Diese 12 Einsatzmöglichkeiten für die Blockchain stehen 2020 im Fokus
Viele Verbraucher und Unternehmen haben inzwischen bereits von der Blockchain-Technologie gehört. Dabei assoziieren die meisten Nutzer die Blockchain-Technologie mit Kryptowährungen und der Möglichkeit diese zu handeln. Folglich kann man auch davon ausgehen, dass ein stark wachsender Anteil der Anleger ein gewisses Wachstumspotenzial erkennt und sich den branchenübergreifenden Auswirkungen bewusst wird. Doch neben dem Handel von Coins und Token gibt es auch andere Einsatzbereiche für die Technologie. Basierend auf den Angaben der Mitglieder des Forbes Technology Councils haben wir die 12 interessantesten Trends etwas genauer betrachtet.
1. Schaffung von Transparenz bei Statistiken
Werfen wir einen Blick auf den aktuellen Markt, dann gibt es zwar zahlreiche mobile und digitale Angebote. Folglich gibt es unzählige Daten zum Verhalten und den Interessen der Nutzer. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Streaming-Markt.
Immer mehr Nutzer setzen auf die Streaming-Dienste. Zwar bezahlen die Nutzer für die den Service monatlich Geld, doch die Flexibilität und der Serviceumfang bieten schlichtweg mehr Vorteile. Doch nicht alle Marktteilnehmer können von dieser Entwicklung profitieren, denn bei den involvierten Künstlern reichen die generierten Tantiemen zumeist nicht aus, um den Lebensunterhalt damit zu bestreiten.
Grund hierfür ist die mangelnde Intransparenz aufseiten der Streaming-Anbieter. Aktuell haben Künstler nur begrenzte Möglichkeiten, um die eigenen Aufrufstatistiken einzusehen. Lediglich bekannte Musiker können beim aktuellen Marktumfeld profitieren. Allerdings könnte genau die Blockchain diese Intransparenz auflösen und die Rechteverwaltung vereinfachen. Mithilfe einer Blockchain ist es schlichtweg einfacher die Besitzverhältnisse zu dokumentieren. So könnten Musiker und andere Künstler ein genaueres Bild über ihre Performance erhalten und eine faire Vergütung erhalten.
2. Optimierung von Zusammenarbeit und Kontrolle
Der zweite Anwendungsfall für die Blockchain-Technologie betrifft den Bereich der Arbeitskontrolle sowie der Zusammenarbeit. Im Grund haben wir hier ein natürliches Spannungsfeld. Aus Sicht von Arbeitnehmern und Arbeitgebern eine enge Zusammenarbeit und eine kontinuierliche Kontrolle zwei konträre Ansätze.
Allerdings lässt sich dieses Spannungsfeld mithilfe der Blockchain-Technologie überbrücken. So ist der Faktor Zusammenarbeit ein wichtiger Erfolgsfaktor. Doch auch die Dokumentation und Aufbewahrung der Daten in einer unveränderbaren Form muss gewährleistet sein.
So können Unternehmen beispielsweise eine Blockchain verwenden, um Daten aufzuzeichnen. Hierbei handelt es sich quasi um eine kollaborative SQL-Datenbank. Alle Daten werden auf dem dezentralen Ledger gespeichert, sodass sich die Geschäftspartner sicher sein können, dass eine Veränderung dieser geschäftskritischen Daten nicht möglich ist.
3. Dezentrale Finanzen im Aufwärtstrend
Auch wir haben zu uns zu Beginn des Jahres festgelegt und Decentralized Finance (DeFi) zu einem der spannendsten Blockchain-Trends im Jahr 2020 erklärt. Mit dieser Meinung sind wir nicht allein, denn auch Richard Ma von Quantstamp sieht DeFi als spannende Einsatzmöglichkeit für DeFi.
Dabei ist DeFi im Grund ein Ökosystem dezentraler Finanzanwendungen, welches auf den Distributed-Ledger-Technologien basiert. In den vergangenen Monaten hat DeFi ein rasantes Wachstum verzeichnet. Dabei sorgen die Anwendungen dafür, dass die Vermögensverwahrung zunehmend auf dezentralen Lösungen stattfinden – wir erleben eine Verlagerung vom zentralisierten Bankgeschäft auf die dezentralen DeFi-Apps.
Ein Nachteil gibt es allerdings weiterhin, denn DeFi-Anwendungen erweisen sich ebenfalls als anfällig für Hackerangriffe. Grund hierfür ist nicht die Technologie, sondern das Interface des Endnutzers. Daher gilt es, die hohen Sicherheitsanforderungen der Finanzbranche umzusetzen und den Kunden vor feindlichen Angriffen zu beschützen. Sind diese Rahmenbedingungen erfüllt, könnten DeFi-Anwendungen auch in der Zukunft ein starkes Wachstum verzeichnen.
4. Die Optimierung des Supply Chain Managements
Ein besonders interessantes Einsatzfeld für Distributed Ledger Technologien ist das Supply Chain Management. Bereits die Blockchain-Lösung von IBM, IBM Food Trust, hat aufgezeigt, welches Potenzial die Optimierung der Lieferkette bietet.
Grundsätzlich bietet eine Blockchain akkurate, authentische und transparente Transaktionen. Dementsprechend existiert eine vollständige Transparenz über anfallende Kosten, genehmigte und abgelehnte Gebühren – und das jederzeit. Außerdem lassen sich alle Daten binnen weniger Minuten validieren – in der Vergangenheit dauerte dies mehrere Tage oder Wochen.
Außerdem trägt die Optimierung der gesamten Lieferkette dazu bei, teure Zwischenhändler, sogenannte Intermediäre, zu rationalisieren. Somit steigt die Effizienz der gesamten Branche und die Unternehmen können das Geld in andere, gewinnbringende Bereiche investieren.
Schlussendlich sind auch sämtliche Daten auf einem dezentralen, unveränderlichen Ledger gespeichert. Das bedeutet, dass es keinen weiteren Spielraum für Manipulationen gibt und das Vertrauen der Handelspartner wieder ansteigt.
5. Revolution der Finanzbranche
Geht es nach Chares Silver, dem CEO von Permission.io, dann ist die Unveränderlichkeit der disruptive Faktor der Blockchain-Technologie. Diese neue Transparenz könnte demnach den gesamten Markt revolutionieren und intransparente Branchen wie das Bankenwesen vor einige Herausforderungen stellen.
Laut Silver ist die Gesamte Finanz- und Bankenbranche intransparent und wenig vertrauenswürdig. Das gesamte System zeichnet sich durch eine Verschleierung aus – ein perfektes Beispiel hierfür ist der Zahlungsdienstleister Wirecard. Mit einer entsprechenden Markttransparenz gäbe es solche Skandale um verschleierte Transaktionen schlicht und ergreifend nicht.
Langfristig können die Distributed-Ledger-Technologien dazu beitragen, dass der gesamte Markt disruptiert wird und neue und vor allen Dingen transparentere Lösungen den Markt dominieren.
6. Besserer Datenschutz durch DLT
Seit der Einführung der EU-DSGVO spielt Datenschutz in Europa eine größere Rolle. Allerdings gibt es noch immer zahlreiche Datenschutzverstöße und -skandale. Durch den hohen Wert der Benutzerdaten ist auch davon auszugehen, dass Kundendaten immer weiter in den Fokus von Angreifern gelangen.
Eine neue Möglichkeit, um sicher mit unseren Daten umzugehen, sind die DLT. In Zukunft erleben wir einen Wandel von zentralisierten Modellen hin zu vollständig dezentralisierten Modellen, bei denen die Nutzer die vollständige Kontrolle über ihre eigenen Daten besitzen.
Allerdings ist dies eine Entwicklung, die wir womöglich erst im Laufe der kommenden Jahre beobachten können – hierfür bedarf es schlicht und ergreifend einer großflächigen Akzeptanz der zugrundeliegenden Technologie.
Nichtsdestotrotz sehen wir bereits heute, dass Unternehmen immer mehr Schritte unternehmen, um die Sicherheit der Kundendaten sicherzustellen.
7. Einfluss auf den Wettbewerb durch Datentransparenz
Ein weiterer Trend ist im Bereich der Datenverwaltung erkennbar. So gehen Experten davon aus, dass die Distributed-Ledger-Technologien eine Auswirkung auf die Verwaltung von Daten haben werden.
Durch die zunehmende Akzeptanz von Blockchain-Lösungen kommt es im Allgemeinen zu mehr Transparenz im Markt. Folglich erhalten auch immer mehr Marktteilnehmer und Unternehmen Zugriff auf die verfügbaren Daten. Aufgrund der neuen Transparenz wissen in Zukunft auch die Konkurrenten, welche potenziellen Kosten anfallen, wie hoch die Umsätze sind und welche Bestände sich im Unternehmen befinden. Dieses neue Wissen sorgt dann dafür, dass der Markt effizienter wird. Der gesamte Wettbewerb wird fairere Preise finden. Im nächsten Schritt sinkt der Bedarf nach externe Regulierung und Zwischenhändler verschwinden vom Markt.
8. Branchenübergreifende Interoperabilität zwischen Systemen schaffen
Im Grunde ist die Interoperabilität ein grundlegender Erfolgsfaktor für die Blockchain-Technologie. Doch in Zukunft könnte dieser Faktor für Unternehmen eine noch wichtigere Rolle einnehmen. So ermöglichen Blockchains die Datenspeicherung und -nutzer von unterschiedlichen Domains – hierdurch kommt es auch zur Konsolidierung großer Datenmengen. Auf diese Weise können mehrere Unternehmen automatisch effizienter miteinander kooperieren.
So sei es heute beispielsweise normal, dass Schiffhersteller und Reedereien unterschiedliche, zueinander inkompatible Systeme, verwenden. Dementsprechend sind die Prozesse zwischen diesen Unternehmen, trotz einer engen wirtschaftlichen Verkettung, recht ineffizient. Durch die Einführung eines gemeinsamen, blockchain-basierten Systems, lassen sich diese Ineffizienzen beseitigen. So kann eine neue Technologie dazu beitragen, dass die Unternehmen Diskrepanzen überwinden und einen einheitlichen und vor allen Dingen sicheren Datenfluss schaffen.
9. Neue Arbeitsweisen im Bereich Human Resources
Aus Sicht von Unternehmen ist die Identifikation von talentierten Arbeitnehmern eine wahre Herausforderung. Zwar haben sich die Prozesse in den vergangenen Jahren stark gewandelt, doch auch das Internet konnte an den komplexen Prozessen nichts ändern.
Ein zentrales Element eines jeden Bewerbungsprozesses sind die Unterlagen, Zeugnisse und Zertifikate. Zwar konnten digitale Strecken, den Workflow im Unternehmen optimieren, doch das Risiko, dass gefälschte Unterlagen eingereicht werden, ist zeitgleich angestiegen.
Mithilfe der Blockchain-Technologie ließe sich die Ineffizienz des Marktes korrigieren. So wäre es möglich, dass alle relevanten Bewerbungsunterlagen in einem Blockchain-Zertifikat gespeichert werden. Unternehmen könnten die Daten standardisiert bearbeiten und für müsste sich keine Sorgen um fehlerhafte Angaben machen. Zusätzlich können Unternehmen Smart Contracts verwenden, um die Bezahlung von Mitarbeitern zu automatisieren. Auf diese lässt sich eine fristgerechte und effiziente Bezahlung aller Arbeitskräfte sicherstellen.
10. Authentifizierung von Nutzern
Auch im Bereich der Authentifizierung spielen die Distributed-Ledger-Technologien eine tragende Rolle. So geht Will LaSala davon aus, dass die Technologie einen prägenden Einfluss auf die Authentifizierung von Nutzern in digitalen Kanälen haben wird – diese Entwicklung sei für die Unternehmen ein Game Changer.
Die grundlegende Idee hinter diesem Ansatz ist einfach und zeitgleich genial. Alle Nutzer sollen eine zentralen und vertrauenswürdigen Account besitzen. Mit diesem Account lassen unterschiedliche Services benutzen, ohne die persönlichen Daten jemals mit dem Anbieter teilen zu müssen. Auf diese Weise können Nutzer den gleichen Login für ihr Online-Banking, ihr Versicherungsprofil oder ihre Mitgliedschaft bei einem Online-Händler benutzen.
Folglich besteht das Potenzial, dass wir eine fundamentale Veränderung der Governance erleben. Gilt heute das Passwort noch als Maß aller Dinge, wenn es um die Steuerung von Zugriffsrechten geht, so könnte dies in Zukunft bereits überholt sein. Mithilfe von digitalen Identäten lassen sich die Zugriffsrechte effizienter auf einzelne Benutzer verteilen, sodass Passwörter, welche nicht vollends sicher sind, ihre Daseinsberechtigung verlieren.
11. Elektronische Gesundheitsakten auf der Blockchain
Wer bereits einmal einen Blick in die eigene Gesundheitsakte geworfen hat, der findet unter anderem spannende Einträge. Aufgrund der aktuellen Intransparenz können Ärzte und Krankenkasse fehlerhafte Positionen abrechnen, ohne das der Patient dies an einer Stelle mitbekommt.
Mit dem Transfer von den Gesundheitsdaten auf die Blockchain würde die gesamte Branche profitieren. Die Patienten erhielten einen besseren Service, könnten von potenziell sinkenden Preisen profitieren und hätten die komplette Transparenz über ihren eigenen Gesundheitszustand.
Die kompletten Daten wären unveränderlich und sicher gespeichert, sodass eine Nutzung an mehreren Stellen möglich wäre. Dies eröffnet auch das Potenzial für komplett neue Geschäftsmodelle und den Einsatz von Künstlichen Intelligenzen in diesem Anwendungsbereich.
12. Einsatz der Blockchain-Technologie im Bereich des E-Commerce
Auch der e-Commerce, einer der großen Wachstumsmärkte, steht vor fundamentalen Veränderungen durch die DLT. Allerdings hat der E-Commerce einen grundlegenden Vorteil gegenüber anderen Sektoren: das Geschäftsmodell ist bereits digital. Folglich lassen sich etablierte Bezahlmethoden schnell auswechseln und neue Technologien einfach etablieren.
Außerdem zeigt sich, dass überdurchschnittliche viele Webshops bereits heute auf die Blockchain-Technologie setzen. Im Gros des Marktes ist dieser Trend noch nicht angekommen, doch langfristig wird sich die Blockchain-Technologie auch hier durchsetzen.
Fazit: zahlreiche Trends – weitere Entwicklung fraglich
Wie die Meinung des Forbes Technology Council offenlegt, gibt es aktuell zahlreiche Bereiche in denen die Blockchain-Technologie ein enormes Potenzial besitzt. Grundsätzlich kann die Technologie in den Sektoren einen Wandel einleiten, doch bisher verstecken sich viele Unternehmen vor diesem Wandel.
Aus meiner Sicht gibt es zahlreiche Modelle, die sinnvoll klingen und bereits heute am Markt ersichtlich sind. Hierzu gehören etwa die Disruption der Supply Chain, DeFi, Blockchain-Zertifikate für Studienabsolventen und eine steigende Transparenz. Etwas anderer Meinung bin ich dahingegen beim Punkt Transparenz von Unternehmensdaten. Ich kann mir zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass Unternehmen freiwillig sensible Daten mit der Konkurrenz teilen werden. Hierfür arbeitet der Markt schlicht und ergreifend nicht effizient genug. Wettbewerbsvorteile spielen auch in Zukunft eine tragende Rolle und sind ein Grundpfeiler unseres Wirtschaftssystems.