Experte der Deutschen Bank erwartet Grafikkarten-Einbruch

Hersteller von Grafikkarten verdienten sich während des Krypto-Booms eine goldene Nase. Aktuell sehen die Zukunftsaussichten allerdings eher schlecht aus und die großen Hersteller könnten auf ihren Grafikkarten sitzen bleiben.

Die Gründe dafür fasste Dr. Dirk Steffen, seines Zeichens verantwortlicher Leiter für Kapitalmarktstrategien bei der Deutschen Bank, in einer aktuellen Mitteilung zusammen.

Bricht den Grafikkartenherstellern ein ganzer Geschäftszweig weg?

Insbesondere während der Hochphasen am Krypto-Markt profitierten neben den Anlegern und Minern auch die Hersteller von Grafikkarten von den steigenden Kursen. Unternehmen wie AMD, NVIDIA und Intel hatten große Probleme, die immense Nachfrage nach Grafikkarten zu bedienen und konnten für ihre Produkte deutliche Preisanstiege veranlassen.

Die Zulieferer kamen kaum mit der Produktion ihrer GPU-Chips hinterher. Während Corona entstand durch den Bedarf im Gaming- und Mining-Sektor ein großer Nachfrageüberhang.

Doch mittlerweile hat sich das Blatt komplett gewendet und der Bedarf an Grafikkarten für das Schürfen von Kryptowährungen ist dramatisch eingebrochen. Neben den aktuell sinkenden Kursen für Kryptowährungen dürfte das vor allem auch an Ethereum 2.0 liegen.

Die sogenannte „finale“ Form von Ethereum stellt den Konsensmechanismus von Proof of Work (PoW) auf Proof of Stake (PoS) um. Dadurch ist das Schürfen über leistungsstarke Hardware zukünftig nicht mehr nötig. Da Ethereum zu einer der beliebtesten Optionen unter den Minern gehört, dürfte der mit Spannung erwartete Ethereum 2.0-Merge schon heute seine Auswirkungen zeigen.

Praktisch alle großen Hersteller produzierten dedizierte Grafikkarten, welche vollumfänglich für die Besonderheiten des Schürfens von Blöcken einer Blockchain ausgelegt waren. Das sollte den Minern entgegenkommen und den Markt für leistungsstarke Gaming-GPUs entlasten.

Während das Mining boomte, lieferten die dedizierten Grafikkarten auch die gewünschte Wirkung. Mittlerweile sieht es jedoch danach aus, dass die Hersteller auf lange Sicht keine Abnehmer für ihre Produkte finden könnten.

Leitender Mitarbeiter der Deutschen Bank erwartet Markteinbruch

Das Mining von Kryptowährungen ist in vielen Gegenden bereits seit einiger Zeit kaum noch lukrativ. Vor allem Privatpersonen müssen vor dem Schürfen genau kalkulieren, ob es sich überhaupt rentiert. Insbesondere bei fallenden Kursen der Kryptowährungen, springen unzählige Miner ab und stoppen das Schürfen neuer Blöcke.

Das bekommen auch die Hardware-Hersteller zu spüren. Am Second-Hand-Markt ist sogar ein Einbruch der Nachfrage nach typischen Grafikkarten für das Mining um 50 Prozent zu bemerken.

Dr. Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie bei der Deutschen Bank, erwartet, dass sich dieser Umstand im Spätsommer noch weiter verstärken wird. Zu dieser Zeit ist der Ethereum 2.0-Merge angekündigt.

Steffen erklärt in seinem Newsletter, dass aufgrund der sparsamen neuen Technologie Ethereums ein Überangebot an Grafikkarten den Markt überfluten könnten. Zudem müssten AMD, NVIDIA und Co mit Gewinneinbußen rechnen.

„Da die gängigen alternativen Kryptowährungen nicht auf die Leistung von Grafikkarten bauen, könnte die Umstellung der Ethereum-Blockchain zu einem Überschuss an gebrauchten Grafikkarten führen und die Nachfrage nach neuen mindern. Für das Gewinnwachstum der Grafikkartenhersteller sollte dies kurzfristig Gegenwind bedeuten“, so Steffen.

Auch die Analystin Sheena Shah von Morgan Stanley kam zu dem gleichen Ergebnis. Sie sah in den vergangenen eineinhalb Jahren einen dramatischen Einfluss von Krypto auf den Grafikkartenmarkt.

Ihrer Einschätzung nach trug das Mining für 14 Prozent aller Einnahmen aus dem Geschäftsjahr 2021 bei. Demnach wäre ein tatsächlicher Einbruch der Nachfrage ein herber Einschnitt in die Umsätze der Hersteller. Shah erkannte jedoch auch, dass NVIDIA als Marktführer am wenigsten unter der sinkenden Nachfrage leiden werde.

Fazit: Experten erwarten Einbruch im Markt für Krypto-Grafikkarten

Als zweitgrößtes Krypto-Projekt überhaupt steht Ethereum kurz vor einer der größten Änderungen. Ein neuer Konsensmechanismus soll Ethereum „grüner“ werden lassen und das energiehungrige Mining über leistungsstarke Hardware ausmerzen.

Was für das Blockchain-Projekt ein gutes Zeichen ist, ist für die Hersteller von Grafikkarten ein aus wirtschaftlicher Sicht eher schlechtes Zeichen.

Experten erwarten, dass in Zukunft die Nachfrage nach Grafik-Hardware deutlich abnehmen wird. Die aktuell niedrigen Kurse von vielen Kryptowährungen verstärken diesen Umstand nur noch weiter. Die Hersteller von Grafikkarten sind also angehalten, den Krypto-Markt genau zu beobachten und ihre eigene Produktion rechtzeitig herunterzufahren.

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Jens Kerkmann interessierte sich bereits während seines Studiums im Bereich Wirtschaftsinformatik für die Themen Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Bis heute begleitet ihn die Materie in seinem Alltag und Berufsleben und er ist als Autor für Ratgeberartikel und Nachrichten aus dem Blockchain- und Digitalisierungsumfeld tätig.

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