Tunesien führt nationale Digitalwährung E-Dinar ein

Viele Experten haben erwartet, dass China als erster Staat eine eigene Digitalwährung einführt. Eine eben solche Digitalwährung hat auch der Facebook CEO Marc Zuckerberg avisiert. Allerdings sorgte die angekündigte Digitalwährung Libra für reichlich Kritik aufseiten der Politik. Insbesondere die Dezentralisierung des Geldsystems sowie die Autonomie gegenüber der staatlichen Geldpolitik gelten als führende Kritikpunkte. Nichtsdestotrotz hat mit Tunesien nunmehr das erste Land den Schritt gewagt und die Landeswährung auf die Blockchain gebracht. Zusammen mit dem russischen Startup Universa plant die tunesische Zentralbank die Emission einer Central Bank Digital Currency (CBDC).

E-Dinar katapultiert Tunesien ins digitale Zeitalter

Wie ein Bericht des russischen Medienunternehmens Tass vom 7. November verdeutlicht, plant der nordafrikanische Staat die Emission einer eigenen Digitalwährung. Dabei kooperiert die Zentralbank des Landes mit dem russischen Blockchain Startup Universa.

Gemäß der Veröffentlichung soll die Zentralbank bereits mit der Digitalisierung der Landeswährung Dinar begonnen haben. Folglich ist der E-Dinar durch die Landeswährung gesichert. Bei der Entwicklung fungiert die Universa Blockchain als technologische Basis der neuen CBDC.

Des Weiteren verdeutlicht der Bericht, dass Universa einen prozentualen Anteil als mithilfe des E-Dinars getätigten Transaktionen erhält. Ferner merkt der CEO und Gründer des russischen Startups, Alexander Borodich, an, dass die neue Währung keine echte Kryptowährung sei. Vielmehr befindet sich der E-Dinar weiterhin im Staatsbesitz und ist durch die Fiatwährung des Landes gesichert.

Einsatz der Blockchain bietet zahlreiche Vorteile

Während die Herstellung und Verwaltung einer physischen Währung ein kostspieliges Unterfangen ist, bietet eine digitale Alternative einige Effizienzvorteile. Kurzum ist die Emission einer solchen Währung billiger und die Steuerung leichter. Außerdem bietet eine CBDC klare Vorteile bezüglich ihrer Transparenz.

„Digitale Banknoten können nicht gefälscht werden. Jede Banknote ist kryptografisch geschützt, so wie ihr Gegenstück aus Papier über ein eigenes digitales Wasserzeichen verfügt. Darüber hinaus ist die Herstellung einer solchen Banknote hundertmal billiger als die Verschwendung von Tinte, Papier und Strom im Druckprozess.“ – Alexander Borodich, CEO und Gründer von Universa

Folglich gibt der Staat keine neue Landeswährung aus, sondern verlagert einen Teil seiner Ressourcen auf die Blockchain-Plattform. Anschließend können die tunesischen Bürger ihr physisches Geld in E-Dinar umtauschen und somit von den Vorteilen einer digitalen Währung profitieren.

Der E-Dinar soll die Funktionsweise privater Bank disruptieren

Ohnehin geht Borodich davon aus, dass die neue Digitalwährung die Arbeitsweise von Privatbanken verändern wird. In Zukunft könnte das gesamte physische Geld bei der Zentralbank verbleiben. Dementsprechend erbringen die Geschäftsbanken in Zukunft ausschließlich Dienstleistungen. Für den Bankensektor bedeutet dies einen steigenden Wettbewerb, bei dem die Kunden von einer steigenden Qualität bei den angebotenen Dienstleistungen profitieren können.

Allerdings ist dies nicht die erste Zusammenarbeit zwischen Universa und der tunesischen Regierung. Bereits gegen Ende des letzten Jahres gab die staatliche, tunesische Internetagentur ATI bekannt, dass sie eine strategische Partnerschaft mit dem Unternehmen eingegangen ist. Dabei stand die Bereitstellung des Blockchain-Dienstes im Vordergrund.

Nichtsdestotrotz muss in diesem Zuge angemerkt werden, dass auch andere Staaten die Idee zur Emission einer CBDC kritisch untersuchen. Jüngst gab die Europäische Union bekannt, dass sie die Einführung einer solchen Währung plane. Bereits im kommenden Jahr soll zudem eine digitale Version der chinesischen Leitwährung erscheinen.

Fazit: Tunesien sorgt mit dem E-Dinar für Aufsehen

Nach der öffentlichen Diskussion rund um Libra haben zahlreiche Staaten die Einführung einer staatlichen Digitalwährung diskutiert. Vor allem der Marc Zuckerberg hat den Staaten verdeutlicht, dass China bereits kurz vor der Veröffentlichung einer entsprechenden Währung steht. Diese Währung könnte bereits im Verlauf des kommenden Jahres erscheinen und somit die führende Position der Volksrepublik im Blockchain-Sektor stärken.

Mit Tunesien plant nun ein Land, welches bisher kein zentraler Bestandteil der Diskussion war, die Einführung einer solchen Digitalwährung. Mit dem E-Dinar könnte das nordafrikanische Land einen wichtigen Schritt in Richtung einer digitalen Welt vollziehen. Außerdem bietet die Kooperation mit dem russischen Startup Universa eine bereits funktionsfähige Blockchain, welche als Grundlage des Geldsystems fungiert. Trotz der prozentualen Transaktionsbeteiligung sinken die Transaktionskosten signifikant.

Für mich ist diese Meldung eine kleine Überraschung, denn bisher hat die Blockchain-Technologie in den afrikanischen Staaten eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Dementsprechend überraschend kam auch die Meldung, dass Tunesien vor der Einführung einer solchen Währung steht. Allerdings kann das Land durch dieses Vorgehen das internationale Wachstum womöglich beschleunigen und wichtige Erfahrungen für weitere Blockchain-basierte Geschäftsmodelle sammeln.

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