AWS setzt sich mit Blockchain-Lösungen auseinander

Die Debatte um die Vor- und Nachteilen der Zentralisierung und Dezentralisierung fokussiert sich vor allem auf Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie im Allgemeinen. Um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden, hat Amazon Web Services (AWS) beschlossen, die beiden Ansätze bei den eigenen Blockchain-Entwicklungen zu berücksichtigen. 

Die Dezentralisierung genießt seit dem Aufkommen der Blockchain-Technologie wieder ein erhöhtes mediales und öffentliches Interesse. Global betrachtet ist der Aspekt der Dezentralisierung jedoch nicht für jeden Stakeholder relevant. Vielmehr konnte AWS im Rahmen einiger Untersuchungen feststellen, dass einige Kunden auf zentralisierte Lösungen setzen möchte.

Wichtig sei lediglich eine unveränderliche und überprüfbare Aufzeichnung aller Änderungen – der Konsensmechanismus könne dabei auf zentrale Ebene stattfinden. In einem Interview mit Forbes merkte Rahul Pathak, General Manager für Blockchain bei AWS, an, dass die Cloud Sparte von Amazon aus diesem Grund die Amazon Quantum Ledger Database (QLDB) erstellt habe. 

Hierbei zeichne sich QLDB durch eine Zentralisierung aus. Nichtsdestotrotz haben die Nutzer die Möglichkeit, ein kryptografisch überprüfbares, manipulationssicheres und unveränderliches Register abzurufen, um mit diesem zu interagieren und die benötigten Informationen zu erhalten. Laut Pathak eigne sich eine solche Lösung vor allem für Fälle, in denen Kunden einzelne Pfade zurückverfolgen möchten. Folglich gibt es hierbei kein besonderes Interesse an einem verteilten Zugriff auf diese Daten. 

Um den Anforderungen der restlichen Kunden, die einen dezentralisierten Ansatz bevorzugen, gerecht zu werden, hat AWS die Amazon Managed Blockchain entworfen. Laut Pathak fordert diese Kundengruppe ein Register, welches nicht zentral organisiert ist und einer einzelnen Partei gehört. Vielmehr liegt das eigentliche Interesse auf einem dezentralisierten Vertrauensmodell, welches mithilfe eines verteilten Konsensmechanismus funktioniert. Diese Anforderungen deckt die Managed Blockchain von Amazon ab – diese konzentriert sich auf Enterprise-Blockchain-Anwendungsfälle für private und autorisierte Blockchains. 

Deswegen hat das Unternehmen im November des vergangenen Jahres 2018 eine Vorschau für die zentrale und dezentrale Lösung veröffentlicht. Wie der Bericht verdeutlicht, befindet sich die QLDB noch in der Vorschau, während die Amazon Managed Blockchain bereits allgemein verfügbar ist.

Während der Vorschauphase haben Kunden die Möglichkeit, die entsprechenden Projekte kostenlos zu testen. Hierfür ist lediglich ein Formular auszufüllen und eine Anmeldung beim entsprechenden Service durchzuführen. Erst mit der Phase der allgemeinen Verfügbarkeit ist das Produkt kostenpflichtig, jedoch für jedermann verfügbar.

Weiterhin merkte Pathak an, dass der Managed Blockchain-Service Hyperledger Fabric und Ethereum unterstütze. Die Einführung im April erfolgte auf Basis des Hyperledger Fabric Frameworks. In naher Zukunft stellt das Unternehmen zudem die Verfügbarkeit von Ethereum als unterstützte Blockchain sicher. 

Kundenanwendungen ermöglichen Implikationen auf die Nutzung 

Bereits heute kann der Cloud-Dienstanbieter verschiedene Use-Case-Trends identifizieren, die sich aus dem spezifischen Kundenverhalten ableiten. So arbeiten der Telekommunikationsriese AT&T und der Lebensmittelhersteller Nestlé vor allem an der Verbesserung der Lieferkette sowie der Schaffung von Transparenz und Nachverfolgbarkeit. Zudem arbeitet die Singapore Exchange (SGX) an verbesserten Abwicklungs- und Abrechnungszeiten für Vermögenswerte. Hierfür greift der Handelsplatz auf den Amazon Dienst zurück. Auch der japanische IT-Konzern Sony gab jüngst bekannt, dass er den Dienst von Amazon für die Verwaltung von Digital- und Musikrechten verwenden möchte. 

Schlussendlich gehört auch die Guardian Life Insurance zu den Partnern der AWS-Blockchain. Die Versicherung nutzt die Technologie bei den Zahlungsmöglichkeiten. Dahingegen setzt der Versicherer Legal & General vielmehr auf die automatisierte Abwicklung von Pensionszahlungen und -annuitäten. Insgesamt gibt es bereits heute zahlreiche Unternehmen, die die Amazon-Technologie nutzen. Somit hat das Unternehmen einen guten Überblick über mögliche Anwendungsfälle und kann diese für die weitere Entwicklung nutzen.