Chainlinks neuste Akquisition könnte die Blockchain-Szene verändern
Chainlink, die wohl am weitesten dezentralisierte Finanzdatenquelle am Markt, hat DECO von der Cornell University übernommen.
Laut Sergey Nazarov ist DECO eine sinnvolle Ergänzung für die Nutzung von HTTPS und TLS über das Internet, die von Dr. Ari Juels entwickelt wurde.
Zuvor hatte zuvor den Proof of Work formalisiert, der heute zur Sicherung der mehr als 300 Milliarden US-Dollar in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum zur Anwendung kommt.
DECO – ein sinnvoller Zukauf für Chainlink?
Nachdem die Übernahme von DECO offiziell wurde, haben sich die ersten Reaktionen auf die Auswirkungen im DeFi-Sektor beschränkt.
Allerdings reichen die potenziellen Auswirkungen dieser Transaktion weiter und könnten sogar einen Einfluss auf die Akzeptanz der Blockchain-Technologie durch Unternehmen haben und diese signifikant beschleunigen.
Das Netzweck-Zweck-Modell (Network Purpose Model) von Chainlink soll dazu dienen, intelligente Verträge in die Lage zu versetzen, dezentral und sicher auf externe Datenquellen, sogenannte Oracles, zuzugreifen.
Hierbei soll zudem sichergestellt werden, dass die vorhandenen Informationen vertrauenswürdig sind und keinerlei Manipulation unterliegen.
Insgesamt kann man sagen, dass Smart Contracts ein enormes Potenzial haben und sich in zahlreichen Einsatzfeldern einsetzen lassen.
Dieses Potenzial gilt insbesondere für den DeFi-Markt – hier ist der Wert des investierten Kapitals, des TVL, auf mehr als acht Milliarden US-Dollar angewachsen.
Zudem zeigt sich, dass viele der entsprechenden Smart Contracts auf Chainlink als Informationsrückgrat setzen. Auf diese Weise können die Investoren wichtige Informationen wie Angebot, Nachfrage, Preis und Sicherheiten erhalten.
DeFi ist nur die Spitze des Smart-Contract-Eisbergs
Allerdings muss man im gleichen Zuge auch sagen, dass DeFi noch immer ein junger und kleiner Markt ist. Speziell der Vergleich zu den traditionellen Finanzmärkten unterstreicht diese Aussage.
Außerdem basiert dieser Markt nicht auf den Gütern und Dienstleistungen der realen Welt. Vielmehr ermöglicht die Blockchain in diesem Fall den Anlegern die Spekulation über den Preis anderer Token.
Folglich wird das Potenzial der Technologie nicht im Ansatz ausgereizt – wir sehen aktuell nur die Spitze des Eisbergs.
Bildhaft gesprochen, befindet sich unter dem Wasser das noch verborgene Potenzial der Blockchain-Technologie.
So könnte es in Zukunft einen dezentralen, global verbundenen und allgegenwärtigen Supercomputer geben, der uns Menschen in jeder Situation die richtigen Daten zur Verfügung stellt.
Hier kommen auch andere Schlüsseltechnologien wie 5G zum Einsatz. Die Auswirkungen auf Smart Contracts sind enorm:
- Potenzial für echtzeitbasierte Straßennutzung bei autonomen Fahrzeugen
- Datenbasierte Verträge in der Landwirtschaft
- Klimagerechte Steuerung des Verkehrs
Folglich stellt sich auch die Frage, weshalb Smart Contracts bisher nur im DeFi-Bereich eine Rolle spielen. Geht es nach Nazarov, dann liegt das vor allen daran, dass die manipulationssicheren Daten, welche sich übertragen lassen, im Blockchain-Bereich existieren.
So sind Informationen über Coins und Tokens, welche sich bereits in der Blockchain befinden, leichter verfügbar, vertrauenswürdiger und sicherer als Daten, welche erst aus der realen Welt importiert werden müssen.
Import von Daten in die Blockchain bereitet noch immer Probleme
Des Weiteren führt Nazarov noch weitere Herausforderungen an, die bei der Übergabe von Informationen aus der realen Welt an einen Smart Contract zu lösen sind.
So müsse sichergestellt werden, dass die Informationen wirklich von der Primärquelle stammen und nicht auf dem Weg in die Blockchain manipuliert wurden. Das Lösen dieser praktischen Probleme stellt noch immer keine triviale Herausforderung dar.
So zeigt sich, dass das Vertrauen in Daten, welche aus externen Datenquellen stammen, nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes ist. Vielmehr müssen auch die Herausforderungen des Datenschutzes berücksichtigt werden.
Ziehen wir den Vergleich zum DeFi-Markt, dann gibt es hier kaum datenschutzrechtliche Bedenken – immerhin werden Nutzerdaten auf der Blockchain verschlüsselt.
Nazarov sieht in der Privatsphäre eine Herausforderung für Smart Contracts
Verlassen wir aber das Vakuum der reinen Informatik und betreten die reale Welt, so ergeben sich zahlreiche Komplikationen im Bereich der Privatsphäre.
Insbesondere personen- und unternehmensbezogene Daten sind hinsichtlich des Datenschutzes besonders komplex. Laut Nazarov leiten sich aus dieser Herausforderung drei grundlegende Modelle ab.
Im ersten Extremfall gäbe es keinerlei Privatsphäre und alle Daten wären öffentlich verfügbar – ein Horrorszenario für alle Unternehmen und Privatpersonen.
Das andere Extrem zeichnet das Bild eines hochsicheren und privaten Kommunikationskanals, bei dem nur zwei Entitäten miteinander interagieren können.
In der Praxis bedarf es einer Mischung der beiden Extrema. Dabei ist dies auch das komplexeste Szenario, denn während einige Entitäten einen Einblick in die Daten benötigen, müssen andere komplett ausgeschlossen werden.
Speziell der Blick auf die Supply Chain mitsamt den Lieferbeziehungen verdeutlicht diese grundlegende Anforderung. Immerhin dürfen Konkurrenten keinen Zugriff auf interne Daten erhalten, während Lieferanten die aktuellen Bestellforderungen einsehen müssen.
Austausch privater Daten weiterhin eine Herausforderung für Smart Contracts
Ein weiteres Problem des Datenschutzes bei Anwendungen der realen Welt betrifft die kollaborative Arbeit über mehrere Unternehmen hinweg.
Es stellt sich die Frage, wie die Unternehmen Daten austauschen können, die privat sind, um von der Analyse der Gesamtdatenlage zu profitieren.
Verdeutlichen lässt sich dies im Gesundheitsweisen. So bedarf es bei der Erforschung eines neuen Medikaments einer großen Anzahl an klinischen Testergebnissen, um zu erfahren, wie die Patienten auf die Behandlung reagiert haben.
In der Praxis ist dies jedoch kompliziert, denn es ist die Einwilligung zur Auswertung der Daten durch die Patienten erforderlich.
Alternativ können die Unternehmen die Daten eigenständig bereinigen – einhergehend sind hohe Kosten und ein extremer Zeitaufwand.
Eine Alternative wäre die Übermittlung der Daten an einen Smart Contract. Dieser kann die Daten analysieren und die Testergebnisse an die Teilnehmer widerspiegeln.
So könnte Smart Contracts die bisherigen Grenzen des Datenschutzes überwinden, ohne diesen zu missachten. Oracles böten ausreichend Schutz und die notwendige Skalierbarkeit, um den Anwendungsfällen der Zukunft zu entsprechen.
DECO erleichtert die Adaption durch Unternehmen
Sind wir allerdings ehrlich zu uns selbst, dann erscheint eine Adaption in einem großen Unternehmen trotz des enormen Potenzials trotzdem unwahrscheinlich.
So müsste der CIO sich diesem sehr komplexen Thema widmen, Kapital investieren und voll hinter dem Projekt stehen, um erste Erfolge zu erzielen. In Zeiten, in denen die Unternehmen die Digitalisierung meistern müssen, erscheint dies nicht vorstellbar.
Allerdings könnte Chainlinks Übernahme von DECO die Lösung für dieses Problem sein. So müssten die Unternehmen keine komplett neue Technologie adaptieren und einführen.
Vielmehr wäre es möglich, die Technologie, welche bereits heute zur Sicherung des Webverkehrs verwendet wird, zu nutzen. Es handelt sich hierbei um die Secure Sockets Layer, besser bekannt als SSL.
SSL verwendet die gleiche Verschlüsselung wie Smart Contracts und Oracles und eignet sich perfekt, um die technologische Hürde zu überwinden.
So wäre es möglich, nachzuweisen, wann Daten übertragen wurden. Insbesondere durch die Übertragung der Daten über mehrere Entitäten hinweg besteht das Risiko der Manipulation.
Mithilfe von SSL ließe sich jedoch bestimmen, wann eine Übertragung stattfand und welche Entitäten bei der Übertragung mitwirkten – das Risiko für eine Veränderung würde in direkter Konsequenz sinken.
Chainlink und DECO – eine neue Ära für die Blockchain-Technologie?
Folglich zeigt sich, dass DECO ein hohes Sicherheitsniveau liefern kann. So lässt sich auch annehmen, dass die Kombination von Chainlink und DECO der gesamten Branche weiterhilft und die Einführung der DLT auf Unternehmensebene beschleunigt.
Im Resultat dürften wir auch eine Adaption von Smart Contracts im weiten Sinne erleben – vielleicht folgt auch eine Mainstream-Adaption in Unternehmen.
Auch Nazarov bezeichnet dieses Potenzial als disruptiv und zieht Vergleiche zum Aufkommen des E-Commerce in den 90er-Jahren.
Damals sorgte SSL für einen Boom bei der Akzeptanz des Onlinehandels. Vergleichbar seien auch die Auswirkungen von Chainlink und DECO auf die Sicherheit und Privatsphäre.
Nehmen wir an, dass die Akzeptanz der Daten in anderen Sektoren vergleichbar mit DeFi ist, dann dürften wir ein rasantes Wachstum erleben.
Allerdings ist es auch leicht, das Potenzial der Blockchain-Technologie in den Himmel zu loben. Immerhin hat die Technologie unweigerlich ein enormes Potenzial.
Jedoch konnte dieses bisher nicht realisiert werden – vielmehr geht die Adaption nur in Schrittgeschwindigkeit voran. Die Begeisterung zur Technologie existiert ausschließlich in der Szene der Krypto-Enthusiasten.
Fazit: Chainlink und DECO haben enormes Potenzial
Die Erfolge bei der Adaption der Blockchain lassen sich nur schwer in der Wirtschaft finden. Ein Großteil der Erfolge findet eher unter Laborbedingungen statt und haben den Weg zum Realeinsatz nicht gemeistert.
Zwar bietet Chainlink mit den Oracles einen sehr interessanten Anwendungsfall, doch die Überführung von Realdaten in Smart Contracts funktioniert noch nicht sicher und reibungslos.
Mit DECO könnte sich dies nun ändern. Immerhin ist es nun möglich mittels SSL die Daten zu übertragen und mathematisch zu bestätigen.
Sollte dieses Vorgehen funktionieren, könnte die Blockchain von einer breiten Akzeptanz profitieren. Dies dürfte insbesondere den Chainlink-Kurs beflügeln, nachhaltigen Einfluss auf die Chainlink-Prognose haben und die Relevanz der Blockchain im Allgemeinen steigern.