Russlands größtes soziales Netzwerk VKontakte verwendet NFTs
Russlands größtes soziales Netzwerk möchte fortan NFTs verwenden. VKontakte ist der größte Dienst dieser Art in Russland und stellt eine Alternative zu Facebook dar.
VKontakte bietet NFTs eine Plattform
Neuen Informationen zufolge möchte sich VKontakte den stetig wachsenden NFT-Markt nicht länger entgehen lassen.
Stattdessen will man daran partizipieren. Einerseits sollen den Nutzern NFTs ausgestellt werden, andererseits möchte man den Heißhunger auf NFTs stillen, indem sie auf VKontakte selbst gehandelt werden können.
Selbsterklärend bedarf es dafür auch einer Blockchain. Laut dem technischen Direktor des Unternehmens, Alexander Tobol, ist eine eigene Blockchain jedoch nicht das Ziel der neuen Entwicklung. Welche Blockchain auf VKontakte zum Einsatz kommen soll, ist bisher nicht bekannt.
Es ist einfach, einen NFT zu erstellen und dann auf einem Marktplatz anzubieten. Unsere Aufgabe – als größter russischer Dienst, der mit einem Publikum interagiert – ist es, diese Möglichkeit zu bieten.
Sagt Tobol. Seiner Meinung nach leben soziale Netzwerke von Inhalten, welche die Nutzer der Plattform selbst erstellen. Nichts weiter sei ein NFT. Genau deshalb sei eine Involvierung von VKontakte so wichtig.
Zudem besteht durch NFTs die Möglichkeit, einen Urheber eindeutig auszumachen. Gefälschte Profile oder andere Urheberrechtsverletzungen ließen sich somit vermeiden.
Die neue Idee der russischen Plattform erinnert an das kürzlich bekanntgegebene Lens Protocol. Es bildet die Grundlage für soziale Netzwerke, die dann vollkommen auf NFTs basieren.
Einerseits klingt die von Tobol dargestellte Vision ähnlich zu der von Lens. Andererseits müsste VKontakte durch eine Verwendung – etwa des Lens Protocols – vollkommen neu gestaltet werden.
Content ID System auf VKontakte
Den Diebstahl geistigen Eigentums möchte VKontakte bekämpfen. Durch ein Content-ID-System möchte man diese Vorstellung in der Praxis umsetzen. Zumindest Musik und Videos sollen durch das System erkannt werden.
Vor wenigen Wochen gab mit OpenSea der größte NFT-Marktplatz bekannt, dass die Funktion, NFTs kostenlos zu erstellen, hauptsächlich missbraucht würde. Deshalb traf die Plattform die Entscheidung, kostenlose Erstellung zu limitieren.
Nachdem diese Ankündigung eine Welle des Unmuts ausgelöst hatte, nahm OpenSea die Entscheidung schnell wieder zurück, veröffentlichte aber eine Erklärung für die Entscheidung auf Twitter.
Every decision we make, we make with our creators in mind. We originally built our shared storefront contract to make it easy for creators to onboard into the space.
— OpenSea (@opensea) January 27, 2022
Wir haben festgestellt, dass der Missbrauch dieser Funktion exponentiell zunimmt. Über 80 Prozent der NFTs, die so erstellt werden, sind Plagiate, gefälschte Kollektionen und Spam.
Wenige Tage vorher gab Facebook eine Integration von NFTs bekannt. Nach den beiden Meldungen sieht sich VKontakte wohl gezwungen dazu, einen Mittelweg einzuschlagen. NFTs sollen also existieren, auf absolute Freiheit der Nutzer wird aber offenbar verzichtet.
Was hält der russische Staatsapparat von NFTs?
Fraglich ist bloß, wie der russische Staat diese Entwicklung auffasst. VKontakte möchte einerseits ermöglichen, NFTs auf der Plattform zu erstellen und gleichzeitig einen Marktplatz dafür darstellen.
Andererseits waren die Aussagen russischer Behörden und Politiker zum Thema Krypto zuletzt wechselhaft.
Nachdem Präsident Wladimir Putin einen Vorteil an Kryptowährungen – oder genauer gesagt dem Bitcoin-Mining – ausmachte, schien plötzlich im ganzen Land ein Wandel stattzufinden.
Dieser soll in einer baldigen Regulierung von Kryptowährungen münden, die gleichzeitig aber auch eine gesetzliche Grundlage für Kryptos in Russland bildet.
Als Nachbarland Russlands verfolgt die Ukraine derzeit die gleichen Pläne.
Wir blicken zurück: Noch Mitte Dezember galten sämtliche Kryptowährungen den russischen Behörden als feindliche Elemente.
Putin nahm damals offenbar keine Sonderrolle ein. Stattdessen sollte eine russische CBDC entwickelt werden – Pläne, die sicher nicht überworfen sind.
Durch die politische Krise im Nachbarland Kasachstan bekam Putin offenbar Wind von einer Vielzahl an Bitcoin-Minern, die nach Chinas Krypto-Bann eine neue Heimat in Kasachstan fanden, durch die Krise aber wieder unter Druck standen.
Erst dann schwenkte die öffentliche Meinung in Russland um und machte die Bahn für Bitcoin und Co. frei.
Dennoch sollte man sich hüten, Russland als krypto-freundliches Land zu bezeichnen – zumindest bisher.
Russland erwartet enorme Steuereinnahmen, die man sich durch Bitcoin-Miner erhofft. Eine Zielgruppe, die Russland aktuell durch neue Gesetze anziehen möchte.
Gleichzeitig sollen Kryptowährungen aber auch genau überwacht und reguliert werden. Derartige Maßnahmen widersprechen den Grundprinzipien der Kryptowährungen.
Auf welche Reaktion die Entscheidung von VKontakte trifft, lässt sich bisher schwer einschätzen. Möglicherweise lässt man die Neuerung als Nebensächlichkeit außer Auge.