London Stock Exchange – Ethereum Blockchain für den Aktienmarkt?
Die Briten haben ja gerade viel um die Ohren. Zeit bleibt aber an der London Stock Exchange (Wertpapierbörse) dennoch, sich um die (digitale) Börsen-Zukunft fernab des drohenden Brexit Chaos zu kümmern.
Die Börse in der englischen Hauptstadt ist schon seit mehr als 300 Jahren damit beschäftigt Wertpapiere zu handeln und will nun mit den Technologien der Blockchain Generation gleichziehen. Der CEO der Londoner Börse, Nikhil Rathi, deutete gerade an, dass man sich den Einsatz des verteilten Computernetzwerkes durchaus auch für die Anwendung auf dem britischen Aktienmarkt vorstellen könnte.
Die verteilte Ledger Technologie könnte anstatt einem zentralisierten Service alle Transaktionen aufzeichnen und zu einem bedeutenden Zuwachs an Attraktivität für Anleger führen. Um die Entwicklungen mit Blockchain-Anwendungen voran zu treiben, wurde gerade eine Minderheitsbeteiligung an dem britischen Unternehmen Nivaura Ltd. ausgebaut. Das Fintech-Unternehmen bietet eine Plattform für White-Label-Kapitalmärkte an. Damit kann die vollständig automatisierte Emission und Verwaltung von tokenisierten Anliehen durchgeführt werden. Die durch Krypto-Anlagen gesicherten Anleihen werden auf der öffentlichen Ethereum-Blockchain registriert und verrechnet.
Nivaura ermöglicht Handel mit Krypto-Anleihen in der London Stock Exchange
Geeignet ist Nivauras fortschrittliche Technologie vor allem für Anleger, die FIAT-Geldmittel über die gesicherten Krypto-Anleihen benötigen und dafür nicht die richtige Liquidität besitzen. Die institutionellen Anlagenbesitzer bieten diesen Kunden übertragbare, auf Fiat notierte Anlagen für festgelegte Zeiträume mit Zinsscheinen an. Die LSEG (London Stock Exchange Group), Mutterkonzern der Londoner Börse, wird für den Handel von Aktien mit Nivaura eine regulatorische „Sandbox“ integrieren, auf der die Tests bis zur realen Markttauglichkeit stattfinden sollen. Das Sandbox-System ist eine spezielle Testumgebung, die in Zusammenarbeit mit der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA entwickelt wurde. Sie ist in der Lage hochkomplexe Prozesse wie das Onboarding von neuen Kunden transparent und effizient durchzuführen. Auch „Legal Smart Documents“ soll durch das Technologieunternehmen Nivaura und seine innovative Blockchain-Struktur möglich sein. Dabei geht es um die Dokumentenautomatisierung in einer strukturierten Arbeitsumgebung für Kanzleien oder Rechtsabteilungen in großen Unternehmen.
London Stock Exchange investiert in FinTech-Unternehmen
Die Blockchain Infrastruktur kann außerdem die Kontrolle über die Verwaltung und Bedienung von Anlagen erhalten, um damit eine wirklich vertikale Integration zu erreichen. Die vertikale Integration bezeichnet in den Wirtschaftswissenschaften eine Form der Unternehmenskonzentration, bei der alle unternehmerischen Aktivitäten zusammengeschlossen werden. Die Nivaura-Technologie tauscht die Barbestände in den Kundendepots in eine Tokenwährung um und ermöglicht damit Clearing und Settlement über die Blockchain. Die durch Vermögenswerte gesicherten Anleihen können bei Bedarf aber auch über die traditionelle Infrastruktur ausgegeben werden. Die Verwaltung der kompletten Laufzeit erfolgt deutlich kostengünstiger als bei den herkömmlichen Abläufen und die Compliance mit geltenden Regularien für die Verwahrung wird sichergestellt.
Neben der London Stock Exchange Group, die zu den traditionsreichsten Börsen der Welt gehört, hat auch das in New York ansässige Unternehmen Digital Currency an der Finanzierungsrunde teilgenommen. Ebenfalls investiert haben die Anlagesparte der größten spanischen Bank Santander sowie eine der angesehensten Anwaltskanzlei des Landes, Allen & Overy, Linklaters and Orrick. Mit dem 30.04.19 gehört auch Spencer Lake, ehemaliger Marketing Chef bei Großbritanniens größter Bank der HSBC Holding PLC zu den jüngsten Geldgebern für Nivaura Ldt.