Stablecoins – die Guten, die Bösen und die Hässlichen
Willkommen zurück zu einem weiteren Beitrag von Till. Diesmal geht es um das Thema Stablecoins!
Welche gibt es überhaupt, wie unterscheiden sie sich und was sind die guten aber auch schlechten Eigenschaften dieser digitalen Währungen?
Das Video zum Beitrag gibt es auf YouTube. Dort gibt es zahlreiche Quellen und einen kostenlosen, 136 Seiten langen Stablecoin-Report von der THE BLOCK Research, der im März diesen Jahres veröffentlicht wurde und noch tiefer ins Detail geht.
Das spricht für Stablecoins
Fangen wir mit dem Guten an!
Regelmäßige Prüfungen der hinterlegten Sicherheiten
USDC, TUSD und GUSD werden monatlich oder alle drei Monate geprüft, um sicherzustellen, dass diese Coins durch den zugrunde liegenden Vermögenswert wie US-Dollar oder Gold gedeckt sind.
Dadurch wird sichergestellt, dass die Ersteller der Coins nicht aus dem nichts neue Coins rausgegeben können, sondern das Equivalent in beispielsweise US Dollar in der Reserve haben müssen.
Dezentrale Stablecoins wie DAI können sogar über die Blockchain verifiziert werden, sodass keine Prüfung durch eine Agentur notwendig ist.
Schneller Vermögenstransfer
Stablecoins ermöglichen einen schnellen Transfer von stabilen digitalen Währungen auf der ganzen Welt. Anstatt dass eine Bank die Abwicklung übernimmt, wird die Blockchain genutzt.
Zugriff auf Fremdwährungen für geldpolitisch fragile Wirtschaften
Viele Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu „besseren“ Währungen wie dem US-Dollar und leben unter hoher Inflation.
Sie suchen nach einer stabileren Währung. Mit Stablecoins können sie auf eine digitale Währung zugreifen, die z.B. durch den US Dollar gedeckt ist und somit weniger Inflation und Volatilität erleben.
Eignung für repetitive Zahlungen
Aufgrund der fehlenden Volatilität sind Stablecoins auch sehr gut für wiederkehrende Zahlungen geeignet.
Bitcoin funktioniert nur für wiederkehrende Zahlungen, wenn jeder sie als Rechnungseinheit bzw. Unit of Account sieht und über sein Vermögen in BTC oder Satoshis denkt und nicht in US Dollar oder Euro.
Gute Eignung für spezifische Anwendungsfälle
Wie bei Fiat-Währungen sind Stablecoins besser als Bitcoin (bei der derzeitigen Adoption) für viele Zahlungs- oder Tauschmittel-bezogene Anwendungsfälle auf einen kurzen Zeithorizont, weil sie, wie gesagt, nicht so volatil und daher besser für den täglichen Gebrauch sind.
Sie sind allerdings nicht so gut auf einen langen Zeithorizont, weil Fiat Geld fortlaufend entwertet wird.
Stabil ist also nicht unbedingt das beste Wort, um Stablecoins oder Fiat-Währungen zu beschreiben, da sie stetig an Wert verlieren.
Auf einen längeren Zeithorizont gesehen sind sie nicht stabil. Daher ist es auf lange Sicht nicht die beste Idee, Fiat Währungen oder Stablecoins zu halten.
Auch Stablecoins haben signifikante Nachteile
Doch neben den vorangegangenen Vorzügen gibt es auch einige Nachteile, die gegen Stablecoins sprechen.
Hoher Grad der Zentralisierung
Fast alle Stablecoins wie Tether, USDC usw. werden von einer zentralen Partei ausgegeben, was immer ein gewisses Sicherheitsrisiko darstellt.
Außerdem werden Know-Your-Customer (KYC) und Anti-Money-Laundering (AML) Regelungen angewandt und damit eine Identifikation des Nutzers erfordert.
Dieser Mangel an Privatsphäre und Zentralisierung bedeutet auch, dass das Unternehmen, das den Stablecoin ausgibt, Gelder bestimmter Personen einfrieren oder Adressen auf eine Blacklist setzen kann. Alles in allem sind Stablecoins daher weder zensurresistent noch offen oder dezentralisiert.
Dies kann natürlich auch als positiv gewertet werden, da illegale Aktivitäten leichter entdeckt werden können, aber im Allgemeinen ist die Zensurresistenz das, was Bitcoin so großartig macht.
Stablecoin-Emittenten müssen strenge Anti-Geldwäsche- (AML) / Know-Your-Customer- (KYC) Onboarding-Prozesse einhalten, On-Chain-Überwachungsdienste für mögliche Verstöße nutzen (um Suspicious Activity Reports zu erstellen) und bei Bedarf mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren.
Stabilität basiert auf Vertrauen
Zentralisierung bedeutet auch, dass Vertrauen involviert ist, was Bitcoin genau eben loswerden will. Man muss dem Schöpfer der Coins vertrauen, dass er genügend Reserven hat.
Dass die Prüfung legitim ist oder in einigen Fällen wie Tether, dass die Offenlegung der Reserven korrekt ist. Dazu gleich mehr.
Allerdings gibt es einige Stablecoins, die mehr dezentralisiert sind als andere wie DAI, wo die zuvor genannten Probleme umgehen werden.
DAI ist nicht durch Fiat gesichert, sondern durch Smart Contracts, die durch besicherte Krypto-Schulden gedeckt sind.
Und wie ich bereits sagte, ist DAI auch auf der Blockchain verifizierbar, was sicherlich besser ist als ein Audit, dem man vertrauen muss.
ERC-20 Tokenstandard birgt signifikante Nachteile
Viele Stablecoins sind ERC-20 Token. Das ist top für Smart-Contract-Funktionalitäten und schnelle Endabrechnung von Zahlungen.
Aber es bedeutet, dass sie Ethereums Transaktionsgebühren ausgesetzt sind und diese gehen gerne mal durch die Decke.
Micropayments sind sicherlich keine Option. Aber einige Stablecoins wie USDC ermöglichen dem Nutzer, Solana und andere Utility-Protokolle zu verwenden, die niedrigere Gebühren haben.
Hoher Marktanteil von Stablecoins ein Risiko
Stablecoins sind zuletzt mehr oder weniger exponentiell gewachsen und werden von Tradern genutzt.
Stablecoins machen 20 Prozent der gesamten Assets under Management (AUM) von erstklassigen Geldmarktfonds aus.
Deshalb sieht die Federal Reserve (die US-Notenbank) ein Risiko, dass es der Finanzstabilität schaden würde, wenn die Leute plötzlich diese Stablecoins verlassen würden.
1/ HOLY COW–the Fed today, for the first time, explicitly called out tether–by name–as a risk to financial stability (namely, to short-term credit markets.) Here it is, in the Fed's own words & charts:https://t.co/XrsGre2A4j pic.twitter.com/jtOyhctEU8
— Caitlin Long 🔑 (@CaitlinLong_) June 25, 2021
Zeitgleich veröffentlichte Eric Rosengren ein kritisches Statement zu den Stablecoins
Ich mache mir Sorgen, dass der Stablecoin-Markt, der derzeit ziemlich unreguliert ist, während er wächst und ein wichtigerer Sektor unserer Wirtschaft wird, ein ernstes Problem verursachen kann, wenn die Leute sehr schnell diese Art von Instrumenten verlassen.
Die hässlichen Aspekte von Stablecoins
Und nachdem wir nun einen Blick auf die schlechten Aspekte von Kryptowährungen geworfen haben, wollen wir schlussendlich noch die wirklich hässlichen Eigenschaften beleuchten.
Tether vereint Intransparenz und hohes Marktvolumen
Tether wurde seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2014 noch nie geprüft und ist die drittgrößte Kryptowährung hinter Bitcoin und Ethereum mit dem mit Abstand höchsten täglichen Handelsvolumen.
Wenn sich herausstellt, dass Tether ein Betrug ist, weil keine ausreichenden Reserven vorliegen, und Tether implodiert, würden die Märkte in eine Bärenphase stürzen und viele Menschen würden auch das Vertrauen in Bitcoin verlieren, weil sie zu sehr verallgemeinern, dass alle Kryptos gleich sind.
Tether ist ein Betrug? Das muss bedeuten, dass Bitcoin ein Betrug ist! Das würde allerdings meiner Meinung nach nicht das Ende für Bitcoin bedeuten. Bitcoin würde hart abstürzen, defintiv, aber grundsätzlich ändert sich nichts.
Bitcoin selbst ändert sich dadurch nicht. Alle 10 Minuten wird ein neuer Block erzeugt, das Netzwerk bleibt dezentralisiert, nach wie vor hat niemand die Kontrolle über die Geldmenge.
Im Mai 2021 hat Tether sein Reserveportfolio offengelegt. Es gab jedoch keine unabhängige Überprüfung und es ist nicht klar, wer die Kreditnehmer der Kredite sind und auch die Ratings der Commercial Papers, um sie in Bargeld zu verwandeln, sind unklar.
Alles in allem hat Tether immer einen zwielichtig Eindruck gemacht. Sie sagen, sie haben nichts zu verbergen und doch verbergen sie so ziemlich alles für die längste Zeit.
Ich sage nicht, dass Tether ein Betrug ist. Dafür gibt es keinen Beweis. Allerdings gibt es auch keinen Beweis dafür, dass es kein Betrug ist. Wir werden also sehen, wie sich die Dinge in Zukunft entwickeln werden.
Fazit: CBDCs schaffen neue Marktdynamik
Weiterer Spieler in der Sphäre der digitalen stabilen Währungen, die bald eintreten werden, sind die digitale Zentralbankwährung oder kurz CBDCs.
Dies ist ein ganz neues Thema, das viele verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringt. Wenn ihr ein Video über die Chancen und Risiken eines digitalen Dollars oder digitalen Euros in einem Video aufgezeigt bekommen wollt dann lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Ich kann euch nicht sagen, welchen Stablecoin ihr verwenden solltet, da sie alle unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Tether hat mehr Liquidität, aber weniger Transparenz, um nur ein Beispiel zu nennen.
Ich benutze keinen, weil ich kein Trader bin und ich auch nicht das Bedürfnis habe, eine stabile digitale Währung zu akzeptieren oder zu senden.