Was ist Fair Launch?
Als Fair Launch (Deutsch: gerechter Start) bezeichnet man den Beginn einer Blockchain, an dem jede beliebige Person partizipieren kann. Alle Nutzer sind gleichberechtigt und empfangen als Miner die Belohnung anteilig an ihrer für das Netzwerk erbrachten Leistung.
Was bringt ein Fair Launch?
Ursprüngliches Ziel des Bitcoin als erster Kryptowährung und vieler Nachfolger, die sich in dessen Tradition sehen, ist die Bereitstellung eines freien Geldes. Über dieses Geld wird nicht von einer zentralen Instanz bestimmt. Es funktioniert dezentral.
Ein wichtiges Element für die Dezentralisierung ist eine möglichst breit verteilte Umlaufversorgung und ein ebenso dezentrales Netzwerk mit verschiedenen Teilnehmern – Minern und Netzknoten.
Ein Fair Launch hilft bei der Verteilung der Umlaufversorgung sowie der Blockchain, da von vornherein eine Aufteilung erfolgt. Keine einzelne Person oder Institution hat übermäßigen Einfluss.
Wie sieht ein Fair Launch aus?
Damit der Start einer Blockchain gerecht ist, muss dieser mehreren Bedingungen folgen:
- Das Projekt muss öffentlich angekündigt werden, bevor es startet.
- Es darf keine Premine geben.
- Eine Teilnahme steht jedem Interessenten offen.
- Jeder Nutzer muss gleichberechtigt sein. Es gibt keine speziellen Befugnisse.
Um Interessenten die Chance zu geben, an der Blockchain zu partizipieren, muss das Projekt angekündigt werden, noch bevor es startet. Ziel dieser Maßnahme ist es, möglichst viele Nutzer zu erreichen und von einer Beteiligung zu überzeugen.
Eine Präsentation in einem kleinen Forum, die nur als Vorwand dient, genügt dabei nicht. Ziel der Ankündigung ist schließlich, das Netzwerk wahrhaftig zu dezentralisieren, welches die Blockchain betreibt.
Dadurch steigt einerseits die Sicherheit der Blockchain und andererseits die Dezentralisierung der damit in Verbindung stehenden Kryptowährung.
Erfolgte eine Premine, handelt es sich nicht um einen Fair Launch, da eine bestimmte Person oder Institution bereits über große Entscheidungsgewalt verfügt – es mangelt an Neutralität.
Neben einer Premine darf es auch keine weiteren Sonderberechtigungen geben. Ist etwa die technische Möglichkeit gegeben, Gelder von Nutzern einzufrieren, liegt kein Fair Launch vor.
Da bei Blockchains, die sich einem Fair Launch bedienen, zentrale Führungspersonen fehlen, spricht man in diesen Fällen auch von Gemeinschaftsprojekten oder Community-Projekten.
Welche Blockchains hatten einen Fair Launch?
Das bekannteste Beispiel für eine Blockchain mit einem gerechten Start ist der Bitcoin. Gründer Satoshi Nakamoto suchte in einem P2P-Forum nach Teilnehmern und konfrontierte Personen mit BTC, die auf einer Verteilerliste standen und dadurch ihr Interesse an Kryptografie zum Ausdruck brachten.
Sieht man sich die heutige Kryptowelt an, finden sich nur noch vergleichsweise wenige Kryptowährungen, die diesem Ideal folgen.
Unter den Top 10 Kryptowährungen entstanden nur zwei Vertreter durch einen Fair Launch – neben dem Bitcoin selbst ausgerechnet die Scherzwährung Dogecoin.
Warum sind Fair Launches so unpopulär?
Obwohl ein Fair Launch zentraler Bestandteil einer vollwertigen Kryptowährung ist, nimmt dessen Popularität mit fortlaufender Zeit immer weiter ab.
Zwar finden sich auch neben dem Bitcoin qualitative Projekte, die auch dieses Element nicht vergessen haben, doch der Anteil ist gering.
Running bitcoin
— halfin (@halfin) January 11, 2009
„Betreibe Bitcoin“ , so Hal Finney – neben Satoshi Nakamoto wahrscheinlich der erste Betreiber des Bitcoin-Netzwerks. Vermutlich steckt hinter beiden Namen dieselbe Person. Seine frühzeitige Teilnahme führte er in einem Foreneintrag aus.
Immer öfter entstehen Kryptowährungen mit einer Premine und werden zu einem ICO angeboten. Der Grund für diese Entwicklung ist ganz einfach:
Kryptowährungen bieten enormes Potenzial, ohne großen Aufwand viel Geld zu verdienen. Damit das gelingt, müssen die Verantwortlichen aber auf Gerechtigkeit verzichten.
Sie teilen sich einfach selbst einen großen Prozentsatz der Kryptowährung zu. Diesen können sie dann in einem geeigneten Moment verkaufen (etwa als Pump and Dump) oder halten und durch die Begrenzung der Liquidität den Preis der Währung manipulieren.
Ein Fair Launch erfordert auch von einem Entwickler, der keine betrügerischen Absichten hat, großen Idealismus.
Vielen Personen mangelt es dafür an Charakterstärke. Sie interessiert ein schnelles Einkommen oder sie wollen das Geld für die Bezahlung von Programmierern aufwenden.
In der Frühphase des Bitcoin entstanden viele unnütze Projekte, die sich an Geldmacherei versuchten. Die Reputation neuer Kryptowährungen – Altcoins – sank.
Bevor Ethereum 2015 startete, veranstalteten dessen Entwickler 2014 ein ICO, das durch Premining möglich wurde, und verzichteten damit auf einen Fair Launch.
Dennoch war Ethereum von Beginn an ein ernsthaftes Projekt. ETH trug zur wesentlichen Popularisierung von Premines und ICOs bei.
