Visa Manager sieht CBDCs als wichtigsten Trend im Zahlungsverkehr
Immer mehr Zentralbanken befassen sich mit der Entwicklung dezentraler Währungen. So könnte bereits in diesem Jahr eine digitale Version der chinesischen Leitwährung starten.
Auch die EZB sowie die europäischen Mitgliedstaaten arbeiten aktuell an der Entwicklung einer entsprechenden Digitalwährung.
Auf seinem Twitter Account hat nun der Visa Head of Crypto zu verstehen gegeben, dass das Zahlungsdienstleistungsunternehmen in digitalen Zentralbankwährungen einen Zukunftstrend sieht.
Visa Manager äußert Zuversicht bei CBDCs
Am 4. Juli hat Cuy Sheffielt, Head of Crypto beim Zahlungsdienstleister VISA, einen Tweet veröffentlicht und darin seine Zuversicht zur weiteren Entwicklung von Kryptowährungen ausgesprochen.
Laut dem Visa Manager seien Central Bank Digital Currencies (CBDCs) einer der wichtigsten Trends im Bereich der Zahlungsmethoden für die kommende Dekade.
1/ I’d argue that central bank digital currency (CBDC) is one of the most important trends for the future of money and payments over the next decade.
Regardless of anyone’s personal views of whether it’s good or bad, the reality is that global interest in it is not going away
— Cuy Sheffield (@cuysheffield) July 3, 2020
Laut Sheffield – dieser leitet die Krypto-Projekte des Payment-Giganten – setzen sich zum aktuellen Zeitpunkt immer mehr Staaten und Zentralbanken mit CBDCs auseinander.
Je nachdem, ob sich ein Konsens über die Einführung staatlicher Digitalwährungen bildet, würde dies den Finanzsektor, Privatsphäre im Zahlungsverkehr, Währungssouveränität und finanzwirtschaftliche Inklusion bedeuten.
Sollten sich CBDCs durchsetzen können, dürften wir sogar eine weltweite Adaption von Kryptowährungen erleben. Damit einhergehend könnte auch Bitcoin seine Rolle als digitales Gold übernehmen und neue Altzeithochs erreichen.
Sheffield betrachtet CBDCs als Pflichtlösung
Allerdings hat sich der Visa Manager bereits in der Vergangenheit zum Thema CBDC geäußert. Zum damaligen Zeitpunkt, im Mai 2020, hat er bereits angedeutet, dass er die neuen Zahlungsmittel begrüßen würde.
Allerdings merkte Sheffield zu diesem Zeitpunkt auch an, dass die Zentralbanken kein außerordentliches Interesse an verbraucherorientierten Lösungen für Digitalwährungen besäßen.
Insbesondere die langsame Erforschung, die zurückhaltenden Kommentare und die starke Regulierung von Libra zeigten, dass die Zentralbanken noch keinen wirklichen Bezug zum Thema aufbauen konnten.
Dennoch hat sich Visa bereits frühzeitig positioniert und öffentliches Interesse an digitalen Währungen bekundet. Außerdem hat das Unternehmen zu Beginn des Jahres ein Patent für eine eigene Kryptowährung eingereicht.
Sollte dieses Projekt zur Umsetzung kommen, könnte Visa damit einen riesigen Markt durchdringen. Vornehmlich im Bereich der Kredit- und Debitkarten gilt Visa als Marktführer.
Nahezu jeder Kunde mit einem klassischen Girokonto dürfte über eine kostenlose oder kostenpflichtige Kreditkarte des Unternehmens verfügen.
Würde hier eine Kopplung mit einer Kryptowährung entstehen, wäre das Potenzial des Projekts immens.
Status quo im Krypto-Payment-Markt
Die CBDCs sind bisher noch kein integraler Bestandteil unseres Finanzsystems. Trotzdem beginnen immer mehr Zentralbanken mit der Entwicklung passender Konzepte.
Ins Leben gerufen wurde dieses Interesse durch den Vorstoß Facebooks. Das Unternehmen stellte im vergangenen Jahr die Kryptowährung Libra vor.
Hierbei handelte es sich im ersten Entwurf um eine Stablecoin, die weltweit verfügbar sein sollte. Das Projekt fand Anklang in der Branche – große Partner wie PayPal, Mastercard und auch Visa engagierten sich als Partner.
Allerdings gingen zahlreiche US-Behörden davon aus, dass die Libra Coin eine verheerende Wirkung auf die Finanzstabilität haben könnte.
Letztlich kam es zur Regulierung des Vorstoßes und zum Austritt zahlreicher Kooperationspartner. Inzwischen avisiert Libra einen Marktstart im Jahr 2020 – ein aktualisiertes Whitepaper wurde bereits veröffentlicht.
Inzwischen gibt es konkrete Pläne der EZB und auch die US-Notenbank beschäftigt sich aktiv mit der Entwicklung einer eigenen Kryptowährung.
CBDCs mit zunehmender Relevanz in Asien
Außerdem soll die chinesische Zentralbank die Entwicklung einer CBDC bereits abgeschlossen haben. Dementsprechend könnte diese sogar im Laufe dieses Jahres starten.
Experten erwarten, dass der Wechsel der Währungen sogar fließend und ohne großes Aufsehen vonstattengehen dürfte. Der Grund hierfür ist die Nutzung von digitalen Zahlungsmitteln in der Volksrepublik. Insbesondere Zahlungsdienste wie WeChat oder Alipay konzentrieren den kompletten Zahlungsverkehr.
Doch auch Japan befasst sich aktiv mit dem Thema der CBDCs. So hat das Land angekündigt, ein Proof of Concept zur Entwicklung eines digitalen Yen zu erstellen.
Mithilfe dieses PoC möchte die Regierung herausfinden, ob eine entsprechende Digitalwährung einen Mehrwert bietet und die notwendige Widerstandsfähigkeit bietet.
Fazit: CBDCs, der Megatrend der 2020er Jahre
Wie Cuy Sheffield jüngst betonte, dürften digitale Zentralbankwährungen eine der spannendsten Entwicklungen im Zahlungsverkehr sein.
Es ist damit zu rechnen, dass im Laufe der 2020er Jahre immer mehr Notenbanken eigene CBDCs einführen. Speziell Länder, die heute keine relevante Position im internationalen Zahlungsverkehr spielen, könnten den Status quo somit ins Wanken bringen.
Primär China dürfte sich durch die frühzeitige Einführung einen Wettbewerbsvorteil erhoffen und versuchen, die dominante Rolle des US-Dollars zu attackieren.
Aus meiner Sicht dürften wir hier neben DeFi einen der interessantesten Anwendungsfälle für die Blockchain-Technologie erleben.
Mittel- bis langfristig müssen die Zentralbanken hier reagieren, falls sie eine Nutzung nicht staatlich anerkannter Währungen verhindern wollen.