Die Einsatzbereich könnten die Blockchain nach Corona adaptieren

Die COVID-19 Pandemie hat die Weltwirtschaft in bisher ungeahnter Weise getroffen. Haben die westlichen Staaten zu Beginn des Jahres noch eher gelassen gewirkt, so zeigte sich ab März, dass das Virus keine staatlichen Grenzen kennt. Doch während die Weltwirtschaft noch immer unter den Auswirkungen der Pandemie ächzt, zeigen sich manche Unternehmen und Industrien besonders resistent. Für neue Technologie wie der Blockchain, könnte dies die langerwartete Initialzündung sein. In welchen drei Industrien eine Adaption besonders wahrscheinlich ist, hat Fabio Canesin, Co-Gründer von Nash, hervorgehoben.

Blockchain-Technologie vor Durchbruch in drei Industrien

Laut Fabio Canesin, Mitgründer des Blockchain-Unternehmens Nash, steht die Welt nach der Corona-Pandemie vor einem fundamentalen Wandel. Durch die grenzenlosen Möglichkeiten der Schlüsseltechnologie sei es möglich, dass die Blockchain eine tragende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft übernehme.

So merkte der Gründer an, dass es aktuell drei Bereiche gäbe, in denen die Blockchain in der Post-Corona-Welt zum Einsatz kommen könnte:

  • Im Regierungsumfeld,
  • bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
  • und bei Non-Profit-Organisationen

Adaption im Bereich der Supply-Chain

Wie wir bereits an anderer Stelle berichteten, könnte die Blockchain-Technologie eine tragende Rolle im Bereich des Supply-Chain-Managements einnehmen. So zeigt etwa IBM Food Trust seit einiger Zeit, wie sich Produkte der Lebensmittelindustrie effizient mithilfe der Blockchain nachverfolgen lassen. Doch auch im Bereich des Kobalt-Abbaus – einer der wichtigsten Rohstoffe im Bereich der Batteriefertigung – könnten die Distributed-Ledger-Technologien einen Mehrwert schaffen.

Aus unserer Sicht ist es zudem wahrscheinlich, dass die Blockchain eine tragende Rolle im Bereich des Supply-Chain-Managements übernimmt, um hier für mehr Transparenz und Nachverfolgbarkeit zu sorgen. Insbesondere die Stillstände im Rahmen der Pandemie haben gezeigt, dass eine Optimierung der Lieferketten notwendig ist, um ein solches Szenario in Zukunft zu unterbinden. Doch nicht nur die steigende Transparenz, sondern auch die digitale Abwicklung der einzelnen Prozesse, etwa das papierlose Dokumentieren von Meilensteinen, lässt sich mithilfe neuer Technologien besser darstellen. Grundsätzlich lassen sich folgende Schlüsselfragen schneller in der modernen Lieferkette beanworten:

  • Wo ist die Lieferung aktuell?
  • Wann kommt die Sendung an?
  • Gibt es Transportprobleme (Verzögerungen oder Umwelteinflüsse)
  • Gab es Zollprüfungen?
  • Wer hat die Verzögerung verursacht?
  • Wer ist haftbar für einen Mangel?

Blockchain-Technologie könnte Verteilung von Helikoptergeld revolutionieren

Mit der Ankündigung Donald Trumps zur Verteilung von Helikoptergeld, hat der US-Präsident ein Novum gebrochen. Inzwischen erhalten die US-Staatsbürger die sogenannten Stimulus Checks.

Für Canesin stellt eben die Verteilung dieses Helikoptergeldes einen möglichen Anwendungsfall für die neue Technologie dar.

„Dies könnte bedeuten, dass man Blockchain für Helikoptergeld verwendet, anstatt Zahlungen über traditionelle Systeme zu senden, die viel länger dauern und fehleranfällig sind. Zusammen mit der Nutzung der Blockchain zur Beschleunigung des Prozesses könnte das derzeitige System beginnen, einzelne Nodes direkt im Netzwerk zuzulassen, ohne dabei eine Notwendigkeit von Vermittlern aufrechtzuerhalten.“ – Fabio Canesin

Doch auch die Erstattung von Steuergeldern, die Zuteilung von Elterngeld oder Auszahlung von Rente ließe sich mithilfe der Blockchain-Technologie einfach und sicher abbilden. Außerdem könnten Staaten Fördergelder, welche in Entwicklungsländer gehen, einfacher und sicherer auszahlen und somit einen der wesentlichen Kritikpunkte eliminieren.

Im Bereich der Non-Profit-Organisationen sei ein ähnlicher Einsatz denkbar. So könnten NPOs die Spendengelder auf ähnliche Weise an die Begünstigten auszahlen. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt auf der Hand, denn aktuell unterliegen internationale Zahlungen hohen Kosten. Dementsprechend entfällt ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Spendengelder auf deren Transaktionskosten. Zudem müssen sich die NPOs ebenfalls mitfinanzieren. Durch den Einsatz der Blockchain-Technologie ließe sich dieser Status Quo durchbrechen. Zahlungen könnten schneller bei den Spendenempfängern landen. Zudem ließen sich die Transaktionskosten reduzieren.

Außerdem könnte die Akzeptanz der Spender steigen. Heute zweifeln zahlreiche Steuerzahler an der bedarfsgerechten Verwendung der Spendenmittel. Nicht selten gab es Skandale, bei denen die Spendenmittel nur zu geringen Teilen bei den eigentlichen Empfängern ankam. Die Blockchain würde hier ebenfalls für mehr Transparenz und somit einer steigenden Akzeptanz aufseiten der Spender beitragen.

Auswirkungen der Blockchain auf KMU

Im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen dürfte die Blockchain-Technologie ebenfalls Anklang finden. Immerhin ist die Technologie barrierefreie und international einsetzbar. Dementsprechend könnten diese kleinen Unternehmen einfach Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren und dabei die Skalierung des Geschäfts vorantreiben.

Durch die internationalen Zahlungen, die die Blockchain-Technologie zweifelsfrei ermöglicht, könnten Gehälter unmittelbar an die Mitarbeiter fließen und die Internationalisierung des eigenen Geschäfts vorantreiben. Außerdem ermöglicht die Technologie einen barrierefreien Zugriff auf einen internationalen Zahlungsmarkt. Dementsprechend können Menschen, die heute noch keinen Zugang zum Banking haben, in Zukunft an diesem Wirtschaftskreislauf teilnehmen – das Wachstumspotenzial für die Wirtschaftsleistung ist enorm. Allerdings betrifft dies nicht nur die KMU, sondern auch große Konzerne. Nichtsdestotrotz dürften vor allem die kleinen Unternehmen profitieren, da diese erstmalig komplett neue Märkte erschließen können.

Kryptowährungen als sicherer Hafen?

Außerdem hat sich Canesin über die Entwicklungen von Kryptowährungen während und nach der Corona-Pandemie geäußert. So merkte der Nash Mitgründer an, dass Kryptowährungen womöglich eine Möglichkeit seien, um die Auswirkungen der Pandemie sowie der daraus resultierenden Krise abzufedern. Insbesondere die Vorstellung, dass Kryptowährungen als sicherer Hafen fungieren, erscheint eine Überlegung wert zu sein.

Insbesondere geht Canesin auf das Beispiel vom Libanon ein. In dem wirtschaftlichen schwachen Land hat die COVID-19 Pandemie dazu beigetragen, eine nationale Bankenkrise auszulösen. Durch Ausgangssperren und Geschäftsschließungen konnten bestehende Kredite nicht mehr finanziert werden. Die Banken haben allerdings sehr risikobehaftete Kredite vergeben und diese aus Rentabilitätsgründen übergewichtet. Im Ergebnis führte diese Entwicklung dazu, dass die Banken marode Kredite abschreiben müssen und das Land eine Bankenkrise erlebt. Kryptowährungen könnten einen Schutz darstellen.

„Die Menschen sehen sich mit Abhebungslimits an Geldautomaten konfrontiert und sehen, wie ihre Ersparnisse nach und nach in einer Inflationsspirale verdampfen.Gegen beide Entwicklungen können Kryptowährungen schützen. Sie haben nicht nur die Kontrolle über ihr Vermögen, was bedeutet, dass Abhebungen nicht blockiert werden können, sondern die meisten Währungen verfügen über einen integrierten Inflationsschutz, der aufgrund ihres dezentralen Charakters nur schwer zu ändern ist.“ – Fabio Canesin

Kritisch muss dieser Ansatz dennoch betrachtet werden. Immerhin zeigte sich im Zuge des Corona-Crashs, dass die führenden Kryptowährungen mit den allgemeinen Märkten korrelierten. Dementsprechend sorgte der Wirtschaftscrash auch zu stark fallenden Kursen bei Bitcoin, Ethereum und Co. Nichtsdestotrotz könnten sich Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, als Wertspeicher der Zukunft etablieren.

Fazit: Neue Einsatzfelder für die Blockchain nach der Pandemie

Die aktuelle Pandemie ist eine Ausnahmesituation, die viele Länder dieser Welt an die Grenzen der Möglichkeiten bringt. Während die Infektionszahlen in Europa auf einem beherrschbaren Niveau verweilen, können wir in den USA rapide Anstiege verzeichnen. Dementsprechend ergeben sich interessante neue Ansätze, die auf dem Einsatz der Blockchain aufbauen. So können die Regierungen Helikoptergeld effizienter und gezielter Verteilen. Auch die Vergabe und Einnahme von Spenden könnte durch die neue Technologie profitieren. Einen besonderen Nutzen dürfte die Technologie allerdings auf die Entwicklung und Internationalisierung von KMUs haben. Des Weiteren zeigt Canesin, dass sich Kryptowährungen als eine Art sicherer Hafen verwenden lassen und somit dazu beitragen, dass Inflationsspiralen wie im Libanon schlichtweg nicht mehr möglich sind.

Aus meiner Sicht sind die angesprochenen Punkte des Autors nachvollziehbar und einleuchtend. Allerdings bezweifle ich, dass Regierungen eine neue Technologie vor den Marktteilnehmern adaptiert. Außerdem denke ich, dass die Blockchain vor allen Dingen in der Lieferkette zum Einsatz kommen dürfte. Beim Punkt der Kryptowährungen stehe ich voll hinter Casenin. Aus meiner Sicht gehören Kryptowährungen in ein gut diversifiziertes Portfolio.

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