Savedroid riskiert guten Ruf mit fragwürdiger Aktion

Savedroid ist ein preisgekröntes deutsches Fintech-Unternehmen mit der Vision eine „Kryptowährung für jedermann zu sein“. Das Unternehmen sorgte in den vergangenen Wochen jedoch für viel Aufregung und machte international negative Schlagzeilen.

Selbst die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft sieht sich verpflichtet, das Unternehmen näher zu durchleuchten. Was steckt hinter der Aktion?

Savedroid – deutsches Start-up mit KI-Bots

Savedroid ist ein in Frankfurt und Mainz ansässiges Unternehmen. Gegründet wurde das Unternehmen 2015 von Dr. Yassin Hankir (CEO), Marco Trautmann (COO) und Tobias Zander (CTO).

Das Unternehmen bietet eine mobile App, die dem Nutzer dabei helfen soll, seine Sparziele zu erreichen, um konkrete Wünsche finanzieren zu können. Die App ist für Android und iOS erhältlich und wurde bereits über 200.000-mal heruntergeladen.

Die App nutzt einen Algorithmus, der mit Wenn-Dann-Regeln arbeitet. Dazu gibt der Benutzer in der App an, worauf er hin sparen möchte und legt einen Betrag fest. Meist handelt es sich dabei um Kleinstbeträge, wie wenige Cent oder ein bis 2 Euro.

Anschließend kann er einige Regeln, Smooves genannt, festlegen. Eine beliebte Option ist unter anderem der „Trump-Smoove“. Demzufolge wird bei jedem Tweet, den Trump postet, ein zuvor festgelegte Betrag beiseitegelegt.

Im Grunde verhält sich Savedroid wie eine digitale Spardose, in die der Nutzer kleine Beträge einzahlt, bis er sein Sparziel erreicht hat. In diesem Fall wird diese Aufgabe jedoch von dem Bot vollautomatisch ausgeführt. Das gesparte Geld wird vom Konto des Nutzers abgebucht und auf ein für ihn eingerichtetes Sparkonto bei der Wirecard Bank eingezahlt.

2017 wurde ein selbstlernender Bot integriert, der die Ausgaben über das Girokonto analysieren und Optimierungsvorschläge geben kann. 2018 möchte das Unternehmen das Angebot auf Kryptowährungen ausweiten.

Dazu wurde ein KI-Bot integriert, der Kleinstbeträge von Kryptowährungen handeln kann. Dabei sollen alle großen und gängigen Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether, Bitcoin Cash, Ripple, Litecoin und viele mehr unterstützt werden.

Savedroid ICO

Der Handel mit Kryptowährungen über die Savedroid ist mit Gebühren verbunden. Die Zahlung dieser Gebühren erfolgt ausschließlich in Savedroid Token.

Der Token unterliegt einem Deflationsmechanismus. Das bedeutet, dass ein Teil der im Umlauf befindlichen Token, mit der Zeit verbrannt wird. Dadurch soll der Wert des Tokens kontinuierlich steigen.

Zwischen dem 12.01.2018 und dem 26.01.2018 hat das Unternehmen eine ICO angesetzt, um den Token zu verteilen. Diese war bereits nach nur 7 Stunden ausverkauft.

Über 35.000 Investoren beteiligten sich an der ICO. Insgesamt standen im Pre-Sale und im Main-Sale 6 Millionen von den insgesamt 10 Millionen zum Verkauf. Das Unternehmen konnte rund 40 Millionen € mit der ICO einnehmen.

Hacker Angriff, Scam oder doch nicht?

Am 18. April 2018 brach bei vielen Kleinanlegern und Investoren von Savedroid Panik aus. Die Firmen-Website war plötzlich nicht mehr erreichbar.

Lediglich ein Bild aus der Animationsserie „Southpark“, mit der Beschriftung „Aannnd it’s gone.“ war zu erkennen. Dieses Meme ist eine Anspielung auf ein in der Serie getätigtes Aktiengeschäft, das kurz nach dem Kauf der Aktien bankrott war. Die Investoren gingen daher vom Schlimmsten aus.

Die Verantwortlichen von Savedroid waren nicht zu erreichen. Der Twitter Account des Unternehmens, die einzige offene Kommunikationsschnittstelle zwischen Community und Unternehmen, verschickte zusammenhanglose Nachrichten und Links zu Porno-Webseiten.

Das schürte die Angst vor einem möglichen Hack umso mehr. Als schließlich der CEO Yassin Hankir über seinen Instagram Account ein Foto von sich selbst am Frankfurter Flughafen und ein Strandbild mit einem offensichtlich ägyptischen Bier veröffentlichte, kochte die Stimmung über.

Die Community war sich nun sicher, dass sich der Chef des Unternehmens mit den rund 40 Millionen Euro aus der ICO ins Ausland abgesetzt hatte. Schnell wurde über den Aufenthaltsort spekuliert und sogar Drohungen ausgesprochen.

Nur 24 Stunden später wurde die Situation von Hankir aufgelöst. Er gab in einem Video bekannt, dass es sich nur um eine PR-Aktion gehandelt habe.

Das Unternehmen wollte damit, so Hankir, den gegenwärtigen Zustand von ICOs kritisieren und auf deren Risiken aufmerksam machen. Die Aktion sollte zeigen, wie leicht es sei einen solchen Betrug durchzuführen.

Dennoch hat sich die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft in dem Fall eingeschaltet und überprüft den Vorfall nun. Hankir ist zuversichtlich, dass die Vorwürfe fallen gelassen werden, wie er im Interview mit Gründerszene versicherte.

Die Konsequenzen

Die PR-Aktion im April 2018 haben dem Unternehmen weltweit viel Aufmerksamkeit beschert. Wie sich das auf den Wert der Kryptowährung auswirken wird, ist jedoch fraglich.

Zwar versucht Hankir das Ganze herunterzuspielen und die gute Intention in den Vordergrund zu stellen, doch die breite Masse glaubt ihm scheinbar noch nicht.

Wie lange es dauern wird, bis Savedroid das Vertrauen seiner Investoren zurückgewinnen kann, bleibt offen und ist wohl jetzt das Hauptanliegen des Unternehmens.

Da der Savedroid noch nicht an den Krypto-Börsen gelistet ist, kann keine Prognose über die Entwicklung des Kurses gemacht werden. Sollte sich die Situation bis zur Listung in etwa drei Wochen nicht beruhigt haben, könnte sich das negativ auf den Kurs auswirken.

Eine erste greifbare Konsequenz ist das Statement der Frick Bank. Wie die in Lichtenstein ansässige Bank auf ihrer Website schreibt, könne man einen solchen „PR-Trick“ nicht verstehen und empfindet die Aktion als unprofessionell.

Im ersten Moment sieht es danach aus, als wäre die Bank nicht mehr an einer Zusammenarbeit interessiert. Ob Savedroid die Wogen glätten kann, wird sich zeigen.