Warum sich Notenbanken mit der Blockchain-Technologie befassen

Der Start von Libra zeigte nicht nur das immense Potenzial von Kryptowährungen, sondern auch das disruptive Potenzial, welches Notenbanken und Regierungen in dezentralisierten Zahlungsmitteln sehen. Kurz nach der Vorstellung von Libra haben sich immer mehr Notenbanken mit der Emission einer eigenen Digitalwährung auseinandergesetzt. Außerdem hat die chinesische Peoples Bank of China bereits konkrete Pläne zur Umsetzung einer entsprechenden Währung. Folglich stellt sich aus Sicht der Anleger auch die Frage, ob Kryptowährungen langfristig mit digitalen Zentralbankwährungen konkurrieren können – wir werfen einen Blick auf den Konsens der Expertenmeinungen.

Fehlendes Vertrauen in Kryptowährungen

Auch wenn immer mehr Zentralbanken ein grundsätzliches Interesse an den Distributed-Ledger-Technologien aufweisen, so zeigt sich, dass die antiquierten Finanzsysteme noch immer kein Vertrauen in Kryptowährungen besitzen. So gab Andrew Bailey, der kommende Leiter der Bank of England, gegenüber den Mitgliedern des United Kingdom Parliament zu verstehen, dass ein Investment in Bitcoin ein hohes Risiko bedeutet.

„Wenn Du Bitcoin kaufen willst, dann mache Dich darauf gefasst, dass Du Dein ganzes Kapital verlierst. […] Bitcoin hat keinen intrinsischen Wert.“ – Andrew Bailey

Nichtsdestotrotz setzen sich immer Marktteilnehmer mit dem Potenzial der dahinterliegenden Technologie auseinander. Der Start des Venezolanischen Petros oder die Gespräche über Central Bank Digital Currencies (CBDC) verdeutlichen das grundlegende Interesse. Allerdings muss die Technologie entweder missverstanden oder sogar als Gefahr für den Status Quo verstanden sein. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Ansätze, um Kryptowährungen im Finanzsektor zu etablieren.

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Sind CBDCs sinnvoll oder nur ein nutzloses Finanzinstrument?

Bei CBDCs handelt es sich um einen der am häufigsten thematisierten Trends in der Krypto-Szene. Wie BIS Quarterly Review verdeutlicht, erforschen aktuell 17 Regierungen das Potenzial der CBDCs. So hat die neue Präsidentin der EZB, Christine Legarde, öffentlich bekannt gegeben, dass sich die EZB mit den Digitalwährungen auseinandersetze. Grund seien neue Möglichkeiten, um günstigere Transaktionen auf internationaler Ebene auszuführen.

Allerdings verdeutlichen unterschiedliche Veröffentlichungen, dass die internationalen Transaktionen zum aktuellen Zeitpunkt keine tragende Rolle bei der Entwicklung entsprechender Währungen spielen. Außerdem zeigt sich, dass die bisherigen Planungen auch nicht dazu dienen, um eine bessere Verfügbarkeit von entsprechenden Zahlungsdiensten zu gewährleisten. Allerdings zeigt sich, dass vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer ein reges Interesse an Kryptowährungen zeigen. Immerhin sind diese eine Möglichkeit, um der Inflation und wirtschaftlichen Instabilität zu entkommen. Oftmals kommen diese negativen Entwicklungen von den Zentralbanken, die sich auf der anderen Seite mit dem Potenzial der Blockchain befassen wollen.

CBDCs widersprechen dem Grundsatz der Blockchain

Außerdem zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass die Entwicklungen der Zentralbanken nicht dem initialen Ansatz der Blockchain entsprechen. Statt einer Dezentralisierung des Zahlungsverkehrs setzen die Banken auf zentralisierte Währungen. Dabei entfallen zusätzlich die Intermediäre, sodass eine noch stärkere Konzentration der Macht stattfindet.

„Der Overhead, der für den Betrieb eines Konsensmechanismus notwendig ist sorgt dafür, das DLTs langsamer als klassische Architekturen sind. Die entsprechenden Limitierungen verdeutlichen, dass aktuelle DLTs nicht für CBDCs verwendet werden können. Dies ist nur in besonders kleinen Ländern möglich, da es hier keinen hohen Transaktionsverkehr gibt.“ – Auszug aus dem BIC Report

Neben der Erforschung unterschiedlicher Architekturen zur Entwicklung von CBDCs, welche der Dezentralisierung und der Unveränderbarkeit widersprechen, befassen sich Zentralbanken vielmehr mit digitalisierten Fiat-Währungen.

CBDCs könnten durchaus ein Instrument für Regierungen werden, um Kontrolle über den Krypto-Markt zu gewinnen. Eine verbesserte Marktkontrolle ist durchaus einer der Gründe, weshalb sich Banken mit der DLT befassen.

Zentralbankgebäude USA
Notenbanken erproben Einsatz der Blockchain

Notenbanken forcieren die Aufrechterhaltung der Geldpolitik

Weiterhin zeigt sich, dass Zentral- und Notenbanken in der Entwicklung einer neuen Digitalwährung die Möglichkeit sehen, um ein ganzheitliches Wertesystem zu entwickeln. Außerdem ließen sich gewissen Datenschutzanforderungen mithilfe einer entsprechenden Digitalwährung realisieren.

Dementsprechend bedeutet die Emission einer solchen Währung, dass die Teilnehmer des Zahlungsverkehrs automatisch den Grundsätzen der entsprechenden Zentralbank zustimmen.

Außerdem haben sich die Zentralbanken nicht auf die Nutzung der Distributed-Ledger-Technologie festgelegt. Vielmehr handelt es sich um eine Option, sodass die entsprechenden Marktlösungen in Zukunft auf anderen Technologien basieren könnten. Sicher ist jedoch, dass sich Zentralbanken wohl nicht auf dezentrale Konsensmechanismen verlassen werden.

„Gesamtheitlich zeigt sich, dass es jemanden geben muss, der sich mit den Kosten und Vorzügen der DLT befasst. Die DLT outsourcen den Validationsprozess an externe Validatoren, sodass keine direkte Prüfung der Transaktionen stattfindet. Dieser Ansatz sei nur realisierbar, wenn die Validatoren vertrauenswürdiger als die Zentralbank wären. Die anhaltenden Assessments verschiedener DLT-basierter Proof-of-Concepts verlaufen aktuell eher negativ.“ – Auszug aus dem BIC Report.

Die Geschichte zwischen dem Krypto-Sektor und dem traditionellen Finanzmarkt

Auch wenn der klassische Finanzmarkt bereits das Potenzial der Blockchain-Technologien akzeptiert hat, haben viele Marktteilnehmer Kryptowährungen aufgrund ihres dezentralen und anonymen Charakters abgelehnt.

So wurde der Kauf von Bitcoin in der Vergangenheit oftmals mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Auch die hohe Volatilität, der spekulative Charakter und die fehlende behördliche Regulation haben Kritikern in der Vergangenheit als Grundlage für weitere Diskussionen gedient. Zusammenfassend betrachten Kritiker Bitcoin nur als weitere technologischen Trend sowie als Blase, die kurz- bis mittelfristig platzt. In der Vergangenheit wurde die führende Kryptowährung zudem mehrmals als Tod erklärt. Dabei zeigt die Geschichte jedoch, dass Bitcoin eine Erfolgsgeschichte ist. Durch das kommende Halving erwarten wir zudem zusätzliche Kursgewinne. Nichtsdestotrotz verdeutlicht die Kritik, dass es zahlreiche Marktteilnehmer gibt, die auf ein unmittelbares Ende der Währung warten.

Aus heutiger Sicht zeigt sich, dass der Krypto-Markt eine rapide Entwicklung vollzogen hat. So sind viele Punkte, welche damals Platz für Angriffe boten mittlerweile abgestellt. Außerdem haben unterschiedliche Institutionen erkannt, dass die Distributed-Ledger-Technologien durchaus Vorteile bieten. So arbeiten zahlreiche Unternehmen an der Integration von Blockchains in das eigene Geschäftsmodell. Ein renommiertes Beispiel ist etwa die Kooperation von State Street und Gemini. Beide Unternehmen wollen einen neuen Piloten für digitale Assets in Zusammenarbeit mit IBM starten. Auch weitere international agierende Banken nehmen an dem Piloten teil.

Kryptowährungen als Hedge gegen wirtschaftliche Instabilität

Schlussendlich zeigt sich, dass immer mehr institutionelle Anleger in Kryptowährungen investieren, um negative wirtschaftliche Entwicklungen abzusichern. Auch Facebook, eines der wertvollsten Unternehmen der Welt, hat bereits mit der Entwicklung einer eigenen Kryptowährung begonnen. Allerdings haben die Marktaufseher die Emission der Währung durch zahlreiche Regularien unterbunden.

Doch auch andere Unternehmen wie VISA, Mastercard, Walmart, IBM oder Alibaba besitzen zahlreiche Blockchain-Patente. Diese müssten allerdings in Zukunft umgesetzt werden, um einen nachhaltigen Mehrwert zu generieren.

Des Weiteren zeigt sich, dass Kryptowährungen noch immer keine breite Akzeptanz erfahren haben. Als Grund lässt sich die mangelnde Akzeptanz am Kapitalmarkt anführen. Bei Banken und Finanzdienstleistern kehrt zudem immer mehr Ruhe ein, da die SEC einen weiteren Antrag für einen Bitcoin-ETF abgelehnt hat. Allerdings zeigt sich mittlerweile auch, dass die SEC in Zukunft von ihrem alten Kurs abweichen könnte.

Status Quo der Notenbanken in Gefahr?

Bisher waren Kryptowährungen ein Mittel, um auch außerhalb des etablierten Finanzsystems zu investieren. Allerdings gibt es bereits heute einige Länder, die eher eine ablehnende Haltung gegenüber Kryptowährungen einnehmen. So existieren mittlerweile Restriktionen oder sogar Verbote, die den Einsatz von Kryptowährungen einschränken.

Dabei muss die regulatorische Aufsicht nicht grundsätzlich etwas Schlechtes sein. Immerhin bietet ein nicht regulierter Markt die Möglichkeit zum Betrug – beispielhaft lassen sich zahlreiche ICOs anführen. Insbesondere aufgrund dieser Scams war es in einigen Ländern unvermeidbar, entsprechende Regularien einzuführen.

Allerdings haben sich auch einige Politiker gegen die Nutzung von Kryptowährungen – insbesondere Stablecoins – ausgesprochen. So gab etwa Jon Cunliffe, ein Vertreter der Bank of England zu bedenken, dass die Vergabe von Kryptowährungen unter Umständen die Vergabe von Bankkrediten negativ beeinflusse. Dabei macht Cunliffe insbesondere seine skeptische Haltung gegenüber Stablecoins deutlich. Sobald Nutzer ihr Geld vom Finanzmarkt abziehen, um dieses bei einem sozialen Netzwerk aufzubewahren, stehe der Finanzmarkt von einem Problem.

Schließt sich die Lücke zwischen Kryptowährungen und dem klassischen Geldsystem?

Das Risiko für die Geldpolitik ist dabei nur eines der Risiken, welches zur Regulierung der Währung führte. Insbesondere der Umstand, dass Facebook bei Libra auf die gesamte Nutzerbasis hätte zurückgreifen können sorgte dafür, dass die Regulatoren eine Regulierung forcierten. Neben schnelleren Zahlungen wollte das Ökosystem vor allem mit geringen Transaktionspreisen und einer internationalen Verfügbarkeit überzeugen.

Nichtsdestotrotz könnte sich der Bereich der dezentralisierten Finanzen als Herausforderung für den gesamten Finanzmarkt herausstellen. Nutzer können transparente Finanzgeschäfte abschließen, Privatkredite vergeben, neue Stablecoins könnten entstehen und Mechanismen der klassischen Finanzwirtschaft überholt werden. Insgesamt lässt sich bereits heute bei DeFi ein enormes Wachstum beobachten. So befinden sich inzwischen mehr als eine Milliarde Dollar im DeFi-Markt. Zudem geniert dieser Markt kontinuierlich neue Finanzdienste bei steigender Transparenz.

Marktbeobachten können bereits heute erkennen, dass sich die Lücke zwischen den Welten schließt. Insbesondere bei der Regulierung können wir massive Fortschritte beobachten. Außerdem sorgen neue Finanzinstrumente und innovative DeFi-Lösungen für das Interesse institutioneller Investoren.

Neue Geschäftsmodelle treiben Krypto-Adaption

Vor allem zeigt sich allerdings, dass die Tokenisierung eines der beliebtesten Buzzwords der Finanzszene geworden ist. Immer mehr Unternehmen planen die Tokenisierung der eigenen Assets durch den Einsatz der Blockchain. Dabei sollen die hohen Verrechnungskosten, die durch den Handel entstehen, reduziert werden. Allerdings entstanden die meisten tokenisierten Assets bisher auf privaten Blockchains. Die Zentralisierung dieser Blockchains ist nicht so hoch wie bei klassischen Lösungen, entspricht jedoch den hohen Compliance-Anforderungen.

Auf den dezentralisierten Blockchains gibt es auch entsprechende Entwicklungen. So hat die Societe Generale bereits Anleihen auf der Ethereum Blockchain emittiert. Auch andere Institutionen setzen auf Tokens für Zahlungen und Verrechnungen. Etwa die JPM Coin von JPMorgan Chase zeigt das Potenzial in diesem Sektor.

Auch dezentrale Stablecoins erweisen sich als passabler Einstieg in die Krypto-Sphere. So können Nutzer den Umgang mit Kryptowährungen lernen, ohne das große Kursschwankungen einen Einfluss auf das Investment haben. Zusätzlich wird deren Einsatz durch neue Apps immer einfacher und die Anwendungsfälle zahlreicher.

 

Fazit: Kryptowährungen bewegen Notenbanken zum Handeln

Zahlreiche Notenbanken befassen sich mit dem Potenzial der Blockchain. Dabei liegt der Fokus vermehrt auf der Emission einer eigenen Digitalwährung. Allerdings gehen einige Experten davon aus, dass entsprechende Modelle gegenüber dezentral organisierten Kryptowährungen Nachteile aufweisen. Aus diesem Grund sollten sich die Notenbanken nicht nur auf diesen einen Anwendungsfall konzentrieren.

Der eigentliche Fokus könnte auf den sinkenden Transaktionskosten, neuen Geschäftsmodellen und der besseren Nachvollziehbarkeit liegen. Bereits heute zeigt der DeFi-Markt, welches Potenzial hier zu erwarten ist. Allerdings müssen wir auch berücksichtigen, dass Kryptowährungen noch einen langen Weg zurücklegen müssen, bis diese die notwendige Akzeptanz erfahren.

Aus meiner Sicht bleiben Kryptowährungen eine interessante Anlageklasse, die vor allem bei der Diversifikation des Portfolios eine tragende Rolle spielen kann. Aus meiner Sicht ist das stärkste Wachstum im DeFi-Bereich zu erwarten.

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