Tokens, Stablecoins, den Ethereum Name Service und dezentralisierten Cloud-Speicher habe er richtig vorausgesagt.

Auch Wallets mit Auszahlungslimits sein nun Realität. Oracles bestünden ebenfalls. Bloß die Organisation der DAOs habe er damals falsch eingeschätzt, wenngleich ihre Entstehung Wirklichkeit wurde.

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Lennard ist ein überzeugter Krypto-Enthusiast. Als Freund der Selbstbestimmung begreift er Kryptowährungen als hohes Gut. Seine Begeisterung gilt vor allem den vertraulichen Kryptos.

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