Was ist Liquidity Mining und wie funktioniert es?
Bitcoin und Kryptowährungen befinden sich wieder in einem starken Aufwärtstrend und sorgen dadurch für Aufmerksamkeit. Grund hierfür ist auch das rasante Wachstum im Bereich Dezentrale Finanzen (DeFi).
Investoren können hier durch verschiedene Methoden Cashflow durch Kryptowährungen und FIAT-Währungen erzielen. Zu den bekanntesten Formen zählt mitunter das Liquidity Mining.
Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist auch das Aufkommen von neuen Handelsplätzen. Bislang erfolgte der Handel mit Kryptowährungen ausschließlich auf einer zentralisierten Börse (CEX).
Jedoch können durch Smart Contracts auch dezentrale Börsen (DEX) entstehen, welche vollständig automatisiert und autonom funktionieren.
Die Digitalisierung betrifft den Finanzsektor in vielen Aspekten. Zunehmend entstehen neue Anlageprodukte, welche dezentral organisiert sind. Durch die vollständige Automatisierung solcher Protokolle lassen sich diese oft günstiger und sicherer gestalten als herkömmliche Anwendungen.
Dezentrale Finanzen (DeFi) befinden sich im Wachstum
Im Jahr 2020 konnten zahlreiche Projekte mit Fokus auf Dezentralen Finanzen (DeFi) für hohe Kursgewinne sorgen. Ein Beispiel hierfür ist Yearn.Finance, deren Token zeitweise auf etwa 48.000 US-Dollar steigen konnte.
Grund für die steigende Nachfrage sind mitunter die hohen Renditen, welche möglich sind. Zudem können Investoren von möglichen Kursgewinnen der Token profitieren.
Während klassische Anlageformen wie das Sparbuch aufgrund niedriger Zinsen keine Gewinne erwirtschaften, bieten Anbieter im Bereich DeFi oftmals bis zu zehn Prozent jährlich.
Den größten Anteil stellen dabei das Leihen und Verleihen von Kapital dar. Der Vorgang findet dabei vollständig automatisiert mittels Smart Contracts statt.
Somit können die Teilnehmer auf eine vermittelnde Instanz verzichten und die Vertrauensbasis entsteht durch den Programmiercode.
„Mit Blick auf die Probleme, die Menschen in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart mit dem traditionellen Banken- und Finanzsystemen haben, ist DeFi eine wichtige und unerlässliche Weiterentwicklung.“ – Kai Schiller, Gründer von Blockchainwelt
Dezentrale Finanzen bezeichnen ebenso den Handel mit Kryptowährungen auf dezentralen Börsen bzw. Marktplätzen (DEX).
Diese unterschieden sich von zentralen Börsen (CEX) dadurch, dass kein Unternehmen die Plattform führt und verwaltet.
Es handelt sich vielmehr um eine Verkettung von Smart Contracts, welche den Tausch automatisiert ermöglicht. Diese können unter Umständen jedoch Sicherheitslücken aufweisen und stellen daher ein erhöhtes Risiko für die Nutzer dar.
Auch zentrale Finanzprodukte bieten hohes Potenzial für Investoren. Unternehmen wie Nexo ermöglichen ihren Kunden, Kredite durch Kryptowährungen aufzunehmen oder zu vergeben.
Bei der Kreditaufnahme erfolgt eine Hinterlegung in Form von Kryptowährungen, bei der Vergabe erhalten die Geldgeber Zinsen. Durch die Verwendung von Stablecoins lassen sich die Produkte auch mit herkömmlichen Währungen verwenden.
Wie funktioniert Liquidity Mining?
Um den Handel auf dezentralen Plattformen zu ermöglichen, müssen diese Liquidität bereitstellen. Nutzer können hierfür eigenes Kapital auf der Plattform hinterlegen und im Gegenzug erhalten sie einen Anteil an den Gebühren.
In der Regel lassen sich hier ausschließlich Handelspaare hinterlegen, wodurch immer zwei verschiedene Kryptowährungen in den Pool fließen.
Jedes Handelspaar ist somit in einem eigenen Smart Contract bzw. Pool festgelegt. Nutzer können zum Handel den jeweiligen Token A an die Adresse senden und erhalten hierfür den gewünschten Token B zum festgelegten Wechselkurs. Für diesen Vorgang fällt eine geringe Gebühr an.
Diese Gebühr stellt auch den Anreiz für das Hinterlegen von Kapital dar. Liquidity Provider erhalten für jeden Trade einen prozentualen Anteil an den Handelsgebühren. Somit können sie durch das Liquidity Mining ein passives Einkommen erzielen.
Zudem stellen viele Plattformen weitere Anreize in Form von Token dar. Die Geldgeber erhalten für das Nutzen des Services somit zusätzliche Kryptowährungen, welche frei auf dem Markt handelbar sind.
Diese bieten oft mehrere Vorteile, wie etwa Stimmrechte bei der weiteren Entwicklung. Durch mögliche Kursanstiege der Token lassen sich dadurch zusätzliche Gewinne erwirtschaften.
Risiken beim Liquidity Mining
Dezentrale Tauschbörsen sind eine sehr junge Erscheinung und befinden sich daher noch in der Entwicklung. Es ist daher nicht auszuschließen, dass viele Plattformen Sicherheitslücken aufweisen können. Im schlimmsten Fall könnten Angreifer dadurch Pools hacken und zu ihren eigenen Gunsten programmieren.
Bei der Wahl einer DEX ist daher der Aspekt der Sicherheit enorm wichtig. Vorteile bieten hier Open-Source-Projekte, welche den Programmiercode vollständig veröffentlicht haben. Dadurch ist dieser frei zugänglich und kann von mehreren Instanzen unabhängig getestet werden.
Es gibt immer mehr Unternehmen, welche Audits anbieten und Smart Contracts auf ihre Sicherheit prüfen. Eine seriöse Plattform unterzieht seinen Service in der Regel mehreren Audits und stellt die Ergebnisse anschließend öffentlich bereit.
Dezentrale Plattformen sind zudem für jedermann zugänglich. Dadurch können Nutzer eigene Pools erschaffen, welche unter Umständen auf falschen Angaben basieren.
Beispielsweise lassen sich so bekannte Token kopieren und Nutzer bemerken zuerst nicht, dass es sich um eine Fälschung handelt.
Da jeder eine eigene Kryptowährung und Smart Contracts erstellen kann, ist hier das Risiko besonders hoch. Daher sollte immer die originale Contract-Adresse geprüft werden.
Ein weiteres Risiko stellen Kursverluste dar. Manche Protokolle bieten ihren Nutzern an, ihr Kapital in festgelegten Zeiträumen zu hinterlegen.
Dadurch können diese für einen bestimmten Zeitraum ihre Liquidität nicht aus dem Pool abziehen und sind an diesen gebunden. Sollten sich inzwischen die Kurse der hinterlegten Assets ändern, drohen dem Nutzer Verluste.
Bekannte Anbieter für Liquidity Mining
Die Zahl der Anbieter für Liquidity Mining steigt und schafft neue Möglichkeiten für Investoren. Vor der Auswahl einer geeigneten Plattform sollten Nutzer jedoch immer alle Risiken in Betracht ziehen.
Auch wenn viele der Projekte bereits als etabliert gelten, einzelne Sicherheitslücken lassen sich in der Regel nicht ausschließen.
Uniswap
Der derzeit bekannteste Anbieter für den dezentralen Handel und Liquidity Mining ist Uniswap. Die Anwendung ermöglicht es, sich direkt mit einem eigenen Wallet zu verbinden.
Anschließend finden Token Swaps direkt zwischen dem Wallet und dem jeweiligen Pool statt.
Uniswap zählt zu den größten dezentralen Börsen und listet daher zahlreiche verschiedene Token. Es handelt sich jedoch ausschließlich um ERC20-Token, wodurch ein Ethereum Wallet zur Nutzung notwendig ist.
Durch den Uniswap-Token können Halter der Währung aktiv an der zukünftigen Gestaltung des Netzwerkes mitbestimmen. Dieser wurde mittels Airdrop an bestehende User ausgezahlt und zählt aktuell zu den größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung.
Um Liquidität in den jeweiligen Pools bereitzustellen, benötigt der Nutzer sowohl Ethereum als auch den im Pool angebotenen Token im gleichen Verhältnis.
Beide Assets werden anschließend im Smart Contract hinterlegt und im Gegenzug erhält der Nutzer sogenannte LP-Token (Liquidity Provider).
Dabei handelt es sich um frei handelbare Token, welche den Nachweis über die bereitgestellte Liquidität darstellen. Um die Einlage aus dem Pool abzuziehen, müssen die LP-Token eingetauscht werden.
Bancor
Bei Bancor handelt es sich um ein Blockchain-Protokoll, welches den direkten Tausch von Kryptowährungen ermöglicht. Dabei kommt der Bancor Network Token (BNT) zum Einsatz, welcher Transaktionen und das Liquidity Mining ermöglicht. Zusammen mit Uniswap zählt Bancor zu den größten Anbietern für dezentrale Tauschgeschäfte.
„Bancor ist ein On-Chain-Liquiditätsprotokoll, das einen automatisierten, dezentralen Austausch auf Ethereum und über Blockchains hinweg ermöglicht.“ – Bancor Website
Die Entwicklung des Projektes begann im Jahr 2017 in Israel, wobei Eyal Hertzog, Galia Benartzi und Guy Benartzi maßgeblich beteiligt waren.
Die Veröffentlichung des Whitepaper erfolgte anschließend im Jahr 2018. Ziel war es, eine automatische Preisermittlung, sowie autonome Liquiditätsmechanismen auf Basis von Smart Contracts zu ermöglichen.
Der Bancor Network Token stellt dabei die Reservewährung im System dar. Die Hinterlegung in die jeweiligen Pools erfolgt demnach in BNT.
Das Netzwerk ist kompatibel mit allen ERC20-Token und ermöglicht somit die Erstellung zahlreicher Pools. Halter von BNT erhalten zudem Zinsen auf die anfallenden Transaktionsgebühren des Netzwerkes.
Balancer
Mit Balancer haben Anleger ebenfalls die Möglichkeit, am dezentralen Handel mit Kryptowährungen teilzunehmen. Das Protokoll wurde im Jahr 2019 durch Balancer Labs ins Leben gerufen und konnte bereits in der Seed-Finanzierung drei Millionen US-Dollar einsammeln.
Ähnlich wie Uniswap besitzt Balancer eine dezentrale Struktur sowie einen öffentlichen Quellcode. Dieser ist festgelegt und eine Änderung kann rückwirkend nicht erfolgen.
Dies stellt auf der einen Seite eine vertrauenswürdige Form dar, kann jedoch im Falle von Sicherheitslücken und Fehlern nachteilig sein. Durch die Abhängigkeit von einem Unternehmen ist zudem keine volle Dezentralität gewährleistet.
Ein großer Vorteil von Balancer ist jedoch, dass die Erstellung von Pools nicht auf zwei Token limitiert ist. Nutzer können hingegen bis zu acht verschiedene Coins integrieren, wobei sich die Sicherheit nach dem schwächsten Glied richtet.
Dies bedeutet, dass eine Schwachstelle in einem der Coins als Sicherheitslücke für den gesamten Pool gelten kann.
Bislang zählt Balancer zu den unbekannteren Projekten, wodurch auch weniger Liquidity Provider den Service nutzen. Dadurch können unter Umständen höhere Rewards beim Liquidity Mining erzielt werden.
PancakeSwap
Binance zählt aktuell als der größte Anbieter für den (zentralen) Handel mit Kryptowährungen. Mit der Einführung der Binance Smart Chain und dem BEP20-Standard sind nun auch dezentrale Anwendungen möglich. Dabei stellen hauptsächlich die geringen Transaktionsgebühren einen klaren Vorteil gegenüber Ethereum dar.
Als größte Plattform für den dezentralen Handel mit Kryptowährungen auf der Binance Smart Chain zählt Pancake Swap. Der Zugriff erfolgt dabei ähnlich wie bei Uniswap und anderen Anbietern direkt über ein geeignetes Wallet, wie Metamask oder das Binance Chain Wallet.
Nutzer können dort Liquidität bereitstellen und hierfür Zinsen in Form des eigenen CAKE-Token erhalten. Da es sich um ein sehr junges Projekt handelt, stehen jedoch vergleichsweise wenige Token zur Verfügung.
Fazit: Liquidity Mining bietet zahlreiche Möglichkeiten
Der Handel auf dezentralen Börsen über Automated Market Maker (AMM) nimmt zu und ermöglicht Investoren ein passives Einkommen. Voraussetzung hierfür ist jedoch oft ein grundlegendes Verständnis über die Funktionen und die sachgemäße Nutzung der Anwendung.
Wenngleich viele Plattformen bereits als sicher gelten und durchgehend geprüft werden, so können Fehler auf Seite des Nutzers zu Verlusten führen.
Auch die Anwendungen selbst können keine vollständige Sicherheit garantieren. So befinden sich die meisten Projekte in einer Beta-Version und die Nutzung erfolgt ausschließlich auf eigene Gefahr.
Bei der Wahl einer DEX sollte demnach eine ausgiebige Recherche vorangehen und die Funktion durch geringe Testtransaktionen geprüft werden.
Auch bei Verlust der Zugangsdaten für die eigene Wallet haftet der Nutzer ausschließlich selbst und kann keine Ansprüche bei einer Börse stellen.
Das zum Teil erhöhte Risiko beim Liquidity Mining ist im Gegenzug auch mit einer höheren Rendite verbunden.
Durch die Nutzung verschiedener Pools lassen sich oft überdurchschnittliche Gewinne erzielen, zudem können durch das Yield Farming die erwirtschafteten Gewinne direkt reinvestiert werden.
Sehr guter Beitrag! Wie wird sich Liquidity Mining im Jahr 2023 verändern? Wird es benutzerfreundlicher und sicherer?