Blockchain-Technologie: Disruptives Potenzial in der Ölindustrie
Noch immer gelten fossile Kraftstoffe als eine der wichtigsten Energiequellen unserer Wirtschaft. Aufgrund langer Wertschöpfungsketten kann ein Fehler in der Preisgestaltung in der Ölindustrie zu hohen Millionenverlusten führen. Die Blockchain-Technologie schickt sich nun an, die bestehenden Probleme dieses Markts anzugehen.
Öl-Konzerne setzen auf Blockchain-Technologie
Die Blockchain-Technologie gilt als eine der großen Zukunftstechnologie. Insbesondere etablierte Wirtschaftszweige setzen auf die neue Technologie und forcieren somit einen nachhaltigen und schnellen Wandel. In der Ölindustrie steht mit Vakt nunmehr die erste Blockchain-basierte Plattform für einen optimierten Öl-Handel bereits. Vakt wurde im November veröffentlicht und wichtige Konzerne wie BP, Royal Dutch Shell und Equnor gehören zu den Teilnehmern der Plattform. Doch auch Ölhandelsplattformen wie Mercuria und Gunvor gehören zu dem neuen Konsortium.
Die Besonderheit an diesem Konsortium sind die Teilnehmer, denn diese gelten nicht nur als die Gründer der Plattform, sondern auch als die ersten Kunden, welche auf die Distributed Ledger Technologie beim Öl-Handel setzen. Laut Lyon Hardgrave, dem stellvertretenden Entwicklungschef von Vakt, funktioniert das Prinzip der Blockchain nur, wenn eine Vielzahl von Nutzern teilnehmen. Durch den Zusammenschluss zahlreicher Ölkonzerne biete sich hier die Chance, den Markt zu revolutionieren. Hardgrave hebt zudem hervor, dass der dezentrale Ansatz der Blockchain dazu beiträgt, dass möglichst viele Unternehmen auf die gespeicherten Daten zurückgreifen können. Insgesamt erhöhe die neue Technologie die Sicherheit gegenüber Hackern und kann ein höheres Maß an Transparenz gewährleisten.
Kostendruck zwingt Ölindustrie zum Handeln
Insbesondere in den vergangenen Jahren sorgte die Erosion der Marktpreise für schwere Zeiten bei den Öl-Konzernen. Die jüngsten Preisanstiege sorgten für eine verbesserte Ertragslage. Vor allem die Zeiten, in denen das Barrel zu einem Preis von mehr als 100 Dollar gehandelt wurde, gehören der Vergangenheit an. Dementsprechend haben lediglich Unternehmen, welche die Kostenstellschraube enger ziehen, eine Chance zu überleben. Insbesondere eine verbesserte und effizientere Prozessbearbeitung im Backend kann dazu beitragen, dass die Ausgaben sinken und die Einnahmen steigen. Wer den digitalen Wandel dahingegen ignoriert, der muss sich dem Preiswettbewerb stellen. Langfristig ist dieser kaum mehr zu gewinnen, sodass die etablierten Konzerne einen Wandel anstreben.
Dabei gilt, dass die großen Konzerne das geförderte Öl nicht ausschließlich an den eigenen Raffinerien und Petrochemiesparten verkaufen. Vielmehr steht der Verkauf an Dritte im Vordergrund der Handelsaktivitäten. Insbesondere der Einsatz der Blockchain-Technologie trägt dazu bei, den Handel mit externen Kunden zu optimieren. Um einen nachhaltigen Einfluss auf die Profitabilität im Ölgeschäft zu erhalten, müssen Intransparenzen beseitigt werden. Zudem lassen sich mithilfe der Blockchain-Technologie die Provisionen der Beteiligten reduzieren. Vakt stellt nun den ersten Schritt der Öl-Konzerne im Blockchain-Markt dar. Jede Transaktion lässt sich somit nachverfolgen und überprüfen. Zudem lassen sich Fehler reduzieren, indem die einzelnen Daten abgeglichen werden. In der Vergangenheit verlor ein Mitglied des Konsortiums aufgrund eines einfachen Datenfehlers mehr als 12 Millionen Dollar. Vorerst wird Vakt lediglich für den Brent-Markt eingesetzt. Bereits in 2019 folgt dann der Einsatz für den nordwesteuropäischen Markt und den Handel von Pipeline-Öl innerhalb der USA.
Fortschritt im Öl-Markt gewinnt an Fahrt
Bereits andere Unternehmen setzen im Ölgeschäft auf die Blockchain-Technologie, doch hinter Vakt verbirgt sich das prominenteste Konsortium am Markt. Die Blockchain-basierte Plattform Petroblog zeigt dahingegen, wie ein inkonsequentes Voranschreiten funktioniert. Nichtsdestotrotz setzt die gesamte Branche auf neue Technologien und zeigt eine Bereitschaft zum Verfolgen neuer Ansätze. So verkündete jüngst die Abu Dhabi National Oil Company eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Software-Konzern IBM.
Neben der Blockchain finden auch innovative Technologien bei der Förderung des Rohöls Anwendung. Laut der internationalen Energieagentur (IEA) könnten Einsparungen von mehr als 20 Prozent realisiert werden. Insbesondere Deloitte sieht in der Blockchain eine Möglichkeit, um Kosten für Mittelmänner endgültig zu streichen. So ließen sich in der Vergangenheit große projektbedingte Kostenpositionen auf die Öl- und Gasindustrie zurückführen. Für einen endgültigen Wandel in der Branche müsste die Zahl der teilnehmenden Unternehmen weiter zunehmen. Laut Hardgrave führe das Unternehmen aus diesem Grund bereits Gespräche mit weiteren Öl-Unternehmen. Diese Entwicklung würde dabei schleichend stattfinden und etwas Zeit beanspruchen.