Paraguay: Wird BTC zum offiziellen Zahlungsmittel wie in El Salvador?
Am 7. Juni 2021 wurde bekannt, dass El Salvador Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel akzeptieren will. Bereits zwei Tage später stimmte der Kongress in El Salvador mit 74 prozentiger Mehrheit für den Vorschlag.
Nun scheint es bereits Nachahmer zu geben. Paraguay möchte nach Aussagen eines Kongressabgeordneten zum Krypto-Hub in Südamerika avancieren und Bitcoin ebenfalls als Zahlungsmittel etablieren.
Doch bevor Bitcoin eine offizielle Währung im Land im Herzen Südamerikas wird, möchte Paraguay mithilfe eines Gesetzesentwurfs Unternehmen aus dem Krypto-Sektor anlocken. Insbesondere Mining-Betreiber sollen Ihren Platz in Paraguay finden und dort vom nachhaltig erzeugten sowie günstigen Strom aus Wasserkraft profitieren.
Sicherlich ein zu überlegender Schritt angesichts der Tatsache, dass vor allem Bitcoin Mining seit jeher wegen seinem weniger umweltfreundlichen Energieverbrauch im Fokus der Umweltschützer und Regierungen steht. Die Rufe nach einem grünen Bitcoin wurden in jüngster Vergangenheit immer lauter.
Carlos Rejala will Krypto-Unternehmen nach Paraguay lotsen
Wie aus einem Interview mit Coindesk hervorgeht, möchte der paraguayische Kongressabgeordnete Carlos Rejala zeitnah einen Gesetzentwurf präsentieren, der es Unternehmen aus dem Kryptowährungsbereich erlaubt, ihre Vorhaben in Paraguay mit Kryptowährungen zu finanzieren.
Außerdem soll es ihnen ermöglicht werden, Dividenden ins Ausland zu überweisen und ihre Kryptowährungsgewinne in lokalen Banken zu veranlagen.
Rejala selbst ist ein 36-jähriger Unternehmer, der 2017 Bitcoin für sich selbst entdeckte. Ein Jahr später übernahm er einen Abgeordnetensitz für die unabhängige Partei Hagamos. 2019 entschied er sich, selbst auch am Handel von Bitcoin teilzunehmen.
Nun scheint es für ihn an der Zeit zu sein, den nächsten Schritt mit Bitcoin zu gehen. Neben der Bereitstellung optimaler Rahmenbedingungen für Unternehmen aus dem Krypto-Bereich, plant er in einem weiteren Schritt, BTC als offizielle Zahlungsmittel zuzulassen. Voraussetzung dafür ist die Genehmigung seiner aktuellen Gesetzentwurfes.
Er möchte damit dem Vorbild von El Salvador folgen. Nach Bekanntwerden der Ambitionen des mittelamerikanischen Staates tweetete Rejala ein Selbstbild von sich mit roten Laseraugen zusammen mit den Worten, dass es nun an der Zeit ist, dass sich Paraguay gemeinsam mit der neuen Generation weiterentwickelt.
Como ya lo decía hace un buen tiempo, nuestro país necesita avanzar de la mano de la nueva generación.
Llegó el momento, nuestro momento.
Esta semana empezamos con un proyecto importante para innovar a Paraguay frente al mundo!El verdadero to the moon 🚀#btc & #paypal pic.twitter.com/ZMRJgAIxgO
— Carlitos Rejala 🙏🇵🇾🙌 (@carlitosrejala) June 7, 2021
Paraguay soll Krypto-Hub Lateinamerikas werden
Das Vorhaben von Carlos Rejala zielt darauf ab, Paraguay als Krypto-Hub für Lateinamerika zu positionieren und als Modell für die angrenzenden Staaten zu fungieren. Dieses Ziel verfolgen die lokalen Wirtschaftsführer bereits seit 2018. Schon damals priesen sie die billige Energie im Land an.
0,05 US-Dollar pro Kilowattstunde sollten Anreiz genug sein, damit sich große Mining Farmen im Herzen Südamerikas ansiedeln.
Und das Beste daran ist, dass nahezu 100 Prozent der Stromproduktion aus Wasserkraft stammen.
Den Hauptanteil daran hat der Itaipú Staudamm im Südosten des Landes. Er befindet sich im Grenzgebiet zu Brasilien und auch die argentinische Grenze ist nicht weit weg.
Paraguay teilt sich aktuell die erzeugte Energie mit Brasilien. Doch benötigt das Land nur etwas mehr als ein Viertel seines Anteils von monatlich 6.067 Megawatt selbst. Den Rest verkaufen sie wenig gewinnbringend an Brasilien.
Daher liegt es nahe, dass das Überangebot an Strom anderweitig und vor allem profitabler genutzt werden soll in Zukunft.
Der Gesetzesentwurf soll dafür den Weg ebnen. Der Standort Paraguay wäre für Mining-Unternehmen zudem eine hervorragende Möglichkeit, das „schmutzige“ Image des Schürfens neuer Bitcoin etwas aufzupolieren.
Es ist eine erneuerbare Energie, die keine Umweltverschmutzung verursacht, was für die Mining-Unternehmen extrem wichtig ist.
Aus einem weiteren Gespräch von Coindesk und Juanjo Benitez Rickmann, dem CEO des lokalen Mining-Unternehmens Bitcoin.com.py, stellte sich heraus, dass Mining lediglich eine Registrierung und die Zahlung der Steuern erfordert.
Gegenwärtig arbeitet Paraguay mit einem Steuersystem, das als Triple 10 bekannt ist. Das bedeutet, dass jeweils 10 Prozent Einkommenssteuer, Mehrwertsteuer und persönliche Einkommenssteuer abzuführen sind. Auch in puncto Steuern steht Paraguay besser da als seine unmittelbaren Nachbarn.
Darüber hinaus bestehen im Land keinerlei Beschränkungen für ausländische Kapitalflüsse und die Zahlung von Dividenden im Ausland. Das macht Paraguay auch zu einem attraktiven Land für Krypto-Investoren, fügte Rejala hinzu.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Ein Gesetzesentwurf wurde bereits mehreren paraguayischen Regierungsstellen vorgelegt, darunter auch das zuständige Amt zur Bekämpfung von Geldwäsche.
Rejala versucht derzeit, Unterstützung zu gewinnen, um die erforderliche Mehrheit von 41 Stimmen in der Abgeordnetenkammer zu erreichen und den Gesetzentwurf an die Senatskammer weiterzuleiten. Wenn beide Kammern zustimmen, hat der Präsidenten des Landes das letzte Wort, um es in Kraft zu setzen. Doch er kann ebenso ein Veto gegen den Entwurf einlegen. Je nach Ausgang der Abstimmung entscheiden sich die folgenden Schritte.
Die ersten Anfragen für freie Plätze zum Minen sind bereits eingegangen. Benitez Rickmann berichtete, dass er während der Bitcoin Konferenz in Miami vom 4. bis 6. Juni 2021 einige vielversprechende Gespräche mit Interessenten aus China hatte, die für Kapazitäten in Höhe von 100 Megawatt angefragt haben.
Fazit – Paraguay und El Salvador zeigen der Welt, wie Bitcoin Einzug in Staaten halten kann
Das waren die Neuigkeiten für Bitcoin in dieser Woche. Mit El Salvador führt erstmals ein Staat die Ur-Kryptowährung als offizielles Zahlungsmittel ein. Doch bleibt das Land in Mittelamerika voraussichtlich nicht lange allein damit. Paraguay hegt ähnliche Pläne und will vor allem Mining-Unternehmen in sein Land locken.
Mit etwa 74 Prozent Energieüberschuss hat das Land im Herzen Südamerikas ausreichend freie Ressourcen, um Bitcoin Mining in großen Stil durchführen zu können. Da die Energie zu nahezu 100 % aus Wasserkraft erzeugt wird, spielt der Nachhaltigkeitsgedanke den Paraguayern zusätzlich zu den geringen Strompreisen in die Karten.
Mithilfe eines Gesetzesentwurfes möchte Carlos Rejala von der unabhängigen Partei Hagamos die ersten Schritte in Richtung Krypto-Freundlichkeit in seinem Land gehen. Erhält sein Vorschlag die notwendigen Zustimmungen der einzelnen Kammern des Parlamentes und des Staatspräsidenten, können er und seine Anhänger den nächsten Schritt planen und Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel machen.
Diese Entwicklungen sind definitiv ein positives Zeichen für die Kryptowährungen und zeigen den übrigen Staaten auf der Welt, wie vergleichsweise einfach es gehen kann, Bitcoin als offizielle Währung einzuführen. Dennoch muss sich zeigen, wie sehr BTC Adaption findet. Denn wirklich geeignet als reines Zahlungsmittel ist Bitcoin in meinen Augen nicht. Viel zu lange dauern die Transaktionen. Andere Projekte sind dafür wesentlich besser geeignet.