Krypto-News der Woche 30. Juni 2023
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz friert auf Nachfrage der USA Gelder von Terraform Labs und deren Gründer Do Kwon ein. Das Unternehmen steht hinter Terra (LUNA).
- Die EU verschärft regulatorische Vorgaben im Umgang mit Banken und den Autoren von Smart Contracts. Zwei Gesetzesentwürfe erweisen sich als fragwürdig.
- KuCoin führt als letzte große Krypto-Börse eine KYC-Pflicht ab 15. Juli ein.
- Vodafone verwendet Cardano, um eine NFT-Kollektion mit Nutzwert in Deutschland zu veröffentlichen.
- Die Wall Street lässt Bitcoin Cash (BCH) explodieren. Neueste Ereignisse sorgen rasch für rote Zahlen am gesamten Markt.
Schweiz friert Gelder von Terra Labs ein
Schweizer Behörden frieren Gelder des Unternehmens Terraform Labs (TFL) und von dessen Gründer Do Kwon ein.
Die ursprünglich in Südkorea beheimatete Firma ist für die Entwicklung der berüchtigten Kryptowährung Terra (LUNA) bekannt, die im Mai 2022 kollabierte.
Kwon war schon früh zur Galionsfigur der Kryptowährung geworden. Zu den Entwicklungen der Krypto-Szene äußerte sich der Südkoreaner gern und häufig.
Zu seinen erklärten Zielen gehörte es, TerraUSD zum größten dezentralen Stablecoin zu machen.
Das Ökosystem seiner Kryptowährung wollte er stärken, indem die Organisation Luna Foundation Guard (LFG) zum größten Bitcoin-Halter der Erde werden sollte.
Durch den Zerfall des Ökosystems kam alles anders. Kwons Rolle in dem Ereignis ist bis heute ungeklärt.
Südkoreanische und US-amerikanische Behörden erhoben bereits Anklage gegen den Programmierer. Sie unterstellen ihm neben anderen Delikten vor allem Betrug.
Zuletzt hatte eine Anfrage der US-Behörden in der Schweiz Erfolg. Regierungsbehörden konfiszierten laut Berichten des südkoreanischen Magazins Digital Asset Anlagen im Wert von 26 Millionen US-Dollar, die sowohl in Fiatwährungen als auch in Bitcoin bei der Schweizer Bank Sygnum mit Sitz in Zürich lagen.
Nach aktuellen Informationen sind die genauen Eigentumsverhältnisse unklar. Als Eigentümer der Anlagen kommen neben Kwon und dem Unternehmen TFL noch seine Kollegen Nicholas Platias und Han Chang-joon infrage.
Zudem sei unklar, woher genau die Gelder stammen. Südkoreanischen Behörden, welche die Finanzen in dem Fall überwachten, sei die Herkunft unbekannt.
Denkbar ist, dass Kwon unrechtmäßig Gelder der Luna Foundation Guard entwendete – dieser Vorwurf wird ihm bereits seit Monaten gemacht. Eindeutige Belege für oder gegen diese These existieren bisher nicht.
Kwon und sein Kollege Chang-joon befinden sich aktuell in Montenegro in Haft. Die beiden Südkoreaner waren mit gefälschten Pässen aus Costa Rica eingereist. Weitere Klagen könnten zumindest Kwon für Jahre hinter Gitter bringen.
EU verschärft regulatorische Vorgaben für Banken
Die EU verschärft künftig offenbar weiter ihre regulatorischen Vorgaben in Bezug auf Kryptowährungen.
Banken, die Kryptowährungen anbieten möchten, sollen demnach etwa einen Gegenwert in Fiatwährungen anlegen, um die Risiken für das Finanzsystem zu verringern.
“Die Banken müssen für jeden Euro, den sie in Kryptowährungen halten, einen Euro Eigenkapital vorhalten, und solche prohibitiven Eigenkapitalanforderungen werden dazu beitragen, dass die Instabilität in der Kryptowelt nicht auf das Finanzsystem übergreift.” Erklärte der CSU-Politiker Markus Ferber zu den nun diskutierten Vorschlägen bereits im Januar.
Ob es zu dieser exakten Vorgabe letztlich kommen wird, ist bisher noch nicht absehbar. Dafür müsste ein entsprechendes Gesetz erst das komplette Gesetzgebungsverfahren der EU durchlaufen.
Zuletzt habe die Gesetzgebung eine vorläufige Einigung erzielt. Detailliertere Bestimmungen sollen in der Zukunft folgen, so erklärt der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments.
TODAY On Tuesday 27/06 @EP_Economics
negotiators struck a provisional agreement
on changes to Capital Requirements Regulation & Directive #CRR & #CRD @jonasfernandez
w/ #EU2023SE https://t.co/enSmps7L0Z pic.twitter.com/lmd4iZPzBG— ECON Committee Press (@EP_Economics) June 27, 2023
EU vereinbart umstrittenes Datengesetz
Nur einen Tag später vereinbart die EU ein umstrittenes Datengesetz. Die zuständigen Politiker bezeichnen jenes als „Maßnahme für eine faire und innovative Datenwirtschaft“.
Von vielen Personen der Krypto-Szene wird diese Einschätzung allerdings nicht geteilt.
Stein des Anstoßes sind Vorgaben, die man den Entwicklern von Smart Contracts machen möchte.
Smart Contracts sollen demnach mit einem Kill Switch ausgestattet werden, um katastrophale Fehler vermeiden zu können.
Die Entwickler der Verträge müssten dann als zentrale Instanz auftreten und den automatisierten Ablauf im Notfall stoppen.
Diese Idee läuft der neutralen, dezentralen Natur der Smart Contracts allerdings zuwider. Das grundlegende Prinzip besagt, dass jeder Nutzer gleich behandelt wird. Eine Unterscheidung findet absichtlich nicht statt, um Manipulation und Zensur zu verhindern.
Lässt sich ein Smart Contract jedoch abschalten, obwohl möglicherweise die Bedingungen durch einen Nutzer erfüllt wurden, um diesen auszulösen, wird das Prinzip der Neutralität verletzt und eröffnet Möglichkeiten zur Manipulation.
Letztlich kritisieren Nutzer aber auch, dass Smart Contracts überhaupt gesetzliche Vorgaben gemacht werden.
Behörden können keine wirklichen Schritte unternehmen, um die Einhaltung der Regularien zu kontrollieren.
In der EU ansässige Unternehmen, die unter eigenem Namen Smart Contracts publizieren, könnten ins Visier geraten und mit Strafen belegt werden, sollten sie sich den Vorgaben widersetzen.
Das Gesetz könnte dadurch die Kryptobranche der EU benachteiligen, weil die Vorgaben möglicherweise dafür sorgen, dass in der EU entwickelte Smart Contracts durch ihre fehlende Neutralität gegenüber ausländischen oder anonymen Produkten ins Hintertreffen geraten.
Das Datengesetz ist noch nicht endgültig verabschiedet. Zunächst muss der Gesetzesentwurf das EU-Parlament und den EU-Rat passieren.
KuCoin führt KYC-Pflicht ein
Die Krypto-Börse KuCoin führt eine vollumfängliche KYC-Pflicht ein.
Diese Nachricht übermittelte das auf den Seychellen registrierte Unternehmen über die letzten Tage per E-Mail an Kunden. In einer Pressemitteilung bestätigte Geschäftsführer Johnny Lyu das Vorhaben.
KuCoin ist die letzte große Krypto-Börse, die KYC nicht als obligatorisch umsetzte. Bisher können Nutzer Kryptowährungen miteinander handeln, ohne dabei identifiziert sein zu müssen. Für Auszahlungen gilt ein Limit von einem Bitcoin pro Tag.
Ab 15. Juli soll damit allerdings Schluss sein. Offiziell begründet KuCoin diesen Schritt mit einem Versuch, eine bessere Sicherheit für Nutzer herzustellen.
Demnach könne man etwa Betrüger bei ihren Taten behindern.
Realistischer ist die Annahme, dass KuCoin durch Behörden dazu gedrängt wurde oder zumindest künftige Konflikte dieser Art vermeiden will.
Binance erlebte eine ähnliche Entwicklung. Obwohl Binance mehrere Jahre lang mitteilte, Nutzern möglichst viel Freiheit bieten zu wollen, erfolgte im August 2021 die Einführung der KYC-Pflicht.
Nutzer, die lediglich Kryptowährungen handelten und keinen Zugriff auf Fiatgeld erlangen wollten, mussten bis dahin keine Identifizierung vornehmen.
“Die aktualisierte KYC-Richtlinie ist eine unserer Bestrebungen, die hohen regulatorischen Standards zum Schutz unserer Nutzer aufrechtzuerhalten. Sollten Sie Probleme beim Durchlaufen des Prozesses haben, zögern Sie nicht, sich an unser Support-Team zu wenden.” Schreibt Lyu auf Twitter.
The updated KYC policy is one of our endeavors to uphold the high regulatory standards for the protection of our users. If you have any issues completing your KYC, don’t hesitate to reach out to our support team. https://t.co/NicytRIIbC
— Johnny_KuCoin (@lyu_johnny) June 28, 2023
Der reine Kryptohandel ohne KYC bleibt auch künftig möglich. Immer wieder gibt es neue Krypto-Börsen, die Nutzern diese Möglichkeit bieten. Zuletzt erlangte die Handelsplattform BTSE dafür Bekanntheit. In einzelnen Fällen beruht darauf das gesamte Geschäftskonzept – etwa bei TradeOgre.
Zudem bestehen sogenannte Swapper, die von den regulatorischen Auseinandersetzungen bislang kaum betroffen sind. Sie verwahren die Kryptowährungen ihrer Kunden nicht langfristig.
Bis zum 15. Juli erstellte Konten können ihre Kryptowährungen auch in Zukunft normal abheben. Nur für das Einzahlen neuer Gelder wird eine Identifizierung notwendig. Verkäufe sind möglich, Einkäufe ab 15. Juli nicht mehr.
Vodafone verwendet Cardano
Vodafone verwendet Cardano. Dieses Gerücht bestärkte das Unternehmen vor wenigen Tagen selbst durch einen provokanten Twitter-Beitrag.
Nur einen Tag später erfolgt die Veröffentlichung einer eindeutigen Botschaft auf Discord.
“Ja, wir planen, in diesem Jahr eine NFT-Kollektion herauszubringen, und wir wollen dafür die Cardano-Blockchain verwenden. Der Grund, warum wir uns für diese Blockchain entschieden haben, liegt in der Gemeinschaft, der Nachhaltigkeit und den Cross-Chain-Möglichkeiten.” Schreibt ein Vodafone-Mitarbeiter namens Luca auf Discord.
Patrick Tobler verbreitete das Bild der Ankündigung über Twitter und erregte damit viel Aufmerksamkeit.
Vor allem Cardano-Nutzer sind begeistert. Sie hoffen auf den großen Durchbruch der Blockchain. Schließlich gehört Vodafone zu den größten Telekommunikationsunternehmen der Erde.
„Es ist offiziell! Vodafone kommt zu Cardano! Minting findet über NMKR statt.“ Schreibt Tobler.
NMKR ist eine NFT-Plattform, die das Ziel hat, Cardano-NFTs zu fördern. Tobler gehört selbst zu den Entwicklern der Plattform.
It’s official: @vodafoneservice is coming to @Cardano.
Minting with @nmkr_io. pic.twitter.com/YhSDdRMkWG
— Patrick Tobler (@Padierfind) June 28, 2023
Die NFT-Kollektion ist ein Projekt von Vodafone Deutschland und soll für deutsche Nutzer sogar einen echten Nutzwert liefern. Bisher sei man jedoch noch unentschlossen, wie genau Produkt und Nutzwert aussehen.
“Wir fokussieren uns darauf, NFTs zu erstellen, die Vodafone-Kunden einen wirklichen Nutzen und brauchbare Vorteile bieten. Weil wir Vodafone Deutschland sind, können wir diese Vorteile nur deutschen Kunden bereitstellen. Wir suchen jedoch nach Möglichkeiten, um auch die internationale Gemeinschaft einzubinden.”
Der NFT-Mint soll offen, statt mit Whitelist stattfinden. Das genaue Veröffentlichungsdatum ist bisher noch nicht bekannt. Kurz nach der Bekanntmachung steigt der Cardano-Kurs zeitweise um bis zu sieben Prozent innerhalb weniger Stunden. Inzwischen setzten Korrekturen ein.
Wall Street lässt Bitcoin Cash explodieren
Zu Redaktionsschluss befindet sich der Kryptomarkt offenbar in einer Korrektur. Bis vor wenigen Minuten verzeichneten die größten Kryptowährungen beinahe ausschließlich Gewinne. Nun wendet sich das Blatt.
Bitcoin sinkt innerhalb weniger Minuten um vier Prozent. Auch sonst geht es plötzlich rapide bergab. Ethereum liegt 3,50 Prozent im Minus.
Schuld an den roten Zahlen ist eine Veröffentlichung des Wallstreet Journals. Demnach habe die SEC Anträge auf Bitcoin Spot ETFs als „unzulänglich“ verworfen.
Zuletzt hatte eine Anmeldung von BlackRock enorme Euphorie verursacht. Der Finanz-Gigant galt als beinahe unfehlbar bei der Anmeldung von ETFs.
Es wäre der erste Bitcoin Spot ETF in den USA gewesen. Experten sagten bereits eine enorme Popularisierung von Krypto in den USA voraus.
Trotz des Hemmnisses fällt besonders eine Kryptowährung durch ihre dunkelgrünen Zahlen auf: Bitcoin Cash (BCH) .
Der kleine Bruder des Bitcoin wuchs seit dem 21. Juni um bis zu 185 Prozent. Zu Redaktionsschluss liegt das Plus im Tagestrend noch bei 21 Prozent.
Grund für das extreme Wachstum ist EDX Markets. Es handelt sich dabei um eine neue Krypto-Börse, die am 21. Juni startete und von den Wall-Street-Firmen Charles Schwab, Fidelity und Citadel finanziert wird.
EDX Markets bietet nur vier Kryptowährungen an, die laut bisheriger Einschätzung der SEC keine illegalen Wertpapiere sind: Bitcoin, Ethereum, Litecoin und eben Bitcoin Cash.
BCH scheint demnach unterbewertet zu sein. Viele Investoren steigen ein, weil sie langfristig Hoffnung für die Kryptowährung sehen – auch bei regulierten Betrieben.
Deshalb gelingt BCH innerhalb von neun Tagen beinahe eine Verdreifachung des Werts von 109 US-Dollar auf 311 US-Dollar.