Decenturion | Erste autonome Blockchain-Staat
Decenturion ist ein Startup-Unternehmen, mit dem Ziel einen vollständig dezentralisierten autonomen Staat auf der Blockchain zu erstellen.
Was einst mit der Finanzwelt begann und heute beinahe alle Lebensbereiche beeinflusst, könnte nun zum finalen, alles umfassenden Schritt ausholen: der dezentralisierte Staatsbürger.
Das Decenturion-Projekt wurde erstmals auf der Consensus 2018 vorgestellt. Die Außenministerin von Decenturion, Viktoriia Pirumova, sprach außerdem am 30.05.2018 auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen mit dem Titel Blockchain Impact über das Projekt.
Das Unternehmen hält sich jedoch sehr bedeckt, wenn es darum geht, weitere Hintergründe, insbesondere die Identität der Mitbegründer offenzulegen.
Der Tradition von Nakamoto und Bitcoin folgend, scheint Decenturion keine Identitäten offenlegen zu wollen. Sie begründen dies damit, dass es sich um einen Staat von gleichberechtigten Bürgern handeln soll und daher die Hervorhebung von einzelnen Personen unnötig und kontraproduktiv wäre.
Da Decenturion ein dezentrales Land auf der Blockchain-Technologie ist, gibt es keinen physischen Standort. Eine Botschafterin auf der Consensus gab jedoch an, dass das Unternehmen plant Botschaften in verschiedenen Ländern zu errichten. Am 4. Juni hat das Unternehmen bereits eine erste schwimmende Botschaft, ein Schiff, in New York City errichtet.
Ob diese tatsächlich als Botschaft anerkannt wird, oder ob es nur eine gute platzierte Marketing-Strategie ist, ist nicht bekannt.
Auf der offiziellen Website von Decenturion wird die Eröffnung einer neuen Botschaft in Shenzhen am 21. Juli 2018 sowie ein Treffen der Decenturion-Bürger in der russischen Botschaft in Moskau angekündigt.
Die Philosophie von Decenturion und sein Manifest
Wie das Unternehmen in seinem 19 Seiten Manifest schreibt, soll die Staatsform von Decenturion eine direkte Demokratie sein.
Das bedeutet, dass die Bürger alle gleichwertig sind und gemeinsam über das Schicksal und die Zukunft der Plattform entscheiden dürfen.
Es wird keine Staatsoberhäupter oder zentrale Organe geben. Die Wahlen und Abläufe werden über Smart Contracts abgewickelt, sodass auch hier eine vollständige Dezentralisierung gewährleistet wird.
Eine weitere Besonderheit von Decenturion zeigt sich bei den Finanzen. Das Unternehmen wirbt damit, keine Steuern von seinen Bürgern zu erheben.
Es sollte viel mehr die Aufgabe des Staates sein, für den Wohlstand seiner Bürger zu sorgen. Laut eigenen Berechnungen soll die Plattform seinen Bürgern jährlich ein Einkommen von etwa 15.000 US$ einbringen.
Staatsbürger werden
Decenturion ermöglicht verschiedenen Gruppen, sich an der Plattform zu beteiligen:
- Staatsbürger: Hierbei handelt es sich um Einzelpersonen, die sich als Bürger von Decenturion registrieren. Die ersten Bürger, die sich zwischen dem 14. Mai und 16. Mai angemeldet haben, erhielten 100 DCNT, den digitalen Token und die native Währung der Plattform. Alle anderen Neubürger erhalten DCNT proportional zur Menge an ETH, die sie besitzen. Dabei wird die Menge an ETH von allen Bürger als Grundlage zur Berechnung angenommen.
- Start-ups und Unternehmen: Sie beteiligen sich an der Decenturion Plattform und bieten den Bürgern einen Teil ihrer Token an. Damit sollen sie eine größere Reichweite erzielen, die deutlich effektiver ist als eine klassische ICO.
- Blockchain-Pioniere: Decenturion hat 100 Plätze reserviert für Personen, die man wohl als Elite der Blockchain-Szene bezeichnen könnte. Dazu gehören Namen wie Vitalik Buterin (Ethereum), Brian Armstrong (Coinbase), Changpeng Zhao (Binance), Roger Ver (Bitcoin Evangelist) und viele mehr. Sie erhalten im Falle einer Registrierung als Staatsbürger 1.000 DCNT.
Die Registrierung als Staatsbürger kann direkt auf der Decenturion-Website durchgeführt werden. Nach der Anmeldung erhält der neue Staatsbürger einen physischen und einen virtuellen Pass sowie eine Wallet.
Die Auszahlung der Token und der offizielle Start der Plattform sind für den 1. August angesetzt.
Ist ein Krypto-Staat realisierbar?
Der Erfolg von Decenturion kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden. Das Unternehmen behält sich sogar offiziell vor, das Projekt im Falle eines Scheiterns auflösen zu dürfen.
Weiterhin stellt sich die Frage, wie sinnvoll ist ein solcher Krypto-Staat? Denn solange es kein Grundbesitz aufweisen kann und von anderen Staaten als eigenständige Nation anerkannt wird, ist es fraglich, ob die gesetzten Ziele und Ideologien tatsächlich umgesetzt werden können.
So sind Bürger nach wie vor auf eine andere Staatsbürgerschaft angewiesen. Für Decenturion ist es daher besonders wichtig, Institutionen und Entscheidungsträger, sowohl aus der Krypto-Szene als auch der realen Welt für ihre Idee zu gewinnen.
Dennoch ist die Idee nicht gänzlich unrealistisch. Wie Venezuela mit dem Petrodollar gezeigt hat, gibt es in der Gesellschaft und von Seiten der Regierung durchaus ein Bedürfnis nach Dezentralisierung. Regierung und Kryptowährungen müssen sich also nicht zwangsläufig ausschließen.