Blockchain in der Lebensmittelindustrie
Das Jahr 2018 kann stellvertretend für das steigende Interesse an der Blockchain-Technologie herangezogen werden. Vor allem in der Lebensmittelindustrie lässt sich ein großes Interesse an der Technologie feststellen.
Die Einsatzfelder reichen vom Nachverfolgen der Nahrungsmittel zur Qualitätssicherung hin zum Handel von Lebensmitteln. Schlussendlich konnten zahlreiche Entwicklungen des Teststatus überwinden und sich als fixe Technologie in dieser Industrie etablieren.
Blockchain schafft Transparenz und ermöglicht Nachvollziehbarkeit
In den meisten bekannten Fällen wir die Blockchain in der Lebensmittelindustrie zum Nachverfolgen von Nahrungsmitteln genutzt.
Hierdurch kann gewährleistet werden, dass der Kunde die gewünschte Qualität erhält – im Negativfall kann der Ursprung des mangelhaften Produkts schnell identifiziert werden.
Vor kurzem hat der französische Auchan-Konzern bestätigt, dass er die Blockchain-Technologie in mehreren Ländern nutzt, um Nahrungsmittellieferungen nachzuvollziehen.
Zuvor wurde die Technologie in einem 18-monatigen Test in Vietnam untersucht. Das System registriert dabei sämtliche Informationen der Produkte innerhalb einer jeden Stufe im Distributionsprozess.
Dementsprechend wird ein Gemüse, welches geerntet und für den Versand vorbereitet wird, auf der entwickelten Blockchain – die TE-FOOD-Blockchain – dokumentiert.
Jeder weitere Logistikschritt führt zu einem weiteren Eintrag. Laut Auchan führt ein solches Verfahren zu einer größeren Verantwortung bei den Zulieferern.
Allerdings basiert die Angabe dieser Daten auf einer Gegenleistung, welche in Form von Tokens gewährt wird.
Die TE-FOOD-Blockchain fordert die anfragenden Supermärkte auf, Tokens an die Zulieferer oder Produzenten zu transferieren, sobald eine Anfrage gestellt wird.
Laut Auchan wäre es eine utopische Annahme, dass Unternehmen Informationen ohne eine entsprechende Gegenleistung zur Verfügung stellen.
Zudem stelle dies eine zusätzliche Einkommensquelle dar, sodass hierdurch die Profitabilität der Unternehmen steigt.
Unterbindung von Korruption in der Lebensmittelbranche
Der zweite große Vorteil der Blockchain-Technologie in der Lebensmittelbranche findet sich in der Unterbindung von Korruption wieder.
Sollte ein Kunde ein Produkt nachverfolgen wollen, so kann dies – durch die Nutzung der Blockchain Technologie – innerhalb kürzester Zeit geschehen.
Diese Entwicklung spielt eine wichtige Rolle, denn neueste Untersuchungen belegen, dass immer mehr Kunden das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie verlieren.
Vor allem die ethnische Korrektheit der Produktion und Lieferantenbeziehungen spielen demnach eine wichtige Rolle für die Kunden.
Wie das Food Marketing Institute herausfand, würden 75 Prozent der Kunden die Marke wechseln, wenn diese ein unethisches Verhalten aufweisen würde.
Die Distributed Ledger Technologie kann genau diese Informationen zur Verfügung stellen und den Kunden beim Treffen der richtigen Entscheidungen helfen. Deswegen planen auch immer mehr Unternehmen die Entwicklung und Implementierung eigener Blockchain-Systeme.
Auch der französische Lebensmittelkonzern Carrefour bestätigte im November, dass die IBM Food Trust Blockchain zum Nachverfolgen von Geflügelprodukten genutzt werde. Die Gustav Gerig AG wird dahingegen auf Ethereum zurückgreifen, um Thunfisch zu verfolgen.
Auch die US-amerikanische Blockchain Sweetgreen, welche frische Lebensmittel über eine Blockchain verfolgbar machen möchte, konnte bereits 200 Millionen US-Dollar zur Projektfinanzierung akquirieren.
Allein diese Meldungen wurden im November veröffentlicht und verdeutlichen das positive Momentum der Blockchain-Technologie in der Lebensmittelindustrie.
Für die Unternehmen eröffnet sich somit auch eine große Chance, denn diese können belegen, dass das Sourcing der Produkte nachhaltig stattfindet.
Somit kann ein ethnisches Fremdbild geschaffen werden, welche für das sich ändernde Marktumfeld Vorteile bietet. Doch auch NGOs wie Oxfam setzen auf die Blockchain, um die Arbeitsbedingungen in Primärbetrieben zu verbessern.
So gab die Organisation im November 2018 bekannt, dass die Reisförderung in Kambodscha durch den Einsatz der Blockchain-Technologie optimiert wird.
Insbesondere der Handel über die Plattform führt zu faireren Preisen und besseren Arbeitsbedingungen bei den Reisbauern.
Blockchain zur Verbesserung des Handels und Steigerung der Loyalität
Auch wenn sich bereits zeigt, dass das Interesse an Transparenz-schaffenden Plattformen groß ist, steht der Lebensmittelhandel noch nicht im Fokus der Unternehmen.
Mittlerweile zeigt sich, dass der Hauptfokus der 5,6 Trilliarden Dollar Industrie auf der Transparenzsteigerung liegt. Doch in anderen Branchen ist dies nicht zwingend der Fall.
Vor allem im Energiesektor zeigt sich ein Bedarf nach Handelsplattformen. Und auch bei den Primärerzeugern offenbart sich ein hohes Interesse an Handelsplattformen.
So gaben sich im Oktober 2018 die vier größten Landwirtschaftsunternehmen der Welt zusammengeschlossen, um die Blockchain-Technologie zum automatisierten Handeln zu nutzen.
Hierdurch sollen Ineffizienzen eliminiert und die Bearbeitungszeiten reduziert werden.
Kann die Blockchain im Nahrungsmittelgeschäft ohne Vertrauen funktionieren?
Auch wenn die Blockchain das gesamte Geschäft optimieren kann, wird sie dabei nicht sicherstellen können, dass die getroffenen Angaben auch der Realität entsprechen.
Sollte ein Lebensmittel mit „Bio“ deklariert werden, so kann die Blockchain nicht nachvollziehen, ob dies zu 100 Prozent zutrifft. Dementsprechend müssen die initialen Angaben korrekt erfolgen.
Hierfür muss zwingend ein enges Vertrauensverhältnis zwischen dem Anbieter und dem Lieferanten bestehen. Große Unternehmen wie Walmart, Carrefour oder Auchan pflegen eben solche Beziehungen zu den Lieferanten und setzen auf ein enges Vertrauensverhältnis.
Für den Einsatz der Technologie bedeutet dies jedoch, dass alle nachfolgenden Schritte transparent nachvollzogen werden können.
Auch die Anreicherung organischer Produkte mit nicht-organischen Zutaten kann identifiziert werden.
Allein in Großbritannien beläuft sich das Volumen beim Nahrungsmittelbetrug auf rund 12 Milliarden Pfund pro Jahr, sodass eine solche Transparenz auch zu weniger Missbrauchsfällen führen dürfte.
Dabei hebt der Bericht auch hervor, dass der Betrug meist nach der initialen Produktregistrierung stattfindet und somit durch den Einsatz der Blockchain-Technologie unterbunden werden kann.