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BIP-119 Bitcoin Proposal im Eilverfahren?

Der ehemalige Bitcoin Core Entwickler Jeremy Rubin will eine Miner Activated Soft Fork (MASF) durchführen und hat dafür den BIP-119 eingereicht. Der würde eine signifikante Änderung eines Operationscodes bedeuten und die sogenannten “Covenants” einführen, eine neue Art bedingter Transaktionen.

Jeremy Rubin will BIP-119 im Speedy Trial durchbringen

BIP steht für Bitcoin Improvement Proposal und beschreibt einen Antrag auf eine Codeänderung im Bitcoin-Protokoll.

Während die meisten Entwicklungsaufgaben keine Abstimmung benötigen, durchlaufen Änderungen am Protokoll stets einen BIP, bevor die Implementierung übernommen oder abgelehnt wird.

Nun hat Rubin mit Nummer BIP-119 den oben genannten Abstimmungsvorschlag der Community vorgestellt und drängt auf eine rasche Entscheidung.

BIP benötigen bei Änderungen am Konsensmechanismus einen Fork. Das ist in der Vergangenheit durch SegWit und Taproot passiert.

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Kommt BIP-119 per Speedy Trial?

Auf Github findet man die vollständige Liste aller BIP, darunter auch den von Jeremy Rubin. Allerdings steht in der Liste bei BIP 119 nicht der Name von Rubin. Vielmehr sind dort Mark Friedenbach, Kalle Alm und BtcDrak als Owner angegeben. Der BIP-119 hat den Betreff MERKLEBRANCHVERIFY in der Liste.

Laut Rubin soll der Speedy Trial bis Ende Juli abgeschlossen sein. Bis dahin sollen die Miner signalisieren, ob der Abstimmungsprozess erfolgreich sein könnte.

Einen Speedy Trial hatte es bereits erfolgreich bei Taproot gegeben und soll jetzt ebenfalls schnell zum gewünschten Erfolg führen.

In dem genannten Proposal geht es um einen neuen operativen CTV, den OP_CheckTemplateVerify. Ein neuer Code, der neue Anwendungsfälle für das Netzwerk ermöglicht, in dem eine grundlegende Art von “Covenant“ oder Smart Contract hinzugefügt wird.

Die Lösung würde vor allem größere Finanzinstitute ansprechen, die damit den Gestaltungsspielraum ihrer Kunden erweitern könnten. Sie hätten außerdem bessere Sicherheitsgarantien, wenn sie große Mengen Bitcoin bewegen.

Setzt Rubin User Activated Soft Fork bei Bitcoin durch?

Jeremy Rubin versucht nun damit, die Miner an dem OP_CTV teilnehmen zu lassen, um ihn endlich offiziell machen zu können.

Als User Activated Soft Fork (UASF) nutzt dieser Fork die Aktivierungsmethode Speedy Trial, bei der den Minern 3 Monate Zeit gegeben wird, um ihre Bereitschaft zu signalisieren, das Upgrade durchzusetzen oder nicht.

Was sind Covenants?

Covenants sind eine Kategorie von vorgeschlagenen Änderungen am Konsens von Bitcoin, der es dem Skript ermöglicht, einen autorisierten Geldgeber daran zu hindern, für bestimmte andere Skripte Geld auszugeben.

Normalerweise kann ein Vertrag nur Ausgaben für einen bestimmten Satz Skripte auf einer Whitelist zulassen. Dazu gehören unter anderem die Rückgabe von Bitcoin auf das eigene Guthaben des Benutzers oder Ausgaben an eine Staking-Adresse, die erst nach einer gewissen Zeit Ausgaben an beliebige Adressen zulässt.

Covenants arbeiten mit gelöschten Schlüsseln, was sie zu einem praktischen Werkzeug für das Design von Verwahrungsprotokollen macht.

Sie schränken Transaktionen hinsichtlich der Verwendung des von ihnen übertragenen Wertes ein und erweitern die Finanzinstrumente in Bitcoin.

Vereinfacht ausgedrückt ist ein Covenant ein Mechanismus zur Durchsetzung von Bedingungen hinsichtlich der Kontrolle über Bitcoins und der Frage, wohin sich diese übertragen lassen.

Wie funktionieren Covenants?

Die Verwahrung von Bitcoin bildet den Kern der Infrastruktur des Netzwerks für digitale Assets und ist von der Verwendung sogenannter Keys, also Schlüssel, geprägt.

Diese Schlüssel generieren Signaturen, die Bitcoins ausgeben können. Die Schlüsselverwaltung bestimmt also, wie digitale Assets aufzubewahren und zu sichern sind.

Möchte ein Nutzer Bitcoin ausgeben, muss er die digitale Signatur ausführen und die Transaktion ans Netzwerk senden. Technisch gesehen, ist eine Bitcoin-Transaktion ein Verweis auf eine nicht ausgegebene Ausgabe, die der Benutzer ausgeben darf.

Darin enthalten sind auch Beschränkungen, und zwar wohin oder wann die neu geschaffenen Assets in Form von UTXO gehen können.

UTXO sind Unspent Transaction Output, das sind Outputs einer Transaktion, die noch nicht ausgegeben wurden. Bitcoin Covenants beschränken nun die vertragliche Natur der Bitcoin-Transaktionen.

Sie sind eine Art Schuldenvereinbarung, die ein Versprechen darüber erzwingt, ob bestimmte Aktivitäten stattfinden oder nicht. Und das auch dann, wenn der Benutzer den Schlüssel zu den Bitcoins hat, die er ausgeben möchte.

Für wen sind Covenants interessant?

Die Anwendung ist hauptsächlich für Banken interessant, da sie etwa einen Kreditvertrag mit einem Unternehmen mit der Auflage abschließen können, dass die Schulden zurückzuzahlen sind, wenn das Verhältnis von Cashflow zu Eigenkapital des Unternehmens auf ein bestimmtes Niveau sinkt.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis sind die Gebühren, denn mit Covenants lässt sich die Transaktion erst dann ausführen, wenn Gebühren unter ein festgelegtes Niveau sinken.

Bisher lassen sich Covenants nicht auf Bitcoin realisieren. Das Problem mit Covenants besteht darin, dass es keine Möglichkeit gibt, die Lieferung eines bestimmten UTXO an eine andere Transaktion automatisch zu sperren, ohne das Sicherheitsrisiko einzugehen, dass das UTXO in einer anderen Transaktion verbraucht wird.

Was sind die Vorteile von Covenants?

  • Sie bieten eine Reihe neuer Möglichkeiten für die Programmierung von Bitcoin, indem sie eine Vordefinition ermöglichen, anstatt nur die Eingaben zu kontrollieren.
  • CTV ermöglichen die programmgesteuerte Durchsetzung von Beschränkungen, ohne dass eine manuelle Interaktion der Teilnehmer erforderlich ist. Das erhöht die Zuverlässigkeit der Vereinbarung.
  • Einige der Funktionen umfassen Verbesserungen in Bezug auf Sicherheit, Datenschutz und Skalierbarkeit.
  • CTV könnten Zahlungspools einführen, bei denen eine Gruppe von Personen einen einzigen UTXO teilt und die Gelder vertrauensvoll zwischen ihnen neu verteilt.

BIP-119 zu kompliziert für die Miner?

90 % der Miner müssten BIP-119 zustimmen. Dann könnten Knoten ein Upgrade durchführen. Jeremy Rubin hat die Programmiersprache Sapio erfunden und leitet Judica, ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen. Sein Unternehmen würde also von der Einführung von BIP-119 erheblich profitieren.

Eine Zustimmung von 90 % hält Jimmy Song, Programmierer von Bitcoin, für sehr unwahrscheinlich. In einer nicht repräsentativen Umfrage über Twitter gaben 54 % an, ein Gegner von OP_CTV und Speedy Trial zu sein. 15 % unterstützen OP_CTV, lehnten jedoch den Speedy Trial ab.

Song spekulierte, dass die ungewöhnlich niedrige Anzahl an Stimmen (er zieht normalerweise Tausende von Stimmen bei einer typischen Twitter-Umfrage an) darauf hindeutet, dass nur wenige Menschen BIP-119 überhaupt verstehen.

Was sagen Kritiker zu BIP-119?

Die meisten sehen es als keine gute Idee an, erneut einen Speedy Trial anzuwenden. Außerdem meinen viele, es gäbe im Moment keinen dringenden Bedarf für die Soft Fork.

Sie argumentieren zudem damit, dass sich die eigens dafür entwickelte Programmiersprache Sapio noch in der Entwicklung befindet. Eines der wesentlichen Merkmale des Bitcoin-Netzwerks ist sein methodischer Ansatz.

Er gewährleistet die Sicherheit und die garantierte Korrektheit jeder neuen Ergänzung des Codes. Den Kritikern geht dieses Vorhaben schlichtweg gegen den Ursprungsgedanken des Bitcoin-Netzwerks.

Es ist also unklar, ob CTV in absehbarer Zeit zu Bitcoin hinzugefügt wird oder nicht.

Hochrangige Bitcoiner nicht begeistert von BIP-119

In einem Brief widersetzen sich Adam Back, Jimmy Song und Rodolfo Novak dem Speedy Trial von Rubin. Auch viele andere hochrangige Bitcoiner sind nicht begeistert von Rubins Vorschlag.

Einige sind jedoch nur gegen einen Speedy Trial, andere wiederum gegen BIP-119 als Ganzes.

Da es bereits verschiedene Vorschläge für On-Chain-Covenants gibt, ist aus ihrer Sicht nicht klar, warum gerade dieser der beste Vorschlag sein sollte.

Sie sind aber auch über den überstürzten Zeitplan besorgt und sagen, dass die Entwickler nicht genug Zeit hatten, um technische und Sicherheitsaudits durchzuführen.

Außerdem könnte es sein, dass Besitzer von Nodes und Minern möglicherweise nicht genug Interesse hatten, den Vorschlag von Rubin zu prüfen.

Es gibt auch positive Stimmen

Trotzdem ist die Idee von CTV nicht schlecht, denn sie ermöglicht Benutzern, die gesendeten Bitcoins nicht nur mit Bedingungen einzuschränken, sondern auch die Kontrolle darüber, was mit den gesendeten Bitcoins gemacht wird, sobald sie freigeschaltet sind.

Der Vorschlag stammt bereits aus dem Jahr 2020 und prominente Bitcoin-Entwickler argumentieren, dass die vorgeschlagenen Änderungen inzwischen umfassender getestet wurden.

Autor
Autorin

Stefanie Herrnberger ist als freiberufliche Referentin und Redakteurin tätig. Ihre langjährige berufliche Erfahrung im Bereich der Industrie 4.0, Digitalisierung und Blockchain bieten ihr den perfekten Background, um über Anwendungsfälle der Distributed-Ledger-Technologie in der globalen Industrie und Wirtschaft zu berichten.

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