EU plant Verwaltung der digitalen Identität in der Blockchain

Ist das Ende der Blockchain-Party in Sicht? Die Blockchain stand für Freiheit von Regierungen und anderen zentralen Behörden. Nach dem neuesten Bericht des EU Blockchain-Forums (EUBF) scheint diese Technologie mehr denn je an Überwachung zu erinnern. In Regierungsinstitutionen kann die Blockchain ihr Potential voll ausschöpfen. Sie dient dem Aufbau von Systemen für die digitale Identität und für digitale nationale Devisen.

Nutzung des Blockchain-Potentials durch Regierungskreise

Regierungskreise könnten das Potential der Blockchain-Technologie ausschöpfen, um Systeme für die digitale Identität und digitale Versionen ihrer nationalen Devisen zu erschaffen. Im Report von EUBF heißt es: „Digitale Identität ist der fundamentale Baustein und ein Schlüsselgebiet, auf das sich Regierungen konzentrieren müssen„. Ein weiterer wichtiger Baustein sind digitale Versionen der Landeswährungen in der Blockchain, beispielsweise durch digitale Devisen von Blockchain-basierten Zentralbanken.

https://twitter.com/EUBlockchain/status/1070975556303417344

Kontrolle der digitalen Identität durch die Regierungen

Die digitale Identität sollte dem Bericht zufolge Voraussetzung für die Entwicklung künftiger institutioneller Blockchains sein. Das EUBF glaubt, dass Blockchain eine Basis für eine „vertrauensvolle“ digitale Identität eines jeden Nutzers sein könnte.

Die Systeme für die Blockchain sollten jedoch selbst-souverän sein und durch die Nutzer verwaltet werden. Die Herausgeber sagten, dass die Empfehlungen im Bericht nicht verbindlich, sondern lediglich Vermutungen sind. Das EUBF befürwortet staatliche Blockchains, da sie Online-Identitäten besser schützen können als zentrale Netzwerke wie Google oder Facebook. Hat ein Benutzer die Kontrolle über seine Daten, hindert das die Regierung nicht daran, Datenanforderungen zu verfolgen. Wäre die Blockchain öffentlich, könnte jeder auf diese Informationen zugreifen. Das System ist nicht immun gegen Phishing, Hacking, Betrug oder Datendiebstahl. Häufig wird die Blockchain als Allheilmittel für moderne Probleme angesehen, doch nicht immer ist sie eine Ideallösung.

Überlegungen von staatlichen digitalen Devisen

Eine regierungseigene digitale Identität parallel zur regierungsgestützten staatlichen Währung könnte die Zuordnung des Ausgabeverhaltens zu individuellen Identitäten vereinfachen. Staatliche digitale Devisen könnten genauso manipuliert werden wie konventionelle Währungen. Ein Staat könnte grundsätzlich mehr solcher Währungen erschaffen.
Im November forderte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, die Zentralbanken auf, ernsthaft über die Schaffung einer digitalen Währung (Kryptowährung) nachzudenken, um die Lücke zu füllen, die durch den Rückgang von Barzahlungen entsteht. Lagarde bemerkte, dass es im Ermessen der Zentralbanken sei, festzustellen, wie der Schutz der Privatsphäre mit der Bekämpfung von Kriminalität durch Kryptowährungen vereinbar ist.

Die Blockchain als Big Brother

Jetzt, da die Regierung über Blockchain für die digitale Identität nachdenkt, scheint es mehr denn je nach dem Roman „1984“ von George Orwell zu klingen als nach der Befreiung, die Bitcoin, Ethereum und Blockchain ursprünglich versprachen. Das klingt ähnlich wie das Papier von David Chaum von 1985 „Sicherheit ohne Identifikation„, in dem er eine Dossier-Gesellschaft vorhersagte. Alle Bereiche des täglichen Lebens könnten miteinander verbunden und von jeglicher Anonymität oder digitaler Selbstsouveränität befreit werden.