EUROchain – Die EZB kündigt neues DLT Proof of Concept an

Aus den jüngsten Meldungen geht hervor, dass die chinesische Regierung die Einführung einer digitalen Währung plant. Diese Entwicklungen sind auch in anderen Staaten nicht untergegangen, sodass das Konzept Bestandteil der öffentlichen Diskussion wurde. Nun hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) ein entsprechendes Konzept entwickelt und verabschiedet. Die sogenannte EUROchain soll die Grundlage eines digitalen Euros darstellen.

EZB veröffentlicht Konzept zur EUROchain

Am 17. Dezember hat die EZB ein neues Proof of Concept (PoC) namens EUROchain veröffentlicht. Dabei teilt die EZB auf ihrer Homepage mit, dass das veröffentlichte PoC mehrere neuartige Funktionen bietet. Diese wurden vom ESZB-Forschungsnetzwerk EUROchain durch den Einsatz der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) entwickelt. Außerdem nahmen Accenture und R3 als Kooperationspartner bei der Entwicklung des Konzepts teil.

Das Konzept basiert auf der Corda-Plattform von R3 und soll untersuchen, wie sich die von der verwendeten Blockchain generierte Privatsphäre mit den Compliance-Verfahren – hierzu gehört etwa das Geldwäschegesetz – in Einklang bringen lassen. Zeitgleich soll EUROchain die Vorzüge der DLT verwenden, um eine Senkung der Transaktionskosten zu realisieren.

Reserveguthaben dient zur Ausgabe von digitalen Token

Der beschriebene Anwendungsfall verdeutlicht das Konzept hinter EUROchain. Demnach sollen die Vermittler, die Zugriff auf Zentralbankkonten haben, das bei der EZB vorliegende Reserveguthaben verwenden können, um den Benutzern die digitale Währung der Zentralbank bereitzustellen. Dabei wickeln die Vermittler die Transaktionen im Auftrag der Kunden ab.

Insgesamt sei dieser konkrete Anwendungsfall ein erstes Beispiel, um eine DLT in die Geschäftsprozesse von Zentralbanken zu integrieren. Nichtsdestotrotz verdeutlicht der Bericht der EZB, dass es sich hierbei nur um einen vereinfachten Fall handele. Die Vereinfachung von Geschäftstransaktionen ist im Falle eines Proof of Concepts jedoch normal und dient der Aufstellung eines ersten Modells. In der Schlussfolgerung merkt die EZB an, dass die aus dem Bericht gewonnenen Erkenntnisse noch nicht die Skalierbarkeit des Prototyps berücksichtigen. Dementsprechend ist es möglich, dass das aufgestellte PoC zwar einen realen Mehrwert stiftet, jedoch aufgrund einer fehlenden Skalierbarkeit scheitert.

EUROchain legt Fokus auf die Integration von Enterprise-Blockchain-Innovationen

Im Gegensatz zu den Anwendungsfällen von anderen Stablecoins wie Libra oder der Utility Settlement Coin legt die Studie der EZB einen komplett anderen Fokus. So fokussiert die Europäische Zentralbank nicht die konkreten Customer-Use-Cases, sondern untersucht die Integration von Enterprise-Blockchain-Innovationen in Banken.

Allerdings haben auch andere Zentralbanken ähnliche Projekte ins Leben gerufen. So untersuchen FedNow und Payments Canada den Einsatz neuer Technologien zur Beschleunigung von Transaktionen – hierbei liegt der Fokus jedoch nicht zwangsläufig auf einer Distributed-Ledger-Technologie. So kann FedNow auch Einzelpersonen und Unternehmen einen Mehrwert bieten.

Außerdem befinden sich alle Projekte in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium. Nichtsdestotrotz zeichnet sich bei den Zentralbanken ein klarer Trend ab. Diese intensivieren ihre Bemühungen zur Optimierung der globalen Zahlungsdienste. Dabei sollen neue Technologien wie die Blockchain-Technologie Effizienzen heben.

Fazit: EUROchain impliziert das Potenzial der DLT im Bankenumfeld

Nachdem im vergangenen Jahr vor allem Facebooks Libra für öffentliche Aufregung sorgte, haben die Zentralbanken das latente Risiko einer dezentralen Währung erkannt. Diese könne bestehende Fiat-Währungen obsolet machen und somit die Geldpolitik übergehen. Dementsprechend fokussieren die globalen Notenbanken die Einführung eigener Lösungen.

Auch die EZB hat sich mit dem Potenzial der Distributed-Ledger-Technologien befasst und mit EUROchain ein erstes PoC veröffentlicht. Der dargestellte Geschäftsprozess ist vergleichsweise rudimentär. Nichtsdestotrotz zeigt auch dieser, dass sich die Europäische Zentralbank offen gegenüber dem Potenzial der Technologie zeigt.

In den kommenden Jahren erwarte ich, dass digitale Zentralbankwährungen, im Englischen als Central Bank Digital Currency (CBDC) bezeichnet, zu einem festen Bestandteil unseres Wirtschaftssystems avancieren. Insbesondere zur Sicherung der geldpolitischen Steuerung müssen die Zentralbanken hier aktiv werden. Außerdem eröffnen sich auf diese Weise zahlreiche Vorteile für alle Teilnehmer im Wirtschaftskreislauf.

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