Kann das Lighting Netzwerk Bitcoins Skalierungsprobleme lösen?

Die Skalierbarkeit ist bisher die größte Hürde, die Bitcoin davon abhält, sich als echte Alternative gegenüber traditionellen Bezahlsystemen wie Kreditkarten durchzusetzen. Ein Lösungsansatz, der bereits Anfang 2016 formuliert wurde, ist das Lighting Netzwerk.

Bitcoin und das Skalierungsproblem

Die Blockchain von Bitcoin ist wegen des dezentralisierten Aufbaus in Bezug auf die Transaktionsrate stark eingeschränkt. Pro Sekunde kann das System weniger als 10 Transaktionen abwickeln. Im Vergleich dazu schaffen Bezahlsystem wie Visa rund 47.000 Transaktionen pro Sekunde. Die Blockbestätigungszeit beträgt dabei etwa 10 Minuten. Das heißt, es dauert 10 Minuten, bis eine Bitcoin-Transaktion bestätigt wird. Darüber hinaus können die Transaktionsgebühren zwischen 5 und 10 Cent pro Transaktion betragen, wodurch Micropayments nicht mehr rentabel sind.

Bitcoin ist mit der wachsenden Zahl an Transaktionen überfordert und kann diese nicht mehr zeitnah abwickeln. Diese Tatsache machen sich einige Miner zunutze und verlangen eine zusätzliche Gebühr, die als „Next Block Fee“ bezeichnet wird. Wenn ein Nutzer also nicht bereit ist unter Umständen Tage oder Wochen für die Bestätigung seiner Transaktion zu warten, dann zahlt er eine Gebühr von etwa 18 bis 20 US$ zusätzlich. Damit erhält er die Garantie, dass seine Transaktion in den nächsten 10 Minuten verifiziert wird. Diese Gebühr ist dabei kein Festbetrag, sondern wird von den Minern je nach Kursstand des Bitcoins und Nachfrage der Nutzer festgesetzt. In der Praxis bedeutet das für die Kunden, dass die Gebühren teilweise höher sind als der Betrag, der überwiesen werden soll.

Bitcoin ist mit der wachsenden Zahl an Transaktionen überfordert und kann diese nicht mehr zeitnah abwickeln

Was ist das Lighting Netzwerk?

Das Lighting Netzwerk ist ein Protokoll, dass zwar in erster Linie für Bitcoin entwickelt wurde, aber prinzipiell auf jeder Blockchain angewendet werden könnte. Die Technologie dahinter heißt Payment Channels. Es handelt sich hierbei um Kanäle, die zwischen zwei Parteien außerhalb der Blockchain geöffnet werden, um Transaktionen untereinander abzuwickeln.

Dazu wird ein Hauptbuch erstellt, in das mindestens eine der beiden Parteien einen Betrag einzahlt. Das neu erstellte Hauptbuch ist ein 2 von 2 Multi-Signatur-Wallet. Das heißt, jeder der Parteien besitzt einen Schlüssel und nur mit der Eingabe von beiden Schlüsseln, kann eine Transaktion durchgeführt werden. Ist das Hauptbuch geöffnet, können beliebig viele Transaktionen durchgeführt werden, ohne dabei auf die Blockchain angewiesen zu sein. Erst nach Beendigung der Zahlungen und der Schließung des Zahlungskanals wird der letzte und damit aktuellste Kontostand auf die Blockchain übertragen.

Lighting nutzt die Technologie hinter den Zahlungskanälen und erstellt ein Netzwerk dieser Kanäle. Die einzelnen Teilnehmer der Zahlungskanäle fungieren dann als Knoten innerhalb des Netzwerkes. Durch die 2 von 2 Verschlüsselung sind in der Regel alle Parteien geschützt und müssen sich nicht zwangsläufig vertrauen. Durch zu Hilfenahme von Smart Contracts wird das System zusätzlich geschützt, um sicherzustellen, dass das Netzwerk dezentral und ohne Risiko funktionieren kann.

Ist das Lighting Netzwerk die Lösung für Bitcoin?

Das Lighting Netzwerk kann eine enorme Entlastung für die Blockchain sein. Denn sie müsste nicht mehr jede einzelne Transaktion kontrollieren und abspeichern. Die erste Transaktion von Blockchain zu Lighting Netzwerk würde die üblichen 10 Minuten in Anspruch nehmen. Alle darauffolgenden Transaktionen über die Zahlungskanäle könnten dann jedoch beliebig oft und in weniger als einer Sekunde fast gratis durchgeführt werden. Dadurch werden auch Micropayments mit Bitcoin wieder bezahlbar.

Ein weiterer Vorteil des Lighting Netzwerks ist, dass es problemlos Rückbuchungen ermöglicht. Bei einer herkömmlichen Transaktion über die Blockchain ist das nicht möglich und es müsste eine neue Transaktion durchgeführt werden, die wieder Zeit und insbesondere Geld kosten würde.

Bei allem Lob für diese neue Technologie gibt es auch Einwände von Kritikern. Der größte Kritikpunkt ist die Tendenz zum zentralisierten System. Insbesondere wenn es um Zahlungen im Einzelhandel geht, könnte die Idee des dezentralisierten Peer-to-Peer Netzwerkes dabei verloren gehen. Viele Zahlungskanäle würden dann vermutlich über große Unternehmen laufen, da sie den größten Zahlungsverkehr haben. Befürworter argumentieren hingegen, dass durch den Einsatz von Algorithmen verhindert werden kann, dass der Durchfluss zu stark auf bestimmte Kanäle konzentriert wird.

Fazit

Die erste Transaktion wurde bereits im Januar 2018 erfolgreich durchgeführt. Das System befindet sich aber nach wie vor in der Testphase. Ob sich das Lighting Netzwerk im großen Maßstab durchsetzen kann, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen müssen. Von der Grundidee klingt das Projekt jedoch vielversprechend und könnte Bitcoins Skalierungsproblem aus dem Weg räumen.