Source Code des Internets wird als NFT verewigt
Der britische Informatiker Tim Berners-Lee, der den Original-Quellcode für das World Wide Web entwickelt hat, macht die Daten über das Luxus-Auktionshaus Sotheby’s zum Bestandteil eines Non-Fungible-Token NFT.
Laut einer Mitteilung von Sotheby’s beginnt das Auktionshaus das World Wide Web NFT ab dem 23. Juni zur Versteigerung anzubieten. Die Gebote für das NFT beginnen bei 1.000 US-Dollar und können bis zum 30. Juni 2021 abgegeben werden. „This Changed Everything“ ist der Name des Non-Fungible-Tokens, welcher unter anderem eine mit einem Zeitstempel versehene Dokumentation des Codes enthält.
Ursprung des Internets wird als NFT unsterblich
Mit der Erfindung des World Wide Web hatte Sir Tim Berners-Lee die Vision eines globalen Informationsaustauschsystems für die Welt. Er schrieb den Code für die ersten Spezifikationen des Webs, die wir heute noch verwenden.
Dazu gehören URIs, HTTP und HTML sowie der erste Web-Client, der vom Teilchenphysiklabor CERN auf Open-Source-Basis für die Welt freigegeben wurde. Berners-Lee war in den 1980er bis zur ersten Hälfte der 1990er Jahre bei CERN beschäftigt.
Berners-Lee verzichtete damals bewusst darauf, sich seine Erfindung patentieren zu lassen. Ihm lag mehr daran, den Quellcode öffentlich verfügbar zu machen, als die Aussicht auf potenziellen Reichtum. Rückblickend wäre er aktuell wahrscheinlich der reichste Mensch der Welt.
In den mehr als 30 Jahren seit seiner Erfindung hat das Web nicht nur die Technik, sondern unser aller Leben revolutioniert. In seiner historischen Bedeutung wird das Internet oft mit der Erfindung des modernen Buchdrucks von Johannes Gutenberg verglichen. Das World Wide Web hat unsere Gesellschaft und die Welt nachhaltig verändert, in der Art und Weise, wie wir kommunizieren, arbeiten, einkaufen, Informationen erhalten sowie preisgeben und vieles mehr.
Vor drei Jahrzehnten habe ich etwas geschaffen, das mit der anschließenden Hilfe einer riesigen Anzahl von Mitarbeitern auf der ganzen Welt zu einem mächtigen Werkzeug für die Menschheit geworden ist. Für mich war das Beste am Web der Geist der Zusammenarbeit. Ich treffe zwar keine Vorhersagen über die Zukunft, aber ich hoffe sehr, dass seine Nutzung, sein Wissen und sein Potenzial für uns alle offen und verfügbar bleiben. Damit wir weiterhin innovativ sein können, etwas zu schaffen und den nächsten technologischen Wandel einzuleiten, den wir uns noch gar nicht vorstellen können.
Auktionssieger erhält mehr als nur den Internet-Quellcode als NFT
Interessierte Bieter können bei der Auktion allerdings nicht nur den Quellcode des World Wide Web als Non-Fungible-Token ersteigern. Das NFT besteht aus insgesamt vier Elementen:
- den mit Zeitstempeln versehenen Originaldateien, die den von Sir Tim geschriebenen Quellcode enthalten,
- einer bewegten Visualisierung der fast 10.000 Codezeilen,
- einem von Berners-Lee geschriebenen Brief, in dem er über den Code und den Prozess seiner Erstellung reflektiert sowie
- einem digitalen „Poster“ des vollständigen Codes, den Sir Tim Berners-Lee aus den Originaldateien mit Python erstellt hat.
Die Codezeilen, auf die das NFT verweist, beinhalten Implementierungen der drei von Berners-Lee erfundenen Sprachen und Protokolle. Sie sind auch heute noch grundlegend für das World Wide Web:
- HTML (Hypertext Markup Language),
- HTTP (Hypertext Transfer Protocol) und
- URIs (Uniform Resource Identifiers).
Darüber hinaus sind originale HTML-Dokumente enthalten, die frühe Web-Benutzer in der Benutzung der Anwendung anleiteten.
Der 66-jährige britische Informatiker betont zudem, dass NFTs „die neueste spielerische Kreation in diesem Bereich und das geeignetste Mittel zum Besitz sind, das es gibt.“
Auktionshäuser versteigern immer mehr digitale Kunst
Sotheby’s erschloss den NFT-Markt erstmals im März 2021. In Kooperation mit dem Krypto-Kunstmarktplatz Nifty Gateway der Zwillingsbrüder Tyler und Cameron Winklevoss kündigte das Auktionshaus den Verkauf eines digitalen Kunstwerks des anonymen Künstlers Pak an.
Diesen Monat veranstaltet Sotheby’s die Natively Digital Auktion. Dabei handelt es sich um die erste Gruppenauktion speziell für Krypto-Kunst. Darunter befinden sich NFTs von Pak und die CryptoPunks Sammlung zur Versteigerung. Einer der CryptoPunks wurde in der ersten Woche bereits für 11,8 Millionen US-Dollar an den Meistbietenden übergeben.
Moments ago in our #London saleroom, an extremely rare “Alien” CryptoPunk #7523 from the collection of @sillytuna sold for $11.8M as part of our #NativelyDigital NFT auction – setting a new world auction record for a single CryptoPunk. pic.twitter.com/PDVUSttI3o
— Sotheby's (@Sothebys) June 10, 2021
Auch das Auktionshaus Christie’s sorgte in diesem Jahr bereits für Schlagzeilen bei der Versteigerung von digitaler Kunst. Im März 2021 verauktionierten sie das Kunstwerke “Everydays: the First 5000 Days” des bekannten Digital-Künstlers Beepl für unglaubliche 69 Millionen US-Dollar.
Fazit – 30 Jahre nach Erfindung des Internets wird der Quellcode zum NFT
Sir Tim Berners-Lee wahr sich anfangs der 1990er Jahre sicherlich nicht in vollem Umfang darüber bewusst, welchen Einfluss seine knapp 10.000 Codezeilen des Quellcodes für das World Wide Web auf die Welt haben werden.
Jetzt, über 30 Jahre später, wissen wir, dass seine Vision eines globalen Informationsaustauschsystems Realität geworden ist und das Leben auf unserem Planeten in nahezu allen Lebensbereichen nachhaltig verändert hat.
In der letzten Juniwoche 2021 kann nun jeder auf diesen Source Code, verknüpft mit einem NFT und weiteren Elementen, im Rahmen einer Versteigerung des Auktionshauses Sotheby’s bieten. Startgebot sind 1.000 US-Dollar. Ich bin gespannt, welchen Verkaufspreis der Ursprung des World Wide Web erzielt. Schließlich wären NFTs ohne Berners-Lee und seiner Programmierung heutzutage wahrscheinlich nicht möglich.